- Warum muss Streit unter Geschwistern überhaupt sein?
- Welche Folgen hat Geschwisterstreit?
- Wann und wie sollten Eltern bei Zoff unter Geschwistern eingreifen?
- Was kann ich als Vater tun, wenn meine Kinder ständig aneinandergeraten?
- Fazit: Geschwisterstreit hat auch etwas Gutes
Es könnte alles so einfach sein. Das Familienglück wurde mit dem zweiten, dritten oder vierten Kind besiegelt und nun kann dem harmonischen Zusammenleben nichts mehr im Weg stehen? Denkste! Denn du hast die Rechnung offensichtlich ohne deine Kinder gemacht, die sich immer wieder zanken. Wie du dich dann am schlausten verhältst, verraten Alu Kitzerow und Konstantin Manthey vom Elternblog www.grossekoepfe.de, die gemeinsam mit Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge den Ratgeber "Geschwister. Eine ganz besondere Liebe" geschrieben haben.
Warum muss Streit unter Geschwistern überhaupt sein?
Eines vorweg: Streit unter Geschwistern ist völlig normal. Meistens sind es die Eltern, die Streit pauschal als etwas Schlimmes betrachten. Doch Alu Kitzerow rät zum Umdenken: "Wenn es die typischen Auseinandersetzungen sind, lernen Kinder dadurch Konfliktbewältigung. Sie werden stressresistenter. Ebenso kann nach einem Streit auch eine Versöhnung folgen, dies fördert den Teamgeist und die Fähigkeit den anderen mit seinen Bedürfnissen wahrzunehmen. So zeigen sich Geschwister im Streit auch genau, was sie wollen und wofür sie einstehen.“ Konstantin Manthey ergänzt: "Denken wir das Ganze einmal umgekehrt, wir haben unsere Kinder gut erzogen. Das heißt, sie wissen auch, wann Schluss ist. Darüber hinaus haben sie ein gemeinsames Problem. Dies sollten sie zuerst unter sich klären dürfen – mit ihren Mitteln. Das kann auch einmal leicht körperlich werden." Daher plädieren beide Experten dafür, dass sich die Eltern nicht sofort in einen Streit einmischen.
Welche Folgen hat Geschwisterstreit?
Die Autoren betonen: "Streiten will gelernt sein. Wer in Konflikten agiert, lernt sehr viel fürs Leben.“ Damit sind Streitigkeiten gemeint, die im normalen Rahmen bleiben, das heißt nicht zu aggressiv und nicht zu körperlich sind. Weiter führen sie aus: Geschwister sind die erste Peer-Group im Leben, zwar nicht selbst gewählt, aber ständig um uns. Wir müssen uns also schon früh auseinandersetzen mit anderen Charakteren und Ansichten. Etwas, das wir immer wieder im späteren Leben kennenlernen."
Podcast-Tipp: Die beiden Experten Alu Kitzerow und Konstantin Manthey waren auch schon Gast bei den "Echten Papas", hier findest du das Gespräch:
Wann und wie sollten Eltern bei Zoff unter Geschwistern eingreifen?
Die Kinder sollten die Möglichkeit haben, selbst zu schlichten. Kitzerow betont: "Konflikte können und sollten ruhig ausgetragen werden. Im familiären Rahmen kann man seine eigene Konfliktfähigkeit üben.“ Aber natürlich gibt es auch Grenzen und ungesunde Konflikte. "Wenn Eltern merken, dass ein Geschwisterkind geplant und systematisch das andere angeht, ist ein Gespräch fällig“, sagt Kitzerow. Dennoch gilt während des Streits: Nicht sofort eingreifen, denn Schlichtung sollte an der Sache orientiert sein und nicht auf Rollenverständnis aufbauen. Beispielsweise ist es wenig sinnvoll, der großen Tochter zu sagen, sie müsse nachgeben, weil sie die vernünftigere sei. Kitzerow rät vielmehr dazu, möglichst neutral zu handeln und vor allem beiden Parteien zuzuhören.
Was kann ich als Vater tun, wenn meine Kinder ständig aneinandergeraten?
"Permanenter Geschwisterstreit ist vermutlich ein Zeichen für Unstimmigkeiten in anderen Lebensbereichen“, erklärt Buchautorin Kitzerow. Daher schlägt sie vor, "die Kinder voneinander zu entlasten". Sprich: Die Eltern sollten (beziehungsweise ein Elternteil sollte) auch einmal nur mit einem Kind etwas unternehmen, am besten außerhalb der eigenen vier Wände. Meist geht es nämlich um mangende Aufmerksamkeit von Seiten der Eltern, wenn Kinder sich regelmäßig mit ihren Geschwistern zoffen.
Fazit: Geschwisterstreit hat auch etwas Gutes
Viel zu oft nehmen Eltern an, dass Streit unter Geschwistern per se schlecht sei und fragen sich, ab wann Geschwisterstreit bedenklich ist. Die Experten geben Entwarnung. Klar, sofern körperliche oder seelische Schäden entstehen, ist Handlungsbedarf geboten. Doch häufig erlernen die Kids eher soziale Fertigkeiten im Streit. Prinzipiell gilt: Eltern sollten sich nicht zu früh in den Streit einmischen. Wenn doch interveniert werden muss, sollte aber auf beide Konfliktparteien eingegangen und die Sichtweise jedes einzelnen Kindes in Betracht gezogen werden.