Mehr als 100.000 Vornamen stehen Eltern zur Auswahl, die einen Namen für ihr ungeborenes Kind suchen. Knud Bielefeld kennt sie alle. Der Hamburger widmet sich seit 30 Jahren der Namensforschung, erstellt unter anderem jedes Jahr Hitlisten unter www.beliebte-vornamen.de und hat die App "Horstomat" ins Leben gerufen. Im Interview mit Men's Health Dad erklärt der Experte, was man bei der Namensfindung alles bedenken sollte.
Du hast dich seit mehr als 25 Jahren der Vornamensforschung verschrieben. Wie kam es dazu?
Tatsächlich fing alles mit meinem eigenen Namen an. Ich heiße Knud – mit D statt dem in Deutschland üblichen T. Das ist die dänische Variante, weil ich in Schleswig-Holstein geboren bin. Als Kind war ich in der Schule oft der Einzige, der nicht Thomas, Michael oder Stefan hieß – beim Handballspiel war ich einmal der einzige Nicht-Thorsten auf dem Feld. Das hat mein Interesse geweckt: Welche Namen sind häufig, welche selten? Damals gab es keine offiziellen Statistiken. Also fing ich an, Daten zu sammeln – aus Vereinslisten, Babygalerien, überall, wo man Vornamen finden konnte. So entstand meine Website www.beliebte-vornamen.de.
Was sind heute die wichtigsten Kriterien bei der Namenswahl?
Der Klang ist mit Abstand das entscheidendste Kriterium – und das schon seit Jahren. Eltern wollen, dass der Name ihres Kindes schön klingt. Neuerdings spielt auch die Bedeutung eine größere Rolle. Viele wollen wissen, was ein Name "sagt". Das war früher anders – niemand hätte vor 50 Jahren nachgeschlagen, dass Claudia "die Hinkende" bedeutet. Heute ist das für manche ein Ausschlusskriterium.

Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld
Gibt es Faustregeln, wie ein Vorname zum Nachnamen passen sollte?
Ja, durchaus! Bei längeren Nachnamen ist ein kurzer Vorname praktischer – nicht nur im Klang, sondern auch auf Formularen. Eine einfache Regel: Vor- und Nachname sollten unterschiedlich viele Silben haben, das sorgt für einen besseren Rhythmus. Und: Bitte keine Bindestriche. Ich bin kein Fan von "Jan-Peter". Lieber zwei Namen ohne Bindestrich – das lässt mehr Freiheit, welcher später als Rufname genutzt wird.
Was sind typische Fehler bei der Namenswahl – und absolute No-gos?
Manche Eltern wollen besonders kreativ sein – und denken sich Namen wie "Leano" oder "Laini" aus, die vor 30 Jahren niemand kannte. Das kann gutgehen – oder total schief. Auch Prominamen sind heikel. Niemand will sein Leben lang als "Frodo" oder "Darth Vader" angesprochen werden. Auch Namen wie "Siri", "Alexa" oder "Meta" haben rapide an Beliebtheit verloren – man will nicht ständig mit Sprachassistenten verwechselt werden. Ich empfehle, Namen zu vermeiden, die zu stark mit einer einzelnen Figur assoziiert werden.
Podcast-Tipp: Unser Experte war übrigens auch schon mal zu Gast in unserem Papa-Podcast, hier geht's zum Gespräch:
Wie geht man denn am besten vor, um den richtigen Namen zu finden?
Ein kreativer, aber strukturierter Weg ist: Eine Liste machen, alle Namen aufschreiben, die gefallen – und dann täglich dran vorbeigehen, wie es ein befreundetes Paar gemacht hat. Man merkt mit der Zeit, welche Namen Bestand haben. Ich empfehle außerdem, sich den Namen laut vorzustellen – auf dem Spielplatz, im Bewerbungsgespräch, am Telefon. Der Name muss im echten Leben funktionieren. Und: Im Zweifelsfall die häufigere Schreibweise wählen – das erspart viel Buchstabieren.
Und zum Schluss: Wenn du heute noch einmal Vater werden würdest – wie würden deine Kinder heißen?
Ich mag den Namen Adalind – klingt alt, ist aber modern. Auch Lilofee finde ich wunderbar, obwohl er aus dem 19. Jahrhundert stammt. Bei Jungs würde ich Ansgar in Betracht ziehen – ein Name mit Geschichte, aber wenig geläufig. Nur: Meine Frau würde das vermutlich nicht mittragen. Übrigens, wer Ideen braucht – meine Spotify-Playlist Horstomat enthält nur Songs mit Vornamen im Titel. Und auf meiner Website gibt’s bald auch eine Checkliste für die perfekte Namenswahl!
Fazit: Augen auf bei der Namenswahl!
Immer noch keine Idee für einen Namen? Vielleicht wirst du ja in diesem Buch fündig. Oder du entscheidest dich für einen ausgefallenen Namen wie Pumuckl, Frodo oder Darth Vader. Apropos: Wer einen besonders ausgefallenen Vornamen plant, sollte vorab beim Standesamt des Geburtsorts (nicht Wohnorts!) nachfragen. Manche Standesämter sind experimentierfreudiger als andere. Und mit ein bisschen Glück lässt sich sogar ein Name wie oben durchbringen – in Einzelfällen.