- Aktiver Opa, was heißt das überhaupt?
- 1. Phase: Schwangerschaft
- 2. Phase: Säugling
- 3. Phase: Kita und Grundschulzeit
- 4. Phase: Teenager
- Welche Vorteile hat es, ein aktiver Opa zu sein?
- Wie schaffen es Großväter, eine gute Bindung zum Enkelkind aufzubauen?
- Wie bringt man einen Opa dazu, sich stärker in die Familie einzubringen?
- Was tun, wenn der Opa und die Enkelkinder keinerlei Gemeinsamkeiten haben?
- Wie viel Opa braucht ein Kind?
- Wie geht man als Opa mit den unterschiedlichen Erziehungsstilen der Eltern um?
Früher war nicht alles besser, aber vieles anders: In der Generation unserer Eltern gab es häufig eine klare Rollenverteilung: Der Mann war der Ernährer und musste die Brötchen verdienen, die Frau blieb zu Hause und kümmerte sich um den Nachwuchs. Deshalb war der Vater auch kaum in die Kindererziehung involviert. Als Großvater muss er jedoch heutzutage seine Rolle überdenken. Wird er das distanzierte Familienoberhaupt bleiben oder mag er sich als aktiver Opa in die Entwicklung seiner Enkelkinder einbringen? Ein aktiver Opa zu sein, bringt einige Vorteile. Was bei der Erziehung der eigenen Kinder verpasst wurde, kann jetzt nachgeholt werden. Außerdem können Dinge wiederholt werden, die schon bei der Erziehung der eigenen Kinder Spaß gemacht haben. Dafür hat sich auch Jürgen Busch aus Hamburg entschieden. Er hat selbst drei Kinder und fünf Enkelkinder und betreibt beinahe genauso viele Websites rund um das Thema Großvater, darunter grossvater.de, hallo-opa.de, sowie nachhaltige-großeltern.de. Im Interview erklärt er, was Väter und Großväter zu dem Thema wissen müssen.
Aktiver Opa, was heißt das überhaupt?
"Ein aktiver Opa ist jemand, der sich von Anfang an um das Wohl des Enkelkindes bemüht. Ich habe vier Phasen des Opas ausgemacht, in denen der Mann mal mehr und mal weniger aktiv sein kann.
1. Phase: Schwangerschaft
Das Enkelkind ist noch gar nicht auf der Welt. Trotzdem kann der werdende Großvater schon aktiv sein, indem er sich mit den beiden Themen "Opa werden" und "Enkelkinder" auseinandersetzt. Internetseiten gibt es dazu genug, aber auch sehr viel Literatur, zum Beispiel die drei Bücher "Großvater sein", "Oma werden, Oma sein" und "Väter und ihre Söhne - eine besondere Beziehung."
2. Phase: Säugling
Nach der Schwangerschaft kommt die wunderbare Baby-Phase. Wickeln oder Fläschchen geben habe ich als Papa leider nie selbst gemacht, das hole ich jetzt aber als Opa nach. Auch andere Carearbeit sollte man übernehmen, das hilft die Oparolle gewichtiger zu machen. Ein Opa sollte, im Idealfall, von Anfang an dabei sein.
3. Phase: Kita und Grundschulzeit
Dies ist die Hochphase zwischen Opa und Enkelkind. In dieser Phase können die beiden unendlich viele Dinge machen. Ich weiß, wovon ich spreche: Meine fünf Enkelkinder sind momentan auch alle in der Kita oder Grundschule.
4. Phase: Teenager
Die Kinder gehen ihren eigenen Weg, wenn sie Teenager werden. Hier heißt es aus meiner Sicht auf Augenhöhe mit den Enkeln bleiben. Dann sind es nur noch ein paar Jahre und die Kinder verlassen das Elternhaus. Soweit ist es bei uns zum Glück noch lange nicht."

Welche Vorteile hat es, ein aktiver Opa zu sein?
"Die Vorteile merke ich persönlich sehr. Seit ich Opa bin, fühl ich mich fitter. Ich habe mit meinen Enkeln auch schon Yoga gemacht. Natürlich spiele ich auch begeistert Fußball mit ihnen. Man wird auch glücklicher, weil man sehr viel rumkaspert mit den Kleinen. Als Großeltern ist man kein Erziehungsbeauftragter mehr, deshalb können wir unbeschwert und unvoreingenommen mit den Kindern herumalbern und sehen dann die Freude in den Augen der Kinder. Und das wiederum macht uns glücklich."
Wie schaffen es Großväter, eine gute Bindung zum Enkelkind aufzubauen?
"Ganz wichtig, das fällt vielen Männern sehr schwer, ist Kommunikation, also Kommunikation mit dem Enkel. Damit habe ich auch meine Probleme, ich bin Ingenieurwissenschaftler, ich bin kein starker Kommunikator, aber meine Frau, die ist Redakteurin, die kommuniziert viel und gut. Trotzdem arbeite ich daran. Kommunikation und Interesse zeigen, das führt zu einer guten Bindung. Viele Omas und Opas können es übrigens nicht lassen, die Kinder zu erziehen. Das finde ich nicht so gut, das führt dann zu keiner guten Bindung."
Wie bringt man einen Opa dazu, sich stärker in die Familie einzubringen?
"Diese Frage war unter anderem ein Grund, warum ich grossvater.de gegründet habe. Was mach ich mit meinen Enkelkindern? Woran habe ich Freude, woran haben meine Enkelkinder Freude? Beides muss zusammenpassen. Das zu finden, ist nicht immer einfach. Da muss man viel ausprobieren. Ich frage oft bei meinen Söhnen und Schwiegertöchtern nach, was momentan angesagt ist. Man sollte die Tipps der Eltern als Opa annehmen, denn die wissen ja ganz genau, was den Kindern gefällt. Das gilt genauso für Geschenke. Ganz wichtig ist auch, die Digitalisierung zu akzeptieren und mitzumachen. Wer kein Whatsapp hat, kann leider nicht mitreden."

Was tun, wenn der Opa und die Enkelkinder keinerlei Gemeinsamkeiten haben?
"Das ist bei mir zum Glück noch nicht vorgekommen. Aber ich probiere auch einfach viele Dinge aus, wie vorhin erwähnt, auch Yoga. Ich glaube, wenn ich keine Enkelkinder hätte, dann hätte ich so einiges gar nicht gemacht oder mitbekommen. Jetzt höre ich andauernd Kinderlieder und schaue viele Kinderfilme und TV-Serien."
Wie viel Opa braucht ein Kind?
"Wir sehen unsere Enkelkinder einmal pro Woche. Das haben wir mit unseren Kindern besprochen, wir haben feste Termine. Zwei Familien haben wir bei uns hier in Hamburg und die dritte wohnt in München. Deshalb fahren wir alle drei Monate für ein verlängertes Wochenende nach München. Man muss sich als Großeltern zu den Kindern und Enkelkindern hinbewegen. Natürlich sollen sie auch uns besuchen, aber generell muss man aktiver sein. Was wir auch eingeführt haben ist, dass sich die ganze Familie einmal im Jahr trifft und eine Woche zusammen Urlaub macht. Denn wenn wir nicht mehr auf der Welt sind, dann soll die Familie noch in Kontakt bleiben, Kommunikation, das Miteinander treffen, das Wissen voneinander hilft dabei. Diesen Familienurlaub halte ich für enorm wichtig."
Wie geht man als Opa mit den unterschiedlichen Erziehungsstilen der Eltern um?
"Das ist eine schwierige Frage. Aber wir tolerieren mehr oder weniger die unterschiedlichen Erziehungsstile der drei Familien. Wir passen uns eher den Vorgaben der Eltern an. Das beginnt schon bei der Ernährung. Am Ende ist es in die Verantwortung der Eltern."
Aktive Opas sind, wie Jürgen Busch es selbst erlebt, fitter und glücklicher. Und sie leben länger. Das belegen Studien des Max-Planck-Institutes. In einer über mehrere Jahre angelegten Untersuchung stellte die Forscher heraus, dass die Hälfte der Großeltern, die ihre Enkelkinder umsorgen, zirka zehn Jahre länger leben. Eindeutig eine Win-win-Situation.