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Lassen Sie sich nicht verschaukeln: Functional Food ist nicht besser, nur teurer Shutterstock

Functional Food-Lügen entlarvt

Eiweißbrot, Energy-Drinks & Co. Functional Food-Lügen entlarvt

Von Eiweißbrot bis Omega-3-Ei: Sogenanntes Functional Food soll gesund und schlank machen oder vor Krankheiten schützen. Wir haben 6 Functional Food-Lügen entlarvt

Die Nahrungsmittelindustrie liebt Sie wie eine Mutter und tut alles, um Sie gesund zu erhalten. Aber, ach: Die Deutschen werden immer dicker und kränker. Laut Bundesgesundheitsministerium verschlingen ernährungsbedingte Krankheiten schon heute rund ein Drittel aller Kosten im Gesundheitssystem, Tendenz steigend. Das passt der Mama ganz gut, denn mittlerweile gibt’s kaum noch Raum für Produkt-Innovationen auf dem Markt. Um die Gewinne trotzdem zu steigern, entwickelt die Industrie jetzt Lebensmittel mit gesundheitlichem Zusatznutzen – das sogenannte Functional Food.

Im Vergleich zu herkömmlichen Produkten wird Functional Food zum 3- bis 4-fachen Preis angeboten. Denn eigentlich liebt die Industrie das Geld mehr als Sie. Auf rund 5 Milliarden Euro im Jahr hat sich der Umsatz mit Functional Food in Deutschland in den letzten 14 Jahren verzehnfacht. Die Produkte haben angeblich einen Nutzen, der über die Versorgung mit Kohlenhydraten, Eiweiß und Fett hinausgeht. Sie sollen das Wohlbefinden steigern oder Krankheitsrisiken vermindern. Klingt toll: Gesundheit, die Sie essen können; Jogurt-Drinks, die Abwehrkräfte aktivieren; Margarine, die den Cholesterinspiegel senkt; Säfte, die das Immunsystem stärken. Aber die Hersteller tricksen. Deswegen entscheidet nun die Europäische Kommission in Zusammenarbeit mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), welche Slogans auf die Packungen dürfen. Von rund 4000 Behauptungen wurden nur 222 als erwiesen eingestuft. Die durchgefallenen Produkte werden weiter verkauft, nur die Werbung dafür wurde verändert. Können solche Profitgier-Lebensmittel Sie wirklich gesünder machen? Men’s Health hat nachgeforscht, was dran ist an den Versprechen von Mutter Industrie und hat die Functional Food-Lügen aufgedeckt.

Probiotische Lebensmittel oft überflüssig

Das Geld für probiotische Lebensmittel wie Joghurt können Sie sich sparen
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Sie kauften bisher probiotische Lebensmittel wie Joghurt? Ein normaler Naturjoghurt tut es auch – und spart Geld

Actimel, Yakult & Co.: Mit diesen probiotischen Lebensmitteln startete die Functional Food-Welle. Doch wie sinnvoll sind probiotische Joghurts und Drinks wirklich?

Ursprung aller funktionellen Lebensmittel (Functional Food) ist ein probiotischer Trinkjogurt. Er kam in den 1930er-Jahren in Japan auf den Markt und hieß  Yakult. 60 Jahre später setzte in Deutschland mit LC1 und Actimel die große Probiotik-Welle ein. Diesen Drinks sind meistens Milchsäurebakterien-Kulturen zugesetzt, manchmal auch Hefen oder andere Spezies. Die siedeln sich im Darm an und verdrängen „schlechte“ Bakterien, wirken so positiv auf die Verdauung. Größter Feind der empfindlichen Bakterien ist dabei die Magensäure, die bereits einen Großteil inaktiviert. Im Gegensatz zum 08/15-Jogurt sind in probiotischen Lebensmitteln aber größere Mengen enthalten, die darüber hinaus widerstandsfähiger gegenüber der Magensäure sind.

Wie sinnvoll sind probiotische Lebensmittel wirklich? Studien zeigen zwar, dass die probiotischen Kulturen im Darm wirksam werden, allerdings wurden die Werbeaussagen allesamt von der EU abgeschmettert. „Damit die gewünschte Wirkung auch eintritt, muss das Produkt kontinuierlich gegessen werden“, erklärt Junior-Professorin Dr. Anja Steffen-Heins vom Fachbereich Ökotrophologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. „Wird es vom Speiseplan gestrichen, verschwinden auch die positiven Effekte.“ Weil jede Marke ihren eigenen erforschten Stamm hat, macht zudem ein Wechsel zwischen den Produkten die Wirkung wieder zunichte. Oliver Huizinga von der Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert: „Der minimale Effekt wurde durch Werbung maximal aufgeblasen, um den 3- bis 4-fachen Preis zu verlangen.“ Steffen-Heins bestätigt das: „Ein ganz normaler Jogurt tut es auch, der enthält sogar weniger Zucker.“ Okay, es gibt eine Ausnahme: Nach der Einnahme von Antibiotika ist die gesamte Darmflora geschwächt. Probiotische Produkte helfen, das Gleichgewicht schneller wieder herzustellen.

Eiweißbrot ist nicht zum Abnehmen geeignet

Eiweißbrot enthält jede Menge Fett, aber wenig Kohlenhydrate
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Sparen Sie sich das Geld für teures Eiweißbrot. Abnehmen werden Sie damit nicht

Eiweißbrot und Brötchen gibt es mittlerweile in vielen Supermärkten zu kaufen. Doch hält der Hype um das eiweißreiche Functional Food was es verspricht? Die Low-Carb-Welle rollt unaufhörlich. Gerade unter Kraftsportlern sind die Kohlenhydrate verpönt, während Eiweiß als Muskelturbo gilt. Kohlenhydrate machen dieser Lehre zufolge dick, herkömmliches Brot steht auf Platz 1 der verbotenen Lebensmittel. Um es doch wieder gesellschaftsfähig zu machen, haben Bäcker Brot mit Eiweißzusatz entwickelt. Solche Eiweißbrote enthalten Weizeneiweiß (Gluten), Sojaeiweiß, Sojaschrot, Lupinenmehl, Molkenpulver sowie ölhaltige Saaten, Körner und Nüsse.

Wie sinnvoll ist es Eiweißbrot zu essen? Durch die Inhaltsstoffe erhöht sich zwar der Proteinanteil um etwa das Zehnfache, aber auch der Fettgehalt. In der Summe enthält Eiweißbrot also mehr Kalorien als ein normales Brot und ist bei normaler Mischkost nicht zum Abnehmen geeignet. Es bringt pro Scheibe rund 20 Kalorien mehr auf den Teller.

Ballaststoffreiche Müslis oft Zuckerbomben

Tauschen Sie Ihr Functional Food-Müsli lieber gegen ungesüßte Cornflakes
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Das Geld für spezielle ballaststoffreiche Müsli aus dem Functional Food-Regal können Sie sich sparen

Cornflakes, Müsli, Pops – die Auswahl an Frühstücksflocken ist riesig. Neben einer Fülle von Vitaminen und Mineralien werden ihnen oft auch Inulin oder Oligofructose zugesetzt. Die beiden löslichen Ballaststoffe (Präbiotika) fördern im Darm Aktivität und Wachstum von „guten“ Darmbakterien. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung stehen Ballaststoffe in zu geringen Mengen auf unserem Speiseplan. Wäre also gut, wenn es eine Extraportion gibt. Aber was bringen diese Ballast-Flakes?

Wie sinnvoll sind solche ballaststoffreichen Müslis? „Bis heute gibt’s keine Studien, die deren Wirkung bestätigen“, sagt Junior-Professorin Dr. Anja Steffen-Heins vom Fachbereich Ökotrophologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. „Viel sinnvoller ist eine ausgewogene Ernährung mit natürlichen Ballaststoffen. Das schont Ihre Geldbörse und schützt Sie vor unerwünschten Begleitsubstanzen wie Zucker.“ Davon nämlich enthalten die meisten Frühstücksflocken zu viel. Eine Studie von Foodwatch ergab, dass jedes zweite Produkt einen Zuckergehalt von mindestens 30 Prozent hat. Verbraucherschützer Huizinga: „Das Zusetzen von Vitaminen und Ballaststoffen lenkt den Verbraucher nur vom hohen Zuckergehalt ab.“  

Zugesetzte Omega-3-Fettsäuren in Lebensmitteln überflüssig

Omega-3-Fettsäuren gelten als das natürliche Heilmittel gegen Herzinfarkt und Schlaganfall. Was eigentlich nur in fettreichem Fisch enthalten ist, gibt es mittlerweile in angereicherten Eiern, Broten, Getränken oder Fischstäbchen. Durch diese zusätzlichen Omega-3-Fettsäuren aus den Lebensmitteln kann schon mal die 4-fache Menge der empfohlenen Tagesdosis auf Ihrem Teller landen, und das ist dem BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) zufolge problematisch.

Wie sinnvoll sind Lebensmittel, die mit Omega-3-Fettsäuren versetzt sind? Studien zeigen: Zu viel Omega 3 erhöht den Cholesterinspiegel, schwächt die natürliche Immunabwehr und führt zu erhöhter Blutungsneigung. Das BfR fordert deshalb eine Festsetzung der Höchstdosis. Generell reicht eine ausgewogene Ernährung mit hochwertigen Ölen (etwa Raps-, Lein- oder Sojaöl) und 1 bis 2-mal fettem Seefisch pro Woche aus. Expertin Junior-Professorin Dr. Anja Steffen-Heins vom Fachbereich Ökotrophologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, hält Grenzwerte nach oben ebenfalls für nötig, sieht angereicherte Produkte aber auch positiv: „Sie ermöglichen den Menschen, die zu frischem Seefisch keinen Zugang haben oder ihn nicht mögen, sich mit Omega-3-Fettsäuren ausreichend zu versorgen. Alternative Quellen können sich auch auf die Überfischung der Meere positiv auswirken.“

Künstliche Vitamine gaukeln uns Gesundheit vor

Künstliche Vitamine in Ihrem A-C-E-Saft können Sie sogar krank machen
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A-C-E-Saft klingt gesund, aber die künstlichen Vitamine darin sind meist überdosiert

In Limos und Softdrinks finden sich immer mehr künstlich zugesetzte Vitamine. Zum Teil liegt die Vitaminzufuhr durch die künstlichen Vitamine bei über 200 Prozent der empfohlenen Menge für das jeweilige Vitamin. Ob das noch gesund ist?

Im Multivitaminsaft- und ACE-Limo-Business gilt: Viel hilft auch viel. Bis zu 200 Prozent der empfohlenen Vitamin-Tagesdosis finden sich in den Flaschen. Aber: „Deutschland ist kein Vitaminmangelland“, so Huizinga. „Das wird nur gemacht, um den Verkauf zu fördern und Lebensmittel gesund erscheinen zu lassen.“

Wie sinnvoll sind Getränke mit künstlich zugesetzten Vitaminen? Verbraucherzentralen warnen vor gesundheitlichen Folgen. Studien deuten darauf hin, dass sich die Lebenszeit durch künstlich zugeführtes Vitamin A, Betacarotin und Vitamin E verkürzt. Eine Studie der Uni Jena ergab, dass zu viel Vitamin C und E die gesundheitsfördernde Wirkung von Sport unterdrückt. Noch schwerer trifft es die Raucher: Betacarotin erhöht deren Lungenkrebsrisiko so stark, dass das Bundesinstitut für Risikoberwertung ein Zusetzungsverbot für Fertigprodukte fordert. Die Anreicherung mit fettlöslichen Vitaminen (A,D,E und K) ist problematisch, da ein Überschuss nicht vom Körper ausgeschieden wird. Speziell bei Vitamin D sieht das BfR ein hohes Überdosierungsrisiko. Kopfschmerzen, Schwäche und Übelkeit gehören dabei noch zu den harmlosesten Symptomen. Gefährdet sind vor allem Personen, die viele Fertigprodukte und Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Bei Obst und Gemüse – den vitaminreichsten Lebensmitteln überhaupt – passiert das alles nicht. 

Etikettenschwindel täuscht gutgläubige Käufer

Etikettenschwindel: "Ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern / Mononatriumglutamat" 
Stimmt das? Eine bundesweite Erhebung der Verbraucherzentralen ergeben, dass 92 Prozent der Produkte stattdessen Hefe-Extrakt enthalten, in dem sich wiederum 7 bis 9 Prozent Glutaminsäure tummeln. Bei entsprechender Dosierung erzielt man damit die gleichen Effekte wie mit Glutamat.Einkaufstipp: Selbst bei Bioherstellern hat sich Hefe-Extrakt mittlerweile durchgesetzt. Etiketten kontrollieren und Fertigprodukte meiden!

Etikettenschwindel: "Mit der Süße aus Früchten / ohne Zuckerzusatz"
Stimmt das?
Fruchtzucker unterscheidet sich chemisch nicht von herkömmlichem Zucker. Zudem stammt die Fructose hauptsächlich aus der Tüte und eben nicht aus frischen Früchten. Im Übrigen ist zu berücksichtigen, dass es rund 70 weitere süße Zutaten gibt, die nicht als Zucker aufgeführt werden (müssen). Einkaufstipp: Am besten greifen Sie stets zu ungesüßten Produkten, etwa Naturjogurt. Lesen Sie den Zuckergehalt bei den Nährwerten ab.

Etikettenschwindel: "Ohne künstliche Aromen und Farbstoffe"
Stimmt das? Die Aufschrift „ohne künstliche Aromen“ verschleiert, dass 71 Prozent aller Produkte Aromastoffe zugesetzt werden. So müssen „Natürliche Aromen“ lediglich aus einem pflanzlichen oder tierischen Stoff hergestellt worden sein. Gleiches gilt für Farbstoffe: 62 Prozent aller Produkte sind eingefärbt. Einkaufstipp: Gefärbt und aromatisiert wird in erster Linie bei den Fertigprodukten. Prüfen Sie vor dem Einkauf stets die Zutatenlisten.

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