Vereinbarkeit auf Management-Ebene
So bist du Vater, Führungskraft und Vorbild in einer Person

Wer als Mann früher Karriere und Kinder wollte, musste oft letzteres vernachlässigen. Wir erklären, wie man beides nicht aus den Augen verliert. Plus: wie Vorgesetzte den Wunsch ihrer Mitarbeiter nach Vereinbarkeit unterstützen können
Aktive Vaterschaft und Karriere müssen keine Gegenpole sein
© Shutterstock.com / wavebreakmedia

Doppelt stählt besser: Roman Gaida ist Topmanager in einem Weltkonzern als er erfährt, dass seine Frau Zwillinge erwartet. Daraufhin entscheidet er sich, beides sein zu wollen: weiterhin eine erfolgreiche Führungskraft und ein aktiver Vater. Wie ihm das in den letzten Jahren gelungen ist, hat er in seinem Buch "Working Dad" beschrieben - es ist gleichzeitig ein Plädoyer für die Vereinbarkeit von aktiver Vaterrolle und Karriere geworden. Das Buch kannst du hier versandkostenfrei über Thalia bestellen. Men's Health Dad hat er im Interview verraten, was es dabei alles zu beachten gibt – als Vater und als Vorgesetzter.

Was ist eigentlich ein Working Dad?

"Am Ende natürlich ein toller Titel für ein Buch, der ja genau diese Frage bzw. diese Gedanken anregen soll. Ein Vater, der beides will, eine aktive Vaterrolle übernehmen in einer Beziehung auf Augenhöhe und beruflich erfolgreich. Letzteres ist natürlich sehr individuell."

Was ist in diesem Zusammenhang deine Definition von Karriere?

"Diese ist natürlich für jeden Menschen völlig verschieden. Seit ich Vater bin, habe ich diese Definition natürlich hinterfragt und für mich und meine Familie einen Weg gefunden. Für mich bedeutet Karriere zuerst einmal, einen Job zu haben, der mir wirklich Spaß macht und in dem ich im besten Fall auch gut bin. Das setzte aber auch voraus, dass zuerst einmal für mich selbst herauszufinden. Für mich ist Selbstwirksamkeit wichtig, also Dinge gemeinsam mit meinem Team bewirken zu können, gepaart damit eine aktive Vaterschaft leben zu können. Im Buch gehe ich natürlich noch tiefer darauf ein."

Sind Karriere und Erfolg für dich das Gleiche?

"Es handelt sich um sehr verallgemeinerte Begriffe, die man nicht nur als Vater hinterfragen sollte. Die eigene Definition von Erfolg steht immer am Anfang. Wenn ich mir darüber im Klaren bin, was ich erreichen möchte, fühlt sich der Weg dorthin nach einer Karriere an. Wobei das genauso gut die Vereinbarkeit von beidem als auch die Position eines CEO in einem DAX-Unternehmen sein kann."

Wie bekommst du persönlich Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter einen Hut?

"Kommunikation ist hier alles. Sowohl im Unternehmen als auch zu Hause. Meistens stimmen meine Frau und ich uns ab, welche Termine in der Woche anstehen bzw. welche Termine in den kommenden Wochen wichtig und schlecht zu verschieben sind. Das bedeutet am Ende "first come, first serve". Hat meine Frau Laura zum Beispiel einen wichtigen Termin und hatte diesen als Erstes im Kalender, sage ich auch eine Geschäftsreise oder einen -termin ab. Über die Woche, den Monat, das Jahr versuchen wir die Care- und Hausarbeit so hinzubekommen, dass wir immer beide mit der Aufteilung glücklich sind und jeder beruflich nicht zu kurz kommt. Das gilt natürlich auch für unsere Kinder. Mittlerweile haben wir auch das Privileg, etwas Hausarbeit und auch das Bügeln outsourcen zu können. Das hilft natürlich. Genauso wie mit allen Dingen im Leben klappt das auch bei uns mal besser und mal nicht so gut."

Buchautor und Podcaster Roman Gaida ("Working Dad")
PR (Andi Werner)
Buchautor Roman Gaida ("Working Dad")

Wie unterstützt du als Vorgesetzter die Bemühungen deiner männlichen Kollegen um mehr Vereinbarkeit?

"Ich gehe mit dem Thema sehr proaktiv um. Beim Thema Elternzeit versuche ich Väter zu ermutigen, die Zeit zu nutzen und baue die zwei, sechs oder zwölf Monate direkt in den Entwicklungsplan mit ein, sodass keine Sorge um das berufliche Vorankommen aufkommt. Des Weiteren lebe ich vor, dass Überstunden und Wochenendarbeit kein Zeichen von Ehrgeiz sind. Das bedeutet für mich auch: Beförderungen sind nicht daran gebunden, sich für das Unternehmen aufzuopfern, da dadurch fast schon klar ist, dass sich diese Erwartungshaltung sonst im Unternehmen weiter fortpflanzt."

Muss man als Führungskraft selbst Vater sein, um das Streben nach Vereinbarkeit im Unternehmen vorantreiben zu können?

"Nein, das glaube ich nicht. In meinem Buchkapitel, das sich mit diesem Thema beschäftigt, habe ich das Zitat: “Things that aren't your fault can still be your responsibility” des britischen Fantasy-Schriftstellers Terry Pratchett verwendet. Themen wie Rassismus, Homophobie und Antisemitismus können wir genauso wenig ignorieren wie Vereinbarkeit, auch wenn wir nicht davon betroffen sein sollten. Terry Pratchett hatte es mit diesem einleitenden Satz treffend beschrieben: Auch wenn es nicht unsere Schuld ist, kann es dennoch in unserer Verantwortung liegen!"

Und wie lebst du als Führungskraft Vereinbarkeit im Unternehmen vor?

"Ich versuche offen zu kommunizieren, wenn ich meine Kinder abhole oder ich eine Geschäftsreise nicht antreten kann, wenn meine Frau Laura Termine hat. Dadurch ermögliche ich anderen Vätern, es mir gleichzutun."

Haben Mitarbeiter, die Vereinbarkeit leben, eigentlich auch Vorteile für das Unternehmen?

"Wer schon einmal versucht hat, einem 4-Jährigen ein Stück Brokkoli schmackhaft zu machen, der weiß, welches Vertriebstalent dazu nötig ist. Darüber hinaus gibt es neben dem positiven Einfluss auf die Firmenkultur und der höheren Loyalität sowie Identifikation mit dem Unternehmen eine Vielzahl von weiteren positiven Auswirkungen."

Podcast-Tipp: Unser Gesprächspartner Roman Gaida war auch schon mal Gast bei den "Echten Papas", hier geht's zum Interview:

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Viele behaupten, dass sich aktive Vaterschaft und Karriere ausschließen: Inwieweit können Kinder die Karriere beflügeln?

"Diejenigen, die das behaupten, werden dies auch weiterhin tun. Am Ende ist es meiner Meinung nach eine selbsterfüllende Prophezeiung."

Elternzeit wird oft als Karrierekiller angesehen – ist das wirklich so?

"In Unternehmen mit einer ohnehin toxischen Unternehmenskultur wird dies sicherlich so sein. Zum Glück leben wir zunehmend in einem Arbeitnehmermarkt. Und wie wir ja wissen, regelt sich der Markt meist selbst. Inzwischen gibt es sogar Unternehmen, die Elternzeit als Karrierebaustein anerkennen."

Roman Gaida hat übrigens nicht nur ein Buch über Vereinbarkeit geschrieben: Das Thema beschäftigt ihn so stark, dass er auch einen Podcast herausgibt – zusammen mit seinen beiden Co-Hosts Marius Kursawe und Benjamin Achenbach. Der Name des Podcasts ist – na klar – "Working Dad". Du kannst ihn dir hier anhören.