Das war's also! Eine Trennung ist eine große Herausforderung – besonders, wenn Kinder betroffen sind. Selbst wenn die Entscheidung, nicht mehr zusammenzubleiben, bewusst getroffen wurde, bleiben Schmerz, Schuldgefühle oder Unsicherheiten oftmals nicht aus.
"Väter stehen dabei vor der Aufgabe, für sich selbst zu sorgen, ihre Kinder zu begleiten und eine neue Form der Elternschaft mit der Ex-Partnerin zu finden", erklärt Michael Strelow, pädagogischer Leiter des Hamburger Väterzentrums. Dieses wird als Verein geführt und auch von der Sozialbehörde Hamburg finanziert. Verschiedene Experten, mit pädagischen Hintergrund, aber auch Anwälte, kümmern sich um die Anliegen und bieten offene Angebote und gezielte Beratungstermine. Hier sind 10 wichtige Punkte des Experten, die helfen können, eine Trennung möglichst gut zu bewältigen.
1. Eltern bleiben, nicht konkurrieren
Nach einer Trennung kann schnell das Gefühl entstehen, um die Zuneigung der Kinder kämpfen zu müssen. Doch Liebe ist kein begrenztes Gut – je mehr sie fließen darf, desto mehr wächst sie. "Statt in Konkurrenz zu treten, sollten Eltern ihre Stärken einbringen und sich sinnvoll ergänzen", sagt der Experte. Wer zum Beispiel besonders gut im Sport oder Musischen ist, kann das gezielt in die Erziehung einbringen. Strelow: "Kinder profitieren, wenn sie in einem unterstützenden Dorf aufwachsen, in dem alle Bezugspersonen eine Rolle spielen."
2. Nicht das Betreuungsmodell, sondern das Miteinander zählt
Ob Residenzmodell, Wechselmodell oder Nestmodell – entscheidend ist nicht die genaue Aufteilung der Zeit, sondern wie Eltern miteinander umgehen. "Ein respektvoller, kooperativer Umgang reduziert die Belastung für Kinder enorm und ermöglicht eine stabile Kindheit trotz Trennung", sagt Strelow. "Wichtig ist, dass das Modell zur Familie passt und den Bedürfnissen aller gerecht wird."
3. Wechselmodelle flexibel gestalten
Der Experte: "Ein Wechselmodell muss nicht zwingend 50:50 aufgeteilt sein." Bereits ab einer Verteilung von 30:70 spricht man von einem Wechselmodell, wenn das Kind in beiden Haushalten ein Zuhause hat. Entscheidend ist, dass Eltern eine faire und praktikable Lösung finden, die Beruf, Finanzen und individuelle Bedürfnisse berücksichtigt. Mediation oder Beratung können dabei helfen, eine maßgeschneiderte Lösung zu entwickeln.
4. Kinder ermutigen, beide Eltern zu lieben
Kinder möchten in den meisten Fällen eine enge Bindung zu beiden Elternteilen. "Doch oft trauen sie sich nicht, ihre Gefühle offen zu zeigen – aus Angst, den anderen Elternteil zu verletzen", sagt Strelow. "Deshalb ist es wichtig, ihnen aktiv zu signalisieren, dass es völlig in Ordnung ist, Mama oder Papa zu vermissen und schöne Erlebnisse mit ihnen zu teilen."
5. Respektvoll mit der Ex-Partnerin umgehen
Auch die Mutter der Kinder verarbeitet die Trennung auf ihre Weise. Strelow: "Besonders in den ersten Wochen und Monaten kann jede Begegnung alte Wunden aufreißen. Wer Rücksicht nimmt – etwa indem er Vorwürfe vermeidet oder nicht direkt mit einer neuen Partnerin zur Übergabe erscheint – trägt dazu bei, eine stabile Umgebung für die Kinder zu schaffen."
6. Wertschätzung für die Mutter ist Wertschätzung fürs Kind
Kinder sind ein Teil von beiden Eltern. "Wer die Ex-Partnerin abwertet, trifft damit indirekt auch das eigene Kind", sagt der Experte. Umgekehrt stärkt es das Kind, wenn es spürt, dass seine Eltern sich gegenseitig respektieren. Eine einfache Erkenntnis kann dabei helfen: Ohne die Mutter gäbe es dieses einzigartige Kind nicht.
7. Die eigenen Wunden heilen
Eine Trennung ist emotional belastend. Strelow: "Väter sollten sich aktiv um ihre eigene Heilung kümmern, sei es durch Gespräche mit Freunden, professionelle Beratung oder den Austausch mit anderen Vätern." Wer gut für sich selbst sorgt, kann seinen Kindern schneller wieder Stabilität und Sicherheit bieten. Wie im Flugzeug gilt: Erst die eigene Sauerstoffmaske aufsetzen, dann die der Kinder.
8. Nicht überfordern, sondern realistische Lösungen finden
Gut gemeinte Ideen – wie regelmäßige gemeinsame Abendessen mit der Ex-Partnerin und den Kindern – können in der ersten Zeit nach der Trennung eher belastend als hilfreich sein. Kinder spüren Spannungen oft stärker als gedacht. Hier ist Geduld gefragt. "Erst mit der Zeit kann sich ein entspannterer Umgang entwickeln", erzählt der Pädagoge.
9. Konflikte nicht vermeiden, sondern konstruktiv lösen
Strelow: "Viele Väter neigen dazu, die begrenzte gemeinsame Zeit mit ihren Kindern konfliktfrei zu gestalten." Doch Streit gehört zu jeder Beziehung – auch zu einer gesunden Vater-Kind-Beziehung. Wer Konflikte respektvoll austrägt und gemeinsam Lösungen findet, stärkt die Bindung. "Unausgesprochene Konflikte hingegen neigen dazu, sich auf Dauer zu verfestigen", erklärt der Experte.
10. Jede Familie ist einzigartig
Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit einer Trennung. Jede Familie funktioniert anders, und das ist völlig in Ordnung. Die beste Lösung ist die, die zu den eigenen Bedürfnissen und Möglichkeiten passt. Der Fachmann: "Wichtig ist, offen für individuelle Lösungen zu sein und sich nicht von starren Vorgaben verunsichern zu lassen."
Fazit: Du schaffst das! Ihr schafft das!
Noch Fragen? Oder Probleme? Seit mehr als 20 Jahren bietet das Hamburger Väterzentrum Beratung für Väter und Familien an. Ob es um Trennung, Umgangsfragen oder Erziehungsberatung geht – hier finden Väter Unterstützung, um neue Wege zu finden und handlungsfähig zu bleiben. Die Beratung erfolgt vor Ort, per Video oder online. Viele Angebote sind durch eine Teilförderung kostengünstig oder kostenlos nutzbar - melde dich einfach dort, wenn du Hilfe brauchst. Vielleicht reicht ja für den Anfang aber auch erstmal ein Buch, unser Experte empfiehlt die beiden Titel "Wenn der Traum von Familie platzt - Ein Mutmachbuch bei Trennung und Scheidung" und "Trennung in Liebe".