Das Festival of Speed: die besten Autos, die beste Atmosphäre

Goodwood Festival of Speed
Das Festival of Speed: die besten Autos, die beste Atmosphäre

Zuletzt aktualisiert am 02.08.2024
Das Festival of Speed: die besten Autos, die beste Atmosphäre
Foto: PA Media

Charles Gordon-Lennox ist der 11. Duke of Richmond, und um die Familiengüter von Goodwood House, etwa 1,5 Stunden südwestlich von London, hat er einen ziemlich großen Garten. Garten ist untertrieben.

Es ist ein Park, fast 50 Quadratkilometer. Auf einer Straße durch den Park hat Charles' Opa Frederick vor fast 90 Jahren ein Rennen veranstaltet: Wie wäre das, sagte er zu ein paar Jungs vom Lancia-Club, ihr bringt eure Autos mit und prügelt sie auf Zeit den Hügel hoch durch meinen Vorgarten? Ich mache auch mit. Macht bestimmt Spaß, und anschließend gießen wir uns einen auf die Lampe.

Dieselbe Idee wie beim ersten Mal

Im Prinzip steht hinter der launigsten und buntesten Motorsport-Party der Welt heute noch ganz genau dieselbe Idee. 1993 lud Charles Gordon-Lennox zum ersten Goodwood Festival of Speed. Wenn zweitausend kommen, dachte er damals, wäre das doch schon gut. Es waren zehnmal so viele, die auf dem Anwesen einfielen, und alle müssen hinterher begeistert gewesen sein.

Nichts daran hat sich geändert, wenn auch das Programm unterdessen weit über das Bergrennen hinaus reicht und beim Festival of Speed inzwischen mehr als 600 Autos und Motorräder aller Art gezeigt und bewegt werden. Über 200 000 kommen im Juli Jahr für Jahr nach Goodwood wie zu einer Pilgerstätte. "If you are into cars", schmeißt einem etwa Tommy aus Birmingham entgegen, "this is the best fucking thing you can have. It´s gorgeous." Also etwa das verdammt Beste, was einem passieren kann, wenn man auf Autos steht, umwerfend.

Die Faszination des Festival of Speed

Doch ist die Faszination dieses Festivals allein so nicht zu erklären. Da ist noch etwas anderes, nicht Speed, nicht Sound, nicht Sensation oder Superlativ. Jenseits aller Geschwindigkeit und aberwitziger PS-Zahlen ist da ein hintergründiges Empfinden: eine Art Hoffnung, dass wir Menschen am Ende doch fähig wären, einen technischen Fortschritt hervorzubringen und genug Verstand hätten, ihn auch zum Wohle aller zu nutzen, Menschen, Tiere, Umwelt, Klima.

Ein seltsamer, vielleicht ja auch völlig falscher Eindruck, der entsteht, weil hier der unendlich weite Weg, den die Mobilität seit Kutschentagen gegangen ist, auf Sekunden zusammengerückt wird: gerade noch ein 120 Jahre alter zischelnder Dampfwagen, jetzt die Weltpremiere des neuen BMW M5 und eine Reihe flüsternder, aber beängstigend schneller E-Autos.

Reifenpartner Pirelli

Diese technologische Zeitreise zeigt eindrucksvoll: Die Mobilität steht vor einem entscheidenden Wendepunkt. Es gilt, Innovationskraft und Verantwortung zu vereinen. "Das ist", sagt Wolfgang Meier, vorsitzender Geschäftsführer von Pirelli Deutschland, "die Herausforderung, der wir uns stellen und eine Verantwortung, die wir annehmen wollen.

Dafür investieren wir jährlich rund 5,5 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf von Premiumreifen) in die Entwicklung von Prozessen und Produkten, die sowohl nachhaltiger als auch leistungsstärker und sicherer sind." Meier fügt hinzu: „Investitionen sind für uns nicht nur wirtschaftliche Entscheidungen, sondern eine Verpflichtung gegenüber unseren Mitarbeitenden, unserer Region und der Umwelt. Wir investieren kontinuierlich in eine nachhaltige und innovative Zukunft. Nicht zuletzt am Standort Deutschland."

Vielleicht verdeutlicht das kaum etwas besser als das Auto, das im Pavillon von Pirelli neben Wolfgang Meier steht: ein Formel-1-Bolide, dessen Reifen eben nicht nur den extremen Anforderungen in der Königsklasse des Motorsports genügen. Sie tragen auch das Symbol der unabhängigen Waldschutz-Organisation Forest Steward Council, die den Reifen als besonders nachhaltig zertifiziert hat.

"2026", sagt Meier, "wird der gesamte Naturkautschuk, den wir in den europäischen Werken verwenden, FSC-zertifiziert sein, und unsere Marschroute in Richtung Co2-Neutralität ist die ambitionierteste der gesamten Branche." Das formuliert sich so leicht. Ambitionen und Nachhaltigkeit klingen gut in Kombination. Doch bringen sie nichts zum Ausdruck. Das weiß man auch bei Pirelli und formuliert deshalb ganz klare Ziele, an denen man zu messen ist.

Zum Beispiel soll bis 2030 der Anteil an nachwachsenden und recycelten Materialien über Pirellis gesamte Produktpalette bei 40 Prozent liegen, bei den besten Produkten sogar über 80 Prozent betragen. Bis zum selben Jahr will man den Frischwasserverbrauch um 60 Prozent im Vergleich zu 2015 reduziert haben. "Heute schon", sagt Wolfgang Meier, "stecken in unserem Topmodell P Zero E mehr nachwachsende und wiederverwendete Materialien als fossile Rohstoffe, über 55 Prozent.

Natürlich verschleißt auch dieser Reifen. Aber das verursacht 42 Prozent weniger Reifenverschleiß sowie 24% weniger CO2-Emissionen über den Lebenszyklus als das Vorgänger-Modell) und allein zwischen 2021 und 2023 haben wir den Rollwiderstand unserer Reifen um über 15 Prozent verringern können, ohne dass sich dadurch etwa Haftung, Seitenführung oder Bremswege verschlechtert hätten."

Technologische Anstrengungen, auch KI, helfen, das eine zu tun, ohne das andere lassen zu müssen. "Gerade weil es bei unseren Produkten um Hochleistungsreifen und solche auch für Luxusautos geht, ist das an sich kein Luxus. Es ist das, was wir mit unserer Verantwortlichkeit tun können, für die Menschen, für die Umwelt und dafür", stellt Wolfgang Meier heraus, "dass wir gemeinsam eine Zukunft haben." Abschließend betont er: "Meine Aufgabe als CEO von Pirelli Deutschland ist, Haltung zu zeigen, Visionen zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Wir bei Pirelli stehen für Beständigkeit, Qualität und Innovation. Unser Engagement für Nachhaltigkeit und unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft leiten unser Handeln."

Es sind diese leisen Töne, die auch die lauten von der Bergrennstrecke nebenan ganz anders klingen lassen. Weil sich das Festival of Speed eben nicht mehr nur um Speed dreht, sondern genau so darum, wie motorisierte Mobilität unsere Kultur bereichert und zugleich vor Herausforderungen stellt. Hier begegnet die Vergangenheit der Gegenwart der Mobilität, und das nährt die Hoffnung auf eine Zukunft.

Das Festival of Speed: die besten Autos, die beste Atmosphäre

Die bekanntesten Rennfahrer und Rennwagen sind hier, nicht weniger als sechs Formel-1-Teams jagen dieses Jahr ihre Autos durch den Park. Red Bull zelebrierte in Goodwood sein Formel-1-Jubiläum mit zwei Dutzend Autos und präsentierte sein neues Hypercar RB 17. Auf der Wiese neben Goodwood House stehen dicht beieinander ein Lamborghini Countach, ein Bugatti Typ 57 und ein Pagani Zonda, vorbei stampft das "Biest von Turin", ein Fiat von 1911, vier Zylinder, 28,5! Liter Hubraum ein Motor wie eine Kathedrale und bei jeder Kurbelwellenumdrehung Flammen aus den kurzen Auspuffstutzen. Das Publikum huldigt dem greisen Flammen-Fiat wie einem Rockstar. "Für so was musst du nach Goodwood kommen", schreit einer, "verstehst du, für so was."

Oder um den Supervogel zu sehen. Richard Petty, einer der erfolgreichsten NASCAR-Piloten aller Zeiten, das sind die, die immer in diesen schüsseligen Ovalen fahren, hat seinen Plymouth Superbird mitgebracht, ein großzügig beflügeltes blaues Monster, das nicht zwitschert, sondern aus acht Zylindern so laut brüllt und schreit, als trage es einen Auspuff nur zu Dekorationszwecken. Der Plymouth klingt wie ein nahendes Gewitter, als er über die Strecke wummert.

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Neun Kurven, knapp 1,9 Kilometer durch den Park

Auf den Start folgen zwei schnelle Rechtskurven, dann die beinahe gerade Passage an Goodwood House vorbei, das Gas auf dem Bodenblech unter einer Brücke hindurch, dann: Molecomb Corner, eine blinde Links. Zahllos diejenigen, die es hier vermasselt haben. Molecomb ist die Schlüsselstelle. Alles kann perfekt passen, dann steht man einen Tick zu spät auf der Bremse, und es heißt "binning" statt "winning", ein Lauf für die Tonne und nicht fürs Treppchen.

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Hinter Molecomb verschwinden die Autos bald unter Bäumen, wo die Strecke enger wird und sofort hinter einer zackigen Rechts-Links-Kombination links eine drei Meter hohe Backsteinwand wartet. Man schlage, schallt aus den Lautsprechertüten die Stimme des Streckensprechers, nur allzu leicht in dieser Mauer ein, wenn man die Kombination nicht haargenau treffe. Vorbei fliegt die Mauer, ein sanfter Rechtsbogen noch, bevor der Asphalt sich nach links legt und der Zielbogen erreicht ist. Keine 93 Meter Höhe gewinnt die Strecke vom Start zum Ziel, nicht viel Hill und auch nicht mehr Climb, aber umso mehr Spaß und Spektakel.

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Mehr Nachhaltigkeit, mehr Leistungsreserven

Andererseits ist gerade in Goodwood zu sehen, welche kulturelle Relevanz Mobilität und Motorsport haben und wie daraus auch eine Verantwortung erwächst, anderen – Menschen wie Umwelt – nicht zur Last zu fallen. Reifenpartner Pirelli beispielsweise verfolgt neben Performance und Sicherheit als zentrales Entwicklungskriterium: Nachhaltigkeit. Das geht über geschlossene Stoffkreisläufe, nachwachsende Rohstoffe und hunderter neu designter Mischungen durch den Einsatz von eigener KI und ein Mehr an Simulationen weit hinaus.

"Mit dem Cyber Tyre, sagt Pirellis CEO Andrea Casaluci, "gehen wir einen entscheidenden Schritt weiter." Der Reifen enthält Sensoren, die es dem ihm erstmals ermöglichen, mit den Stabilitätskontrollsystemen des Fahrzeugs, einschließlich ABS, ESP und Traktionskontrolle, zu kommunizieren. Die von den Sensoren gelieferten Informationen werden genutzt, um sowohl die Leistung als auch die Sicherheit zu verbessern

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Einen solchen Reifen hat Rallye-Held Kalle Rovanperä gerade wohl nicht aufgezogen, als er mit einem Toyota GR Supra zu seiner Goodwood-Premiere rollt. Vor der Tribüne dreht er Donuts, bis der Toyota im Rauch verschwunden ist. Die Zuschauer halten die Telefone auf die Rauchfahne, man lacht sich an, gestikuliert und wartet gespannt: Gleich schon wird der nächste durch des Herzogs Garten rasen.