"Wir haben keinen Bock mehr, der AfD und weiteren Rechten das Feld zu überlassen", sagt Eltern-Coach und Podcaster Christopher End. Aus diesem Grund hat er zusammen mit Conny Schier und Sandra Richter die Mitmach-Aktion "Familien Brandmauer" ins Leben gerufen.
"Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen davon zu überzeugen demokratisch zu wählen" , sagt Chris End. "Also eine Partei, die unser Grundgesetz und die Rechte aller schützt. In Deutschland gibt es etwa 12 Mio. Haushalte mit Kindern. Das ist schon eine ganze Menge. Aber was ist, wenn wir die Großeltern und andere Familienmitglieder auch noch mit einbeziehen? Da kommen nochmal mindestens 20 Millionen potenzielle Stimmen für die Demokratie dazu. Um die Großeltern zu erreichen, brauchen wir euch alle." Die Aktionswoche startet am 31. Januar und geht voraussichtlich bis zum 9. Februar. Was uns in diesem Zeitraum alles erwartet, verraten Chris End und Conny Schier im Doppel-Interview.
Wie ist die Idee zur Familien-Brandmauer entstanden?
Chris: "Die Idee entstand aus einem Gefühl der Ohnmacht. Anfang des Jahres fühlte ich mich durch die ständigen schlechten Nachrichten über Krisen, Kriege und den Rechtsruck wie gelähmt. Ich wusste, dass ich etwas tun muss, um aus dieser Passivität herauszukommen. Im Gespräch mit Conny und anderen Unterstützern wurde klar, dass wir eine Aktion starten wollen, die Beziehungen nutzt – in unseren Familien, Freundeskreisen und Gemeinschaften."
Conny: "Bei mir war es ähnlich. Ich arbeite in der Demokratiebildung und sehe immer mehr Verzweiflung bei den Menschen. Der Jahreswechsel hat bei mir das Bewusstsein verstärkt, dass wir nicht mehr warten können. Die Familien-Brandmauer ist ein Weg, um aktiv gegen die wachsenden extremen Strömungen vorzugehen."
Warum ist es so wichtig, die ältere Generation einzubeziehen?
Conny: "Die Generation ab 50 stellt über 60 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Diese Gruppe zu erreichen, ist entscheidend, um Wahlen zu beeinflussen. Zudem wissen wir aus der Radikalisierungsarbeit, dass persönliche Beziehungen eine wichtige Rolle spielen. Gespräche innerhalb der Familie können Brücken bauen und gegenseitiges Verständnis fördern."
Chris: "Genau. Es geht darum, Menschen zu ermutigen, ihre Stimme für die Zukunft abzugeben – für ihre Enkelkinder, für eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft. Das macht eine direkte Ansprache innerhalb der Familie so kraftvoll."
Welche Themen bereiten euch die größten Sorgen?
Chris: "Mich beunruhigen besonders die Folgen des Klimawandels und die Tatsache, dass Klimapolitik immer weiter aus den Wahlprogrammen gestrichen wird. Das betrifft nicht nur uns, sondern vor allem unsere Kinder und zukünftige Generationen."
Conny: "Für mich ist die zunehmende Gewalt gegen Frauen ein großes Thema. Es erschüttert mich, wie gefährlich es geworden ist, einfach eine Frau zu sein. Gleichzeitig macht mir die zunehmende Enge in Familienrollenbildern Sorgen. Ich möchte, dass meine Kinder frei entscheiden können, wer sie sein möchten."
Wie unterstützt ihr Teilnehmende, die Angst vor öffentlichem Engagement haben?
Conny: "Wir bieten verschiedene Wege, um sich anonym oder sicher einzubringen. Du kannst uns dein Warum anonym zuschicken, und wir veröffentlichen es teilanonymisiert. Es gibt auch Vorlagen für Social Media, die du nutzen kannst, ohne dich selbst zu zeigen. Selbst ein persönliches Gespräch oder das Versenden einer Postkarte können viel bewirken."
Chris: "Außerdem gibt es unsere moderierten WhatsApp-Gruppen, in denen sich Teilnehmende austauschen können – sei es, um Sorgen zu teilen oder Erfolge zu feiern. Selbstschutz steht dabei immer an erster Stelle.
Welche Materialien stellt ihr bereit?
Conny: "Auf unserer Webseite gibt es Handreichungen zu verschiedenen Themen, etwa wie man mit Stammtischparolen umgeht oder schwierige Gespräche in der Familie führt. Wir bieten auch Strategien, um Argumentationen zu entlarven und Gespräche auf Augenhöhe zu führen."
Chris: "Zusätzlich gibt es einen digitalen Elternabend, in denen wir Fragen beantworten und Unterstützung bieten. Wir haben wirklich versucht, ein umfangreiches Angebot zu schaffen, das Menschen dort abholt, wo sie stehen."
Wie kann man sich an der Aktion beteiligen?
Chris: "Es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen: Du kannst deine Geschichte offen oder anonym teilen, Gespräche mit Verwandten oder Bekannten führen oder die Aktion auf Social Media unterstützen. Alle Infos, Hintergrundinfos und Social-Media-Vorlagen gibt es auf www.familienbrandmauer.de. Unser Hashtag ist #Familienbrandmauer. Wichtig ist, dass du deinem eigenen Tempo folgst und dich wohlfühlst."
Conny: "Jede Form von Beteiligung zählt. Ob du ein Reel erstellst, einen Kommentar schreibst oder einfach nur zuhörst – alles trägt dazu bei, die Aktion zu stärken."
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Chris: "Ich wünsche mir, dass wir eine Bewegung schaffen, die zeigt: Wir sind viele, und wir stehen für Zusammenhalt und Demokratie. Es geht darum, sich gegenseitig zu stärken und den Glauben an die Veränderbarkeit der Gesellschaft nicht zu verlieren."
Conny: "Für mich ist das Wichtigste, dass Menschen erkennen, wie viel Kraft in Gemeinschaft und Solidarität liegt. Wenn wir uns zusammenschließen, können wir viel bewegen – für uns, unsere Kinder und die Gesellschaft insgesamt."
Fazit: Demokratie retten – du hast es in der Hand
Demokratie ist dir wichtig? Dann gehe am 23. Februar wählen und sprich im Vorfeld über das Thema. Und höre gut zu: Zum Beispiel Chris End in seinem Podcast "Eltern-Gedöns".