3. Juli 2008
Das Yukon-Territory liegt im äußersten Nordwesten von Kanada. Von Vancouver in Britisch Columbia (B.C.) benötigt man per Direktflug noch einmal 2,5 Stunden, um Whitehorse zu erreichen. Das Gebiet ist 1,5 Mal so gross wie Deutschland und hat sage und schreibe 33.000 Einwohner, von denen wiederum mindestens 23.000 in Whitehorse und zirka 2.000 in Dawson City leben.
Im restlichen Gebiet ist die Chance abseits der Strassen größer, dass man auf Tiere (Bären, Elche, Karibou) trifft als auf Menschen. Leider gibt es auch nur zirka 8.000 Grizzlys und 8.000 Schwarzbären, die sich auf ebenfalls auf dieses riesige Gebiet verteilen und grundsätzlich die Gebiete meiden, in denen regelmäßig Menschen auftauchen. Wir hatten ehrlich gesagt damit gerechnet, dass wir haufenweise Bären sehen würden. Unser Guide war zwar eigentlich ganz froh darüber, aber viele von uns waren schon ein bisschen enttäuscht.
13:00 Uhr Ankunft Flughafen Whitehorse. Wir werden in der Eingangshalle von Thomas de Jager (Inhaber von Yukonwide Adventures) und Tobias Ohmann (unserem Guide) empfangen. Eine etwas größere Einkaufsstraße, ein Museum und ein sehr gut restaurierter Schaufelraddampfer – die "Klondike". Viel mehr gibt's hier nicht zu sehen. Auf Grund der beschränkten Auswahl, sollte man seine Ausrüstung aber lieber vor Ankunft komplett haben!
Nachmittags gibt es von Thomas, dem Inhaber von Yukon Wide Adventures (www.yukonwide.com) eine Unterweisung zum Verhalten in der Wildnis.
4.Juli 2008
Wir starten unsere Tour ins Abenteuer. Nach dem Frühstück habe ich mir noch kurz ein aufblasbares Sitzkissen von Thermarest gekauft, für das ich am ersten Tag noch sehr viel Spott über mich ergehen lassen muss, dann allerdings von Tag zu Tag mehr beneidet werde...
In einem sehr großen und fast schon antiken GM-Van werden alle Teilnehmer um 10:00 Uhr vom Hotel abgeholt. Alle verstauen Ihre in wasserdichte Säcke umgepackten Klamotten (inklusive Schlafsack) auf dem Anhänger. Viel mussten wir im Hotel zurücklassen, was dort bis zum Ende der Tour eingeschlossen bleiben wird. Man sollte wirklich sehr genau überlegen, was man mitnimmt, da man ansonsten keine Möglichkeit mehr hat an diese Sachen ranzukommen, wenn man erst abgelegt hat.
Die Kanus werden mit je zwei Personen, Proviant, Trinkwasser-Behältern, einem Zweier-Zelt, Klamotten, Werkzeug, Töpfen und Ähnlichem beladen. Jeder Teilnehmer muss eine Schwimmweste tragen, die bei viel Wind und kälteren Temperaturen gleichzeitig wärmt. Zusätzlich hat jeder einen kleinen wasserdichten Sack, um z.B. eine Kamera griffbereit aber immer geschützt in der Nähe zu haben. Beide Fahrer teilen sich noch einen mittelgroßen wasserdichten Sack, um das Regenzeug schnell verfügbar zu machen. Das gesamte Gepäck wird mit Spannnetzen und Karabinern gesichert. Einsteigen und Ablegen gegen die recht starke Strömung des Takhini-River klappt bei allen überraschend gut. Alle sind sehr gespannt, was auf sie zukommt. Das Wetter ist bedeckt, Temperatur zirka 15° C. Der erste Eindruck vom Yukon: Ein grauer Fluss mit viel Strömung und an den Ufern teilweise recht hohen Steilwänden.
Mit einer Fließgeschwindigkeit von anfangs zirka 10 und später zirka 15 Km/h ist es ein Vergnügen auf dem Yukon zu paddeln.
5. Juli
Um 08:00 Uhr aufgestanden. Zunächst Katzenwäsche, dann legen wir Überzelt, Zelt und Schlafsack in die aufgehende Sonne zum Trocknen. Nach einem guten Frühstück mit Müsli und Kaffee beginnt das Suchen und Packen. Es dauert, bis man so alles wieder gefunden hat. Gegen 10:45 starten wir zur weiteren Durchquerung des Sees Laberge. Nach zirka 10 km Rast mit Lunch. Es gibt für jeden zwei Scheiben Salami, Käse, Brot, Müsliriegel, Apfel und Apfelsine. Weiter durch den See, der kein Ende zu nehmen scheint. Die letzten Kilometer bis zum leicht erhöhten, natürlichen Zeltplatz waren ziemlich hart in der prallen Sonne, aber gegen 17:00 Uhr haben wir es dann endlich geschafft. Das anschließende Bad im See war dafür umso schöner! Faszinierend auch und besonders heute die fast absolute Stille – für mich als Stadtmenschen umso mehr! Die Rückkehr in eine größere Stadt nach drei Wochen wird bestimmt nicht leicht! Um 21:30 Uhr sind alle müde und denken nur noch ans Schlafen.
6. Juli
Nach Kaffee und Müsli können wir bereits um 9:45 starten. Das Wetter verschlechtert sich zusehends, die Höhe der Wellen steigt und ab und zu regnet es recht heftig, wobei erwähnt werden muss, dass auch die eine oder andere Welle ins Boot schlägt. Nach 21 km und vier Stunden Fahrzeit erreichen wir ohne Verluste endlich das Ende des Sees. Wir liegen bei Sonnenlicht um 21:00 Uhr im Schlafsack und schlafen trotzdem schnell ein.
7. Juli
Heute starten wir erst gegen 11:00 Uhr. Die fast 50 km, die vor uns liegen, können uns nicht schocken, denn jetzt haben wir durch den Abfluss vom See zurück in das Flussbett wieder eine enorme Strömung, die uns ordentlich voran bringt. Wir sehen zwei ausgewachsene Weißkopfadler und drei Jungtiere. In dem sehr sandigen Ufer sind viele Höhlen von Uferschwalben zu sehen. Für meine Begriffe könnten es gerne ein paar Tausend mehr sein, um die mitunter echt fiesen Mücken zu dezimieren… Übrigens über Autan und ähnliche Mittelchen aus Europa lachen diese Mücken hier. Man muß schon ein wesentlich stärkeres Kaliber anwenden, so z.B. Muskol (mit mindestens 60 Prozent DEET).
In Hootalingua kippt unser Kanu zur Seite und mein Vater wird unfreiwillig im Yukon getauft.
8. Juli
Kurz vor 08:00 Uhr aufgestanden. Da die Sonne voll auf unserem Zelt stand, war es vor Hitze einfach nicht mehr auszuhalten. Es gab leckeres Rührei (36 Eier haben wir verbraten) und Speck. Pro Nase sind das fast vier Eier und das bloß zum Frühstück! Aber ausschließlich an der frischen Luft und ständig in Bewegung zu sein, fordert eine stark erhöhte Energiezufuhr.
Letzte Nacht haben übrigens ein paar nette Waldmäuse Polka auf unserem Esstisch getanzt uns sich sehr über den einen oder anderen Speiserest gefreut. Normalerweise achten wir gerade wegen der Bärengefahr sehr penibel darauf, dass nichts liegen bleibt und Speisereste sowie auch Verpackungen werden nach dem Essen verbrannt. Das übrige Essen wird in bärensicheren Containern verstaut, aber diese Mäuse haben so feine Nasen, dass sie auch die kleinsten Reste riechen.
9. Juli
Heute regnerisches Wetter. Und es sollte noch viel schlimmer werden… Auf "Shipyard Island" erwartet uns ein alter Schaufelraddampfer, der hier als Ersatzteillager seine letzte Ruhe gefunden hat. Der Nieselregen geht langsam in heftigeren Regen über, so dass wir im Anschluss freiwillig – trotz knurrender Mägen – auf die Mittagspause verzichten und die 52 km bis Big Salmon tapfer durchpaddeln. Die Devise lautet einfach nur ankommen, Holz und Flechten (natürlicher Grillanzünder) sammeln, Feuer machen, aufwärmen, aufwärmen und ein sehr kurzes Abendessen (Suppe – was sonst bei diesem Wetter!), trockene Sachen an und ab in den wärmenden Schlafsack. Was für ein Tag!
10. Juli
Heute Morgen um 11:00 Uhr in trüben, aber überwiegend trockenen Wetter gestartet. Bei Cyr's Dregde (eine abenteuerliche Goldwaschanlage) unsere Mittagspause eingelegt. Wir versuchen es mit Goldpfannen und viel Geduld, können aber – bis auf ein bisschen "Katzengold" (Pyrit) nicht ein Krümelchen echtes Gold finden…
Abends kommt es beim Anlegemanöver fast zu einer kleinen Katastrophe. Ein Kanu kentert. Zum Glück gerät keiner der beiden Kanufahrer in Panik und versucht in eines der anderen Kanus zu Klettern, was diese dann unweigerlich ebenfalls zum Kentern gebracht hätte. Doch alles verläuft gut. Es wäre ein schwerer Verlust gewesen, da die beiden sonst auf andere Kanus hätten verteilt werden müssen. Zudem hätten sie kein Zelt, keine Schlafsäcke und alle deutlich weniger zu Essen gehabt. Bis auf einen Topfdeckel und der Campingkocher, den wir sowieso bisher nie gebraucht haben, geht nichts verloren.
11. Juli
Um 14:30 erreichen wir bereits unser heutiges Tagesziel. Dafür wird das anfänglich schöne Wetter langsam immer schlechter. Am Mandana Creek angekommen, bessert sich zum Glück das Wetter wieder und wir müssen zunächst ein Versprechen einlösen. Bei ihrer letzten Tour hat ein großer Hecht unserem Tour-Guide aus Österreich die komplette Angel demoliert und ihr den Blinker als Trophäe abgenommen. 1:0 für den Hecht, aber es soll noch ein Rückspiel geben. Mein Vater schafft es tatsächlich den Blinker-Dieb und Herrscher des Mandana Creeks anbeißen zu lassen und kämpft mit dem Viech, das sich natürlich nicht so leicht geschlagen gibt. Er behält die Oberhand und mit dem Brocken allein (geschätzte 8 kg!) ist für die halbe Gruppe das Abendbrot gesichert.
12. Juli
Je näher wir dem Tagesziel kommen, desto schlechter wird das Wetter und müssen auch heute wieder kräftig einstecken… Als sich auf dem Campbell Highway, der hier ein Stück weit am Yukon entlang führt, das erste Fahrzeug seit mehreren Tagen nähert, schrecken alle hoch und glauben sich kurz vorm Hörsturz. Es ist nach so viel Ruhe einfach ein unglaublicher Krach, obwohl es sich bloß um ein einziges Fahrzeug handelt.
13. Juli
Die Spannung steigt nun immer mehr, denn heute liegen die Five Finger Rapids vor uns und niemand kann sich richtig etwas darunter vorstellen. Wir wissen nur, dass wir unbedingt die richtige Linie fahren müssen, da sonst die Kentergefahr zu hoch ist. Kurz vor den Rapids stoppen wir an einer alten und mittlerweile verfallenen Kohlen-Mine und erhalten letzte Instruktionen, wie wir uns in den Rapids verhalten sollen. Was von „oben“ betrachtet noch recht harmlos aussah, schlägt schnell in leichte bis mittelschwere Panik um, als uns von allen Seiten hohe Wellen treffen, die uns auch nur schwer unseren Kurs halten lassen. Die Angst vorm Kentern packt uns, denn es schwappt immer mehr Wasser ins Kanu, aber mit einem Mal haben wir es trotz erheblichen "Wasserzugewinn" im Boot geschafft.
14. Juli
Unser heutiges Ziel heißt Hell’s Gate – die Pforte zur Hölle. In diesem Abschnitt des Yukon befinden sich so viele Inseln und Abzweigungen mit zunächst ähnlich starker Strömung, dass sich die Flussschiffer hier mehrfach verfuhren und dem Abschnitt so seinen Namen gaben.
Der Stopp zur Mittagspause wird zur Qual, weil alle Anlegestellen für Boote durch das Hochwasser des Yukon überflutet sind. Nach 52,8 km erreichen wir unser nächstes Camp. Matthias verletzt sich durch einen Ast am Fuß, will die Wunde durch Spülen im Yukon reinigen, rutscht dabei aus und seine Sandale treibt mit hoher Geschwindigkeit davon.
Baden im Yukon ist heute zu gefährlich. Wir haben das Gefühl, dass die Fließgeschwindigkeit schon wieder deutlich zugenommen hat. Wenn man hier abgetrieben wird, muss man sich im wahrsten Sinne durch eine Art Urwald und dazu unterkühlt zurückkämpfen – keine gute Idee!
15. Juli
Die Distanz für heute beträgt nur 18 km. So sind wir dann schon um 13:30 in Fort Selkirk, einem früheren Handelsposten der Hudson Bay Company und heutigen Geisterstadt, die ein ganzes Stück über dem Yukon liegt. Die Siedlung ist nur per Boot oder Flugzeug/Hubschrauber erreichbar. Um 1850 war Fort Selkirk sogar Hauptstadt des Yukon Territory. Später erzählt uns eine ältere Indianerin, dass seit Tagen ein riesiger Grizzly um das Lager schleichen würde und wir auf keinen Fall allein und ohne "bear-spray" umhergehen sollten - die Nacht kann ja heiter werden…
Die First Nation Indianer haben nicht schlecht gestaunt, dass wir uns bei der Strömung und vor allem der Temperatur (geschätzte Wassertemperatur: 12° C) rein getraut haben. Man sollte nur nicht die Anlegestelle verpassen, denn sonst wird’s schwierig wieder an Land zu kommen. Alle haben übrigens wegen Steinen, Ästen immer Badeschuhe an. Ich habe mir noch in Whitehorse für USD 90 ein paar vernünftige Wassersandalen gekauft, die wirklich jeden Cent wert sind. Abends spielen drei "First Nation People" auf Gitarre, Geige und einem mandolinenartigen Instrument zum Tanz auf.
16. Juli
Heute Morgen schönstes Sonnenwetter. In den kälteren, regnerischen Tagen hat sich jeder nichts sehnlicher als die wärmende Sonne gewünscht, jetzt, wo sie da ist, wird’s anstrengend. Wie heiß es heute war sieht man auch daran, dass wirklich alle nach der Anlandung im eiskalten Selwyn River baden gehen und dies obwohl der Selwyn noch kälter als der Yukon ist.
17. Juli
Am schönen Coffee Creek konnten wir leider nur Rast machen, da die darin befindliche Sandbank einfach zu hoch überschwemmt war. Hätten wir unsere Zelte darauf aufgebaut, wäre es erstens viel zu eng geworden und zweitens hätten wir bei nur leichtem Wasserpegelanstieg "fließend eiskaltes Wasser" gehabt. Zumindest Angeln konnten wir hier, allerdings diesmal zwar mit viel Spaß, aber dafür ohne Erfolg. So mussten wir dann bis zur Halfway Island paddeln.
18. Juli
Ohne danach zu suchen, haben wir gleich nach dem Ablegen, eine Elchkuh gesehen, die uns neugierig und erstaunlich entspannt mit einem Jungtier vom Ufer aus beobachtete. Auf der weiteren Tour sehen wir noch zwei weitere Elchkühe, die sich wie Fotomodels am Ufer aufstellen und kein Stück weichen.
Auf einer kleinen Insel, hinter der der White River und in den Yukon mündet, schlagen wir unser Zeltlager auf. Auf einer kurzen Wanderung zur hinteren Inselseite finden wir auf dem Trampelpfad Bären, Wolfs- und Elchspuren, die uns im Hinblick auf die bevorstehende Nacht ungemein beruhigen, speziell wenn man bedenkt wie klein diese Insel ist.
19. Juli
Bei prasselndem Regen aufgestanden – alle sind hoch motiviert – und das vor der Königsetappe! Es wird gepaddelt, als wären wir alle Automaten, kaum ein Wort gesprochen. Paddeln, paddeln, paddeln, immer gegen den starken Wind von vorn und den Regen von oben. Je näher wir an unser nächstes Camp kommen, desto häufiger lässt sich zumindest mal kurz die Sonne blicken. Das Camp selbst erinnert an eine Abenteuer-Blockhütten-Feriensiedlung. Die Menschen, die auf dem Yukon vorbeifahren sind herzlichen willkommen und dürfen kostenfrei auf dem Gelände campen.
20. Juli
Auf unserer letzten Etappe darf der Regen, der uns so treu, wie ein Hund gefolgt ist, natürlich nicht fehlen. Wir sind alle froh, dass wir heute nicht einmal die Hälfte von der gestrigen Etappe vor uns haben, sind ohne Gegenwind gefühlt doppelt so schnell unterwegs und freuen uns auf das angekündigte Badehaus auf dem zweiten und letzten richtigen Campingplatz und die Goldgräberstadt am Klondike River.
Das Kanu-Abenteuer geht dem Ende entgegen. Auf dem Campingplatz errichten wir routiniert und schnell unsere Zelte. Ein paar Furchtlose wollen noch ein Abschiedsbad im Yukon nehmen. Nach dem Badespass sind wir auf das legendäre Klondike Kate’s Restaurant gespannt, das in der Innenstadt von Dawson liegt. Dawson ist eigentlich mehr ein größeres Dorf (nur 2.000 Einwohner – je nach Saison), das wie eine belebte Geisterstadt aus der Westernzeit aussieht und in dem nur im kurzen Sommer durch den Tourismus relativ viel los ist. Nach einem sehr guten Rib-Eye-Steak geht es weiter ins Downtown Hotel, wo wir uns am berühmt, berüchtigten Sourtoe Cocktail versuchen.
21. Juli
Abends geht’s ins Diamond Tooth Gertie’s Casino. Ein paar von uns riskieren ein paar Dollar (mehr) an Einarmigen Banditen, Black Jack- und Roulette-Tischen. Auf dem Heimweg begrüßt uns ein Fuchs, der an Menschen und Autos gewöhnt zu sein scheint. Ist zwar wieder mal kein Bär, aber immerhin! Trotz nur zirka fünf Meter Abstand und Blitz sehe ich am nächsten Morgen nichts als zwei leuchtend grüne Augen auf dem Display meiner Digitalkamera - hey, ich hatte fast ein richtig "wildes" Tier fotografiert, zumindest hätte ich es als das verkaufen können.
22. Juli
Eine ziemlich schaukelige Fahrt auf Schotterpisten steht uns bevor. Bei der Goldmine angekommen erklärt uns der Besitzer einige Grundlagen zum Goldabbau. In einem klapprigeren Van bringt er uns direkt zum aktuellen Schürfgebiet. In diesem Teil seines Claims stehen riesige Spülkanonen, Bagger und Sortierbänder, mit deren Hilfe Gestein abgetragen und dann auf Gold untersucht wird.
Mit einer Wasserkanone demonstriert uns sein Sohn Jason, wie sie damit nach und nach die Hügel komplett abtragen. Das abgetragene Erdreich wird Schritt für Schritt immer feiner gesiebt. Das "Extrakt" von einem Tag befindet sich dann irgendwann in zirka 15 normalen Eimern. Allerdings weiß dann immer noch niemand, ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Letztendlich zieht er mit einem starken Magneten das Eisen aus dem Extrakt, was immer auch zusammen mit Gold gefunden wird. Das übrige Extrakt wird in eine rotierende Schnecke – Marke Eigenbau – gekippt und mit einem Mal glänzt alles darin verbliebene Material golden! Übrig bleibt also das pure Gold.
In einem Zelt wird jeder von uns mit Gummistiefeln, Schaufel und Goldwaschpfanne ausgestattet. Nach einer kurzen Einweisung erhalten alle die "Lizenz zum Schürfen" und dürfen sich ein paar Schaufeln "Dirt" nehmen, aus dem wir dann in mühsamer Handarbeit die kleinen Goldkrümel heraus waschen. Wir stehen im kleinen Creek und lassen unsere Teller kreisen. Einige sind nach viel mühsamer Arbeit vom mickrigen Ertrag enttäuscht. Andere packt nach ersten Erfolgen ein regelrechtes Goldfieber.
23. Juli
Heute ein letztes Mal bei Klondike Kate's gefrühstückt, dann müssen wir die Zelte abbauen, Kanus auf den Hänger hieven und verlaschen. Dann geht's auf der Fähre nach Dawson, um weiter Richtung Whitehorse zu fahren. Zirka 600 km liegen vor uns.
Abends checken wir wieder im Riverview Hotel in Whitehorse ein und verabschieden uns von den anderen Teilnehmern. Hinter uns liegen drei Wochen Abenteuer unter teilweise recht schwierigen und unangenehmen Wetterbedingungen. Für die Jahreszeit war es eindeutig zu kalt und zu feucht. Umso erstaunlicher, dass niemand erkrankt ist. Zum Glück ist auch niemand ernsthaft verletzt worden. Wir wurden ganz großartig bekocht, übernachteten an grandiosen Zeltplätzen und hatten einen erstklassigen Führer, der jeder Situation gewachsen war und uns dazu erstklassig unterhalten hat.
In einem Punkt sind wir uns einig: die Tour war für uns alle ein unvergessliches Erlebnis. Wir können jedem nur empfehlen, den Yukon in einem Kanu zu befahren.