Mailand, das ist keine kunstgeschichtliche Selbstinszenierung wie Florenz, und auch kein bildungstouristisches Pflicht-Juwel wie Siena oder Rom. Mailand ist Mode, und Mailand ist Design, Kunst und, was auch immer das alles fassen soll: Lifestyle.

Der Blick auf Mailand bei Nacht vom Torre Branca
Verspiegelte Oakleys zum Zweireiher
Man zeigt „The World of Banksy“ im Spazio Varesina, in der Santa Maria delle Grazie da Vincis Abendmahl und im Quadrilatero della Moda, Mailands Modezentrum unweit des Doms, sich selbst gerne in Diadoras zum Maßanzug, Paillettentop zu Cowboystiefeln, pink verspiegelten Oakleys zum Zweireiher oder neongelber Netzstrumpfhose unter wollweißem Cashmere-Mantel.
An den Autos vorbei schlängeln sich Roller und Motorrad Fahrende zwischen Eile, Augenmaß und, so scheint's manchmal, Todessehnsucht. Ein nahe der Messe gerade eingerüstetes Parkhaus wirkt wie eine bislang unentdeckte Hinterlassenschaft Christos, und in den Randgebieten wächst die Stadt schnell und mit mal glänzenden, mal begrünten Fassaden in die Höhe. In das Raue und immer Unfertige der Metropole der Mode schiebt sich ganz unbemüht eine Eleganz, und das Hübsche und Hässliche tun einander keinen Abbruch, sie wirken miteinander. Das macht die Energie Mailands aus, seinen Stil auch, der so gar nichts Aufgesetztes hat, und eine Atmosphäre, die schwer zu fassen, aber doch sofort zu spüren ist.

Reifen? Kunst? Kultur? In der Pirelli-Zentrale in Mailand ist das kein Entweder-Oder
Kein Weg vorbei am Design
Mailand, das ist auch die Heimat von Modegrößen wie Versace, Dolce & Gabbana, Giorgio Armani und Prada. Doch neben allem Chic ist Mailand vor allem auch Wirtschaft und Handel, Forschung und technologische Avantgarde. Bestes Beispiel dafür: Pirelli. Mailand ist Pirelli, so wie Pirelli Mailand ist. Nirgends lässt sich das besser erleben als dort, wo im Viertel Bicocca Tradition und Fortschritt sich gegenseitig definieren, dort, wo in einer Fabrik Pirelli einst Reifen produzierte und in seinem Headquarter nun Wissen und Ideen und eine Entwicklung fördert, die sich allein in Reifen schon lange nicht mehr erschöpft. Oder anders: die den Reifen vielleicht nie nur als dieses schwarze Ding an Fahrrad, Roller, Motorrad oder Auto verstanden hat. Sondern immer schon als runde Sache, eine, die uns am Boden halten, aber genau so eine, die uns weiterbringen kann. Und muss.

Für den guten Ton: Testaufbau im akustischen Labor des Pirelli Headquarters
Ein solches Verständnis erwächst bei Pirelli nicht weniger aus liberaler Unternehmenskultur als aus technologischer Innovation und nicht weniger aus ökologischen und sozialen als aus ökonomischen Motiven. „Gerade beim neuen P Zero“, erzählt Pirellis CEO Andrea Casaluci, „kam es uns darauf an, das alles miteinander zu verbinden. Maximale Sicherheit und Kontrolle, Präzision, Nachhaltigkeit und unseren unverwechselbaren Designanspruch – sichtbar etwa an der Seitenwand mit ihren markanten Kontrastdetails. Everything“, bringt Casaluci es bei der Präsentation der nunmehr fünften Generation der Premium Reifenfamilie P Zero auf den Punkt, „starts with design.“ Es beginne alles mit dem Design, mit dem Wunsch also, zu gestalten, und nicht nur das Produkt zu gestalten, sondern neben und mit dem Produkt eben auch die Welt, in der sich dieses Produkt bewegt und in die uns dieses Produkt bewegt.

Wirkt selbst im Ruhemodus brachial: Pagani Huayra R Evo, V12 Sauger mit 900 PS
Monza: der Temple of Speed
Etwa nach Norden aus der Stadt heraus und zum nahen Königlichen Park von Monza. Dort fahren sie mittags Rennrad, flanieren im Schatten der Bäume, joggen und führen die Hunde aus. Oder man besucht dort einen ganz besonderen Tempel, den Tempel der Geschwindigkeit. So nennen sie das Autodromo Nazionale di Monza, so steht es auf den Schildern: „Welcome to the Temple of Speed“. Keine Übertreibung, Monza ist der schnellste Grand Prix Kurs der Welt. Und sozusagen Pirellis Heimstrecke. Von oben betrachtet wirkt die Strecke simpel. Das Profil ähnelt einem Fuß, die Parabolica die Zehen, die Curva Grande die Ferse, die Variante della Roggia der Knöchel. Nur vier Links- und sieben Rechtskurven, fahrerisch gilt der Tempel der Geschwindigkeit als nicht übermäßig anspruchsvoll. Für jeden Reifen aber ist diese Strecke eine maximale Tortur. Hart beim Beschleunigen, hart auf der Bremse, harte Richtungswechsel, enorme Fliehkräfte.

Da stehst man erst in aller Ruhe, und gleich schießt einen der Challenge 296 mit über 300 Sachen die Gerade entlang. Schön. Fühlt sich gut an
Die schnellen Runden in einem Pagani Utopia und einem Ferrari 296 Challenge wirken wie der Eintritt in eine andere Dimension, ein anderes Universum. Nur dass nicht geflogen wird, es wird gefahren. Eben noch hatten die P Zero zu verkraften, auf kaum 200 Metern aus über 300 Sachen runter geprügelt zu werden für die erste Schikane, und in eben der werden sie nun so hart über die Curbs von rechts nach links umgesetzt, dass es sich anfühlt, als wolle es den eigenen Körper dabei verwinden wie einen Korkenzieher, der sich unmittelbar darauf wieder gerade zu ziehen hat, als es ihn durch die schier endlose Curva Grande schießt, vor der Variante della Roggia zusammen staucht, dann durch Lesmo 1 und 2 zwei Mal hart rechts, nicht aber ohne dazwischen für einen Moment nur voll aufs Gas und dann schnell und entschlossen wieder auf die Bremse zu steigen. Vor der Variante Ascari steht der Tacho schon wieder jenseits der 260, als es einen nach dem 150-Meter-Schild beim Bremsen in die Gurte presst.
Instruktor Manfredi, der die Runden im Porsche GT3 RS durcheilt, bringt es auf den Punkt: „Vor der Parabolica hinter der 100-Meter-Marke erst zu verzögern, das ist mehr als krank. Mach das mit einem Reifen, auf den du dich nicht 100 Prozent verlassen kannst, und du bist weg.“ Mit den neuen P Zero aber ist er nicht weg, das weiß er, und Pirelli weiß es auch. Denn für den Temple of Speed haben sie einen P Zero genau so gemacht wie für den nächsten Ausflug in Mailands Modeviertel, die Reise zu den Oberitalienischen Seen oder den Weg durch den Alltag.

Der Naviglio Grande kennt auch ruhige Momente
Va piano in italienischer Manier
Um nach den Runden in Monza wieder runter zu kommen, geht es zurück nach Mailand. Jenseits der belebten touristischen Zentren um den Dom und das Quadrilatero della Moda finden sich mehr oder weniger versteckte Orte der Entspannung. Der Parco Sempione etwa, eine grüne Oase hinter dem Castello Sforzesco, ideal für Spaziergänge oder ein Picknick unter den alten Bäumen. Oder der Botanische Garten Brera (Orto Botanico di Brera), Heimat seltener Pflanzen inmitten der Stadt. Und Frühaufsteher locken die Navigli, alte Handelskanäle, die dem Stadtteil ihren Namen gegeben haben, zum friedlichen Spaziergang entlang des Wassers. Dort zum Sonnenaufgang ist bald alle Hektik und aller Stress vergessen. An der Kreuzung stellen sie gerade die Stühle vors Café, Zeit für den ersten Espresso, und warum nicht ein cornetto alla crema dazu?