Väter in Kinderbüchern
Darum brauchen wir mehr Väter-Diversität in Bilderbüchern

Von Leo Lausemaus bis Conni: Das Bild, das in vielen Kinderbüchern von Vätern gezeichnet wird, ist leider nicht mehr zeitgemäß. Wir erklären die Hintergründe und sagen, was sich ändern muss. Plus: die besten Bilderbücher mit einem modernen Vaterbild
Bilderbuchvater: Viele Bilderbücher reproduzieren  überholte Rollenklischees
© Shutterstock.com / Africa Studio
In diesem Artikel:
  • Warum ist Vielfalt in Kinderbüchern so wichtig?
  • Welche Gruppen sind in Kinderbüchern noch unterrepräsentiert?
  • Welches Vaterbild wird in klassischen Kinderbüchern vorgelebt?
  • Warum haben Väter in Bilderbüchern oft nur Statistenrollen?
  • Welches Vaterbild wünschst du dir?
  • Welche 4 Kinderbücher würdest du empfehlen, wenn man ein Buch mit einem modernen Vaterbild sucht?
  • Fazit: Bilderbuchväter gibt es nicht

"Die meisten deutschen Kinderbücher zeigen immer nur die gleichen Familienkonstellationen bestehend aus Mama, Papa und zwei Kindern", sagt Britta Kiwit. Die Berlinerin beschäftigt sich schon länger mit diesem Phänomen und bemängelt: "Auf diese Weise reproduzieren wir viele überholte Rollenklischees." Angesichts dessen hat sie die Plattform Avalino.Diversity gegründet und setzt sich auf TikTok und auf Instagram für mehr Vielfalt im Kinderzimmer ein, unter anderem in dem sie Kinderbücher vorstellt, die die Welt so zeigt, wie sie ist. Wo sich zum Beispiel auch queere Familien mit zwei Papas wiederfinden. Oder Kids of Color. Oder Jungs, die Kleider tragen oder die im Rollstuhl sitzen. Im Interview mit Men's Health Dad erklärt die Mutter einer kleinen Tochter, was sie damit bezweckt.

Warum ist Vielfalt in Kinderbüchern so wichtig?

"Im Großteil der deutschen Kinderbücher werden vor allem weiße Familien bestehend aus Mutter, Vater und 2 bis 3 Kindern in großen Häusern gezeigt, bei denen die Rollenverteilung klar aufgeteilt ist: Mama kümmert sich um die Kinder und der Papa hat nie Zeit und geht nur arbeiten. Ich bin der festen Überzeugung, dass wenn wir nicht immer nur die gleichen Geschichten vorlesen, sondern die Vielfalt dieser Welt ins Kinderbuch holen und alternative Familienmodelle zeigen müssen, damit manche Vorurteile gar nicht erst entstehen in den Köpfen der Menschen."

Welche Gruppen sind in Kinderbüchern noch unterrepräsentiert?

"Es gibt zum Beispiel sehr selten queere Familienkonstellationen mit zwei Mamas oder zwei Papas, aber auch getrennt lebende Eltern oder Alleinerziehende werden kaum repräsentiert. Sehr auffällig finde ich zum Beispiel außerdem, dass schwarze Kinder oder Kids of Color fast nie die Hauptrolle spielen und – wenn überhaupt – vielleicht nur auf einem Bild zu sehen sind."

Britta Kiwit von www.ava-lino.com
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Britta Kiwit von www.ava-lino.com

Welches Vaterbild wird in klassischen Kinderbüchern vorgelebt?

"Eines meiner Lieblingsbeispiele ist der Papa von Leo Lausemaus. Leo ist krank und der Papa ruft panisch die Oma an, weil er absolut keine Ahnung hat, was zu tun ist bei einer Erkältung. Da zeigt sich sehr gut, dass er mit der ganzen Kindererziehung nichts am Hut hat. Aber auch der Papa von Conni ist super: Conny hat einen Unfall auf der Rutsche und anstatt mit ihr ins Krankenhaus zu fahren, warten die beiden gemeinsam mit einem gebrochenen Bein, bis Mama wieder da ist, weil Papa ja nicht richtig helfen kann. Ich finde das super schade. Diese Darstellung wird den ganzen Vätern da draußen, die sich einbringen und ebenfalls Care-Arbeit übernehmen und sich so liebevoll um ihre Kinder kümmern, einfach nicht gerecht."

Warum haben Väter in Bilderbüchern oft nur Statistenrollen?

"Weil in vielen Familien weiterhin die Frauen für die Care-Arbeit zuständig sind und Bilderbücher die Mehrheit der Gesellschaft widerspiegeln. Dadurch werden allerdings wieder alle über einen Kamm geschoren und es fehlt an alternativen Familienmodellen."

Welches Vaterbild wünschst du dir?

"Ich wünsche mir gar nicht, dass alle Bücher abgeschafft oder neu geschrieben werden, sondern ergänzende Bücher, in denen auch alleinerziehende Väter oder Väter, die Zuhause bleiben und sich um die Kinder kümmern, Identifikationsfiguren finden."

Welche 4 Kinderbücher würdest du empfehlen, wenn man ein Buch mit einem modernen Vaterbild sucht?

"Erstens 'Maxi beeil dich' (für Kinder ab 2 Jahren): Hier geht es um das typische Chaos und Hürden an einem ganz normalen Morgen von einem Papa und seinen 3 Kindern.

Zweitens 'Onkel Bobby’s Hochzeit' (für Kids ab 3 Jahren): Eine Geschichte über eine gleichgeschlechtliche Ehe aus der Sicht eines Mädchens, die Angst hat, dass ihr Onkel nach der Ehe keine Zeit mehr für sie hat.

Drittens 'Herr Seepferdchen' (ab 3 Jahren): Ein Einblick in die Meereswelt, in der sich vor allem die männlichen Fische um den Nachwuchs kümmern."

Und viertens 'Hair Love' (ab 4 Jahren): Hier geht es um einen Papa und seine Tochter (beide BiPOCs) und die fast unmögliche Aufgabe: die perfekte Frisur zu zaubern."

Fazit: Bilderbuchväter gibt es nicht

Britta Kiwit fordert übrigens nicht nur mehr Daddy-Diversity in Kinderbüchern, sondern auch das Ende geschlechtsspezifischer Spielzeugwerbung. Dafür hat sie die Petition #SpielzeugKenntKeinGeschlecht ins Leben gerufen, die du hier unterzeichnen kannst.