Mingle-Beziehung: mehr Sex, weniger Beziehungsstress?

Mingles
Mingle: Ist das die unverbindliche Alternative zur Beziehung?

Zuletzt aktualisiert am 15.10.2024
Der Beziehungstrend Mingle vereint Nähe und Freiheit
Foto: Shutterstock(PeopleImages.com - Yuri A

Du willst Spaß haben, kannst dir aber momentan keine feste Beziehung vorstellen? Dann könnte der Beziehungstrend Mingle genau das Richtige für dich sein. Hier erfährst du alles über das Leben als Mingle.

Was ist ein Mingle?

Sie treffen sich. Sie küssen sich. Sie schlafen miteinander. War dies früher der Beginn einer Beziehung, bleibt es heute lieber unverbindlich. Oft ist das der Anfang einer offenen Beziehung, auch Mingle-Beziehung genannt.

Die Prägung des Begriffs "Mingle" wird dem Hamburger Trendforscher Peter Wippermann zugeschrieben, es ist eine Wortschöpfung aus "mixed" und "single". Mingles sind halb in einer Beziehung, aber auch halb Single. Irgendwas zwischen "Mal sehen, ob sich noch etwas Besseres findet", "Ich möchte mich nicht festlegen" und "Freunde, die sich das Bett teilen“. Ein Beziehungstrend für Unentschlossene, der Trends wie "Friends with Benefits" und "Fuckbuddy" abgelöst hat.

Sex ohne Beziehung: So funktioniert die Mingle-Beziehung

Statt sich mit einer/einem guten/gutem Freund:in oder einer Affäre nur für Sex zu treffen, führt man eine Halbbeziehung. "Eine unverbindliche Zweisamkeit, die einer Beziehung zwar ähnelt, aber keine ist. Weniger Verpflichtungen und der Wunsch, frei zu sein, prägt diese Beziehungsform", erklärt uns Ulrike Fuchs, Persönlichkeitstrainerin, die in ihrer Praxis Menschen mit Liebeskummer, sprich der Folge aus Mingle-Beziehungen, unterstützt.

Mingles stehen auch nicht automatisch auf Dreiecksbeziehungen, wie etwa beim Beziehungstrend Polyamorie. Wer polyamor lebt, liebt gleich mehrere Menschen gleichzeitig. Mingles wollen eine Zweierbeziehung, aber eben ohne Zwänge. Sie wollen nicht mehr Single sein, sich aber nicht auf Liebe und ein Leben miteinander einlassen.

Warum ist eine offene Beziehung so einfach?

Die Mingle-Beziehung trifft den Zeitgeist ziemlich genau. Die Auswahl an potenziellen Partner:innen ist durch die vielen Single-Portale und Online-Dating-Apps nahezu unbeschränkt. Nie war das Kennenlernen so leicht wie heute. Ganz egal, ob es nun auf eine Beziehung oder auf Sex hinausläuft. Die Angst, sich zu binden und etwas Besseres zu verpassen, ist groß.

Für wen ist die Mingle-Beziehung geeignet?

Menschen, die gerade frisch getrennt sind und Angst davor haben, wieder verletzt zu werden, entscheiden sich oftmals für eine Mingle-Beziehung. Möglicher Grund: Sie können nicht alleine sein, finden das Leben als Single langweilig. Also wählen sie eine Art Lückenbüßer, bis sie wieder bereit für etwas Ernstes sind. "Beide würden das aber niemals zugeben", weiß Expertin Fuchs. Und sie würden sich auch niemals als Paar bezeichnen.

63 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen können sich eine Mingle-Beziehung vorstellen, so das Ergebnis einer repräsentativen GfK-Umfrage. Besonders beliebt ist der Trend unter den 20- bis 49-Jährigen. Aber selbst bei den 50- bis 59-Jährigen findet jeder Vierte eine Mingle-Beziehung erstrebenswert. Kein Wunder, schließlich werden in einer Mingle-Beziehung neben den körperlichen auch Bedürfnisse wie Nähe und Geborgenheit zumindest teilweise befriedigt.

Bindungsunfähig? Was machen Mingles zusammen?

Mingles machen alles, was klassische Paare auch tun. Gemeinsame Dates, gemeinsame Besuche auf Geburtstagen von Freund:innen, gemeinsame Wochenendtrips und Sex – nur ohne Verpflichtungen und Kompromisse. Ist doch ganz praktisch, wenn man auf Familienfeiern nicht immer am Single-Tisch sitzen muss, oder?

Mingle-Beziehungen versprechen unbegrenzte Möglichkeiten. Alles kann, aber nichts muss. Tagelang nichts von der anderen Person zu hören, ist ganz normal. Und wird die Mingle-Beziehung zu anstrengend, muss man nicht einmal Schluss machen. Schließlich ist man ja nicht zusammen, führt kein Leben miteinander. "Es ist eine Form der Liebe scheinbar ohne Alltagsfrust", so Fuchs.

3 Gründe, warum du eine Mingle-Beziehung eingehen solltest

Das klingt alles ganz brauchbar für dich, du bist dir aber noch nicht sicher? Diese Gründe sprechen dafür, unbedingt mal das "Mingle-Dasein" auszuprobieren:

1. Du willst dich nicht festlegen
Du liebst es lieber unverbindlich? Willst nicht zusätzlich zum Alltagsstress noch dauernd anstrengende Beziehungsdiskussionen führen? Schließlich wird aus einer Beziehung schnell Routine, und das ist heutzutage nicht mehr jedermanns Sache. An dieser Stelle ist es in einer Mingle-Beziehung leicht, "Tschüs" zu sagen. Ein spannender Job bringt oft viel Stress mit sich. Privat muss es für viele daher eher einfach und unkompliziert sein. "Es sinkt die Bereitschaft, sich zusätzlich mit Stress und Streitigkeiten auseinanderzusetzen. Eine Partnerschaft verlangt schließlich Kompromisse", erklärt Fuchs.

Adult,People,Asia,Single,Man,Sit,On,Sofa,At,Home
Shutterstock

2. Du steckst beruflich in einer Selbstfindungsphase

Zwischen 20 und 30 wollen sich heutzutage die wenigsten ernsthaft binden, sie machen eine Selbstfindungsphase durch. Die Selbstverwirklichung steht um einiges höher im Kurs als der Wunsch nach dem/der Partner:in fürs Leben. Viele wechseln für Studium, Praktikum und Job häufig den Wohnort. Man will austesten, was man mit seinem Leben machen möchte, weiß die Expertin. Wer sich dann für einen Beruf entschieden hat, unterschreibt einen Arbeitsvertrag – befristet natürlich. Wer weiß, vielleicht findet sich ja in den nächsten Jahren ein besserer? Eine feste Beziehung ist da häufig hinderlich. Denn sie kostet vor allem auch Zeit. "Mingle-Beziehungen gleichen einem befristeten Arbeitsvertrag, der immer wieder verlängert werden muss."

3. Du bist auf der Suche nach der/dem perfekten Partner:in
Bei der Wahl der Partnerin bzw. des Partners sind viele genauso wählerisch wie bei der Berufswahl. Der/die Freund:in soll schon mindestens eine 8 oder 9 sein. Intelligent, super schön, sexy, eine Granate im Bett, ein Kumpeltyp und humorvoll soll er/sie bitte auch noch sein. Solange er/sie nicht gefunden ist, wird auch keine Beziehung eingegangen. Folge: Halb-Beziehungen mit Frauen oder Männern, die man zwar gerne mag, mit denen man sich aber nicht ernsthaft binden will. Vielleicht kommt ja noch jemand Besseres.

Wer ist nicht für eine Mingle-Beziehung geeignet?

Nicht jeder kann Mingle werden. Was im Vergleich zu einer festen Beziehung in einer Mingle-Beziehung fehlt, ist die Sicherheit, dass der Partner bzw. die Partnerin zu dir steht. Es fehlt Vertrauen, was aber elementar für jede Art von Beziehung ist. Das macht das Leben als Mingle so schwierig. In einer Mingle-Beziehung gibt es weniger Rücksicht und kaum Kompromisse.

Mingle-beziehungsunfähig sind Menschen, die besonders eifersüchtig, hoffnungslos romantisch oder auf der Suche nach etwas Ernsthaftem sind. Oder anders formuliert: Wer Sex und Liebe nicht trennen kann, ist fürs Mingle-Dasein ungeeignet.

Diese 3 Spielregeln einer Mingle-Beziehung solltest du einhalten

Zu einer Mingle-Beziehung gehört vor allem Ehrlichkeit. Was also machen, wenn plötzlich jemand Neues auftaucht? Die Mingle-Beziehung loswerden oder doch behalten? Und was passiert, wenn plötzlich Liebe im Spiel ist?

1. Reden und Klarheit schaffen
Wer eine Mingle-Beziehung eingeht, muss unbedingt darauf achten, dass die Fronten von Anfang an geklärt sind, rät die Expertin. Kommunikation ist hier wirklich das A und O. Du möchtest auch mit anderen schlafen? Eigentlich kein Problem, solange du das vorher abgeklärt hast. Und selbst wenn du von Anfang an gesagt hast, dass du nicht an einer ernsthaften Beziehung interessiert bist, solltest du die Entwicklung genau im Auge behalten. Viele hoffen, den anderen doch noch zu "knacken" und denken sich "Er wollte keine Beziehung, aber da kannte er mich ja noch nicht!". Das Hoffen auf ein Happy End ist vor allem bei Frauen tiefer verankert, als du vielleicht vermutest. Mingles sollten sich klar entscheiden, was sie wollen und das auch eindeutig kommunizieren. Lege daher Grenzen fest. Sex und Spaß ohne Konsequenzen oder Treue und gegenseitige Fürsorge? Beides geht nicht.

2. Bei Gefühlen ein Ultimatum stellen

Eine Mingle-Beziehung scheitert dann, wenn sich jemand verliebt. Fuchs: "Früher oder später möchte diese Person wissen, woran sie beim Gegenüber ist." Wer Gefühle entwickelt, sollte mit "Entweder ganz oder gar nicht!" ein Ultimatum setzen, bevor sich die große Enttäuschung breit macht und ein Beziehungsdrama entsteht. Im Umkehrschluss sollte die Person, die nicht mehr als eine Mingle-Beziehung möchte, das Ganze beenden, sobald sie merkt, dass auf der anderen Seite mehr als die anfängliche Zuneigung im Spiel ist. Ansonsten fügt ihr euch echten Schaden zu. Spiele daher unbedingt immer mit offenen Karten: Leidet einer, muss man sich entscheiden. Auch wenn bei dieser Art der Beziehung nicht unbedingt ein Trennungsgespräch notwendig ist, nimm dir die Zeit, um mit ihr/ihm zu reden, statt sie/ihn einfach zu "ghosten".

3. Romantik vermeiden
Um von Anfang an zu vermeiden, dass du dich verliebst oder umgekehrt, solltest du klassische romantische Situationen vermeiden. Dazu gehören Candlelight-Dinner, Händchenhalten im Kino wie ein Wochenendtrip ins Pärchenhotel. Die Chance, dass sich wer trotz Absprachen verliebt, ist hier sehr groß.

Fazit: Beziehung ohne Zwänge ist nicht für jeden geeignet

Mingles führen eine zwanglose Beziehung, auch als Halbbeziehung bekannt, die frei von Verpflichtungen und Kompromissen ist. Du willst dich nicht festlegen, befindest dich in einer Selbstfindungsphase und wünschst dir dennoch Gesellschaft. Eine wichtige Voraussetzung: Beide müssen die lockere Einstellung zur Partnerschaft teilen und regelmäßig offen darüber sprechen. Wer sehr eifersüchtig oder romantisch veranlagt ist und bedingungsloses Vertrauen vom Partner oder von der Partnerin erwartet, ist für eine Mingle-Beziehung nicht geeignet.