Erste Hilfe bei Scheidung
Was Väter tun müssen, wenn eine Trennung ansteht

Wenn "Mama und Papa sich nicht mehr lieb haben" ist das nicht nur für dich als Vater eine schwierige Situation, sondern natürlich auch für den gemeinsamen Nachwuchs. Welches die nächsten Schritte sind, wenn deine Beziehung in die Brüche gegangen ist
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In diesem Artikel:
  • Welche Beratungsstellen und Hilfsangebote gibt es für Väter, die sich frisch getrennt haben?
  • Wann und wie bringe ich meinem Kind bei, dass meine Partnerin und ich uns trennen?
  • Wie ist der Ablauf bei einer Scheidung?
  • Welche finanziellen Kosten kommen durch die Scheidung auf mich zu?
  • Wie vermeide ich eine Schlammschlacht?
  • Muss man nach der Scheidung wieder arbeiten, wenn man während der Ehe sich um die Kinder gekümmert hat?
  • Ab wann darf das Kind entscheiden, bei wem es lebt?
  • Wie kann ich meinem Kind dabei helfen, die Trennung zu verarbeiten?
  • Wie gelingt die Kommunikation mit meiner Ex-Partnerin nach der Trennung?
  • Fazit: Ein Ende ist immer auch ein Anfang

Aus! Schluss! Vorbei! Ganz egal, ob deine Partnerin sich getrennt hat oder du es beendet hast – eure Beziehung ist Vergangenheit. Eure gemeinsamen Kinder dagegen sind die Zukunft und deshalb lohnt es sich, jetzt besonnen zu handeln. Wir beantworten die wichtigen Fragen, wenn die Partnerschaft gerade in die Brüche gegangen ist.

Welche Beratungsstellen und Hilfsangebote gibt es für Väter, die sich frisch getrennt haben?

"Es ist gut, die Themen nach der Trennung mit anderen zu besprechen, nicht alles mit sich selbst ausmachen zu wollen und sich im Zweifel auch Unterstützung zu holen", sagt der Familienberater und Väter-Coach Carsten Vonnoh aus Weimar. "In jeder Region gibt es Beratungsstellen und Familienzentren, die Ansprechpartner sein können. Man sollte sich nicht scheuen, hier einen ersten Termin zu vereinbaren, um zu schauen, ob es passt", rät der Väter-Coach. Unter dem Männerberatungsnetz des Bundesforum Männer finden sich regional auch noch weitere Anbieter. Des Weiteren kann es sinnvoll sein, explizit einen Coach oder Therapeuten, auch mit Selbstzahlung, zu suchen, um zeitnah Unterstützung zu finden und nicht wochenlang auf einen Termin warten zu müssen. Übrigens: Auch für Paare, die ihre Trennung gemeinsam gut gestalten wollen, gibt es Mediation und Trennungsberatung. Weitere bekannte Beratungsstellen sind Profamilia oder Caritas. Nicht zu vergessen, solltest du dich auch juristisch beraten lassen.

Hier möchten wir dir noch zwei sehr gute Ratgeber an die Hand geben, die dir in den nächsten Wochen vielleicht helfen können: Vater bleiben – auch nach der Trennung und Als Paar getrennt – Als Eltern zusammen – Wie eine gemeinsame Erziehung nach der Trennung gelingt.

Wann und wie bringe ich meinem Kind bei, dass meine Partnerin und ich uns trennen?

Redet am besten zu zweit mit euren Kindern. Die wichtigste Konstante im Leben deiner Kinder ist zerbrochen, dass wirft sie in einen Pool aus kräftigen Emotionen. Wut, Trauer, Verwirrung. Vermittelt euren Kindern, dass egal was auch passiert, sie ein erster Stelle bleiben. "Kinder spüren unsere Anspannung, Unsicherheit und Wut oft viel stärker, als wir das denken", sagt Vonnoh. "Es ist also Unsinn, den Kindern etwas vorzuspielen. Das lässt sie möglicherweise auf Dauer an ihrer eigenen Wahrnehmung zweifeln. Versucht, die Dinge besprechbar zu machen, ohne eure Kinder zu überlasten. Auch wenn es vorerst noch ungeklärt ist, wie es weitergeht." Sätze wie "Es ist ganz schön komisch zwischen Mama und Papa gerade, oder?" helfen dabei, dass eure Kinder ihre Wahrnehmungen artikulieren und überprüfen können. Vonnoh: "Die gespürte Unsicherheit kann dann ernst genommen werden und wir können ihnen versichern, dass wir beide die Verantwortung dafür übernehmen, eine gute Lösung für alle zu finden. Wenn es dann zu einem klaren Schritt kommen soll, wäre es optimal, wenn beide Eltern gemeinsam mit den Kindern sprechen; zeigen, dass sie als Eltern verantwortlich dableiben werden. Das am besten so früh wie möglich."

Wie ist der Ablauf bei einer Scheidung?

Wenn es wirklich kein Zurück mehr gibt und es zur Trennung kommt, dauert es noch ein bisschen bis zur Scheidung. "Erst nachdem ein Paar ein Jahr getrennt voneinander gelebt hat, ist eine Scheidung möglich", erklärt Franziska Hasselbach von der Kanzlei Hasselbach aus Köln, die schon zahlreiche Sorgerechtsverfahren begleitet hat. Ganz wichtig: Es muss eine Trennung von "Tisch und Bett" sein. Das heißt, es muss getrennt gewirtschaftet werden, zudem darf es zwischen dem Paar keine sexuelle Beziehung mehr geben. Außerdem sollten keine gemeinsamen Freizeitaktivitäten mehr zusammen verbracht werden. Hasselbach: "Bis das Trennungsjahr rum ist und die Scheidung eingereicht wird, müssen schon einige Themen geklärt werden. Wer von welchem Geld monatlich lebt, wo die Kinder leben, was für ein Umgangsmodell man verwenden möchte. All diese Fragen, die direkt nach der Trennung geklärt werden müssen, die haben sich, bis zur tatsächlichen Scheidung, in vielen Fällen schon geregelt." Nachdem einer der beiden einen Antrag zur Scheidung gestellt hat und es zwischen den beiden friedlich abläuft, ist eine Scheidung schnell erledigt.

Welche finanziellen Kosten kommen durch die Scheidung auf mich zu?

Hasselbach: "Das ist extrem variabel. Es hängt vom Vermögen und Einkommen der Eheleute ab und an dem, was zu regeln ist. Wenn man sich über viele Dinge streitet, kann da schnell eine Summe von mehr als 10.000 Euro entstehen. Eine normale Scheidung, die halbwegs friedlich abläuft, kostet um die 2.500 bis 4.500 Euro." Faustregel: Je mehr vor dem Scheidungsantrag geklärt wurde, desto günstiger wird es am Ende.

Wie vermeide ich eine Schlammschlacht?

Denkt bei der ganzen Sache an eure Kinder. Versucht keinen Rosenkrieg zu entfachen, auch wenn ihr wütend oder verletzt seid. Bis es zur Scheidung kommt, sind die meisten Themen schon geklärt. Unterhalt, Umgang, Unterkunft der Kinder. Wenn ihr vor der offiziellen Scheidung all das abgewickelt habt, besteht kein Grund, jetzt ein Fass aufzumachen. "Daher rate ich meinen Mandanten eher mal ein Auge zuzudrücken, das zahlt sich dann später wieder aus. Es kann oft zu sehr kostspieligen Scheidungen kommen, da denke ich mir, hättet ihr das Geld lieber in den Kindesunterhalt gesteckt, dann wären am Ende alle zufrieden", sagt die Fachanwältin für Familienrecht.

Muss man nach der Scheidung wieder arbeiten, wenn man während der Ehe sich um die Kinder gekümmert hat?

"Die Unterhaltspflicht beinhaltet nicht nur den täglichen Lebensbedarf, sondern auch die Altersvorsorge. Deshalb muss der Elternteil, der für die Care-Arbeit zuständig war, dafür sorgen, Unterhalt zu bekommen. Sprich laufendes Geld aus dem Gehalt des Partners. Die Rechtsprechung sagt außerdem, dass die Person, die nicht berufstätig war während der Ehe, noch ein Jahr so weiterleben darf. Darüber hinaus wird dann erwartet, dass er/sie sich eine Anstellung sucht", erklärt die Expertin. Der Kindesunterhalt berechnet sich übrigens nach Alter der Kinder und dem Einkommen des Unterhaltspflichtigen.

Ab wann darf das Kind entscheiden, bei wem es lebt?

In erster Linie geht es darum, was das Beste für das Kind ist. "Inzwischen werden aber die Meinungen der Kinder berücksichtigt. Wenn das Kind tatsächlich sich wegen des bisherigen Umgangs vehement beschwert, dann wird das geändert", sagt die Rechtsanwältin.

Wie kann ich meinem Kind dabei helfen, die Trennung zu verarbeiten?

Viele Scheidungkinder geben sich die Schuld an der Trennung. Vermittele deinem Kind deshalb unbedingt, dass es keine Schuld trägt. Vonnoh: "Es ist wichtig, dass eure Kinder vertrauensvoll mit ihren Sorgen zu euch kommen können, ernst genommen werden in ihrer Angst, Traurigkeit und Unsicherheit und nicht so getan wird, als wäre nichts. Nutzt Gelegenheiten, um ihnen einzeln und entspannt die Möglichkeit dazuzugeben. Besondere Achtsamkeit und Nähe, vielleicht auch ein neues Ritual in der Zeit nach der Trennung, schaffen Sicherheit und neues Vertrauen." Ganz wichtig: Rede nicht schlecht über deine Ex-Partnerin. "Für die Kinder ist es schwer zu ertragen, wenn wir den anderen Elternteil abwerten. Der Frust und die Enttäuschung, die wir vielleicht haben, sollten nicht dazu führen, dass wir unfair gegenüber dem Anderen werden, auch wenn das schwerfällt", sagt der Väter-Coach. "Doch am meisten können wir unseren Kindern in dieser Situation helfen, wenn wir uns um uns selbst kümmern, selbst die Trennung für uns verarbeiten."

Wie gelingt die Kommunikation mit meiner Ex-Partnerin nach der Trennung?

Du bist wütend, verletzt, enttäuscht. Das ist vollkommen verständlich, aber versuche deine Emotionen zu kontrollieren. Euer Kind geht vor, also lasst die schmutzige Wäsche im Korb. "Es ist wichtig, immer wieder den Fokus aufs Wesentliche zu setzen", sagt Experte Vonnoh. Frage dich: Geht es unseren Kindern in dieser großen Veränderung gut? Und: Wie kann ich selbst für mich gut sorgen? Das heißt auch: Verantwortung zu übernehmen am Anteil der Trennung, die eigene Wut und Trauer ernst nehmen und nicht die Ex dafür verantwortlich zu machen. Vonnoh: "Auch ein Perspektivwechsel in die Lage des anderen kann da helfen, eine gemeinsame neue Basis für euch als Eltern zu finden." Frage dich, was aus deiner Sicht deiner Ex gerade hilfreich wäre, um die Situation zu entspannen? Und frage dich, was du brauchst, um entspannter kommunizieren zu können. "Versucht, auf Sprache und Haltung des anderen zu achten, Vorwürfe und zusätzlichen Druck zu vermeiden", rät der Väter-Coach und Autor des Buches "Up to Dad". "Eine Trennung in Kampf hat immer einen hohen Preis. Jeder hat hier die Möglichkeit, dazu beizutragen, dass die Kommunikation nach und nach besser, ehrlicher, vielleicht sogar liebevoller wird." Außerdem helfen klare Absprachen, vermeide deshalb Ausdrücke wie "regelmäßig" oder "bald" – wenn man sich an Kalenderwochen orientiert, ist das eindeutiger.

"Nutzt die Zeit ohne eure Kinder, um für euch selbst zu sorgen, guten Ausgleich zu finden, um dann möglichst entspannt und achtsam bei euren Kindern zu sein. Ihr seid es, die die Atmosphäre zu Hause gestaltet und die verantwortlich sind für das Beziehungsklima in der neuen Situation. Versucht auch bei euch selbst, so viel wie möglich Druck herauszunehmen, Erwartungen zu überprüfen und nach einem Weg zu suchen, der bestmöglich für alle ist" so Vonnoh.

Fazit: Ein Ende ist immer auch ein Anfang

Ja, ja, das ist ein alter, blöder Spruch, gerade in der jetzigen Situation. Aber in manchen Fällen kann er auch hilfreich sein. Das Beste, was du jetzt tun kannst: reden. Über deine Gefühle und über die Gefühle der anderen Beteiligten. Das ist in zweierlei Hinsicht wichtig: Zum einen musst du für dich mit der Trennung umgehen lernen, zum anderen musst du die neue Situation für dein Kind oder deine Kinder so angenehm wie möglich gestalten und sie unterstützen. Dazu gehört auch das Verhältnis zu deinem Partner oder deiner Partnerin. Denn wenn ihr im heftigen Streit auseinandergeht und diesen nie beilegt, wirkt sich das auch auf euren Nachwuchs aus. Denn er oder sie wird in den kommenden Jahren dann immer wieder zwischen den Stühlen sitzen und bei einem schlechten Verhältnis als Bote zwischen euch beiden fungieren müssen. Eine gute Kommunikationsbasis zwischen beiden Elternteilen ist für das Kind deshalb essenziell und erleichtert so einiges. Versuch es wenigstens!

Die aktuelle Ausgabe
05 / 2023

Erscheinungsdatum 12.04.2023