Doulas: So helfen sie den werdenden Eltern bei der Geburt

Tipps zur Geburt
Was Doulas werdenden Vätern raten

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Zuletzt aktualisiert am 29.01.2025
Ein neugeborenes Baby liegt auf der Brust seines Vaters
Foto: shutterstock.com / Rohane Hamilton

Ihr bekommt Nachwuchs? Dann erst einmal herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die Geburt! In diesem Zusammenhang ein kleiner Hinweis: Die meisten Frauen möchten möglichst natürlich gebären, am liebsten selbstbestimmt. Das bedeutet, sie möchten selbst bestimmen, was bei ihrer Geburt an Eingriffen gemacht wird und was nicht.

Was sehr nachvollziehbar klingt, ist in vielen Geburtskliniken aber nicht immer ganz einfach. Denn es wird in den meisten Kliniken oft nicht aus medizinischen Gründen in die Geburt eingegriffen, sondern aus Routine. Da hilft es der werdenden Mutter (aber auch dem Mann an ihrer Seite), eine Doula als Unterstützung zu haben. Kennste nicht? Erklären wir dir.

Was ist eine Doula?

Eine Doula – das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet so etwas wie Dienerin – ist eine Frau, die im nichtmedizinischen Sinne ausgebildet ist, die Gebärende zur Geburt zu begleiten und zu unterstützen. Die Idee dahinter ist alt: Früher war es normal, dass eine Frau zur Geburt von einer Hebamme betreut wurde, aber weitere erfahrene Frauen an ihrer Seite waren: Schwestern, Tanten, Mütter kamen zur Geburt ins Haus.

Heute, bei einer klassischen Klinikgeburt, ist das nicht mehr so. Die Idee der Doula kam in den 1980er Jahren in den USA auf, als immer mehr Frauen eine mangelnde Betreuung bei der Geburt in der Klinik bemängelten. Es gibt verschiedene Angebote für die Ausbildung zur Doula, die zwischen 3 Monaten und einem Jahr dauern.

Natalia Lamotte arbeitet in München als Doula. Zusammen mit ihrer Schwester hat sie die Schwesterherzen Doulas gegründet. Auch bei Instagram und TikTok klären die beiden über selbstbestimmte Geburten auf. Lamotte hat selbst vier Kinder zur Welt gebracht und dabei sehr unterschiedliche Geburtserfahrungen gemacht. "Dieser Abschnitt im Leben, wenn wir Eltern werden, ist so wichtig und trotzdem ist er in unserer Gesellschaft so wenig beleuchtet", sagt Doula Lamotte, die von Unkundigen oft mit einer Hebamme verwechselt wird.

Der Unterschied zwischen einer Doula und einer Hebamme

Anders als viele Hebammen sind Doulas nicht bei der Klinik angestellt, sondern arbeiten freiberuflich. Bezahlt werden sie von den Frauen, beziehungsweise Paaren aus eigener Tasche. Eine Doula nimmt zwischen zirca 500 und 2000 Euro, je nachdem wie viel Vorbereitung und Nachbegleitung sie zusätzlich zur Geburtsbegleitung anbietet.

Auch Hebammen können freiberuflich arbeiten, etwa in der Nachbetreuung im Wochenbett oder als Beleghebamme in der Klinik, bezahlt werden sie aber anders als Doulas von der Krankenkasse der Frau nach festgelegten Sätzen.

Doula und Hebamme ergänzen sich

Doulas und Hebammen können sich bei der Geburt hervorragend ergänzen. Während die Hebamme den Geburtsprozess im Blick hat, legt die Doula den Fokus auf die Frau und ihr Wohlergehen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass in vielen Kliniken eine Hebamme mehrere Frauen gleichzeitig bei der Geburt betreut, ist die Doula verlässlich an der Seite der Gebärenden. "Die meisten Hebammen bedanken sich nach der Geburt bei mir, weil sie nun mal drei oder vier Frauen gleichzeitig betreuen müssen und froh sind, dass wir Doulas kontinuierlich bei der Frau sein können", sagt Doula Lamotte.

Es gibt aber auch Hebammen, die Doulas im Kreißsaal nicht haben wollen, etwa weil sie denken, ihnen würde in die Arbeit hineingepfuscht. Hier kommt es darauf an, wie die Hebamme ihre Arbeit sieht: Stellt sie die Wünsche der Gebärenden in den Mittelpunkt oder will sie ihren Plan abarbeiten? Doula Lamotte berichtet sogar, dass es in München eine Klinik gibt, in der sie und ihre Schwester keine Frauen mehr bei der Geburt begleiten, einfach weil die Selbstbestimmung der Frau dort so schwer zu erreichen sei.

Doula Natalia Lamotte
privat

Wissen über Eingriffe in die Geburt aneignen

Insgesamt ist die klinische Geburtshilfe von vielen Interventionen gekennzeichnet. So ist in Deutschland mittlerweile fast jede dritte Geburt ein Kaiserschnitt, bei knapp 15 Prozent aller Geburten wird ein Dammschnitt gemacht, jede fünfte Geburt wird eingeleitet. Umso wichtiger ist es, dass Paare herausfinden, wann ein Eingriff medizinische notwendig ist. Auch Annika Merle Brix arbeitet als Doula. Sie empfiehlt Paaren die sogenannte VRANNI-Methode zu kennen. Dabei steht jeder Buchstabe für eine Frage, um die Intervention einzuordnen.

V: Was ist der Vorteil?

R: Welche Risiken birgt der Eingriff?

A: Was sind Alternativen?

N: Nun? Muss es jetzt sein?

N: Was passiert, wenn wir nichts tun?

I: Was sagt die eigene Intuition?

Gerade Väter können sich diese Methode merken und im Kreißsaal dann genau die richtigen Fragen stellen, um herauszufinden, ob ein Eingriff wirklich sein muss. "Die Methode hat schon oft geholfen, nötige Maßnahmen besser zu erfassen, bevor sie umgesetzt werden. Andere angeratene Maßnahmen wurden durch Abwarten sogar unnötig", erklärt Brix, die in Berlin Frauen bei der Geburt begleitet.

Die Leitlinie checken

Magdalena Bieberstein, die in Würzburg als Doula arbeitet, schreibt auf ihrem Instagram-Kanal Mamakompass an werdende Mütter: "Geburt ist dein Recht, deine Macht, dein Privileg und dein Date mit dir selbst." Selbstbestimmt zu gebären, hat eine Menge mit Wissen zu tun.

Bieberstein rät Paaren, die ihre Geburt aktiv mitgestalten möchten, sich die Leitlinie "Die vaginale Geburt am Termin" genau anzuschauen. Sie stellt den wissenschaftlichen Stand dar, wann welche Untersuchungen und Interventionen sinnvoll sind. "Wissen ist Macht", sagt Bieberstein. Wenn Paare die Leitlinien nicht kennen, fällt es schwerer, zwischen medizinischer Notwendigkeit und Routinen zu unterscheiden, und es sei kaum möglich, passende Alternativen zu den angebotenen Optionen zu erfragen.

Augen auf bei der Wahl des Geburtsortes

"Die Geburt ist der verletzlichste Moment im Leben einer Frau. Da muss sie sich möglichst gut geschützt und umsorgt fühlen", sagt Bieberstein. Und genau deshalb ist der Ort wichtig, an dem die Frau ihr Kind zur Welt bringt. Janina Kappelhoff, die gerade die Ausbildung zur Doula absolviert und im Raum Wolfsburg arbeitet, rät werdenden Eltern: "Augen auf bei der Geburtsort-Wahl!" Es macht einen riesigen Unterschied, ob die Frau ernst genommen wird oder nicht.

Aus Sicht der Doula stehen bei einer Hausgeburt die Chancen auf Selbstbestimmung am besten, aber viele Paare fühlten sich damit nicht wohl. "Meist empfehle ich dann tatsächlich eher ein kleines Krankenhaus oder auch eine weitere Strecke zur Klinik zu fahren. Hauptsache, die Familie fühlt sich wohl und ernstgenommen am Geburtsort." Essenziell sei auch die Haltung der Gebärenden: "Sie ist nicht Gast, sondern die Expertin über den eigenen Körper", sagt Kappelhoff.

Auch Väter können sich auf die Geburt vorbereiten

Vätern rät die Doula, sich ganz konkret auf die Geburt vorzubereiten und sich zu überlegen, was sie von der Geburt erwarten und wie ihre eigene Rolle sein soll. Können sie der Fels in der Brandung sein oder ein ruhiger Unterstützer? "Männer landen während der Geburt schnell in der Freeze-Haltung – einer Art Starre – und das kann zum Trauma führen", erklärt Kappelhoff. Deshalb erarbeitet sie mit den werdenden Vätern ganz konkrete Dinge, die sie bei der Geburt tun können und auch, welches die persönlichen Grenzen der Väter sind.

Podcast-Tipp: Expertin Natalia Lamotte und ihre Schwester waren auch schon mal zu Gast in unserem Papa-Podcast, hier geht's zum Gespräch

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Auch Doula Natalia Lamotte bereitet in München Väter auf die Geburt vor. In ihren Geburtsvorbereitungskursen richten sie sich auch an die Männer. "Wir raten den Vätern, sich aktiv in die Geburtsvorbereitung einzubringen. Sie sollten am Geburtsplan mitarbeiten und unbedingt den Inhalt der Kliniktasche kennen", sagt Lamotte. So könne man verhindern, dass die Frau in den Wehen etwas aus der Tasche brauche und der Mann es nicht finden könne.

Der Geburtsplan ist ein Schriftstück, das das Paar mit in die Klinik nimmt und darauf seine Wünsche und Vorstellungen für die Geburt zusammenstellt. Auch daran sollten die Männer mitarbeiten. Bei der Geburt selbst sollte sich die Gebärende im Idealfall um nichts kümmern müssen. "Der Partner kann die Kommunikation übernehmen, Trinken anbieten, das Kissen zurechtlegen und nach Hilfsmitteln fragen, die die Frau nutzen möchte, Ball, Wanne oder Tuch."

Fazit: Gemeinsam werdet ihr das Kind schon schaukeln

Spätestens nach diesem Artikel sollte werdenden Vätern klar sein: Auch für sie lohnt es sich, sich auf die Geburt vorzubereiten. Und wenn sie sich unsicher sind, ob sie all das schaffen, was ihre Partnerin von ihnen braucht, können sie immer noch überlegen, eine Doula mit zur Geburt zu nehmen. Wer mehr darüber erfahren will bzw. sich intensiv auf die anstehende Geburt vorbereiten möchte, der findet hier noch einen Buchtipp: "So wollte ich mein Kind nicht zur Welt bringen", von unserer Autorin Lena Högemann. Der Untertitel des Ratgebers: "Was Frauen für eine selbstbestimmte Geburt wissen müssen" – sehr interessant auch für werdende Väter.