Working Dads
Interview mit Teilzeitvater Heiko

Heiko Engelmann (40) kommt aus Stuttgart. Er ist verheiratet, Vater von Marc-Leon und Jan-Lukas, beide (7) und arbeitet bei der Daimler AG als Teamleiter in der Personalentwicklung. Sein Teilzeitmodell: 30 Stunden verteilt auf 5 Tage, an zwei Tagen arbeitet er nur vormittags
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Foto: privat

 

Welche Gründe sprachen für Sie dafür, sich für Teilzeit zu entscheiden?

Im Jahr 2008 bin ich Vater von Zwillingen geworden und es war wichtig, dass ich mich auch einbringe und mithelfe. Zwillinge machen doppelt viel Freude aber fordern auch doppelt viel Einsatz. Zunächst habe ich die zwei “Vätermonate“ genommen und bin dann direkt in Teilzeit, zurück zur Arbeit gekommen. Anfangs mit einem freien Tag in der Woche und momentan mit zwei Nachmittagen, die ich mit den Kindern verbringe. 

Inwiefern profitiert Ihr Kind davon, dass Sie in Teilzeit arbeiten?

Für meine Söhne ist es spannend, abwechselnd mit Papa und Mama zu spielen, denn jeder macht das anders. Meine Frau bastelt zum Beispiel eher mit den Kindern, ich gehe viel mit ihnen an die frische Luft. Ich denke, dass ich ein besonders enges Verhältnis zu meinen Jungs habe, viele andere Väter haben ja nicht die Möglichkeit, so viel Zeit mit dem Nachwuchs zu verbringen. Meine Kids nehmen mich als Bezugsperson wahr, genauso wie meine Frau. Sie lassen sich von uns beiden trösten, ins Bett bringen oder vorlesen und machen da keinen Unterschied. Davon profitieren nicht nur die Kinder, sondern auch ich als Vater.

Gab es Schwierigkeiten bei der Umsetzung?

Ich hatte inzwischen unterschiedliche Aufgaben als Teamleiter und drei verschiedene Chefs. Alle Vorgesetzten haben mich dabei unterstützt, das Modell Teilzeit umzusetzen. Daimler hat dabei natürlich auch eine gewisse Erfahrung, es gibt ja mehr als 300 flexible Arbeitsmodelle bei uns. Außerdem bin ich nicht alleine, etwa ein Viertel der Frauen auf Teamleiter-Ebene arbeiten in Teilzeit. Unter den Männern bin ich allerdings Pionier und hoffe, dass bald noch mehr nachziehen. Immerhin betrug der Männeranteil bei den Elternzeitlern letztes Jahr schon mehr als 70 Prozent, hier stimmt die Richtung also schon.

Merken Sie einen Unterschied im Alltag?

Seit ich Kinder habe, habe ich nicht mehr in Vollzeit gearbeitet. Insofern bezieht sich das Vorher-Nachher-Erleben auf die Situation, bevor wir unsere Zwillinge bekommen haben. Damals war die Life-Balance anders, ich hatte noch mehr Zeit für mich. Das ist mit Kindern natürlich etwas anders. Aber ich genieße die Zeit mit meinen Jungs voll und ganz und bin gleichzeitig dankbar, dass ich meine Karriere durch das Teilzeitmodell trotzdem nicht hinten anstellen muss.  
Wie hat Ihr Umfeld reagiert? (Arbeitgeber, Kollegen, Freunde)

Kollegen und Freunde waren anfangs zum Teil verwundert, weil eine Karriere in Teilzeit unter Männern  noch nicht so verbreitet ist. Inzwischen sind schon einige Kollegen nachgezogen und können gut verstehen, warum ich mich für das Modell entschieden habe. Trotzdem sehe ich mich noch immer als Vorreiter und möchte signalisieren: Traut Euch diesen Weg zu, er verbindet viele Vorteile miteinander.

Hatten Sie Bedenken bezüglich der eigenen Karriere?

Nein, sowas wie Angst vor dem Karriereknick hatte ich nicht. Im Gegenteil, man lernt mit Kindern, sich noch besser zu priorisieren und zu organisieren. Das wird vom Unternehmen anerkannt. 

Zusatztipp von Heiko Engelmann: Wichtig ist, klar zu kommunizieren, wann man erreichbar ist und wann nicht. Das ist ein Erfolgsfaktor, weil damit sowohl der Job, als auch die Familie in den besprochenen Zeitfenstern wirklich die volle Aufmerksamkeit bekommen.

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05 / 2023

Erscheinungsdatum 12.04.2023