Henry Maske: Auf dieses Workout schwört der Box-Star

Training eines Box-Weltmeisters
Ring frei! Mit diesem Workout hält sich Box-Legende Henry Maske in Form

Veröffentlicht am 22.11.2023
Die Boxhandschuhe liegen schon lange in der Ecke. Fit ist Henry Maske jedoch nach wie vor
Foto: Yves Borgwardt / Men's Health

Ausverkaufte Arenen, Millionen vor den Fernsehbildschirmen: Henry Maske hat zu Beginn der 1990er-Jahre als Weltmeister im Halbschwergewicht für einen Box-Boom gesorgt. Außerdem war der Mann aus der Gemeinde Treuenbrietzen in Brandenburg der erste Sportler aus dem Osten Deutschlands, der nach der Wiedervereinigung auch im Westen große Popularität erlangte. Sein Kampfname "Gentleman" spielt auf sein respektvolles Auftreten außerhalb des Rings und seinen eleganten, klugen Boxstil an. In einem offenen, sehr ehrlichen Gespräch blickt Henry Maske in Men's Health auf seine bewegte Zeit als Boxer zurück, berichtet davon, wie es ihm nach seinem letzten Kampf 2007 ergangen ist, und verrät uns, wie man auch mit 59 Jahren in Bestform bleibt.

Viele Sportler nehmen nach der Karriere zu, Sie nicht. Wie haben Sie das gemacht?

Mein Vorteil ist, dass ich die Karriere nicht abrupt und aus einer Laune heraus beendet, sondern alles von langer Hand geplant habe. Ich habe mir ganz bewusst die nötige Zeit genommen, um mich in Ruhe mit den Dingen auseinanderzusetzen, die nach meinem letzten Kampf auf mich zukommen könnten. Und dazu gehörte eben auch, dass ich einen klaren Plan entwerfe, wie ich nach meiner aktiven Zeit gesund und aktiv leben kann. Nicht wenige Sportler berichten davon, dass Sie nach dem Ende der Laufbahn eine große Leere verspüren. Genau das wollte ich unter allen Umständen vermeiden.

Die Gefahr, nach dem Ende in ein Loch zu fallen, ist schon ziemlich groß, oder?

Absolut. Das gilt nicht nur für die körperliche Fitness, sondern vor allem auch für den mentalen Bereich. Mit einem Mal ist alles, was bis dahin deinen Tagesablauf, dein ganzes Leben bestimmt hat, nicht mehr da. Du stehst plötzlich nicht mehr so im Fokus, und im schlimmsten Fall weißt du überhaupt nichts mehr mit dir anzufangen. Profi-Sportler definieren sich ja größtenteils über Erfolge. Ich kann verstehen, dass das manch einen überfordert. Auch ich habe erfahren müssen, dass man eben nicht alles planen kann. Als ich 1996 ankündigte, dass der WM-Kampf gegen Virgil Hill mein letzter sein würde, bin ich natürlich fest davon ausgegangen, dass ich diesen gewinne und meine Karriere danach als ungeschlagener Weltmeister beende. Wie wir heute wissen, kam es anders, und ich verlor nach Punkten.

Haben Sie danach mal mit dem Gedanken gespielt, doch noch weiterzuboxen?

Das nicht, aber natürlich hat mich die Niederlage geärgert. So hatte ich eigentlich nicht abtreten wollen. Aber ich bin nun einmal jemand, der vorausdenkt und für sich klare Strukturen entwickelt. Und wenn irgend möglich halte ich dann auch an diesen fest. Daher stand es für mich damals trotz des verlorenen Kampfes nicht zur Debatte, die Rücktrittspläne über den Haufen zu werfen und sofort einen Rückkampf zu fordern.

Gut 10 Jahre später haben Sie es sich dann noch einmal anders überlegt.

Ja, in der Tat. Im März 2007 bin ich tatsächlich noch mal gegen Virgil Hill in den Ring gestiegen. Aber auch da hatte ich einen fixen Plan im Kopf. Mir war bewusst, dass das Ganze eine einmalige Sache bleiben würde und für mich danach endgültig Schluss ist.

Die Revanche gewannen Sie.

Ja, das war noch mal ein toller Fight. Viel wichtiger als der Sieg aber waren für mich die Jahre zwischen den beiden Kämpfen. Denn in dieser Zeit konnte ich genau die Dinge umsetzen, die ich mir einst vorgenommen hatte. Ich bildete mich fort und wurde unter anderem Franchise-Nehmer bei einer Fast-Food-Kette. Wie jeder andere, der das damals machen wollte, musste ich eine Ausbildung durchlaufen. Im Rückblick war das eine sehr besondere Zeit, die ich auf eine für mich ungewohnte Art erlebt und gemeistert habe. Nicht jeder hat mir das damals zugetraut.

Eignet man sich als Boxer diese Niemals-aufgeben-Mentalität irgendwann ganz automatisch an? Weil es schlicht dazugehört, auch mal Schläge einzustecken?

Das mag generell so sein, aber bei mir kam eine Sache dazu: Ich habe schon früh gemerkt, dass ich nicht so wahnsinnig talentiert bin. Das bedeutete für mich, dass ich härter als andere trainieren und mehr investieren musste, wenn ich erfolgreich sein wollte. Es gab damals Jungs, bei denen jede Bewegung wie eine aus dem Lehrbuch aussah, ohne dass sie viel dafür taten. So war das bei mir nie. Ich war ziemlich steif, unbeweglich, langsam. Dass ich einmal Weltmeister werden würde, war damals wirklich schwer vorstellbar.

Wann sind Sie zum ersten Mal mit dem Boxsport in Berührung gekommen?

Mit 6 Jahren. Ein Freund aus der ersten Schulklasse wohnte mit seiner Familie über der Sporthalle, in der viele Boxer trainierten. Eines Tages hat er mich gefragt, ob ich mal mit ihm in die Halle gehen will. Ich fand die Boxer cool, der Sport hat mich fasziniert. Zum Glück war damals dort ein Trainer tätig, der mich kleinen sechsjährigen Kerl nicht weggejagt hat. Denn eigentlich fingen die Kinder dort frühestens mit 8 oder 9 Jahren so richtig mit dem Training an. Aber ich durfte bleiben, und als 8-Jähriger habe auch ich dann voll losgelegt. Irgendwann habe ich dann gemerkt: Der Weg, den ich eingeschlagen hatte, war der richtige, und wenn ich ihn konsequent weitergehe, könnte er am Ende womöglich von Erfolg gekrönt sein.

Gab es da ein Aha-Erlebnis? Diesen einen Moment, von dem an Sie wussten: Es wird was mit der Boxerkarriere?

Nein, das alles ist ein Prozess gewesen. Man steigert sich von Training zu Training, von Fight zu Fight, gewinnt seine ersten Kämpfe, verbessert sich weiter. Und zwei Dinge darf man niemals vergessen: Erstens gehört auf dem Weg nach oben Glück dazu. Das Glück etwa, verletzungsfrei zu bleiben. Oder dass in dem entscheidenden Moment die richtigen Trainer an dich glauben und auf dich setzen. Glück ist ein sehr wichtiger, ein entscheidender Faktor.

Und was ist noch wichtig?

Der richtige Umgang mit den Niederlagen. Insbesondere beim Boxen sind Niederlagen etwas sehr Persönliches: Mann gegen Mann, Auge in Auge – wenn du da verlierst, tut das nicht nur körperlich weh, auch der Kopf muss das verarbeiten. Eine Niederlage so zu verdauen, dass du dann im nächsten Kampf wieder voll da bist, ohne Angst und ohne Selbstzweifel, das ist die ganz große Kunst. Etwas, das ich zum Glück immer recht gut beherrscht habe. Ich habe nicht viele Kämpfe verloren, aber jede meiner Niederlagen hat mich nur noch stärker gemacht. Ich weiß, das klingt sehr nach Klischee, doch es stimmt.

Wurde das Boxen durch Sie wieder salonfähig?

Das war sicher nicht nur mein Verdienst. Aber ich habe wie viele andere meinen Teil dazu beigetragen. Wenn ich sehe, wie viele top ausgestatte Box- Gyms es heute gibt, wie viele diesen Sport betreiben, dann bereitet mir das große Freude.

Sie wirken auch ohne Boxtraining körperlich topfit. Wie bleiben Sie in Form?

Sport war und ist ein extrem wichtiger Bestandteil meines Lebens. Klar, das Pensum ist längst nicht mehr so hoch wie früher, und es geht auch nicht mehr darum, in jeder Einheit an oder über meine Grenzen zu gehen. Ich fahre gerne und oft Rad und jogge regelmäßig. Darüber hinaus verfüge ich über ein festes Repertoire an Geräteübungen, das meinen ganzen Körper abdeckt. Daraus stelle ich mir einen Zirkel zusammen, der nie länger als 25 oder 30 Minuten dauert. Diese Übungen absolviere ich 3- bis 5-mal in der Woche, und das ziehe ich nach wie vor sehr konsequent durch.

Und was ist, wenn mal keine Geräte in der Nähe sind?

Dann gibt es für jede Übung natürlich ein Äquivalent mit dem eigenen Körpergewicht. Mittlerweile mag ich es sehr, an Geräten zu trainieren, weil man Muskeln dabei gezielt anspricht, Bewegungen sehr sauber ausführt und dadurch die Gelenke schont. Aber ob nun Gym oder Bodyweight, wichtig ist nur, dass man am Ball bleibt. Pro Tag sollten 30 Minuten Bewegung fast immer drin sein. Das reicht auch schon, um eine gewisse Grundfitness zu erhalten.

Wann erleben wir den Rentner Henry Maske?

Vor 3 Jahren bekam ich einen Anruf von meinem heutigen Geschäftspartner, einem Mathematiker, der sich sozusagen in den Boxsport verliebt und mit seinem Team eine Technologie entwickelt hatte, mit deren Hilfe jeder Mensch überall Bewegungen exakt messen kann. Die so gewonnenen Daten sind die Basis dafür, sich persönlich zu verbessern. Ein extrem spannendes Projekt! Und auch in der Zusammenarbeit mit Joy Sportswear habe ich noch so einiges vor. Also, die Rente muss noch warten.

So trainiert Henry Maske heute

Die Zeiten stundenlangen Boxtrainings sind für Henry Maske längst vorbei. Fit ist er trotzdem – dank dieses knackigen Gerätezirkels. Maske sagt: "Ich versuche, diese Übungen mindestens 3-mal in der Woche zu absolvieren. Die größtenteils geführten Bewegungen schonen die Gelenke und beugen Verletzungen vor."

1. Klimmzüge

Im Gym hat Henry Maske nichts verlernt. Auch mit 59 Jahren stellt sich der Box-Champ der Klimmzugstange
Yves Borgwardt

2-mal 5 Wiederholungen, je 60 Sekunden Pause

A: Etwas weiter als schulterbreit mit gestreckten Armen an die Klimmzugstange hängen, Handinnenflächen zeigen nach vorn.

B: Die Arme beugen und so weit hochziehen, bis sich das Kinn etwa auf Höhe der Stange befindet. Langsam wieder runter.

2. Bizeps-Curls

Maske entscheidet sich hier für den Kabelzug im Sitzen
Yves Borgwardt

2-mal 10 Wiederholungen, je 30 Sekunden Pause

A: Aufrecht sitzend und mit gestreckten Armen die Griffe des Bizeps-Curls-Kabelzugs fassen (Handrücken zur Maschine).

B: Arme so weit wie möglich beugen. Endposition kurz halten. Arme kontrolliert strecken. Den Blick stets nach vorn richten.

3. Rückenstrecken

Den Rückenstrecker benutzt Maske, um seinen Rumpf zu stabilisieren
Yves Borgwardt

2-mal 12 Wiederholungen, je 45 Sekunden Pause

A: Auf dem Hyperextensions-Gerät in Position gehen, vor der Brust eine Hantelscheibe.

B: Oberkörper strecken. Der ganze Körper bildet eine Linie. Langsam wieder beugen.

4. Beinstrecken

Die vordere Oberschenkelmuskulatur wird gezielt angegriffen
Yves Borgwardt

2-mal 12 Wiederholungen, je 60 Sekunden Pause

A: Aufrecht sitzen, Beine beugen, Oberschenkel und Schienbeine am Polster.

B: Beine strecken und die Position kurz halten. Beine langsam wieder senken.

5. Flys

Eine der effektivsten Übungen, wenn man gezielt seine Brustmuskeln trainieren möchte
Yves Borgwardt

2-mal 10 Wiederholungen, je 45 Sekunden Pause

A: An die Maschine setzen, Griffe fassen. Die Arme sind voll gestreckt, Handinnenflächen und Blick nach vorn gerichtet.

B: Beide Griffe mit gestreckten Armen nach vorn führen, bis die Finger sich fast berühren. Kurz halten, kontrolliert zurück.

6. Seitheben

Auch beim Seitheben bleibt Henry Maske dem Kabelzug treu
Yves Borgwardt

2-mal 8 Wiederholungen pro Arm, je 20 Sekunden Pause

A: Seitlich an den Kabelzug stellen. Griff ungefähr auf Hüfthöhe mit der vom Gerät fernen Hand bei gestrecktem Arm fassen.

B: Den Griff zur Seite bis etwa auf Schulterhöhe heben. Dann den Arm langsam wieder senken, ohne ihn dabei zu beugen.

7. Beinbeugen

Zum Schluss wird noch der hintere Oberschenkel gezielt trainiert
Yves Borgwardt

2-mal 8 Wiederholungen, je 45 Sekunden Pause

A: Bäuchlings auf die Maschine legen, die Fersen am Polster und die Hände an den Griffen.

B: Die Beine beugen, bis das Polster das Gesäß fast berührt. Langsam zurück zu Position A.