Neuer Nike-Schuh im Test
So gut ist der neue Joyride Run Flyknit wirklich

Die Joyride-Technologie von Nike dürfte eine der Sensationen im Sportschuh-Jahr 2019 sein. Wir konnten den Joyride Run Flyknit vor dem Verkaufsstart im August schon einmal testen
Nike Joyride Run Flyknit
Foto: Nike

Wird das eine Innovation á la Nike Air? Am 25. Juli hat Nike einen Sportschuh gelauncht, der ähnlich spektakulär anmutet, wie die Mega-Erfolgsserie des US-Herstellers. Joyride heißt die neue Sohlentechnologie, die im Joyride Run Flyknit zum ersten Mal präsentiert wird. Wir konnten den frischesten Neuzugang im Hause Nike schon vor seiner Markteinführung Mitte August einem Style- und Funktions-Check unterziehen.

Optisch liegt der Joyride voll im Trend

Nike Joyride Blau
Nike
Futuristisch, aber trotzdem dezent: Der Joyride Run Flyknit

Beim Look trifft Nike mit dem Joyride Run ziemlich exakt die aktuellen Trends: Seine auffällige Sohle kombiniert mit einem dezenteren Upper lassen ihn wie eine etwas futuristischere Version des Air Zoom Pegasus wirken – aber so, dass man ihn noch gefahrlos im Alltag kombinieren kann. Das stretchige Flyknit-Obermaterial gab es schon bei früheren Nike-Modellen. In Kombination mit Neopren greift Nike hier aber den Patchwork-Trend im Sneaker-Bereich auf, wie unser Sneaker-Experte Christian Schiebold begeistert feststellt. 

"Nike bleibt sich hier treu", analysiert Christian den Running-Schuh. "Wie bei den Air-Modellen ist auch beim Joyride das Dämpfungsmaterial von außen sichtbar." Und genau dieses Dämpfungsmaterial ist es, was den Sport-Sneaker so besonders macht. 

Seine Sohle macht den Joyride Run zum Highlight-Schuh 2019

"In der Sohle befinden sich – deutlich sichtbar – vier Kissen, die mit losen Kunststoff-Kügelchen gefüllt sind", erklärt Laufschuh-Experte Urs Weber von unserem Schwestermagazin RUNNER’S WORLD. Das Auftreten lässt sich also mit einem beherzten Sprung in ein Bällebad vergleichen. "Diese sogenannte Joyride-Technologie hat den Vorteil, dass die Kügelchen sich sich bei jedem Schritt verteilen und so ein besonders weiches Laufgefühl entsteht."

Technisch ist das tatsächlich ein recht spektakulärer Ansatz. Zwar nutzt Adidas bei seiner BOOST-Sohle ganz ähnliche Kunststoffperlen, allerdings werden die zusammengeschweißt, bevor sie unter den Schuh kommen. Lose Kügelchen hat bisher noch kein Hersteller in großem Maße angewendet – vor allem wohl deshalb, weil es enorm viel Entwicklungsarbeit gekostet hat, die optimale Verteilung und Dichte der einzelnen gefüllten Kissen in der Sohle zu erarbeiten, wie Nike die Entstehung seines neuen Highlight-Modells beschreibt. 

Nike Joyride
Nike
Tausende Kunststoff-Kügelchen federn den Fuß beim Laufen ab

Ein Wellenssschuh für frische Beine 

"Der Joyride Run soll ein Ruhetag für die Beine sein," erklärt uns Kylee Barton vom Nike-Innovation-Team im Interview. "Diese Dämpfungsmethode vereinfacht das Laufen und hilft bei der Regeneration nach anstrengenden Longruns oder Intervalleinheiten." Damit ergänzt der Joyride Run das Portfolio aus den Tempo-Schuhen der Zoom-Serie und den Distanz-Spezialisten mit React-Sohle um einen echten Wellness-Schuh. Als Material kommt übrigens E-TPU zum Einsatz, ein thermoplastisches Polymer, das für maximale Stoßabsorption sorgt, sich dabei aber nicht verformt. 

Und wie läuft sich der Joyride Run nun? 

Schuhexperte Urs Weber ist am Tag des Launches zu einem ersten "Joyride" im Joyride Run aufgebrochen. Das ist sein erster Eindruck:

"Der Joyride läuft sich soft, sehr soft. Es gibt kaum einen Laufschuh, mit dem man so weich landet und dann in ein so weiches Abrollgefühl übergeht. Dabei ist es egal, ob man zuerst mit der Ferse oder dem Mittelfuß aufsetzt, oder gar mit dem Vorfuß. Das Gefühl beim Fußaufsatz ist stets äußerst weich – als trete man in einen sehr hochflorigen Teppich, von dem man sanft aufgefangen wird und dann tief einsinkt. Die im Stand gespürte deutliche Sprengung – die Ferse steht höher als der Vorfuß – spüre ich nach den ersten Laufmetern nicht mehr. Das mag eventuell auch ein Effekt der sich zusammendrückenden Kügelchen sein.

Gleichzeitig gibt es derzeit wohl nur wenige Schuhe, die dem Fuß beim Abrollen so viel Freiheit lassen – und zwar in Längs- wie in Querbewegung. Hier erinnert er mich an den Nike Lunar Epic Flyknit, der 2016 vorgestellt wurde, und der mir damals für genau diese Qualität auffiel. Der Flyknit ist damit ein Schuh, der dem Fuß größtmöglichen Bewegungsspielraum lässt (insofern auch vergleichbar mit Nike Free), egal bei welchem Tempo. Wobei der Schuh tatsächlich eher zu ruhigem Joggingtempo einlädt. Schnelleres Tempo ist auch möglich, Dank der Flexibilität der gesamten Schuhkonstruktion, passt nicht so zum Charakter des Schuhs.

Insofern stimme ich mit der Platzierung und Charakterisierung von Nike überein: Der Schuh passt für die Ruhetage, beziehungsweise für die Lauftage, wo man seinen Füßen einen Verwöhntag gönnen möchte, wo es nicht um Tempo und schon gar nicht um Länge des Laufes geht, sondern zum Beispiel um einen entspannenden Easy-Jog, um einen Shake-out Run oder zum Auslaufen nach einem Wettkampftag. Hinweis: Im Gegensatz zu anderen aktuellen Nike-Modellen, etwa dem Pegasus 36, fällt der Flyknit eher klein aus. Allerdings wird das durch das sehr dehnfähige Flyknit-Obermaterial kompensiert. Und: Das weiße Mittelsohlenmaterial, in welches die vier Kugelkissen eingebettet sind, scheint mir sehr empfindlich. Für rauen Einsatz ist der Schuh nicht konzipiert. Eher für sehr sauberen Asphalteinsatz."

In den Handel kommt der Joyride Run am 15. August

Der Joyride Run ist das allererste Modell, bei der die Kügelchen-Sohle zum Einsatz kommt. Nach seiner Markteinführung Mitte August sollen weitere Modelle hinzukommen, etwa ein exklusiver Frauenschuh und ein Kindermodell.

Preis voraussichtlich: 180 Euro  www.nike.com/news/nike-joyride

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04 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023