Horizontal Parenting: Spielideen für müde Väter

Horizontal Parenting
So einfach kombinierst du spielen und entspannen

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Zuletzt aktualisiert am 07.11.2024
Horizontal Parenting
Foto: shutterstock.com/PeopleImages.com - Yuri A

Na klar, soll man mit dem eigenen Kind spielen! Aber 24 Stunden am Tag? 7 Tage die Woche? Puh! Da sucht man am besten nach Beschäftigungen für sich und das Kind, die nicht so viel Energie von einem selbst erfordern. Etwa ein Buch vorlesen oder Karten spielen ("Uno" geht mit etwas Übung sogar liegend auf der Couch). Die Königsdisziplin sind hier allerdings Spiele in der Kategorie "Horizontal Parenting".

Was ist Horizontal Parenting?

Horizontal Parenting ist ein Begriff, der in den USA geprägt wurde und wörtlich übersetzt so viel heißt wie "horizontale Erziehung" oder "Erziehung in der Waagerechten". Dabei werden die Kinder bespaßt, während man selbst die Füße hochlegt. Dazu raten sogar Expert:innen.

Warum ist Horizontal Parenting zu empfehlen?

"Wenn es uns Eltern nicht gut geht und wir gestresst sind, spüren das auch unsere Kinder. Halbherziges Mitspielen, während wir zum Sofa schielen, oder unser Gebrülle, wenn unsere Nerven eigentlich schon zu sehr gespannt sind, brauchen sie nicht", weiß Inke Hummel, Pädagogin und Familienberaterin aus Bonn. "Dann müssen wir auf uns schauen, dürfen zu unseren Kindern, dem Trampolin, dem Sandkasten und Lotti Karotti "Nein" sagen und einfach mal in die Horizontale gehen." Also ab auf die Couch, ins Bett oder (wenn du’s nicht mehr ins Schlafzimmer schaffst) einfach auf den Fußboden legen – Zeit kann man ja trotzdem gemeinsam verbringen. So ruhst du dich aus, während sich dein Kind austobt.

Das sind die 15 besten Horizontal-Parenting-Spiele

1. Augen zu und durch! Oder: der Kinderspiel-Klassiker

"Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist …" Der Klassiker unter den Kinderspielen funktioniert auch im Liegen auf dem Sofa. Wenn die Kinder mit Raten dran sind, kann man dabei sogar die Augen für einen Moment schließen. Gedeckte Farben sowie Weiß und Schwarz sorgen in der Regel für einen möglichst langen Spielverlauf. Pro-Tipp: Welche Farbe hat heute eigentlich deine Unterhose?

2. Starr, stumm, stark! Oder: Keiner bewegt sich, keiner sagt etwas

Auch hier braucht man keine Hilfsmittel, auch dieses Spiel kann man auf dem Sofa oder im Bett machen, im Liegen oder im Stehen. Es ist ganz einfach: Niemand darf etwas sagen oder ein anderes Geräusch von sich geben, auch Lachen ist nicht gestattet. Wer als Erstes losprustet, hat verloren, der Gewinner bekommt eine kleine Belohnung. Aber Achtung: Auch Schnarchen ist nicht erlaubt.

3. Sag mal ahhh! Oder: Das Kind spielt Ärz:tin

Du bist der Patient, dein Kind ist der/die Ärzt:in, der/die dich nach Herzenslust untersuchen darf. Dafür muss sich der Patient natürlich hinlegen, versteht sich ja von selbst. Ein kleiner Arztkoffer aus Plastik ist für dieses Spiel natürlich von Vorteil, ist dieser nicht griffbereit, reichen aber auch ein paar Küchenutensilien, solange sie nicht mit einer Steckdose verbunden sind.

4. Die lebende Landschaft. Oder: Auf Papa kann man bauen

Leg dich gerade auf den Boden, auf Rücken oder Bauch ist egal. Du bildest jetzt die Spieloberfläche, dein Kind kann dich mit Gummitieren, Bausteinen oder Spielzeugautos "bespielen". Deine Beine stellen zum Beispiel eine Straße dar, Gesäß und Schulterblätter sind hohe Berge. Ganz nebenbei springt noch eine angenehme Massage bei raus. Übrigens kann die Farbe von T-Shirt und Hose das Spiel noch unterstützen: Grün sind saftige Weiden, beige hohe Berge. Oder du kaufst ein professionelles Shirt. Und bevor es langweilig wird, inszenierst du ein kleines Erdbeben und alles muss noch einmal aufgebaut werden.

5. Pizza alla Papa! Oder: die versteckte Massage

Auf den Boden mit dir! Mach dich am besten ganz flach und sorge dafür, dass du bequem liegst – du bist nämlich in diesem Spiel der Pizzateig. Den Kindern kommt die Aufgabe zu, dich ordentlich zu kneten (nenne es bloß nicht Massage). Danach kommt der Belag, das heißt, die kleinen Pizzabäcker müssen durch die Wohnung düsen und einzelne Gegenstände suchen, mit denen sie dich belegen können. Noch ein bisschen Käse darüber streuen (auch hier ist die Fantasie grenzenlos) und dann für mindestens 30 Minuten in den Ofen mit dir.

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6. Daddys Beauty-Palace. Oder: Papa wird geschminkt

Hier legst du dich ausnahmsweise mal auf den Rücken. Zudem sind Utensilien notwendig – idealerweise Mamas Schminkkoffer mit Lippenstift, Lidschatten und Rouge, die sie nicht mehr mag (alternativ: ein Tuschkasten). Und dann können dich die Kids nach Herzenslust verschönern. Tipp: Zieh vorher ein altes T-Shirt über. Sind die Kinder mit dem Gesicht fertig, können sie sich an die Haare machen: Kopfhaut massieren, Haare kämmen, Zöpfe flechten, vielleicht auch in den Bart. Und zum Schluss können sie noch ein Foto von ihrem Vater machen und auf Instagram stellen – gibt sicher eine Menge Likes.

7. I‘m back! Oder: Wörter und Bilder auf den Rücken malen und erraten

Je nachdem, wie alt dein Kind ist und ob es bereits schreiben kann, kann es Bilder, Buchstaben, Zahlen oder Worte mit dem Finger auf deinen Rücken schreiben und du musst diese erraten. Am schnellsten kann man diese erraten, wenn man in der Senkrechten ist, also auf einem Stuhl sitzt (allerdings ist die Gefahr sehr groß, dass man mit dem Kopf vor Müdigkeit vorn überkippt). Am bequemsten ist dieses Spiel aber, wenn man dabei auf dem Sofa liegt.

8. Sitz! Platz! Bring! Oder: Gegenstände holen und wieder wegbringen

Bei diesem Spiel ist dein Kind ein Hund und du das Herrchen. Während du gemütlich auf der Couch fläzt, kannst du mit deinem Kind, äh: Hund Befehle wie "sitz", "platz" und "mach Rolle" trainieren. Das ist das Warm-up. Danach wird apportiert: Du sagst, welchen Gegenstand du aus der Wohnung wünschst, dein Kind holt es. Das können sehr konkrete Wünsche sein ("Hol die Hausschuhe") oder du umschreibst nur ("Hol was Blaues", "Hol was Rotes, das Mama gehört"). Und nicht vergessen, alles im Anschluss wieder aufzuräumen.

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9. Ninja-Kids! Oder: Das Kind schleicht auf leisen Sohlen durch die Wohnung

Auch dieses Spiel findet auf dem Sofa statt. Du liegst darauf (Augen zu), dein Kind steht davor und ist ein Ninja, der an dir vorbeischleichen muss. Wenn du etwas hörst, muss es von vorn beginnen. Wer es schwieriger gestalten will, baut einen Hindernis-Parcours aus Stühlen, Eimern und Töpfen vor dem Sofa auf. Pssst, los geht’s!

10. Outdoor-Activity. Oder: Tiere und Menschen am Fenster zählen

Die Mutter sagt, das Kind müsse an die frische Luft? Okay, dann setz dich mit dem Kind ans geöffnete Fenster. Oder auf die Terrasse oder auf den Balkon, wenn vorhanden. Und dann wird um die Wette gezählt: Wer sieht als Erstes Vögel am Himmel, Insekten, Autos oder Hunde, die mit ihren Besitzer:innen unterwegs sind? Das Kind freut sich übrigens sicher, wenn es bei diesem Spiel gewinnt.

11. The real Sandmännchen. Oder: Körperteile im Sand eingraben

Ihr habt einen Sandkasten in der Nähe? Oder gar einen Strand vor der Tür? Perfekt. Lass dir von deinem Kind die Füße im Sand eingraben. Wenn es fast mit dieser Aufgabe fertig ist, zuckst du etwas mit den Zehen, so dass der Sand wieder aufbricht und der Nachwuchs von vorn beginnen muss. Nebenbei kannst du in der Sonne sitzen und ein Buch lesen. Pro-Version: Lass dich bis zum Hals eingraben, trage dabei aber eine bunte Schirmmütze, damit man dich immer wieder findet.

12. Torvater. Oder: Papa gegen Elfmeterschießen

Für alle Fußball begeisterten Papas und Kinder geht der eigene Spielspaß jetzt los. Während du gemütlich auf der Couch oder auf dem Bett liegst, stellt sich dein Kind an den imaginären Elfmeterpunkt. Dein Kind soll die Bälle unter deinen Chillplatz schießen und du versuchst, als Torwart den Ball zu halten. Für ein bisschen Abwechslung könnt ihr mit der Distanz oder der Größe des Tores variieren. Die einzigen Regeln: Ball schießen, lachen und ganz viel Spaß haben!

13. Papas Flugstunde. Oder: Abheben mit Papas Beinen

Hier legst du dich erst einmal auf deinen Rücken. Wenn alles startklar ist, kann dein kleiner Passagier an Bord kommen. Heb dein Kind mit den Händen oder Füßen in die Luft und mach Turbinen- und Luftzuggeräusche. Ein "Anschnallen, bitte!" darf auch nicht fehlen. Einmal einen Direktflug vom Wohnzimmer nach Abenteuerland. Dein Kind hat eine neue Lieblings-Fluggesellschaft: Papa Airlines.

14. Die Papahöhle. Oder: Ein Höhlenspaß für Kind und Papa

Du willst ein wenig Schlaf nachholen, aber dein Kind will spielen. Dann baut eine gemütliche Höhle für Papabär. Dafür könnt ihr einen Wäscheständer als Basis für ein stabiles Dach nehmen. Drumherum stellt ihr ein paar Stühle auf und legt über alles Decken, Bettbezüge oder ein Spannbettlaken drauf. Als bequemer Bodenbelag eignen sich Yogamatten, Decken oder eine Matratze - fertig ist die Papahöhle. Wenn du erst einmal in der Höhle bist, gib deinem Kind Anweisungen, was du für einen guten Schlaf benötigst: etwas zu lesen, ganz viele Kissen, Spielzeuge oder auch eine Taschenlampe. Mit dem Einrichten und dem Bau der Höhle hat dein Kind eine kreative Zeit.

15. Papa hat'n Schatten. Oder: Schattenspiele für Groß und Klein

Wenn du schon in deiner Papahöhle sitzt und deine Taschenlampe bei dir hast, kannst du mit deinem Kind noch kreativer werden. Gemeinsam sollt ihr Schatten an die Bettbezüge oder Decken werfen. Ihr könnt mit euren Fingern verschiedene Schatten von Tieren oder Gegenständen zeigen. Wenn euch eure beiden Hände nicht ausreichen, könnt ihr Figuren aus Pappe ausschneiden und vor das Licht halten. Oder ein Spielzeug aus dem Kinderzimmer in die Höhle mit hereinnehmen. Lasst eurer Fantasie freien Lauf. Der Vater-Kind-Spaß bringt selbst die Schatten zum Lachen!

Fazit: Füße hochlegen - und losspielen!

"Das schlechte Gewissen vieler moderner Eltern sagt, dass sie aktiv sein und dem Kind viele super-besondere Momente kreieren müssen", sagt Buchautorin Inke Hummel ("Nicht zu streng, nicht zu eng"). "Doch die Wahrheit ist: You can’t pour from an empty cup" – aus einer leeren Tasse kann man nicht trinken. Also Füße hochlegen - und losspielen! Weitere Ideen für Papa-Kind-Spiele findest du übrigens auch in dem Buch "Kater Vater".