Elternzeit für Väter

Elternzeit für Väter
Elterngeld und Elternzeit: So klappt's ohne Probleme

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Zuletzt aktualisiert am 03.03.2025
Ein Vater liegt im Bett und hat sein Baby auf der Brust
Foto: Shutterstock.com / BlueSkyImage

Wie überzeugt man den Boss, wenn man für ein paar Monate beim Kind bleiben möchte? Oder sogar für ein ganzes Jahr? Die gute Nachricht: Elternzeit ist dein gutes Recht, kein Boss der Welt kann es dir verwehren. Aber natürlich kann er dir den Abschied auf Zeit leichter oder schwerer machen.

Der Hamburger Unternehmensberater Volker Baisch von dem Väter-Netzwerk conpadres, der sich auf das Thema "Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Vätern" spezialisiert hat, blickt jedoch positiv auf die nächsten Jahre: "In Zukunft werden es nicht nur die Frauen sein, die sich aktiv um die Erziehung der Kinder kümmern und sich gleichzeitig beruflich verwirklichen wollen, sondern genauso die Väter." Er fügt hinzu: "Das bringt uns der Erfüllung des von Paaren geäußerten Wunsches nach Partnerschaftlichkeit in Beruf und Familie ein ganzes Stück näher und stellt Firmen in Zukunft vor mehr Herausforderungen als in den letzten Jahren." Das musst du wissen, wenn du in Elternzeit gehen willst.

Was ist überhaupt Elternzeit? Und was Elterngeld?

Im Jahr 2007 wurde in Deutschland der Erziehungsurlaub von der Elternzeit abgelöst. Sie ist eine unbezahlte Auszeit vom Berufsleben für Mütter und Väter, basierend auf Paragraf 15 des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes, kurz BEEG genannt. Während der Elternzeit muss dein Arbeitgeber dich pro Kind bis zu 3 Jahre von der Arbeit freistellen. In dieser Zeit gibt es keinen Lohn, zum Ausgleich kannst du aber Elterngeld beantragen – allerdings nicht über den gesamten Zeitraum.

"Mit dem sogenannten Basiselterngeld kann man die ersten 12 Monate nach der Geburt finanziell ausgleichen", erklärt die bundesweit tätige Rechtsanwältin Bettina Trojan von der Kanzlei Trojan Mühr in Köln (www.kanzlei-TM.de). "Zwei zusätzliche Partnermonate kommen hinzu, wenn sich die Elternteile insgesamt 14 Monate untereinander aufteilen und derjenige, der kürzer Elternzeit und Elterngeld in Anspruch nimmt, mindestens zwei Monate Auszeit vom Job nimmt." 2015 wurde zusätzlich das sogenannte Elterngeld Plus eingeführt.

Diese Regelung ist viel flexibler als die alte und ermöglicht wie das Basiselterngeld auch Teilzeitarbeit innerhalb der Elternzeit. Momentan sind das 32 Stunden pro Woche über einen Geltungszeitraum von 28 Monaten. Im Jahr 2024 wurde außerdem die Möglichkeit des gleichzeitigen Bezugs von Elterngeld neu geregelt. Ein gleichzeitiger Bezug von Basiselterngeld ist seitdem nur noch für maximal einen Monat bis zum 12. Lebensmonat des Kindes möglich. Ausnahmen für den gleichzeitigen Bezug gibt es nur beim Elterngeld Plus, beim Partnerschaftsbonus sowie bei Mehrlingsgeburten und Frühgeburten.

Wer kann Elternzeit nehmen?

Elternzeit kann jeder Arbeitnehmer einreichen, der mit seinem Kind in einem gemeinsamen Haushalt lebt und es betreut. Väter, die von ihrer Familie getrennt leben und deren Kinder bei der Mutter wohnen, können dementsprechend keine Elternzeit nehmen. Sie haben in der Regel nur dann Anspruch, wenn sie auch das gemeinsame Sorgerecht für den Nachwuchs haben. Alleinerziehende, und das gilt sowohl für Mütter als auch für Väter, können übrigens im Rahmen der Elternzeit insgesamt 14 Monate Elterngeld beanspruchen.

Wie viele Monate Elternzeit stehen mir als Vater zu?

"Die Kampagne vom Bundesfamilienministerium hatte zur Einführung des Elterngeldgesetzes im Jahr 2007 die irreführende Information 12 plus 2 kommuniziert", sagt Baisch. "Doch bei diesen 2 Monaten handelt es sich ja grundsätzlich um die sogenannten Partnermonate, in denen ein Paar noch Elterngeld beziehen kann, wenn beide Elternzeit in Anspruch nehmen. Zu Beginn wurden diese sogar als 'Vätermonate' beworben." Ein kommunikativer Fauxpas, weil schon mit der Einführung 2007 Väter natürlich auch mehr Elternzeit hätten nehmen können.

Baisch: "In unserer Moderne-Väter-Studie konnten wir nachweisen, dass viele immer noch glaubten, nur 2 Monate nehmen zu können. Zudem sagten zwei Drittel, dass ihre Partnerin die 12 Monate für sich beansprucht hätte und die Frage nach einer anderen Aufteilung gar nicht aufkam. Es krankt immer noch an denselben Dingen: Angst vor Karriereknick und Einkommensverlust sowie die unausgesprochene Unsicherheit, wie eine Elternzeit auf Kollegen wirkt, obwohl dies vielfach unbegründet ist."

Wie viel Geld bekomme ich in der Elternzeit?

Das Elterngeld beträgt in der Regel 65 bis 67 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens der letzten 12 Monate vor der Geburt des Kindes. Dabei beträgt es mindestens 300 Euro und maximal 1.800 Euro monatlich.

Neu ab April 2025: Die Einkommensgrenze für Paare, bis zu der Anspruch auf Elterngeld besteht, sinkt von derzeit 200.000 Euro gemeinsamem Jahreseinkommen auf 175 Euro. "Bei einem derart hohen Einkommen ist davon auszugehen, dass Elterngeld für die Entscheidung, in welchem Umfang zugunsten der Betreuung des Kindes auf Erwerbstätigkeit verzichtet werden soll, unerheblich ist", heißt es dazu in der Gesetzesbegründung.

Wie beantrage ich als Vater Elternzeit?

Wer Elternzeit beanspruchen will, muss diese spätestens 7 Wochen vor Beginn schriftlich vom Arbeitgeber verlangen und gleichzeitig verbindlich erklären, für welche Zeiten innerhalb von 2 Jahren Elternzeit genommen werden soll. "Am besten wird diese schriftliche Erklärung persönlich in der Personalabteilung oder beim Chef abgegeben oder per Einschreiben zugestellt", rät Rechtsanwältin Trojan, die sich auf das Themengebiet Mutterschutz, Elternzeit und Elterngeld spezialisiert hat (www.elternzeit-elterngeld.de).

Parallel dazu muss man das Elterngeld bei der zuständigen Elterngeldstelle beantragen. Achtung: Der Sitz der Elterngeldstelle ist in jedem Bundesland unterschiedlich und kann sogar von Kreis zu Kreis unterschiedlich sein. Anwältin Trojan: "Wichtig ist auch zu wissen, dass Elterngeld nur 3 Monate rückwirkend gezahlt wird." Zudem weist sie noch mal auf den Unterschied zwischen Elternzeit und Elterngeld hin: "Elterngeld ist eine sozialrechtliche Leistung, Elternzeit ist ein arbeitsrechtlicher Anspruch."

Was bringt mir Elternzeit überhaupt?

Eine schwedische Studie unter Elternzeitvätern ergab, dass die Scheidungswahrscheinlichkeit um 30 Prozent sinkt und die Bindung zum Kind langfristig positive Auswirkungen auf dessen Selbstvertrauen hat. "Solche Fakten sollten stärker kommuniziert werden", sagt Baisch. In deiner Beziehung kriselt er schon? Vielleicht liegt es dann an diesem Problem.

Schadet Elternzeit meiner Karriere?

Väter denken noch immer oft, dass ihnen durch die Elternzeit Nachteile im Job drohen. Experte Baisch: "Eine Studie, die wir für die Commerzbank durchgeführt haben, hat jedoch gezeigt, dass nur 10 Prozent aller Elternzeitväter dort Nachteile hatten – vor ein paar Jahren waren es bundesweit noch an die 40 Prozent." Viele Unternehmen zeigen sich heute zwar familienfreundlicher, doch das gilt immer noch mehr für Mütter, vor allem männliche Führungskräfte spüren das, wenn sie Vater werden.

Hinzu kommt, dass Paare sich aus finanziellen Gründen gegen eine Elternzeit der Väter entscheiden, besonders wenn der Gehaltsunterschied innerhalb der Beziehung groß ist. "Das traditionelle Familienmodell des Alleinernährers löst sich langsam auf, doch dieser Wandel wird immer noch durch das Ehegattensplitting ausgebremst – und es fehlen gute Beispiele in Unternehmen von Elternzeitvätern, die länger Elternzeit nehmen", sagt Baisch.

Wie überzeuge ich meinen Boss von meiner Elternzeit?

Experte Baisch: "Eine unserer Studien zeigt: Männer, die sich im Vorfeld über das Elterngeldgesetz informieren, sich mit Elternzeitvätern austauschen, sich eine Strategie für das Gespräch mit dem Chef zurechtlegen, möglichst auch verschiedene Szenarien entwickeln und diese mit der Partnerin absprechen, haben die besten Chancen, dass ihr Antrag auf offene Ohren stößt."

Wichtig ist es bei der Vorbereitung auf das Gespräch mit dem Boss, sich in seine Lage zu versetzen, sich vorher mit dem Team abzusprechen, welche Tätigkeiten verteilt werden könnten, konkrete Schritte der Übergabe zu vereinbaren und sich genau zu überlegen, ob und wann man in der Elternzeit erreichbar ist. Je nach Boss erfordert das im Zweifel auch eine ganze Portion Mut und Klarheit in Bezug auf die eigene Vaterrolle.

Podcast-Tipp: Unser Experte Volker Baisch war auch schon Gast in unserem Podcast, hier geht es zum Gespräch:

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Kann mein Arbeitgeber meine Elternzeit ablehnen?

"Nein", sagt Rechtsanwältin Trojan. Denn Elternzeit muss nur rechtzeitig dem Arbeitgeber mitgeteilt, aber dort nicht beantragt werden. Einzige Ausnahme: Wenn man in der Elternzeit auch Teilzeit arbeiten möchte, hat der Chef ein Vetorecht. "Denn der Anspruch auf Teilzeit während der Elternzeit muss vom Arbeitnehmer beantragt werden. Dementsprechend kann der Arbeitgeber diesen auch ablehnen", erklärt Trojan, "Nur in wenigen Fällen gelingt es einem Arbeitgeber, diese dringenden betrieblichen Gründe vorzuweisen."

Kann mir während der Elternzeit gekündigt werden?

Abermals nein! Ab dem Zeitpunkt, von dem an die Elternzeit verlangt wird (jedoch frühestens acht Wochen vor Beginn der Elternzeit) und während der Elternzeit besteht grundsätzlich ein Kündigungsverbot für den Arbeitgeber.

Auch hier gibt es aber wieder einige Ausnahmen, zum Beispiel, wenn eine ganze Abteilung während der Elternzeit aufgelöst wird. "In solchen Ausnahmefällen muss zudem noch eine dafür zuständige Arbeitsschutzbehörde der Kündigung zustimmen", erklärt die Rechtsanwältin.

Fazit: Ich bin dann mal weg!

Väter, die Elternzeit nehmen, sind bisher immer noch in der Minderheit. Aber es werden immer mehr, auch weil jeder einzelne merkt, was für ein Gewinn diese Zeit mit den Kindern ist. Zudem wird der Zeitraum der genommenen Monate länger: Laut aktueller Statistik sind es 3,6 Monate (Basiselterngeld). Und noch eine gute Nachricht: Auch viele Unternehmen machen es ihren männlichen Arbeitnehmern inzwischen immer leichter, in Elternzeit zu gehen. Sprich einfach mal mit deinem Boss.