Medikamente sind nicht heilsam, nur weil es Medikamente sind. Achten Sie sorgfältig, was Sie einnehmen und auch die eine oder andere kritische Nachfrage beim Arzt sorgt manchmal einer Übermedikamentierung vor.
Suchen Sie sich aber auf jeden Fall professionellen Rat – beim Arzt oder Apotheker – bevor Sie sich über Ihre Vorräte hermachen. Und: Ein gesunder Lebensstil im Vorfeld oder nach der Erkrankung ist langfristig noch am heilsamsten.
Erkältet? Das rät der Doktor
Dr. Moritz Tellmann weiß, was Sie bei Erkältung machen und was Sie besser unterlassen sollten
Vorsicht vor Nebenwirkungen: Lesen Sie die Packungsbeilage

"...und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker." Der Spruch, in der Werbung meist rasend vorgelesen, hat seine Daseinsberechtigung
Lesen Sie die Packungsbeilage! Die liest sich zwar häufig wie das Wörterbuch mörderischer Krankheiten, aber ignorieren dürfen Sie sie trotzdem nicht: Patienten haben die Pflicht, die Warnhinweise zu beachten.
Im übrigen ist das Fachchinesisch meist halb so wild: Die Hersteller sind verpflichtet, alle (!) weltweit (!) bekannten Risiken aufzulisten. Klar, Sie könnten der Erste sein, der auf eine Pille mit allergischem Schock oder Tod reagiert. Sie können allerdings auch an einem Bonbon ersticken.
"Nebenwirkungen" Laut gesetzlicher Definition heißt "häufig", dass mehr als zehn Prozent der Patienten mit dem Nebeneffekt rechnen müssen; "gelegentlich": bis zu zehn Prozent. "Vereinzelt" oder "in Einzelfällen" bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Folgen liegt bei unter 0,0001 Prozent.
"Wechselwirkungen" Genau hingucken: Hier treffen sich Inhaltsstoffe verschiedener Medikamente, wodurch deren jeweilige Wirkung verstärkt oder reduziert wird.
"Gegenanzeigen" Achtung! Ein "absolut" bedeutet hier: Auf keinen Fall einnehmen, wenn einer dieser Faktoren auf Sie zutrifft.
Billig-Pillen: Verführerische Drittlandware

Verführerisch sind sie ja schon, die Billig-Pillen aus China oder Indien. Aber helfen die auch gegen Ihre Erkältung?
Kopfweh ade – aber dafür ist jetzt Ihr Fuß taub. Liegt’s an den Billig-Pillen, die Sie im Ausland oder online gekauft haben? So erkennen Sie Mogelpackungen:
1. Nicht original verpackte Medikamente gehören in den Sondermüll. Oder noch besser: zum Labor-Test, um Mogelpackungen samt Anbieter aus dem Verkehr zu ziehen.
2. Ist das Verwendbarkeitsdatum unleserlich oder abgelaufen? Weg damit! Auch ein Tag genaues Verfallsdatum sollte stutzig machen.
3. Ist der Beipackzettel nicht lesbar oder nur abgetippt? Fälschung!
4. Die Medikamentenpreise sind nach dem Apothekengesetz fix. Bei Billigpreisen handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um Attrappen.
5. Besonders im nicht europäischen Ausland ist die Gefahr groß, an Fälschungen zu gelangen. Also, lieber die Reiseapotheke mitnehmen!
6. Achtung! Nicht frei verkäufliche Medizin (etwa Antibiotika) darf bei uns nur aus den Apotheken bezogen werden.
Bakterien-Killer: Wann Sie Antibiotika bauchen

Sie müssen nicht immer zum Bakterien-Killer greifen. Was Sie vor der Einnahme von Anti-Biotika beachten sollten
Mehr als 80 Prozent der Bronchien-Entzündungen sowie die meisten Rachenentzündungen werden durch Viren hervor gerufen. Hier sind Antibiotika wirkungslos! Falls der Arzt Ihnen tatsächlich Antibiotika verschreibt, sollten Sie folgendes beachten:
- Antibiotika werden in verschiedener Form verabreicht – in der Spritze, als Salben, Augentropfen oder in Tablettenform. Wer sie als Tabletten einnimmt, sollte sie mit Wasser hinunterspülen. Das verträgt sich besser mit den Wirkstoffen als etwa Fruchtsaft.
- Schon wenige Tage nach Beginn der Antibiotika-Einnahme fühlen sich Patienten meist besser. Machen Sie aber nicht den Fehler, die Tabletten in diesem Stadium abzusetzen! In Ihrem Körper sind nämlich immer noch Bakterien vorhanden; und die können sich vermehren, so dass Sie wieder krank werden. Also: Schachtel zu Ende nehmen!
Potenzielle Suchtmacher: Mittel gegen Schnupfen

Wählen Sie Ihr Mittel gegen Ihre verstopfte Nase mit Bedacht. Denn Nasenspray und Co. können abhängig machen
Die Zeitschrift Ökotest fand in einer Untersuchung von 64 Schnupfen- Medikamenten heraus, dass viele Nasensprays und –tropfen so genannte Sympathomimetika enthalten – Wirkstoffe, die zwar die Nasenschleimhäute abschwellen lassen, an die sich der Körper aber leicht gewöhnt.
Wer solche Medikamente länger als eine Woche benutzt, riskiert einen chronischen Dauerschnupfen. Die Folge ist meist Abhängigkeit: Ohne die Medikamente läuft dann nichts mehr – die Nase bleibt dicht.
Sympathomimetika sind Stoffe, die sich hinter Zungenbrechern verbergen (Pehnylephrin, Naphazolin, Indazanolin, Zramazolin, Tetryzolin, Xylometazolin, Oxymetazolin). Finden Sie diese Bestandteile auf den Beipackzetteln, sollten Sie die Medikamente höchstens sieben Tage lang benutzen und danach mindestens eine Woche pausieren.
Außerdem sollten Sie laut Ökotest beim Kauf eines Schnupfenmittels darauf achten, dass es keine Konservierungsstoffe wie Benzalkoniumchlorid enthält. Das kann die Nasenschleimhäute soweit schädigen, dass sie sich gar nicht mehr zurückbilden.
Alternativen sind vorhanden: Wenn Sie auf den Chemie-Cocktail in der Nase verzichten wollen, greifen Sie zu isotonischen Salzlösungen. Diese befeuchten die Schleimhaut, versorgen sie mit Nährstoffen, wirken regenerierend und manchmal auch abschwellend. Diese Mittel können Sie bedenkenlos auch längere Zeit anwenden.
Verzichten sollten Sie dagegen grundsätzlich auf Nasensalben mit Wirkstoffen wie Vaseline oder mineralischen Ölen (Praffinöl), da sie die Flimmerhärchen in der Nase verkleben. Diese müssen jedoch frei beweglich sein, um Schadstoffe abfangen und hinausbefördern zu können.