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Der Appalachian Trail: 128 Tage zu Fuß durch 14 US-Bundesstaaten Marc Pützi

128 Tage zu Fuß Appalachian Trail

Appalachian Trail 128 Tage zu Fuß durch 14 US-Bundesstaaten

Die 3500 Kilometer des Appalachian Trail waren für unseren Leser stets ein ferner Traum. Als sein Vater starb, sagte er sich: jetzt oder nie! 4 Monate wanderte er durch die USA — und kam als neuer Mensch zurück

Unser Sportheld

Marc Pützi: Der Schweizer (38) kündigte letztes Jahr seinen Job als Berufsschullehrer für Autotechnik, um 128 Tage lang den Appalachian Trail quer durch die USA zu gehen. Auf seinem Weg verdrückte er rund 500 Energieriegel und verlor doch 18 Kilo Gewicht.

Warum geht einer 3500 Kilometer zu Fuß? Für mich war es die Sehnsucht nach dem Leben ohne Plan. Ich war schon immer abenteuerlustig, habe Neues probiert und meine Grenzen ausgelotet. Vor langer Zeit sah ich mal eine TV-Doku über den Appalachian Trail und dachte: irgendwann mal, in einem anderen Leben vielleicht. Aber dann erkrankte mein Vater plötzlich an einem Hirntumor. Kurz vor seinem Tod erzählte er mir von den Träumen, die er sich nicht mehr erfüllen konnte. Und das hat mich aufgerüttelt.

Auf den Appalachian Trail kann man sich kaum vorbereiten

Nach seinem Tod war mir bald klar, dass dieser Fernwanderweg durch Amerika ganz oben auf meiner Liste steht. Ich wollte nur noch gehen und nicht anhalten, allein und am liebsten sofort. Also kündigte ich meinen Job, recherchierte im Netz und stiefelte so oft es ging mit riesigem Rucksack durch die Landschaft bei mir daheim. Auf den Appalachian Trail kann man sich allerdings kaum vorbereiten. Das meiste lernst du, indem du ihn gehst.

Hiker-Hunger schlimmer als jede Blase

Gleich in den ersten Tagen auf dem Trail merkte ich, dass ich zu viel auf dem Rücken trug — die Hängematte, die schwere Kamera. Ich verschenkte einiges, schickte anderes meinem Onkel. Ich lernte, dass wasserdichte Schuhe auf dem Trail nichts taugen. Da geht zwar kein Regen rein, aber trittst du mal in ein Wasserloch, geht die Feuchtigkeit auch nie mehr raus. Oder Hiker-Hunger — schlimmer als jede Blase am Fuß! Es gab Tage, da hätte ich für ein Steak alles getan. Ich aß viel Pasta, Reis, Tunfisch — alles, was viele Kalorien hat. Wer ständig unterwegs ist, der braucht Energie.

Gehen kann so glücklich machen

Nach 2500 Kilometern, kurz nach Vermont, bekam ich plötzlich Durchfall und Magenkrämpfe. Zuvor hatte ich Giardia getrunken, verunreinigtes Wasser, und konnte kaum noch einen Meter gehen. Fast hätte ich aufgeben müssen. Nach 10 Tagen Trail-Pause plus Antibiotika konnte ich aber doch weitergehen. Gehen — diese simple Sache kann ja so glücklich machen!

Rund 40 Kilometer täglich

Viele Menschen sind aus ganz unterschiedlichen Gründen auf dem Trail. Nicht jeder sucht sich selbst, manche wollen einfach nur abhauen. So wie dieser Mann, Mitte fünfzig, der später verhaftet wurde. Er hatte um 9 Millionen Dollar betrogen und sein Haus angezündet, in dem die Polizei seine tote Frau fand. Auf dem Appalachian Trail war er 6 Jahre lang untergetaucht. Jeder Hiker bekommt für den Weg einen Spitznamen. Mich nannten sie ‚Ten Speed‘ — nicht, weil ich als guter Zeitfahrer mal Amateur- Radrennen gewonnen hatte, sondern weil ich auch ein Zeitwanderer war. Täglich legte ich rund 40 Kilometer zurück. Nach 128 Tagen, am Gipfel des finalen Aufstiegs, war ich stolz und glücklich, aber auch wehmütig, weil der Weg enden sollte. Mir wurde klar: Das Leben ist ein langer Weg, den du nur einmal gehst. Was du da mitnimmst, bleibt dir für immer.“

Routentipps: Traumhafte Trails
Appalachian Trail: Die Route verläuft durch insgesamt 14 US-Bundesstaaten, von Georgia im Süden über Virginia und New York bis in den Norden nach Maine
Weitere beliebte Fernwanderwege:
Pacific Crest Trail: Der 4240-Kilometer- Trail zieht sich von Kanada bis Mexiko, durch den Yosemite- Nationalpark und die Mojave-Wüste.
Via Alpina: Auf 5 unterschiedlich langen Routen geht es durch 8 Alpenstaaten, von Triest bis nach Monaco.
Te Araroa: Erst seit 2011 führt der „lange Pfad“ 3000 Kilometer weit von der Nordinsel Neuseelands zur Spitze der Südinsel.
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