- Was ist ein Familienbett?
- Wie kann ich das Familienbett sichern?
- Worauf muss ich bei einem Familienbett achten?
- Was ist Co-Sleeping?
- Ist Co-Sleeping gefährlich?
- Wie funktioniert Co-Sleeping?
- Was sind die Vorteile vom Familienbett?
- Was sind die Nachteile vom Familienbett?
- Wie läuft die Entwöhnung vom Familienbett?
- Wann sollte man das Co-Sleeping abgewöhnen?
- Und wie ist es mit Sex im Familienbett?
- Fazit: Erst stehlen sie dein Herz, dann klauen sie dein Bett
Ein Familienbett in Teilzeit, gern morgens zum gemeinsamen Kuscheln, können sich die meisten noch ganz gut vorstellen. Aber dauerhaft und ausschließlich Co-Sleeping praktizieren, im Zweifelsfall über mehrere Jahre? Eher nicht. Dabei war das, was heute als Trend gilt, bis ins 20. Jahrhundert in Deutschland die totale Normalität, schon allein aus Platz- und Geldnot. Nur gab es damals keine komfortablen Betten, die jedem individuellen Platzbedarf Rechnung tragen konnten, sondern ein Bett oder eine Matratze auf dem Boden für alle.
Was ist ein Familienbett?
Heute gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt. Vom 1,40 Meter großen Elternbett, was plötzlich für drei oder mehr Personen zur Schlafstätte wird, bis zur Bettenburg, die sich über mehrere Meter erstreckt - Familienbetten sind so individuell wie die Familien, die in ihnen schlafen. Die einen lassen sich ihr Bett maßanfertigen, bedenken mögliche Erweiterungen, andere schlafen einfach enger zusammengerückt im schon vorhandenen Bett. Mittlerweile hat sogar Ikea diese Schlafform als Marktlücke erkannt und bietet Familienbetten an. Meist handelt es sich dabei aber um Bettenmodelle in verschiedenen Größen, bei denen die Rahmenhöhe identisch ist. Der Vorteil: Diese Familienbetten lassen sich besonders einfach an veränderte Gegebenheiten anpassen. Der Nachteil: Meist bleibt eine Lücke zwischen den Matratzen, die möglichst komfortabel gefüllt werden sollte.
Wirklich alles ist möglich und nur das eigene Budget und die eigenen Vorstellungen bestimmen, wie Familien die gemeinsame Schlafstätte gestalten. Inspirationen finden interessierte Eltern nicht nur in Möbelhauskatalogen, sondern vor allem bei Pinterest und auf Blogs. Hier stellen Familien ihre DIY-Familienbetten ebenso zur Schau wie individuelle Kreationen.
Wie kann ich das Familienbett sichern?
Viele der erwähnten Anleitungen bieten auch kreative Ideen für den Rausfallschutz aus dem Familienbett. Bei vielen an erster Stelle, weil es praktisch, preiswert und vorwiegend schon vorhanden ist: das Stillkissen. Das verhindert allerdings nicht, dass bewegungsfreudige Kleinkinder aus dem Bett plumpsen können. Weil das Kissen keinen Widerstand bietet, landen im Zweifelsfall Kind und Kissen auf dem Boden. Als Abtrennung zu Geschwisterkindern hingegen funktioniert ein Stillkissen meist recht gut. Die sichere Alternative: Für kleines Geld einen Rausfallschutz besorgen, der nicht nachgibt, sondern fest an einer Seite des Bettes montiert wird und so eine Art Zaun bildet.
Worauf muss ich bei einem Familienbett achten?
Inke Hummel aus Bonn, Familienbegleiterin und Erziehungsratgebende, wird öfter zum Thema Familienbett befragt. Sie sagt: "Viele Familien in meinen Beratungen fangen damit an, wenn die Kinder klein sind und wechseln, dann zu Geschwisterbetten. Ich habe Familien bei mir in den Beratungen, die das ganz normal leben. Sowie sie auf dem Sofa zu fünft sitzen, so schlafen sie auch zu fünft. Da besteht das Schlafzimmer dann nur aus Lattenrost und Matratze. Andere Familien machen das dann nur während den ersten Monaten."
Was ist Co-Sleeping?
Genau diese Laissez-faire-Einstellung hilft beim Thema Co-Sleeping sehr. Denn weder müssen alle Familienmitglieder auf 1,80 Meter Platz finden, noch müssen überhaupt alle in einem Bett schlafen. Mit Co-Sleeping ist das gemeinsame Schlafen in einem Bereich, in einem Raum gemeint. Meist ist es das elterliche Schlafzimmer. Es gibt aber wichtige Grenzen fürs Co-Sleeping.
Ist Co-Sleeping gefährlich?
Gerade Babys sollten in einem Beistellbett nächtigen und nicht im Elternbett. Der Grund: Der Säugling könnte unter die Bettdecke rutschen, was zu einem Wärmestau führen könnte. Geringere Sauerstoffzufuhr könnte die Folge sein, wenn Babys aus Versehen in weichen Kissen versinken oder ihre Nasen dort hineinstecken. Beides sind Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod. Auch die Gefahr, dass schlafende Eltern sich unbeabsichtigt auf ihren Nachwuchs rollen, wird durch den Schlaf im Beistellbett unterbunden.
Wie funktioniert Co-Sleeping?
Expertin Hummel sagt: "Das Familienbett ist von klein auf möglich, sobald das Kind anfängt zu krabbeln und sein Kopf selber stützen kann. Wichtig ist vor allem eine harte Matratze, damit die Kinder nicht in einer weichen Matratze verschwinden, weil sie noch keinen stabilen Nacken haben. Ein Baby sollte nicht im Familienbett schlafen, sondern zunächst im Beistellbett neben dem Bett der Eltern.
Ansonsten ist natürlich genügend Platz nötig für alle Familienmitglieder. Ein Rausfallschutz für die kleinen und keine großen Kopfkissen." Was aber neben all den physischen Voraussetzungen am allerwichtigsten ist: Alle müssen sich gemeinsam für das Familienbett entscheiden. Das bestätigt auch die Expertin, die auch schon viele Erziehungsratgeber geschrieben hat, etwa "Miteinander durch die Babyzeit".
Was sind die Vorteile vom Familienbett?
Ob nun ein Zimmer voller Lattenroste, eine Kuschelhöhle für den Nachwuchs neben dem Elternbett oder eine Konstruktion aus verschiedenen Ebenen, wichtig ist, dass alle sich mit der Entscheidung fürs Familienbett wohlfühlen. Denn nur so können die Vorteile, die diese Schlafvariante birgt, auch voll ausgeschöpft werden. Und die sind vielseitig. Eltern sind ausgeruhter, die Kinder schlafen oft besser. Und natürlich werden durch das viele Kuscheln die Familienbande gestärkt. Hummel bestätigt, dass so auch Erwachsene mehr Schlaf bekommen, "weil wir nicht andauernd aufstehen müssen. Außerdem passen sich während der Stillzeit die Schlafrhythmen von Mutter und Kind an. Des Weiteren stärkt es die Eltern-Kind-Bindung."
Was sind die Nachteile vom Familienbett?
Genau diese Bindung, die so elementar fürs ganze Leben ist, kann bei älteren Kindern im Familienbett aber auch strapaziert werden "Gerade ältere Kinder schlafen sehr aktiv und wecken damit ihre Geschwister oder ihre Eltern während der Nacht auf. Andersherum gehen Eltern später ins Bett und müssen aufpassen, die Kids nicht aufzuwecken", so Hummel.
Das Familienbett per se macht Kinder sicher nicht unselbstständig, aber es lohnt sich hinzuschauen, wessen Bedürfnisse mit dieser Konstellation erfüllt werden. Es ist wichtig, so die Expertin, "ganz genau zu schauen, wer das Familienbett eigentlich will. Man sollte auf jeden Fall darauf achten, ob das Familienbett die Eigenständigkeit des Kindes einschränkt oder nicht."
Ist das der Fall, hilft nur, kritisch zu sich selbst zu sein und in kleinen Schritten den Abschied vom Familienbett vorzubereiten. Das gelingt nicht von heute auf morgen, aber wenn alle Familienmitglieder sich auf einen gemeinsamen Weg verständigen, kann dieser Prozess alle näher zusammenbringen, trotz dann getrennter Betten.
Wie läuft die Entwöhnung vom Familienbett?
Der Zeitpunkt für das Ende vom Co-Sleeping und dem Familienbett ist unterschiedlich. Am leichtesten gelingt es wohl, wenn der Wunsch der Auflösung vom Kind ausgeht. "Möchte aber ein Elternteil das Familienbett auflösen, während der Nachwuchs noch sehr daran hängt, lohnt es sich zu planen", rät Hummel.
"Wenn das Kind sein eigenes Zimmer bekommen soll, hilft es, wenn man es mit einbezieht bei der Planung." Nachfragen, welche (Dekorations)wünsche wie beispielsweise Sternenlichter an der Decke oder vielleicht einem Nachtlicht können helfen, das neue (Einzel-)Bett attraktiver zu gestalten – sie sollten angehört und in Maßen auch umgesetzt werden. Wichtig ist dann aber auch eine abendliche Schlafbegleitung. Hummel rät: "Ist es Zeit, schlafen zu gehen, sollte sich das Kind auch in sein Bett legen und nicht wieder zu den Eltern ins Bett wandern." Tipp: Die ersten Nächte im Kinderzimmer kampieren. Die Umgewöhnung kann sehr schnell gehen, bei manchen Kindern dauert es aber auch ein bisschen länger.
Wann sollte man das Co-Sleeping abgewöhnen?
Und apropos länger, Familienleben ist individuell sehr unterschiedlich. Es gibt also auch für den Auszug aus dem Familienbett keinen festen Zeitpunkt, bis zu dem das erledigt sein muss, weil sonst jemand Schaden nimmt. Die Expertin rät Familien, die kein ausgedehntes Co-Sleeping probieren möchten, dazu, den Nachwuchs "zwischen 1 und 1,5 Jahren vom Familienbett ans eigene Bett zu gewöhnen". In dem Alter können die Kinder zwar noch keine Wünsche für ihre eigene Schlafstätte formulieren, verstehen aber bereits, dass sie auch in ihrem eigenen Bett gut und sicher schlafen können.
"Haben die Eltern aber mit dem Familienbett kein Problem und wollen die Kinder selbst entscheiden lassen, wann sie ein eigenes Bett oder Zimmer haben wollen, dann beginnt der Wechsel so ab Ende Kindergarten bis Anfang Grundschule", sagt Hummel. In vielen Fällen wollen jetzt auch mal Freund:innen beim Kind übernachten und das klappt im Familienbett wohl nur in den aller seltensten Fällen.
Und wie ist es mit Sex im Familienbett?
Weil es für viele ein Thema mit vielen Fragezeichen ist: Sex ist im Familienbett tatsächlich tabu, wenn die Kinder darin liegen. Das schreibt der Gesetzgeber aus Kinderschutzgründen so vor. Aber vielleicht stehen ja im Kinderzimmer ungenutzte Betten herum? Dann wären die der perfekte Ausweichort, solange das Familienbett okkupiert ist. Um an der Stelle zu beruhigen: Wer mit den Kindern im Familienbett schläft und Co-Sleeping praktiziert, muss deswegen nicht auf Sex verzichten, das wäre ja auch noch schöner. Immerhin erweitern viele Familien ihr Familienbett ja auch um weitere Bewohner:innen. Die kommen ja nicht aus dem Nichts. Tatsächlich wird man mit Familienbett einfach ein bisschen erfindungsreicher, nutzt spontane Zeitfenster besser und testet Ausweichmöglichkeiten. Wer sich nach dem eigenen Bett in dem Zusammenhang sehnt: Sex im Familienbett, wenn die Kinder außer Haus sind, ist sehr zu empfehlen.
Fazit: Erst stehlen sie dein Herz, dann klauen sie dein Bett
Der Spruch ist lustig, aber im Idealfall sind sich alle Familienmitglieder einig darüber, wie und wo sie schlafen. Wie du das am besten regelst, weißt du ja jetzt. Na dann, gute Nacht!