Vererbungslehre
Was vererben Männer ihren Kindern?

Was außer vielleicht der Nase haben wir vom Vater? Vergleichsweise wenig, sagt die Humangenetik
Was hat es nur von ihm?
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Die Erziehung der Kinder überlassen einige Väter auch heute leider noch zum großen Teil den Müttern. Doch wie sieht es bei den Erbinformationen aus? Welchen Teil steuern die Väter zum Genpool der gemeinsamen Kinder bei? Wir wollten es genau wissen und sprachen mit Prof. Dr. Gudrun Rappold vom Institut für Humangenetik in Heidelberg.

Väter mit beschränktem Einfluss

Ihre wichtigste Aussage: Bei der Vererbung haben die Väter etwas weniger Einfluss als die Mütter. Eigenschaften wie zum Beispiel die Penisgröße oder die Anfälligkeit für Prostatakrebs lassen sich nicht allgemein dem Erbmaterial des Vaters oder der Mutter zuordnen. Hier muss man sich die jeweilige Familiengeschichte anschauen. Prof. Rappold führt lediglich zwei Leiden an, für die eindeutig die Gene des Vaters verantwortlich sind: eine bestimmte Form der Kleinwüchsigkeit und schlechte Qualität des Spermas.

Sperma ohne Gütesiegel

Wenn das Sperma etwas müde ist, ist vermutlich ebenfalls der Papa Schuld. Echtes Qualitätssperma enthält 20 bis 150 Millionen Samenzellen pro Milliliter. Treiben weniger als 20 Millionen Samenzellen in einem Milliliter Sperma, ist die Fruchtbarkeit eingeschränkt. Fachleute sprechen hier von Oligospermie. Sind im Sperma gar keine Samenzellen vorhanden, liegt eine Azoospermie vor. Die gute Nachricht: Azoospermie ist nicht vererblich. Einleuchtend, denn wo kein Sperma, da kein Kind. Die schlechte Nachricht: Männer mit Oligospermie werden selten Väter, und wenn doch, dann haben ihre Söhne später häufig das gleiche Problem.

Dem Papa auf den Kopf spucken?

Es ist weithin bekannt, dass große Eltern auch meist große Kinder haben und Menschen, die auch als Erwachsene eher klein bleiben, in der Regel kleine Eltern haben. Bei der Kleinwüchsigkeit spielen die Gene ihre Rolle noch deutlicher aus. Auf dem Männer-eigenen Y-Chromosom lässt sich ein Gen finden, das die Körpergröße des Mannes wesentlich mitbestimmt. Bei Kleinwüchsigen ist hier ein Defekt vorhanden. Als kleinwüchsig werden in einer Bezugsgruppe die kleinsten drei Prozent bezeichnet. Anders ausgedrückt: 97 Prozent der gleichgeschlechtlichen Altersgenossen sind größer.

Warum Mütter genetisch mehr Einfluss haben

Die Erbinformationen sind auf den Chromosomen der Eltern gespeichert. Die ersten 22 Chromosomenpaare sind bei Mutti und Vati gleich, doch das 23. Chromosomenpaar ist komplett verschieden. Die Mutter hat zwei identische X-Chromosomen, die mit rund 1100 Genen ausgestattet sind. Der Vater hat nur ein X-Chromosom, und zusätzlich ein vergleichsweise bescheidenes Y-Chromosom mit nur rund 80 Genen. Dies hat zur Folge, dass die Erbanlagen der Mutter meist viel deutlicher durchschlagen, insbesondere wenn Genfehler auf dem X Chromosom liegen. Das ist nicht immer zum Vorteil der Söhne, denn Mutti vererbt manchmal auch so unschöne Dinge wie die Rot-Grün-Sehschwäche oder schwere Erkrankungen wie die Duchenne´sche Muskeldystrophie, Bluterkrankheit oder geistige Behinderung.