Noch vor wenigen Jahren erlebten 83 Prozent der Väter familienbewusste Angebote ausschließlich als Angebote für Frauen – das ergab die "Nur Mut"-Studie von A.T. Kearney aus dem Jahr 2014. Aber es tut sich was, denn spätestens seit der Corona-Pandemie wissen viele Unternehmen, dass auch Väter Familienbewusstsein schätzen. Welche das sind, erfährt man unter anderem auf den Websites des Väternetzwerks conpadres und des Unternehmensnetzwerks Erfolgsfaktor Familie sowie auf der Homepage Familienfreundliche-Arbeitgeber.de. Wir haben 25 besonders väterfreundliche Unternehmen gefunden, die neben flexible Arbeitszeiten und Remote-Work noch einiges mehr für Papas in petto haben.
SAP: Reduziert arbeiten bei gleichem Gehalt
Bei dem IT-Unternehmen mit mehr als 107.000 Mitarbeitenden können seit 2020 frisch gebackene Väter für acht Wochen ihre Arbeitszeit um 20 Prozent verringern – ohne Gehaltseinbuße. Mehrlingsväter können das Angebot für zwölf Wochen nutzen. Weiterhin lässt SAP seine Mitarbeitenden komplett frei entscheiden, wann sie von zu Hause, von unterwegs oder im Büro arbeiten wollen.
Vodafone: Elterngeld wird aufgestockt
Von den 16.000 Mitarbeitenden des Telekommunikationsanbieters können alle, die Eltern geworden sind, ihre Arbeitszeit direkt nach der Rückkehr aus der Elternzeit und bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres des Kindes für sechs Monate um 25 Prozent senken – ohne Gehaltseinbußen. Einzige Voraussetzung: Man muss mindestens 15 Stunden pro Woche arbeiten. Vätern steht das Angebot offen, wenn sie innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes mindestens 14 Wochen Elternzeit ohne Teilzeit nehmen. Um insbesondere Väter für diese Rückkehrregelung zu begeistern, wird das Elterngeld mit einer Einmalzahlung für 16 Wochen aufgestockt.
Roche: Teilzeit wird finanziell gefördert
Das Pharma- und Diagnostikunternehmen, mit deutschlandweit mehr als 17.500 Mitarbeitenden, fördert mit seinem Pilotprojekt DasElternPlus Eltern, die innerhalb der ersten vier Lebensjahre ihres Kindes gleichzeitig für mindestens zwölf Monate in vollzeitnaher Teilzeit – 28 bis 32 Stunden pro Woche – arbeiten. Selbst dann, wenn nicht beide Elternteile bei Roche angestellt sind, erhalten sie eine einmalige Förderung von 10.000 bis 15.000 Euro.
Novartis: 14 Wochen frei bei vollem Gehalt
Eine Freistellung bei vollem Gehalt bietet auch der Pharmakonzern Novartis seinen knapp 5.500 Mitarbeitenden. Alle Väter, die innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt bzw. Adoption ihres Kindes, in Elternzeit gehen, können eine finanzierte Freistellung von bis zu 14 Wochen nutzen. Die Freistellung kann dabei auf mehrere Zeitabschnitte während der Elternzeit verteilt werden.
Sipgate: Kinder mit ins Büro
2004 gegründet, arbeiten bei dem Telefonanlagenanbieter Sipgate insgesamt 270 meist noch recht junge Menschen. Kein Wunder also, dass viele von ihnen Kinder haben. Weil man in der Geschäftsführung davon überzeugt ist, dass Kinder einen positiven Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre haben, wurde ein Büro zum Spielzimmer umfunktioniert. Wann immer die Kitas geschlossen sind, können die Kleinen hier spielen. Darüber hinaus gibt es den Sipgate "Mini-Club". Hier werden die Kinder von professionellen Erzieherinnen betreut.
Huhle Stahl- und Metallbau: Windeln für Männer
Dass auch Unternehmen, die in erster Linie Männer beschäftigen, durchaus familienbewusst denken, zeigt Huhle. Das Stahl- und Metallbau-Unternehmen mit seinen etwas über 100 Mitarbeitenden nimmt den jungen Vätern (und Müttern) den Windelkauf ab und liefert sie stattdessen frei Haus. Überdies bietet es allen eine hohe Flexibilität – auch kurzfristig. Bei Huhle weiß man, dass Familienbewusstsein ein Geben und Nehmen ist.
Patagonia: Zwölf Wochen bezahlte Vaterschaftsfreistellung
Auch bei dem auf Outdoor-Ausrüstung spezialisierten Unternehmen mit Hauptsitz in Amsterdam wird eine väterbewusste Unternehmenskultur großgeschrieben. Bei dem privat geführten, auf Nachhaltigkeit bedachten Unternehmen arbeiten deutschlandweit zirka 1500 Mitarbeitende. Junge Väter erhalten hier für zwölf Wochen eine bezahlte Vaterschaftsfreistellung. Auch dann, wenn das Kind adoptiert ist.
FingerHaus: Keine Dienstreisen für werdende Väter
Bei dem Hersteller von Häusern in Holzfertigbauweise dient die Unternehmensleitung den mehr als 800 Mitarbeitenden als Vorbild bei der Vereinbarkeit und ermutigt so insbesondere die Väter, familienbewusste Maßnahmen in Anspruch zu nehmen. Ferner werden werdende Väter kurz vor der Geburt nur noch an Montageorten in Wohnortnähe eingesetzt, Bauzeichner können im Home-Office arbeiten und für die Mitarbeitenden der Verwaltung gibt es flexible Teilzeitmodelle.
Projektron: Führen in Teilzeit
Flexible Arbeitszeiten sind heutzutage schon eine Selbstverständlichkeit. Nicht aber, dass Männer in Teilzeit arbeiten. Dass Teilzeit aber nicht nur eine Frauen-, sondern sehr wohl auch eine Männersache ist, zeigt der Anbieter webbasierter Projektmanagement-Software. Von den mehr als 100 Mitarbeitenden arbeiten 46 Prozent in Teilzeit – 47 Prozent davon sind Männer.
Albrecht Bühler: Vier-Tage-Woche für alle
Wer glaubt, dass lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle nur etwas für große Unternehmen sind, irrt. Alle 60 Angestellten des Gartenbauunternehmens können, unabhängig davon, in welcher Tätigkeit sie arbeiten, ihre Arbeitszeiten auf eine Vier-Tage-Woche reduzieren.
U.I. Lapp: Schichttauschbörse
Für den mittelständischen Spezialkabelhersteller mit knapp 4.600 Mitarbeitenden ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Das zeigt sich zum einen in der Schichttauschbörse. Die Mitarbeitenden können untereinander Schichten tauschen. Wird kein Tauschpartner gefunden, unterstützt die Führungskraft. Außerdem gibt es ein Kontakthalteprogramm während der Elternzeit, denn Elternzeit für Väter ist hier selbstverständlich.
SMV Sitz & Objektmöbel: Planung des Wiedereinstiegs vor dem Ausstieg
Das auf exklusive und hochwertige Büromöbel spezialisierte Familienunternehmen bietet seinen Mitarbeitenden neben Teilzeit- und Gleitzeitmodellen zusätzlich noch flexible Arbeits- und Pausenzeiten an. Bei Bedarf können die Kinder mit ins Büro gebracht werden und im eigens dafür eingerichteten Spielzimmer spielen. Weiterhin werden Eltern bei der Planung des Wiedereinstiegs schon vor Antritt der Elternzeit und bei der Suche nach Betreuungsplätzen unterstützt.
LAT-Gruppe: Digitalisierung für mehr Vereinbarkeit
Digitalisierung ist ein wichtiger Baustein für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das zeigt die Firmen-Gruppe, die vom Spezialtiefbau bis hin zur Sicherheitstechnik verschiedene Dienstleistungen und Produkte rund um das Gleis sowie für den ÖPNV anbietet und bei der zirka 130 Mitarbeitende angestellt sind. Digitale Klemmbretter helfen den Beschäftigten auf den Baustellen, Wegezeiten einzusparen und so mehr Zeit für die Familie zu haben.
Sanofi: Vaterschaft wird aktiv gefördert
In seinem Väternetzwerk und mit der 14-wöchige bezahlte Familienzeit fördert der Pharmakonzern bei seinen knapp 7.750 Mitarbeitenden explizit die partnerschaftliche Aufteilung der Familienarbeit. Während der Freistellung beziehen die Angestellten volles Gehalt. Das Angebot richtet sich an alle Mitarbeitenden, die selbst oder deren Partnerin ein Kind erwarten.
Ergo: Vollzeit trotz Vier-Tage-Woche
Um seinen 37.000 Mitarbeitenden eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, können Angestellte des Versicherungskonzerns befristet für bis zu zwei Jahre in Teilzeit arbeiten. Bei Bedarf kann das Modell jederzeit verlängert werden. Ansonsten gibt es die Möglichkeit, eine Vollzeitstelle auf nur vier Tagen in der Woche zu verteilen.
Stadt Köln: Die flexible Behörde
Die Verwaltung der Stadt Köln bietet ihren 22.000 Angestellten, auch Führungskräften, diverse Arbeitszeitmodelle mit Gleitzeit, Teilzeit und Arbeitszeitkonto. Das Ergebnis: Knapp 16 Prozent der Führungskräfte arbeiten mit verminderter Wochenstundenzahl.
Nestlé: vier Wochen "Nestzeit" für Mütter und Väter
In Ergänzung zu staatlichen Leistungen bietet Nestlé allen beschäftigten Müttern und Vätern eine bezahlte Freistellung von vier zusätzlichen Wochen an – die "Nestzeit". Die "Nestzeit" kann – unabhängig von Geschlecht und Familienstand – von allen Elternteilen bzw. Betreuungspersonen in Anspruch genommen werden, die bei Nestlé angestellt sind, egal ob (Adoptiv-/Pflege-)Mutter oder (Adoptiv-/Pflege-)Vater. Bei Adoptiv- oder Pflegeeltern kann die "Nestzeit" für minderjährige Kinder innerhalb des ersten Jahres der Pflegeelternschaft oder Adoption genommen werden. Wenn beide Elternteile bei Nestlé angestellt sind, können auch beide Beschäftigte die "Nestzeit" in Anspruch nehmen.
Schönberger: Freistellung für Vorsorgeuntersuchungen der Partnerin
Das mittelständische Unternehmen Schönberger Stahlbau & Metalltechnik GmbH mit Sitz in der Oberpfalz stellt seine werdenden Väter für sämtliche Schwangerschaftsuntersuchungen ihrer Partnerinnen frei. Außerdem werden die Monteure in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft von heimatfernen Einsätzen ausgenommen.
comspace: Partner:innenschutz
Die Bielefelder Digitalagentur comspace hat erkannt, dass eine Schwangerschaft nicht nur für die Schwangere eine relevante Lebensphase ist. Um ohne Sorge vor Arbeitsplatzverlust in diese neue Lebensphase eintreten zu können, hat das Unternehmen 2023 den Kündigungsschutz auf die im Unternehmen arbeitenden Ehe- oder Lebenspartner:innen der Schwangeren und auf die Adoption eines Kindes ausgeweitet.
fintus Gruppe: Zweiwöchige Freistellung für Väter
Seit März 2023 haben die Mitarbeitenden der Unternehmensgruppe fintus einen Anspruch auf zehn Tage bezahlte Freistellung nach der Geburt eines Kindes. Die bezahlte Vaterschaftsfreistellung ermöglicht den jungen Vätern, sich ganz auf ihre Familie und das neue Familienmitglied zu konzentrieren, ohne sich Gedanken über den Job machen zu müssen.
Tomorrow: Bezahlte Auszeit für Väter und Partner:innen der Mutter
Auch Tomorrow, ein nachhaltiger Anbieter für mobiles Banking, bietet seit dem Februar 2024 Vätern und Partner:innen nach der Geburt eines neuen Familienmitglieds eine zweiwöchige Freistellung bei vollem Gehalt, den "Baby Leave".
Henkel: acht Wochen voll-vergütete Elternzeit
Im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes stockt Henkel für acht Wochen das gesetzliche Elterngeld auf das ursprüngliche Gehalt auf. Das Angebot richtet sich nach der Rolle der Betreuungsperson und gilt für alle Geschlechter sowie jede Form der Elternschaft, einschließlich Adoptiv- oder Pflegeeltern, gleichgeschlechtliche Paare oder Alleinerziehende.
Cisco: Vorreiter der Vaterschaftsfreistellung
Bereits seit vielen Jahren gewährt der Telekommunikationskonzern cisco Väter und Partner:innen junger Mütter einen Sonderurlaub. Nach der Geburt eines Kindes können sich diese für vier Wochen bei vollen Gehalt frei nehmen, um sich um die Mutter und das Kind zu kümmern.
Johnson & Johnson: zwölf Wochen Elternbonus
Auch Johnson & Johnson gehört zu den Vorreitern bei der Vaterschaftsfreistellung. Bereits 2018 hatte das Unternehmen eine Elternzeit-Regelung eingeführt, nach der Geburt oder nach einer Adoption frisch gebackene Väter Anspruch auf zwölf Wochen bezahlten Elternzeit haben.
Hewlett Packard Enterprise: Sechs Monate Elternzeit bei voller Weiterbezahlung
Das IT-Unternehmen mit Sitz in Böblingen bietet jungen Müttern und Vätern nach der Geburt oder Adoption eines Kindes eine sechsmonatige Elternzeit bei vollem Gehalt. Damit entfällt zwar der Anspruch auf das staatliche Elterngeld, dies kann dann aber im Fall einer längeren Elternzeit, anschließend noch bezogen werde. Das Angebot gilt selbstverständlich auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften.
Fazit: Zum Nachahmen empfohlen
Es gibt viele Möglichkeiten, wie man als Arbeitgeber die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen kann, auch bei männlichen Mitarbeitern. Die 25 Beispiele oben zeigen, was alles machbar ist. Davon können sich andere Unternehmen sicher einiges abschauen.