Vom Neusiedler See nach Bratislava sind es genau 45 Minuten Fahrt (mit Wohnwagen). Man erreicht die Stadt über eine große Brücke, die über die Donau führt, und steht plötzlich mittendrin. Was von der Brücke aus ziemlich realsozialistisch und grau wirkt, vor allem die Plattenbausiedlung, entpuppt sich plötzlich als charmant. Bratislava ist irgendwie liebevoll und putzig. Im Vergleich zu Wien überschaubar, sanfter, langsamer, nicht so professionell.

Der Reiseführer empfiehlt einen Besuch des Alten Rathauses und den Kauf kunstvoll bemalter Eier und Keramikschalen. Hmm. Wir haben von beidem abgesehen und uns lieber treiben lassen. Wochenmärkte, Antiquitätenläden, einige Straßenkünstler, die Sonne über der Donau, überall junge Leute und ein Becher Kaffee für umgerechnet einen Euro.
Das sollten Sie gemacht haben: Ein Abend in der Philharmonie.
Genau die richtige Stadt für einen Tag, der mit einer Fahrt ins Ungewisse enden wird. Bis Budapest sind es immerhin 225 Kilometer, und wo wir schlafen, steht natürlich auch noch nicht fest.
Déjà-vu und Wohlgefühl: Zwar sind die Blunzes wieder da, doch irgendetwas ist anders – aber was?

Auf dem Wohnwagen-Platz mit der schönsten Aussicht, kurz hinter der ungarischen Grenze, steht der Knaus Sport 500 QDK aus Neu-Ulm. Die Blunzes sind schon seit dem frühen Nachmittag da. Die beiden machen ziemlich genau das Gegenteil von uns. Sie versuchen gemächlich und unter Umfahrung der Ballungsgebiete die kroatische Adria zu erreichen. Frau Blunz reicht uns ungefragt die Streichhölzer, wir dürfen sie sogar behalten. Herr Blunz nickt kurz, macht dann wieder Udo Jürgens an.
Doch trotz dieses Déjà-vus ist irgendetwas anders an diesem zweiten Abend. Wir brauchen genau einen ungarischen Krautsalat und ein österreichisches Bier, um zu begreifen, was es ist: Wir fühlen uns wohl – trotz Campingplatz, Platzwächter und Mücken. Wir sind endlich angekommen auf unserer Reise. Auf einer Reise, die tagsüber geprägt ist von der Geschwindigkeit der Städte und den Eindrücken, die sie hinterlassen. Und am Abend von der Langsamkeit des Campingplatz-Lebens.
Kurz nach elf liegen wir im Wohnwagen, hundemüde. Die Blunzes haben ihre CD ausgemacht. Udo Jürgens schläft auch. Oder doch nicht? Arne liegt neben mir und summt sich in den Schlaf: „Griechischer Wein“. Na dann: prost!