Frauen stehen auf Fesselspiele, auf Gertenhiebe und auf Beißen beim Sex. Glauben Sie nicht? Den Hype über "Fifty Shades of Grey" halten Sie für völlig übertrieben? Wenn Sie so denken, sind Sie damit nicht allein. Denn die meisten Männer sind unschuldigen Blümchensex gewohnt. Allenfalls verhaltene Klapse oder Haareziehen waren bisher drin. Dabei ist BDSM derzeit in aller Mund und sogar viele Frauen bekennen sich öffentlich zur Sehnsucht nach der harten Gangart.
Aber wieso ist die Welle scheinbar bisher in so wenigen Schlafzimmern angekommen? Wir haben mit einer BDSM-Expertin gesprochen. Sie sagt: "Jede Frau sollte BDSM ausprobieren. Wenn sie es getan hat, will sie es wieder tun".
Was heißt BDSM?
Hinter der Abkürzung BDSM stecken die Anfangsbuchstaben der Begriffe "Bondage & Discipline" (BD), "Dominance & Submisson" (DS) und "Sadism & Masochism" (SM). Übersetzt heißt das: Fesselspiele und Disziplin, Dominanz und Unterwerfung und Sadismus und Masochismus. Die Abkürzung BDSM bezeichnet eine Reihe von Sex-Praktiken, die sich Lustschmerz, spielerischer Bestrafung und/oder Machtspielen bedienen. Schauen wir uns die 3 Bereiche im Detail an:
- Bondage & Discipline: unter diese Kategorie fallen Fesselungs- und Züchtigungspiele
- Dominance & Submission: Hierbei handelt es sich um erregende Macht-Spiele auf einer psychischen Ebene mit einer klaren Rollenverteilung. Es gibt einen unterwürfigen ("Sub" oder "Bottom") und einen dominanten Partner ("Dom") – entweder für die Dauer der Session oder im gesamten Alltag
- Sadism & Masochism: dieser Bereich von BDMS ist am bekanntesten. Es geht bei Sadomaso darum, lustvolle Schmerzen zu verursachen
Obwohl alle 3 Teilbereiche unter den Oberbegriff BDSM fallen, sind sie differenziert zu betrachten. So mag beispielsweise nicht jeder devote Partner Schmerzen oder nicht jeder Dom führt gern physische Züchtigung durch.
Ganz wichtig: Bei der sexuellen Spielart ist alles, was die Partner dabei tun, abgesprochen und freiwillig. Von gezwungenen Handlungen distanzieren sich BDSM'ler.

Ist BDSM eine verbreitete heimliche Fantasie?
Die Sehnsucht nach der härteren Gangart ist verbreiteter als oft angenommen, so das Ergebnis einer Umfrage von kanadischen Forschern der Université du Québec in Trois-Rivières. Die Hälfte der 1500 befragten Studienteilnehmer gab an, dass sie schon von Fesselspielen geträumt haben. 44 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen legten sogar offen, dass sie Schläge beim Sex spannend fänden. Es bleibt aber meist bei einer Fantasie: laut einer Umfrage des Forsa-Institut im Auftrag des "Sterns" haben nur 15 Prozent der Deutschen BDSM schon einmal ausprobiert.
Die Vorurteile gegenüber BDSM
Zugegeben: Peitschen, Ledermasken und Handschellen sehen für viele Menschen martialisch aus. Dementsprechend viele Vorurteile gibt es gegenüber Menschen, die solche Utensilien mit ins Bett nehmen. Gängige Vorurteile gegenüber BDSM'lern sind: sie sind krank, pervers oder abnormal.
"Das sagt nur, wer es noch nie probiert hat. Das ist wie mit chinesischem Essen", erklärt die BDSM-Expertin. "Ich kenne viele BDSM'ler, die sehr umgängliche Menschen sind. Denen merkt man ihre sexuelle Leidenschaft im Alltag gar nicht an", so die Domina. Auch eine Studie der niederländischen Universität Tilburg bestätigt, dass BDSM'ler nicht krank sind. Im Gegenteil: die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Anhänger der harten Gangart gesünder, mental gefestigter und glücklicher in ihrer Partnerschaft sind.
Warum stehen Frauen auf BDSM?
Kennen Sie den Spruch: Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse kommen überall hin? Das ist auch beim weiblichen Hang zu SM die Devise. Auch mal das Biest spielen zu dürfen, macht viele Frauen scharf. "Mich reizt an BDSM, dass ich dabei völlig aus dem Rollenbild einer Frau fallen kann. Ich darf schmutzig, rigoros und beherrschend sein. Ich genieße es, einen Partner zu haben, der mir völlig vertraut. Ich bin dafür verantwortlich, wie weit ich gehen darf. Es nicht auszunutzen, reizt mich zusätzlich" so die Domina.
"Wenn ich selbst beim Sex Schmerzen erfahren darf, liebe ich den Endorphinkick dabei. Nicht zu wissen, was als nächstes kommt. Sich völlig hingeben, ausgeliefert sein, auch mal was aushalten können und die eigene Unversehrtheit in die Hände eines anderen Menschen legen", sagt sie. "Wie viele Frauen bin ich aber nicht an den extremen Dingen interessiert. Blut muss nicht fließen. Es darf ziepen, ich mag klare Worte und der Po darf auch mal rot glühen, aber stundenlange Sessions sind nicht mein Fall. Aber da ist jeder anders", so die BDSMlerin. Es wäre aber auch falsch anzunehmen, jede Frau stände heimlich auf BDSM-Sex.

Warum geben viele Frauen ihre Vorliebe nicht zu?
Eine Frau, die auf sexuelle Unterwerfung oder Schmerzen beim Sex steht, schämt sich oft für ihre Vorliebe. Sie empfindet Scham gegenüber Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Sie selbst (und andere, denen sie von ihrer Vorliebe erzählen würde) sucht psychologische Ursachen, die ihre Lust an einer harten Gangart erklären. "So fühlt man sich stigmatisiert. Dabei ist die Lust auf Klapse auf den Po oder Bisse in die Brustwarze genauso eine Vorliebe wie Sex mit oder ohne Sextoy", so die BDSM'lerin "Und es gibt ja noch ganz andere Spielarten".
Aus Angst, als "unnormal" abgestempelt zu werden, suchen Frauen in speziellen Foren nach Gleichgesinnten oder verdrängen ihre Sehnsucht – der Beweis dafür ist der große Erfolg von "Fifty Shades of Grey". "Für viele Frauen reicht die Fantasie aber auch total. Eine softe Art des BDSM könnte folglich auch sein, dass die Partner über sanfte Unterwerfungs-Szenarien zusammen fantasieren", so die Kinky-Liebhaberin. Ihre Fantasie ist das mächtigste Sextoy überhaupt!
Lexikon des BDSM: Die wichtigsten Begriffe
Bondage: Bondage meint das kunstvolle Fesseln des Partners. Mit Seilen, Bondagetape oder Lederfesseln werden Handgelenke, Arme, Hals oder Beine gefesselt oder angekettet.
Dom: Der "Herr" oder "Dom" bzw. die "Herrin" oder "Domina" ist der kontrollierende Partner.
Kinks: "Kinks" bezeichnen die Vorlieben; also das, was jemanden antörnt. Ein Kink ist nicht mit einem "Fetisch" zu verwechseln. Ein Kink kann zum Beispiel Fesseln oder Haareziehen sein, ein Fetisch ist immer an Dinge oder Materialien gebunden, zum Beispiel die Lust auf Lack und Leder.
Safeword: Das "Safeword" ist ein verabredetes Stichwort, das die sexuelle Handlung sofort unterbricht.
Spanking: "Spanking" ist die Übersetzung für Hintern versohlen. Am häufigsten geschieht Spanking mit der flachen Hand (aber auch ein Ping-Pong-Schläger kann herhalten).
Sub: Der "Sub" oder auch "Bottom" ist der devote/passive Part beim Liebesspiel. Anders als der "Sklave" gibt der Sub die Kontrolle nur während des Spiels ab, nicht auch im alltäglichen Leben. Der unterwürfige Partner muss übrigens kein schlechtes Selbstbewusstsein haben. Im Gegenteil: häufig sind Subs ebenso starke Persönlichkeiten wie die dominanten Partner.
Switch: "Switch" meint eine Person, die in beiden Rollen zufrieden ist – als dominanter oder devoter Part.
SSC: Diese Abkürzung steht für "Safe, sane and consensual". Es bedeutet, dass die Sicherheit des Subs immer vor dem sexuellen Vergnügen kommt. Eine BDSM-Session findet niemals unter Drogeneinfluss statt und der Sub kann sie jederzeit mit dem Safeword beenden.
Vanilla: Menschen, die nicht auf SM-Spielchen steht, wird in der Szene als Vanilla oder Vanille bezeichnet. Auch bekannt als "Blümchensex".

Kann BDSM-Sex die Beziehung verbessern?
Kinky Sex ist in jedem Fall eine Möglichkeit, Ihren Sex zu bereichern. Scharfe Rollenspiele durchbrechen die Sex-Routine und können sogar die Vertrauensbasis der Partner steigern. Indem Sie sich auch mal an einer härteren Gangart versuchen, entlocken Sie der Partnerin mögliche Fantasien und geheime Wünsche.
Verstehen Sie es nicht falsch, es geht nicht darum, dass Sie Ihrer Partnerin wehtun. Im Gegenteil: Sie lassen sie selbst entscheiden, was Sie ausprobieren mag. Auch als devote Partnerin behält sie jederzeit die Kontrolle über die Situation (sie sagt das Codewort – das Spiel endet). Die offene Kommunikation wirkt sich auch auf andere Lebensbereiche aus – so berichten BDSM-Paare, dass sie im Alltag sensibler für Wünsche und Sorgen des Partners sind und keine Angst haben, Grenzen zu ziehen.
BDSM für Anfänger: Mit diesen Regeln starten Sie in die Welt der SM-Spielchen
Keine Sorge: kinky Sex bedeutet nicht, dass Sie sich fortan im Bett auspeitschen und nur noch Ledermaske beim Liebesspiel tragen. Die Spielart BDSM hat viel vielschichtigere Facetten und beginnt schon bei simplen Machtspielen oder Experimenten mit Lustschmerz. Wie Sie sich ganz sanft an eine härtere Gangart herantasten.
1. Kommunikation ist Alles
Viel wichtiger als das harte Anfassen sind die Gespräche davor. "Das ist die wichtigste Regel: Sie reden miteinander über Wünsche und Ängste. Es passiert nichts, was nicht beide Partner wollen", so die Expertin. Ohne Vertrauen zueinander werden Sie an der harten Gangart keinen Spaß haben. Schauen Sie gemeinsam Filme, in denen kinky Sex-Szenen enthalten sind und schauen Sie, was es mit Ihnen und Ihrer Partnerin macht. Sie haben "Fifty Shades of Grey" auf dem Nachttisch Ihrer Partnerin entdeckt? Sprechen Sie sie behutsam darauf an, ob Sie Lust hat, auch mal die härtere Nummer auszuprobieren.
2. Beginnen Sie mit Humor
Schauen Sie sich typisches Equipment (zum Beispiel Seile) gemeinsam an und überlegen Sie laut, was man damit anstellen könnte. So nähern Sie sich spielerisch und erfahren mehr über Fantasien oder Sorgen des Partners. So können Sie auch herausfinden, ob Sie eher der dominante oder devote Part sein möchten. "Jetzt vereinbaren Sie auch schon das Safeword", rät die BDSM'lerin.
3. Bleiben Sie in Ihrer Komfortzone
"Es geht nicht darum, immer krassere Sachen auszuprobieren. Wenn etwas scharfmacht, muss man sich nicht zu härteren Spielarten steigern", sagt die Expertin. Wer bei den ersten Versuchen spürt, dass die Spielart nichts für einen ist, sollte nicht dem Partner zuliebe weitermachen. Machen Sie nur das, was Ihnen gefällt und freuen Sie sich über die neue Erfahrung, statt schon einen Schritt weiter zu denken.
4. Begrüßen Sie neue Gefühle
"Beginnen Sie im Idealfall mit etwas ganz einfachem. Verbinden Sie dem Partner die Augen. Bei BDSM geht es nicht zwingend um Schmerzen. Viel wichtiger sind Überraschungsmomente, das Ausgeliefertsein. Wenn Sie Ihre Partnerin oder Sie selbst mit Eiswürfeln oder kitzelnden Federn überrascht werden, spielen Sie genauso mit der süßen Folter, wie wenn Sie es mit einer Gerte tun würden – nur softer", so die SM-Liebhaberin.
5. Lassen Sie ihr Ego nicht ins Bett
Wenn Sie der dominante Part sind, sollten Sie die machtvolle Rolle nicht nutzen, um der Partnerin endlich mal zu zeigen, was Sie stört. Rachegedanken sind völlig fehl am Platz. Im Gegenteil: dem dominanten Part obliegt besondere Vorsicht. Er muss jederzeit auf die Gefühle des Subs achten und sehr gefühlvoll vorgehen. Wenn der Dom nur einmal respektlos oder eigennützig handelt, verspielt er seinen Vertrauensbonus für immer.

6. Vertrauen Sie!
Wenn Sie der devote Part sind, sollten Sie sich völlig hingeben. "Sie müssen der Domina zu 100 Prozent vertrauen können", so die Expertin. Diese völlige Hingabe, die eigene Sicherheit in die Hände der Partnerin zu legen, löst erst den sexuellen Reiz aus.
7. Lassen Sie sich unterweisen
In diesem Fall ist nicht die sexuelle Unterweisung gemeint, sondern die technische Unterstützung. Heißt: wenn Sie nicht genau wissen, wie Sie die Liebste fesseln oder wie beispielsweise Wachsspielchen funktionieren, sollten Sie sich unbedingt beraten lassen, bevor Sie unerwünschte Schmerzen verursachen. Es gibt BDSM-Messen oder Fesselkurse – auch im Internet finden Sie Hilfe, aber achten Sie darauf, dass es sich beim Ratgeber wirklich um einen Experten handelt. In speziellen Fetisch-Shops können Sie sich ebenfalls beraten lassen.
8. Werden Sie ein gutes Team
Zu kinky Sex gehört auch, dass Sie sich anschließend darüber unterhalten, ob und wie es dem anderen gefallen hat. Wenn Sie das erste Mal BDSM ausprobieren, ist die erste Zeit sehr aufregend. Sie betreten gemeinsam Neuland. Wenn Sie jetzt gleich eine offene Atmosphäre schaffen, wächst das Vertrauen und bleibt auch bei späteren Experimenten.
Fazit
Die Neigung zu BDSM-Spielarten hat nichts mit abartigen Gelüsten zu tun. Viele Frauen hegen heimliche Unterwerfungs- oder Domina-Fantasien. Die meisten leben sie aber nicht aus. Gründe dafür sind Angst vor Anlehnung oder mangelndes Vertrauen in der Partnerschaft. Indem Sie die Liebste behutsam danach fragen, ob Sie auch mal eine härtere Gangart probieren möchte oder Sie gemeinsam einen Film schauen, indem BDSM-Szenen enthalten sind, erfahren Sie, was sie von kinky Sex hält. Wenn Sie sich dann tatsächlich in die Welt der BDSM-Spiele wagen, ist das nicht nur sehr spannend, es kann auch Ihre Beziehung verbessern. Wie? Die Spielart verlangt eine sehr offene Kommunikation und ein hohes Maß an Vertrauen – und das wirkt sich auch auf andere Bereiche des Beziehungsalltags aus.