Momsplaining: Wie ein Vater am besten darauf reagiert

Momsplaining
Wenn Mütter Vätern ihren Job erklären

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Zuletzt aktualisiert am 16.12.2024
Man sieht im Vordergrund einen kleinen Jungen, der genervt guckt, im Hintergrund sitzen seine Mutter und sein Vater auf dem Sofa und diskutieren.
Foto: Shutterstock.com / fizkes

Mansplaining, Manspreading, toxische Männlichkeit – Begriffe, die seit Jahren in aller Munde sind. Wobei: Typen, die sich durch sie fälschlicherweise persönlich angegriffen fühlen, hängen sie wohl eher zum Hals heraus.

Auch beim sogenannten Momsplaining stehen Männer oft nicht gut da. Dabei liegt eine Vermeidung der unmittelbaren Konfrontation mit all diesen Anschuldigungen teilweise in ihrer eigenen Hand. So auch beim Momsplaining. Aber von vorn.

Was Momsplaining bedeutet

Wortwörtlich übersetzt erstmal so viel wie "Eine Mutter erklärt". Im "Urban Dictionary", einer Seite, auf der User sich Jugendslang und andere Begrifflichkeiten gegenseitig erläutern, gehen die Meinungen auseinander. Die einen sagen: Gemeint seien damit Mütter, die kinderlosen Freund:innen subtile Vorwürfe machen ("Du verstehst nicht, wie sehr dein Leben sich mit Kindern verändert"). Andere behaupten, es ginge um Mütter, die anderen Müttern (oder Vätern) ungefragt und selbstgerecht "gut gemeinte" Haushalts- oder Erziehungstipps geben ("like mansplaining, but for mums"). Auch treffe das Wort zu, wenn Mütter ihren (mitunter sogar längst erwachsenen) Kindern Dinge erklärten, die sie längst wüssten. Es gibt sogar eine (US-)Serie gleichen Namens von und mit Kristen Bell, in der all diese Facetten auftauchen.

Die hierzulande und unter Eltern am meisten verbreitete Deutung und Definition des Begriffs ist aber die folgende: Momsplaining bedeutet, dass eine Mutter dem Vater des gemeinsamen Kindes, in der Regel also ihrem Partner, ungefragt, bevormundend und nicht ausnahmslos gut gemeint erklärt, wie der mit dem eigenen Nachwuchs umzugehen habe. Wie Elternschaft, Erziehung und Haushalt so laufen. Wie man den Strampler am einfachsten anzieht. Wann Essenszeit ist. Warum auf dem Klettergerüst besondere Vorsicht geboten sei. Welche Einschlafhilfe die zielführendste sei. Und so weiter. Weil er von alldem ja keine Ahnung habe.

Podcast-Tipp: Fabian Soethof, Autor dieses Artikel, war auch schon mal Gast in unserem Papa-Podcast, hier geht's zum Gespräch:

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Woran man Momsplaining erkennt

Erziehungsexpertin Maren Tromm bestätigt diese Definition. In einem Artikel der Schweizer Zeitung "20 Minuten" erklärt sie, woran man Momsplaining erkennen kann: "Typische Anzeichen sind, wenn Mütter ständig ungefragt Tipps geben, das Verhalten des Vaters in Gegenwart der Kinder korrigieren oder seine Erziehungsmethoden als falsch darstellen." Als Beispiele nennt sie eine ständig "Erkläre es doch nicht so! Fang mit den Vokabeln an!" dazwischenrufende Mutter, während der Vater dem Kind beim Lernen hilft und Kommentare der Mutter bei gemeinsamen Ausflügen: "Warum hast du dieses statt jenes Essen mitgenommen?" Laut der Expertin wirkten solche Ein- und Übergriffe auf den ersten Blick vielleicht harmlos, vermittelten aber langfristig dem Vater, dass seine Erziehung nicht als gleichwertig angesehen würde.

Wo kommt die gefühlte oder möglicherweise sogar tatsächliche Notwendigkeit des Momsplaining her? Nun: Lebten, arbeiteten und erzögen wir längst so gleichberechtigt, wie viele glauben – einer aktuellen Umfrage zufolge erklären 59 Prozent der befragten Männer, aber nur 48 Prozent der Frauen, dass in Deutschland im Jahr 2024 Gleichberechtigung vorherrscht –, würden wir nicht oder anders darüber reden. Da Mütter aber statistisch gesehen immer noch den Großteil der Erziehung übernehmen, sind sie es auch, die oft wirklich mehr wissen – oder wegen ihrer eigenen Sozialisation und Erziehung glauben, mehr wissen und sich um alles kümmern zu müssen.

Wie Väter auf Momsplaining reagieren können

Klar: Väter sind vom Momsplaining weniger dankbar als genervt. Was sollen sie dagegen tun? Die Mutter bitten, den Mund zu halten und ihr dadurch umgekehrt ihre Kompetenz absprechen? Schlechte Idee. Mit einer lässigen Antwort wie "Lass mich einfach mal machen" reagieren – und dann auch einfach mal machen? Schon besser. Denn der wohl beste Weg für Väter, Momsplaining ihnen gegenüber zu vermeiden, ist gleichzeitig der für alle Beteiligten und sogar gesellschaftlich nachhaltigste: Väter sollten nach Möglichkeit einen Wissensvorsprung ihrer Partnerinnen in Bezug auf die eigenen Kinder gar nicht erst zulassen.

Du hast deinem Baby in 6 Monaten nicht einmal die Windeln gewechselt? Kein Wunder, dass Mama das besser kann! Du verlässt Haus oder Wohnung täglich, bevor der Rest der Familie wach wird und kommst erst zum oder nach dem Abendbrot heim? Natürlich weißt du nicht, was deine Tochter am liebsten isst oder wie du dich an langen Nachmittagen mit ihr beschäftigst! Zweifelsohne: Um Erwerbsarbeit und Einkommen muss sich ebenfalls gekümmert werden. Aber es sagt ja niemand, dass dies allein Männersache sei und bleiben muss. Und dass es Vereinbarkeitsmodelle wie Elternzeit, Teilzeit, Home Office, flexible Arbeitszeiten und dergleichen nicht gebe.

Weil zu zwischenmenschlichen Problemen und deren Lösung immer mindestens zwei Personen gehören: Natürlich hilft es dem Vater, wenn die Mutter ihn auch machen lässt. Manches vielleicht anders als sie, aber deshalb nicht unbedingt schlechter. Es soll Frauen geben, die ihren Männern nichts zutrauen oder sie als ein weiteres Kind im Haushalt betrachten. Dann liegt einerseits die Beziehung wohl im Argen. Andererseits darf dieses sogenannte Phänomen des Maternal Gatekeepings nicht von Vätern aus Ausrede benutzt werden, die Schuld für die eigene traditionelle Rollenverteilung in die Schuhe der Mütter zu schieben. Sie müssen ihre Rolle selbst einfordern und (ständig neu) finden.

Fazit: Momsplaining? Wir erklären's dir!

Momsplaining ist ein komplexes Thema, das man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann. Und spätestens, wenn die gesellschaftliche und private Schieflage in Punkten wie Gender-Care-Gap und Gender-Pay-Gap ausgeglichener ist, könnten wir parallel zum Momsplaining auch über Dadsplaining reden (falls das nicht unter Mansplaining fällt). Oder, um es mit einem bekannten Buchtitel zu sagen: "Dad you can!".