Familientisch
Nie wieder Stress mit Kindern am Esstisch – so klappt's

Ob Kleckern, Kippeln oder Ketchup-Sucht: Wir verraten dir, mit welchen Tipps und Tools du nervige Situationen am Familientisch entspannen kannst
Nie wieder Stress mit Kindern am Esstisch – so klappt's
© Drazen Zigic / Shutterstock.com
In diesem Artikel:
  • 1. Mein Kind ist so mäkelig beim Essen
  • 2. Mein Kind will ständig vom Esstisch aufstehen
  • 3. Alles geht nur mit viel Ketchup
  • 4. Es wird mit dem Essen gespielt
  • 5. Mein Kind will kein Gemüse essen
  • 6. Dauernd gibt es Stress zwischen den Geschwistern
  • 7. Es wird mit dem Stuhl gekippelt
  • 8. Ich gehe schnell an die Decke bei Kleinigkeiten
  • Gemeinsam entspannt essen statt sich stressen

Das Abendessen stellt für die meisten Familien die einzige Möglichkeit dar, um wenigstens einmal am Tag gemeinsam am Tisch zu sitzen und sich auszutauschen. Klingt toll, doch der Familientisch hält so einiges an Konfliktpotential bereit, denn es müssen die unterschiedlichsten Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder vereint werden.

Gerade für kleinere Kinder ist allein das Stillsitzen am Tisch eine Herausforderung. Hinzu kommt vielleicht noch die unausgereifte Feinmotorik und der Frust darüber, dass das Essen mit Messer und Gabel noch nicht so gut klappt. Die Geschwister zanken oder mäkeln an der Mahlzeit herum, picken das Gemüse heraus oder essen keine Bissen, der nicht vorab in Ketchup ertränkt wurde.

Stress Down X Energy Up

Uff, klingt alles andere als entspannt, oder? Vorstellung und Realität des täglichen Familienessens driften oft weit auseinander. Und was als gemütliches Beisammensein gedacht war, endet nicht selten mit gestressten Eltern und genervten Kids, die sich über den Tellerrand hinweg anschweigen statt auszutauschen.

Damit die Familienabende am Esstisch nicht ständig eskalieren, haben wir für euch die häufigsten Streitpunkte zusammengetragen und Tipps, um die Situationen zu entschärfen.

1. Mein Kind ist so mäkelig beim Essen

Ständiges Nörgeln nervt, klar. Aber: "Es ist erst mal ganz normal und gesund, dass das Kind nicht alles isst, was auf den Tisch kommt", sagt der Berliner Familientherapeut Peter Thiel. Verweigern ist ein absolut natürlicher Teil der Persönlichkeitsentwicklung.

Und keine Angst: Nur weil dein Kind nur Nudeln mit Butter isst und Gemüse in 9 von 10 Fällen verweigert, erleidet es nicht innerhalb weniger Wochen einen Nährstoffmangel. "Picky Eaters" entwickeln sich meist genauso gut wie kleine "Allesfresser", das belegt sogar eine Studie.

Was in dieser Situation definitiv nicht hilft, ist Zwang. Bitte versuch es gar nicht erst mit der alten Leier "Du darfst erst aufstehen, wenn der Teller leer ist". Dafür aber mit folgenden Dingen: gemeinsames Kochen, neue Rezepte und Zutaten ausprobieren und feste Routinen, wie feste Essenszeiten.

Dabei können deine Kids dir beim Einkaufen und Kochen zum Beispiel helfen:

  • Neue Zutaten im Supermarkt entdecken
  • Rezepte gemeinsam aussuchen
  • Gemüse im Sieb waschen
  • Gemüse schneiden oder schälen
  • Kartoffeln aus dem Netz nehmen
  • Rohe Nudeln, Reis & Co. in einen Topf geben
  • Tisch decken

2. Mein Kind will ständig vom Esstisch aufstehen

"Stehen Kinder ständig vom Tisch auf, beruht das auf mangelnder Grenzsetzung durch die Eltern", so Experte Thiel. "Es fehlt elterliche Autorität." Kinder sollten sich von Anfang an daran gewöhnen, dass es Essens- und Spielzeiten gibt. Räum den Teller vom Tisch, wenn das Kind aufsteht. Signalisiere deinem Kind so, dass es damit zeigt, dass es keinen Hunger mehr hat. Keine Angst: Dein Kind wird nicht gleich verhungern. Aber es wird feststellen, dass es sich an Regeln halten muss.

Wenn du mehrere Kinder hast, könntest du auch folgenden Deal aushandeln: Alle Kinder bleiben so lange sitzen, bis alle Kinder fertig sind mit dem Essen. Auf die Eltern muss nicht gewartet werden.

3. Alles geht nur mit viel Ketchup

Nicht gleich rot sehen: Die Befürchtung, Ketchup ist ungesund, ist meist ungerechtfertigt. Denn normalerweise trinkt ein Kind ja nicht die Flasche leer, sondern es handelt sich um kleine Portionen. Eltern sollten die Menge aber auf jeden Fall regulieren.

Was viele nicht wissen: Ketchup kann dafür sorgen, dass Kinder Gemüse essen. Denn er kann helfen, Neues mit Bekanntem zu kombinieren. Dein Kind lernt mit der Zeit, ein abgelehntes Lebensmittel – zum Beispiel Rosenkohl – mithilfe eines vertrauten Geschmacks zu akzeptieren. Sieh Ketchup als eine Chance, um deinem Kind neue Speisen näherzubringen.

4. Es wird mit dem Essen gespielt

Bei Kleinkindern kann da auch mal ein Auge zugedrückt werden, da sie den Unterschied zwischen Spielzeug und Lebensmittel noch nicht kennen. Mit der Zeit sollten die Kids aber durch das elterliche Vorbild lernen, wie man bewusst mit Nahrungsmitteln umgeht.

Sprich mit ihnen über die Herkunft von Essen. Bücher, Filme oder ein Besuch auf dem Bauernhof können dabei helfen. Spaß beim Essen können die Kleinen auch haben, ohne mit den Lebensmitteln zu spielen, zum Beispiel beim gemeinsamen Kochen.

5. Mein Kind will kein Gemüse essen

Klassiker! Doch wusstest du, dass Kinder Gemüse oft nur nicht mögen, weil ihnen die Farbe oder die Konsistenz nicht gefällt? Beides lässt sich leicht ändern - mit diesen Tipps:

  • Gemüse pürieren für eine leckere Suppe
  • klein geschnittenes oder geriebenes Gemüse in Aufläufen "verstecken"
  • sowie Joghurt mit püriertem Obst servieren
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Augen zu und rein damit? Es geht auch anders

Als Ersatz für frisches Obst und Gemüse funktioniert auch mal ein Glas Obst- oder Gemüsesaft, oder noch besser: ein selbst gemixter Smoothie. In einen Smoothie kann alles rein, was schmeckt und die Kids können die Auswahl der Zutaten selbst bestimmen und den Mixer oder Pürierstab je nach Alter auch selbst bedienen.

Dein Kind muss nicht viele verschiedene Sorten Gemüse mögen, 2 bis 4 reichen völlig. Lass dich doch von unseren leckeren Veggie-Rezepten für Kids mal inspirieren.

6. Dauernd gibt es Stress zwischen den Geschwistern

"Grund hierfür ist häufig Konkurrenz unter Geschwistern", so Experte Thiel. Die Verbraucherzentrale rät in dem von ihr herausgegebenen Ratgeber "Familienküche", gemeinsame Regeln aufzustellen. Demnach sind unangenehme Themen am Esstisch tabu. Wenn es trotzdem mal Streit gibt, sollten Eltern eingreifen und diesen auf nach dem Essen vertagen. So wird das gemeinsame Essen nicht mit negativen Gefühlen besetzt.

7. Es wird mit dem Stuhl gekippelt

Nicht nur nervig, auch gefährlich, denn durchs Kippeln kann es zu schweren Verletzungen kommen. Spezielle Stühle schaffen da Abhilfe. Ältere nutzen das Kippeln möglicherweise als Ventil, um Aggressionen abzubauen. Gut zu wissen: Eltern beeinflussen maßgeblich die Gefühle des Kindes. Stehen sie ständig unter Strom und sind gestresst, wird auch das Kind unruhig.

Experte Thiel rät zu mehr Gelassenheit am Tisch. Oft sind Kinder auch einfach nur auf der Suche nach Aufmerksamkeit. "Würden die Eltern den Raum verlassen, könnte es sein, dass das Kind aufhört zu kippeln, weil keiner mehr da ist, den es damit provozieren könnte", erklärt Thiel.

8. Ich gehe schnell an die Decke bei Kleinigkeiten

Vermutlich ein klassischer Fall von Unterzuckerung. Nicht selten kommen wir gestresst und hungrig von der Arbeit, hatten vielleicht nur einen kleinen Lunch. Probiere mal Folgendes: Snack vor dem Essen noch eine Kleinigkeit, wie eine Handvoll Nüsse, eine Scheibe Käse oder ein Stück Obst.

Gemeinsam entspannt essen statt sich stressen

Verabschiede dich am besten direkt mal von der Idee, dass die gemeinsame Mahlzeit jeden Abend "klappen" oder gar "perfekt" sein muss. Streit wird es immer mal geben, egal wie viele Ratgeber oder Artikel du liest. Das ist menschlich. Aber vielleicht konnte der ein oder andere unserer Tipps für ein wenig mehr Harmonie am Familientisch sorgen.

Eine gute Idee ist übrigens auch ein Elternabend pro Woche, sprich: Das Kind (oder die Kinder) essen in eurem Beisein allein oder ihr esst als Paar etwas später, wenn der Rest der Bande eventuell schon im Bett ist. Wie wäre es zum Beispiel mit einer kalten Käseplatte mit Baguette und Trauben vor dem Fernseher? Lasst euch nur nicht von den Kids erwischen, dass ihr vor dem TV essen dürft.