Asthma und Sport
So trainierst du bei Asthma richtig

Mit diesen Tipps können Asthmatiker mit Sport ihre Atemmuskulatur stärken und Asthmaanfällen vorbeugen
Mit der richtigen medikamentösen Einstellung können Asthmatiker wie der Fitnesscoach Julius Ise entspannt Sport treiben
Foto: PR/Bosch-Healthcare-Solutions
In diesem Artikel:
  • Was ist Asthma überhaupt?
  • Was sind die Auslöser von Asthma?
  • Was sind Symptome von Asthma?
  • Woran erkenne ich, dass ich Asthma habe?
  • Wie wird Asthma behandelt?
  • Welche Hausmittel helfen zusätzlich, gut mit Asthma zu leben?
  • Welchen Effekt hat Sport auf Asthma?
  • Worauf sollten Asthmatiker beim Sport achten?
  • Welche Sportarten sind bei Asthma geeignet?

Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Krankheiten weltweit. In Deutschland leidet vier Prozent der Kinder und Jugendlichen und sechs Prozent der Erwachsenen an dieser Krankheit der Bronchien, die ihnen immer wieder die Luft abschnürt.

Bei körperlicher Anstrengung fürchten viele Betroffene, die Kontrolle über ihr Asthma zu verlieren. "Meine größte Sorge war, den Sport einschränken zu müssen", erinnert sich der bekannte Fitnesscoach und Blogger Julius Ise an die erste Zeit nach seiner Asthma-Diagnose. Das war jedoch, wie in den meisten Fällen, überhaupt nicht nötig. Im Gegenteil: Sport ist für Asthmatiker extrem wichtig, um im Alltag mit Asthma gut leben zu können, sagt Pneumologe Dr. Michael Barczok aus Ulm. Wie das gelingt, erklären wir hier.

Was ist Asthma überhaupt?

Ein Asthma bronchiale ist eine nicht heilbare, chronische Atemwegserkrankung, bei der die Schleimhäute der Bronchien dauerhaft entzündet und entsprechend überempfindlich sind.

Durch die Entzündung sind die Schleimhäute der Atemwege verdickt, sodass weniger Sauerstoff ins Blut gelangen und weniger Kohlendioxid mit der Atemluft abgegeben werden kann. Der verengte Innendurchmesser der Bronchien erschwert das Ein- und Ausatmen. Schreitet die Erkrankung fort, kann auch der Austausch von Kohlendioxid und Sauerstoff in den Lungenbläschen beeinträchtigt sein. Asthma tritt schubweise auf, zwischenrein gibt es meist immer mal wieder symptomfreie Zeiten.

Was sind die Auslöser von Asthma?

Es werden zwei Arten von Asthma unterschieden:

  • Allergisches Asthma, bei dem das Immunsystem auf äußere Reize wie Pollen, Tierhaare, bestimmte Nahrungsmittel, Schimmelpilze oder Hausmilben überreagiert. Bis zu 80 Prozent der Betroffenen leiden unter allergisch bedingtem Asthma.
  • Nicht-allergisches Asthma kann durch Virusinfekte, Tabakrauch, Ozon, Luftschadstoffe, Parfüm, Erkältungen oder körperliche Anstrengung ausgelöst werden.

Was sind Symptome von Asthma?

Wer unter Asthma leidet, reagiert auf bestimmte Reize mit einem Anschwellen der Bronchienschleimhaut. Diese anfallartige Verengung löst trockenen Husten aus, es entsteht ein Engegefühl in der Brust, der Atem macht ein pfeifendes Geräusch bei Ausatmen, auch Giemen genannt. Verkrampfen zudem die ringförmigen Muskeln der Bronchien, kommt es zu Atemnot, die Angstzustände und im schlimmsten Fall zum Ersticken führen kann.

Woran erkenne ich, dass ich Asthma habe?

Für die Asthmadiagnostik ist ein:e Pneumolog:in zuständig. Nach einem Allergietest und dem Check nach familiären Risikofaktoren, kann man folgende Lungenfunktionsstests machen, um den Schweregrad einzuschätzen:

  • Spirometer-Test: Dabei wird die Leistungsfähigkeit der Lunge festgestellt, indem man der Menge der ein- und ausgeatmeter Luft misst.
  • Peak-Flow-Meter: misst die Strömungsgeschwindigkeit der Luft beim Ausatmen
  • FeNo-Messung: ermittelt den Stickstoffmonoxid-Gehalt der Lunge, der bei Entzündungsprozessen entsteht.

Tipp: Seinen FeNo-Wert kann man inzwischen mit einem Messgeräte zuhause selbst bestimmen (Vivatmo me von Bosch). Das ist nicht nur für Sportler ein enormer Vorteil. Denn: "Beim Asthma nimmt die Entzündung des Lungengewebes mit der Häufigkeit und Intensität der Kontakte mit den Erregern langsam zu", erklärt Dr. Barczok. Mit einem FeNO-Gerät kann man den Anstieg der Entzündungszellen selbst engmaschig beobachten, ohne eine Arztpraxis aufsuchen zu müssen. "Je häufiger man seine Werte überprüfen kann, umso eher hat man die Möglichkeit, zum rechten Zeitpunkt, also bevor es zu massiven Entzündungen kommt, vorbeugend sein Asthmaspray zu benutzen“, so Dr. Barczok.

Wie wird Asthma behandelt?

Ziel einer Asthma-Therapie ist es, eine gute Asthmakontrolle zu erreichen, also die Symptome und das Anfallsrisiko zu minimieren. Schwalfenerg: "Das erreicht man je nach Schweregrad durch eine Medikation nach einem Medikamentenstufenschema. Eine antientzündliche Medikation sorgt für eine Linderung der Entzündung der Bronchialschleimhaut." Die Medikamente werden inhaliert, und die richtige Inhalation muss gut erlernt werden.

Bei Bedarf kommt zudem ein Bronchial-Spray zu Einsatz. Letztendlich arbeiten Pneumolog:innen zusammen mit ihren Patient:innen daran, das Asthma durch antientzündliche Medikamente gut einzustellen und auch durch weitere Maßnahmen wie das Vermeiden der Allergene und Hyposensibilisierung so gut unter Kontrolle zu bringen, so dass der Einsatz von Notfallspray so wenig wie möglich notwendig ist.

Welche Hausmittel helfen zusätzlich, gut mit Asthma zu leben?

Neben der medikamentösen Einstellung in einer pneumologischen Praxis, können Betroffene mit Sport (dazu später) und diesen Hausmitteln zu Linderung der Symptome beitragen:

  • Inhalieren: Inhalationen mit Salzwasser bzw. isotonischen Kochsalzlösungen befeuchten die Schleimhäute der Bronchien und lösen dort den Schleim. Sollten Asthmatiker am besten jeden Tag machen, egal ob über einem Kochtopf mit Salzwasser, mit einem einfachen Inhalator oder einem elektrischen Inhalationsgerät.
  • Vitamin D: Das so genannte Sonnen-Vitamin wirkt auf die Stimmung, aber auch auf Entzündungsprozesse im Körper. Gerade im Winter mangelt es vielen Menschen an dem durch Tageslicht gebildete Vitamin. Deshalb raus an die frische Luft, und bei nachgewiesenen Mangelzuständen supplementieren, zum Beispiel mit natural elements.
  • Ernährung: Hier gilt, was generell auch gesund ist: Viel Obst, Gemüse und Ballaststoffe, dagegen so wenig wie möglich Zucker und Fertiggerichte. Eine gesunde Ernährung ist bei Asthmatiker besonders wichtig, da der Darm der Sitz unseres Immunsystems ist und die Darmflora bei vielen unter Asthma Leidenden nicht intakt ist. Gut für die Darmflora sind Joghurt, Kefir und Sauerkraut, ggf. kann man Probiotika für eine gesunde Darmflora auch als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
  • Heilkräuter: Ob als Tee oder Brustwickel, diese Heilkräuter helfen bei Entzündungen der Atemwege: Thymian entkrampft die Bronchialmuskulatur und wirkt schleimlösend; Fenchel wirkt beruhigend auf die Atemwege und schleimlösend; Spitzwegerich löst ebenfalls den Schleim in den Bronchien und Isländisches Moos lindert den Hustenreiz.
  • Plus: Sport!

Welchen Effekt hat Sport auf Asthma?

Einen positiven! Das belegen zahlreiche Studien wie der neuseeländischen School of Medicine: Die 226 Studienteilnehmer konnten nachweislich durch eine zwei Mal pro Woche durchgeführtes 20-minütiges Ausdauertraining ihre Leistungsfähigkeit sowie Sauerstoffaufnahme in Lunge und Herz steigern.

"Sport ist mit Asthma möglich und überaus förderlich", bestätigt auch Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund, "Neben der regelmäßigen Inhalation entzündungshemmender Medikamente kann regelmäßiger Sport eine positive Wirkung auf die Erkrankung haben. Dadurch können körperliche Leistungsfähigkeit und Fitness verbessert, die Atemwege besser trainiert und die Schwelle für Atemwegsreaktionen gesteigert werden."

Buchautor Barczok (Luft nach oben: Wie richtiges Atmen uns stärker macht) rät ebenfalls jedem Asthmatiker, regelmäßig zu trainieren. "Zwar kann man die Lunge nicht trainieren, so der Experte, aber die Brustkorbmuskulatur erheblich ausbauen und die leicht entzündbaren Schleimhäute von Asthmatikern resilienter gegen Infekte und Erreger machen. Deshalb ist Sport noch wichtiger als Medikamente, um alltagstauglich zu bleiben."

Worauf sollten Asthmatiker beim Sport achten?

Asthma ist also kein Grund, auf Sport zu verzichten, im Gegenteil. Auf ein paar Dinge aber sollten Asthmatiker achten:

  • Wer unter Asthma leidet, sollte Sport vorab ärztlich besprechen und erst starten, wenn er / sie medikamentös gut eingestellt ist.
  • Trotzdem sollten Asthmatiker immer ein Notfallspray beim Sport dabei haben, das die Bronchien schnell erweitert. Kann man es nicht am Körper tragen, zum Beispiel bei einem Teamsport oder beim Schwimmen, sollte man jemanden informieren, wo es sich befindet und er / sie es im Notfall schnell findet.
  • Was eigentlich für alle Sportler gilt, aber oft nicht eingehalten wird, sollten sich Asthmatiker aber dringend angewöhnen: Eine längere Aufwärmphase vor dem Sport und eine abschließende Cool-Down-Phase. Auch während des Trainings sollte die eigene Belastbarkeit aufmerksam beobachtet werden.
  • Nicht nur offensichtliche Allergieauslöser wie Pollen, sondern auch Rauch, Gerüche und Düfte sowie schwül-warmes Wetter, hohe Ozonwerte, starker Wind, kalte Luft und Nebel können Atemwegsprobleme auslösen. Zudem kann der schnelle Wechsel von einem warmen Innenraum zur kalten Außentemperatur zum Problem werden. "Asthma-Patienten sollten sich dann mit einem Schal um Mund und Nase schützen und möglichst durch die Nase einatmen, damit die Luft vorgewärmt wird", rät Schwalfenberg. Generell sollten Asthmatiker den Umgebungsbedingungen vor dem Start checken.
  • Outdoortraining sollte bei hoher Ozon- und Pollenkonzentration morgens oder abends stattfinden, und auch nicht nach einem starken Gewitter, da dabei die Pollen aufplatzen und besonders viele Allergene in die Umgebung abgeben.
  • "Asthmatiker sollten nicht im anaeroben Bereich trainieren, also Überlastungen vermeiden und keine Sauerstoffschuld durch eine zu hohe Trainingsintensität eingehen", sagt Pneumologe Barczok, "Gleichförmige Belastung wie Ausdauerläufe sind für sie ideal, 100-Meter-Sprints eher nicht.“ Tipp: Asthmatiker sollten einen Fitness-Tracker tragen, der Ausschluss über die Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung des Blutes gibt.

Welche Sportarten sind bei Asthma geeignet?

Im Prinzip kannst du jede Sportart ausüben, so dein Körper es verträgt. Barczok: "Am besten für Asthmatiker sind Aktivitäten, die die Lunge und Atemmuskulatur stärken, also Ausdauersportarten wie Radfahren, Wandern, Schwimmen, Nordic Walking, Laufen." Auch Kraftausdauertraining, Pilates, Yoga und Tai Chi sind geeignet."

Aber auch intensiveres Krafttraining ist möglich, wie das Beispiel Julius Ise zeigt: Der unter allergischem Asthma leidende Sportler trainiert fünfmal die Woche mindestens einmal täglich einen Mix aus schweißtreibenden Crossfit, HIT, Zirkel- sowie Krafttraining. Möglich macht das eine gute medikamentöse Einstellung und regelmäßige FeNO-Messungen. "Mein Ziel ist es, keine Einschränkungen zu haben und die volle Leistung zu bringen."

Nicht so gut geeignet sind in der Regel Sportarten mit kurzen heftigen Belastungsphasen wie beispielsweise Basketball oder Squash. Wenn du eine Mannschaftssportart ausübst, solltest du vorher die Teamkolleg:innen informieren, dass es sein kann, dass du kurzfristig aussteigen musst.

Wer seine Medikamente nimmt und im aeroben Bereich Sport treibt, stabilisiert langfristig sein Immunsystem und die Schleimhäute seiner Lunge - und gewinnt gleichzeitig enorm an Lebensqualität.

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Erscheinungsdatum 20.09.2023