Mental Load: Was Väter wirklich (mit)tragen

Mental Load aus Vätersicht
"Viele Männer tun so, als wäre das kein Thema für sie, dabei betrifft es uns auch"

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ArtikeldatumVeröffentlicht am 01.12.2025
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Ein Vater mit Baby vor dem Bauch befüllt eine Waschmaschine
Foto: Getty Images / Ariel Skelley

Ratter, ratter, ratter! Wer Kinder hat, kennt diese endlosen To-Do-Listen, die einem schlimmstenfalls den ganzen Tag durch den Kopf gehen: Braucht der Nachwuchs schon wieder neue Schuhe? Wann ist die nächste Impfung an der Reihe? Wer kümmert sich um die Geburtstagsgeschenke für die Kinder? Das Problem hat sogar einen Namen, es nennt sich Mental Load und vor allem Mütter, die mit ihrem Partner noch die klassische Rollenverteilung leben, leiden darunter. Und was ist mit den Vätern? Im Interview mit Men's Health Dad spricht einer Tacheles: Fabian Richter. Er wohnt mit seiner Familie in Berlin. Er und seine Frau haben drei Kinder (4, 6 und 14 Jahre alt), beruflich arbeitet er als PR-Manager bei Amazon Devices und Services. Wie kriegt er alles unter einen Hut?

Ihr habt drei Kinder: Wie habt ihr euch die Erwerbsarbeit aufgeteilt?

Wir arbeiten beide Vollzeit, aber in unterschiedlichen Modellen. Meine Frau ist im öffentlichen Dienst und hat feste Zeiten, ich kann durch meinen Job etwas flexibler reagieren. Das heißt, ich übernehme morgens die Kinderlogistik: Frühstück, Schul- und Kitabringdienst, erste E-Mails oft schon am Küchentisch. Nachmittags oder abends gleicht sie das aus, wenn ich mal länger im Termin bin. Wir haben gemerkt, dass Gleichberechtigung im Alltag nicht bedeutet, alles exakt zu teilen, sondern die Aufgaben so zu verteilen, dass es für beide passt.

Vereinbarkeit ist ein großes Thema unter Müttern und Vätern – ist es für dich auch eine große Herausforderung?

Absolut. Ich glaube, kaum eine Familie bekommt das immer perfekt hin. Für mich ist das Spannende, dass Vereinbarkeit jeden Tag neu verhandelt wird. Manchmal läuft alles rund, manchmal gar nicht. Wichtig ist, dass wir ehrlich miteinander reden und nicht in diesen "Ich mach eh mehr"-Modus verfallen. Wenn es stressig wird, hilft mir, Prioritäten zu setzen und zu akzeptieren, dass nicht alles gleichzeitig geht.

Fabian Richter wohnt mit seiner 5-köpfigen Familie in Berlin. Die Kinder des PR Managers sind 4, 6 und 14 Jahre alt.
Amazon / @ilsoovandijk

Mental Load ist ein Thema, von dem vor allem Mütter betroffen sind. Wie nimmst du diesen mentalen Druck, der auf deiner Partnerin lastet, als Mann, Lebenspartner und Vater wahr?

Ich sehe das sehr klar. Es sind oft die unsichtbaren Aufgaben, die sich summieren: an Geburtstage denken, an passende Kleidung für jedes Wetter, an Elternbriefe oder Arzttermine. Das läuft häufig unbewusst bei den Müttern zusammen. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, wie viel mentale Energie das kostet. Heute versuche ich aktiv, Dinge abzunehmen. Nicht, um zu helfen, sondern weil es genauso mein Job ist. Das fängt bei kleinen organisatorischen Dingen an und hört bei emotionaler Präsenz nicht auf.

Tatsächlich ist Mental Load ja ein Unisex-Problem, dass nur zu Lasten vieler Frauen geht, weil viele Elternpaare nicht gleichberechtigt leben und noch stark geprägt sind durch veraltete Rollenbilder. In welchen Situationen verspürst du persönlich Mental Load?

Bei mir kommt der Mental Load besonders dann, wenn alles gleichzeitig passiert: drei Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen, parallel Deadlines im Job, dazu das Gefühl, nichts vergessen zu dürfen. Ich bin jemand, der ungern Dinge schleifen lässt, also bleibt vieles im Kopf. Da hilft mir, dass wir vieles digital organisieren. Unser Familienkalender läuft über Alexa, und auch Erinnerungen und Einkaufslisten gehen darüber. Das nimmt Druck raus, weil ich mich auf etwas Verlässliches stützen kann.

Wie teilt ihr in eurer Familie die Alltagsorganisation auf? Gibt es Bereiche, in denen du ganz bewusst Verantwortung übernimmst, um den Mental Load fair zu verteilen?

Wir teilen uns ziemlich klar auf, aber nicht starr. Ich kümmere mich um Arzttermine, Schulanmeldungen, Elternabende und den ganzen Papierkram. Meine Frau übernimmt eher die emotionalen Themen. Zum Beispiel, wer welches Geschenk zum Kindergeburtstag braucht oder wann der nächste Freundebesuch ansteht. Wir sprechen regelmäßig darüber, was funktioniert und was nicht. Alexa erinnert uns an Termine oder Aufgaben, damit keiner von uns alles im Kopf behalten muss. Und über unsere smarte Gegensprechanlage sowie die Ring-App nehme ich Pakete an, wenn keiner zu Hause ist. So bleibt unser Alltag ein bisschen strukturierter.

Wie haltet ihr euren Mental Load möglichst gering? Welche Tipps und Tools helfen euch als Familie, den Kopf freizuhalten und den Alltag zu erleichtern?

Wir haben gelernt, dass Routine enorm hilft. Wir versuchen, Dinge zu automatisieren, wo es geht. Wenn wir das Haus verlassen, aktivieren wir per Sprachbefehl über Alexa unser "Aus-dem-Haus"-Szenario: Lichter aus, Ring-Alarmanlage an, Staubsauger an. Die Ring Intercom ist super praktisch, weil wir auch aus der Ferne die Haustür öffnen können. Und die Sicherheitskamera gibt uns ein gutes Gefühl, wenn die Kinder mal allein zu Hause sind. Aber jenseits der Technik: Wir blocken auch bewusst Familienzeit ohne Termine, ohne Plan. Das ist manchmal das Beste gegen Mental Load.

Viele Väter wollen heute gleichberechtigt mit anpacken, wissen aber oft nicht, wo sie anfangen sollen. Was sind deiner Meinung nach kleine, aber wirkungsvolle Schritte, die Männer im Alltag verändern können?

Einfach machen. Nicht fragen, was man übernehmen darf, sondern Verantwortung sehen und übernehmen. Den Elternabend besuchen, das Ferienprogramm raussuchen, Arzttermine buchen. Und vor allem: über die eigene Rolle reden. Viele Männer meinen es gut, aber sie kommunizieren nicht darüber. Gleichberechtigung fängt nicht bei To-do-Listen an, sondern bei Haltung.

Letztendlich ist ja auch alles eine Frage des Stresslevels: Wie entspannst du am besten (und am schnellsten)?

Am besten kann ich beim Bewegen abschalten. Ich gehe viel zu Fuß, höre dabei Musik und genieße einfach den Moment, ohne Termine im Kopf. Seit die Kinder etwas älter sind, mache ich auch wieder regelmäßig Sport, was mir unglaublich gut tut. Ich pendle täglich zur Arbeit und nutze für die erste Strecke das Rad, um die Tram zu vermeiden. Oft steige ich dann auch einfach mal eine Haltestelle früher aus, um noch ein Stück zu laufen. Diese kleinen Pausen zwischendurch helfen mir, runterzukommen und wieder Energie zu tanken. Musik, Bewegung und frische Luft sind für mich die perfekte Kombination gegen Stress.

Fazit