Job und Kind
Drei Väter und ihr Zeitmanagement

Nachwuchs und Job zeitlich unter einen Hut zu bekommen ist nicht immer einfach. Hier erzählen 3 Väter, wie sie beides gewuppt kriegen
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Foto: Marcus Vogel

Wir stellen Ihnen Männer vor, die aus unterschiedlichen Gründen nicht dauernd für ihren Nachwuchs da sein können. Diese 3 coolen Väter zeigen: Zeit ist relativ ...

Marcel Martens (36) muss als Polizeikommissar Schichtdienst und Familienleben miteinander vereinen. Der Vater hat ständig wechselnde Arbeitszeiten. Die einzige Konstante: unregelmäßig Zeit für Tochter Anni (2).

Marc Schäfer (38) ist Ingenieur für Elektrotechnik und zieht Sohn Eric (5) seit 4 Jahren ohne Mutter auf. Immer präsent: seine stressige 40-Stunden-Arbeitswoche.

Vater – und nun?

Dennis Diekmeier (25) ist der dienstälteste Fußballprofi des HSV und hat am Wochenende oft Auswärtsspiele. Problem: Wenn er kickt, kann er nicht mit Delani (4) und Dion (1) spielen..

Der Polizeioberkommissar ... und Schichtsarbeiter

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Marcus Vogel
"Nachtschichten müssen nicht nur negativ sein. Ich kann meine Tochter sehen, wenn andere Väter arbeiten."

Der Vater: Marcel Martens (36) aus Schwerte

Seine Herausforderung: Der Polizeikommissar hat ständig wechselnde Arbeitszeiten. Die einzige Konstante: unregelmäßig Zeit für Tochter Anni (2).

Man könnte es ADHS nennen“, sagt Marcel, denkt dabei aber nicht an seine Tochter Anni, sondern an sich selbst. Der 36-Jährige steht immer unter Strom. Klar, schließlich muss er viele Dinge koordinieren: seinen 41-Stunden-Job in der Polizeileitstelle in Dortmund mit wechselnden Schichten, seine 3-köpfige und 2-schnauzige Familie sowie sein zeitintensives Hobby namens Triathlon. Zeitnot ist dabei nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Seinem Organisationstalent ist zu verdanken, dass dabei möglichst viel Zeit für seine Tochter bleibt. Während er im Früh-, Spät-, Nacht- oder Lapperdienst — dabei überschneiden sich zwei Schichten — ranmuss, arbeitet seine Frau Jana 3 Wochen Vollzeit am Stück als Laborassistentin und hat dann eine Woche frei. „Damit nichts durcheinandergerät, haben wir einen Kalender, um alle Termine einzutragen und besser koordinieren zu können. Den sollte jede Familie irgendwo hängen haben“, rät er.

Da die 2-jährige Anni noch nicht in den Kindergarten geht, versucht Marcel in den Arbeitswochen seiner Frau, wenn sie von 6 bis 15 Uhr aus dem Haus ist, so selten wie möglich die Frühschicht zu erwischen. „Ich habe das Glück, dass ich mir die Schichten mit meinen rund 50 Kollegen aufteilen kann“, erzählt er. Stattdessen nimmt er dann den Spät-, Nacht- oder Lapperdienst und hat so morgens Zeit für Anni, die beiden Hunde — und sein Training. „Bevor es Anni gab, habe ich 30 bis 40 Trainingseinheiten pro Monat absolviert, da verlief immer alles nach Plan. Heute kommt Anni an erster Stelle. Da fällt eher mal mein Sport hintenüber, als dass ich nicht mit Anni zu ihrer Spiel- oder Schwimmgruppe kann.“

Schichtarbeit sehen viele als Nachteil an, Marcel ist sich jedoch auch des Vorteils bewusst: „Ich erlebe meine Tochter, wenn sie wach ist.“ Viele Väter kommen abends nach Hause und drücken dem Nachwuchs nur noch einen Gutenachtkuss auf die Stirn. Marcel unternimmt hingegen so viel wie möglich mit seiner Tochter: So setzt er sie gern in den Babyjogger, schnappt sich die Hunde und rennt los. „Meine Stärke ist es, dass ich jede Minute, die noch nicht verplant ist, flexibel nutze und Anni fast immer dabei ist.“

Nicht nur beim Sport ist Marcel kreativ, sondern auch beim Schlaf: „Ich komme auf 4 bis 4,5 Stunden am Stück. Das reicht, da ich eine gute Schlafqualität habe. Wenn Anni ihren Mittagsschlaf hält, mache ich auch oft die Augen zu.“ Ebenfalls ein Geschenk, das dank Schichtdienst möglich ist. Marcel sieht darin noch ­einen Vorteil: „Wir können auch mal an einem Montag in den Zoo, wenn andere arbeiten, und haben die Tiere für uns allein.“

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05 / 2023

Erscheinungsdatum 12.04.2023