Wandern mit Kindern: So macht's der ganzen Familie Spaß

Mit Kindern wandern
So unternimmst du eine Wanderung mit deinen Kids (ohne dass jemand jammert)

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Zuletzt aktualisiert am 13.09.2023
Ein Vater wandert mit seinem Sohn im Gebirge.
Foto: Aleksei Potov/shutterstock.com

"Kinder, heute machen wir einen Ausflug!" – "Cool, wo hin denn?" – "Wir machen eine Wandertour!“ – "Oh nee, nicht schon wieder!" Kommt dir diese Unterhaltung bekannt vor? Dann pass jetzt gut auf, denn wir verraten dir die entscheidenden Tricks, mit denen du deine Kinder vom Wandern begeisterst. Dafür haben wir bei Ralf Bücheler, Redakteur bei www.outdoor-magazin.com, nachgefragt, der mit seinen Kindern (9 und 12 Jahre) schon viele Bergtouren unternommen hat. Außerdem erfährst du alles Wissenswerte über Ausrüstung und Planung eurer Familien-Wandertour. Es gibt schließlich Nachholbedarf: Der 8. Jugendreport Natur 2021 stellte in Umfragen eine massive Entfremdung von Kindern und Jugendlichen zur Natur fest – teils mit ernst zu nehmenden Folgen. Aber bevor ihr jetzt die Stiefel schnürt, beantworten wir euch hier noch die wichtigsten Fragen zum Thema.

Ab wann können meine Kinder mich bei einer Tour begleiten?

Früher, als du vielleicht denkst. Denn sobald ein Kind von allein aufrecht sitzen kann, ist eine Beförderung mit der Kinderkraxe möglich. Wanderungen, bei denen dein Kind eigenständig läuft, können ab dem vierten Lebensjahr unternommen werden. "Mit zunehmendem Alter können Schwierigkeit und Länge der Wanderung langsam, aber stetig gesteigert werden", so der Ratschlag von Ralf Bücheler.

Wie weit kann man mit Kindern wandern?

Das Wichtigste vorab: Die Wandertour soll in erster Linie Spaß machen. Wähle die Distanzen daher nicht nach maximaler Länge, sondern nach Spaßfaktoren für die Kinder aus. "Kinder freuen sich besonders über kleine Dinge, wie ein plätschernder Bach oder eine Blumenwiese", erklärt Bücheler. Wie lang eure Familien-Wandertour ist, hängt maßgeblich vom Alter deiner Kinder ab. Beginnt lieber mit kürzeren Halbtagestouren und steigert euch nach und nach. So behalten deine Kinder dauerhaft die Lust am Wandern. Um die Länge und Intensität deiner Route richtig planen zu können, hilft dir die folgende Altersklassen-Auflistung:

  • 10 Monate bis 2 Jahre: Plane deine Wandertouren ausschließlich mit der Kinderkraxe – achte dabei auf regelmäßige Pausen und einen guten Sonnenschutz für dein Kind. Die Pausen, in denen sich dein Kind frei bewegen kann, sollten stündlich stattfinden.
  • 3 bis 5 Jahre: Kurze Erlebniswanderwege, die ausgiebiges Herumtollen ermöglichen, bieten sich für Kindergartenkinder an. Die Tour sollte sich im zeitlichen Rahmen von 2 bis 3 Stunden befinden.
  • 6 bis 10 Jahre: Je nach Fitness- und Motivationsgrad der Kinder kannst du bereits etwas längere Strecken mit einer Gehzeit von 3 bis 5 Stunden wandern. Auch in diesem Alter freuen sich deine Kinder garantiert über aufregende Wanderwege mit kurzen Kletterpassagen.
  • 11 bis 14 Jahre: Optimalerweise sind deine Kinder schon vom Wandern begeistert – dann sind Hüttentouren mit Übernachtung oder Wanderungen mit Zelt spannende Abwechslungen zu Tagestouren. Musst du noch Überzeugungsarbeit leisten, suche dir Wandertouren heraus, die aufregende Elemente enthalten: Stellen zum Kraxeln oder ein geführter Klettersteig-Kurs.

Ein entscheidender Überzeugungskniff, der garantiert Wirkung zeigt: Verbinde die Wandertour mit einer Belohnung. Über einen gemeinsamen Besuch im Fußballstadion oder auf dem Jahrmarkt im Anschluss an die Wanderung freuen sich deine Kinder garantiert. Auch Experte Ralph Bücheler hat dazu einen Tipp parat: "Kindern fällt es leichter, längere Strecken zu wandern, wenn andere Kinder dabei sind. Deswegen sind Wanderungen mit einer befreundeten Familie eine Abwechslung, die deinen Kindern bestimmt gefällt."

Wie sehen kinderfreundliche Wanderwege aus?

Familiengeeignete Wandertouren sollten Tier- und Pflanzenbegegnungen beinhalten – dann wird's nicht langweilig. Auch über einen Bach zum Plantschen freut sich dein Nachwuchs garantiert. "Achtet auch darauf, dass eure Route nicht zu hoch ins Gebirge führt. Es ist nicht ungefährlich, mit Kindern auf einen 3000 Meter hohen Berg zu wandern", warnt Outdoor-Experte Bücheler. Wähle eine Route, auf der sich deine Kinder gefahrlos frei bewegen können, denn nur so kannst auch du die Wanderung entspannt genießen. "Auch Themenwanderwege sind für Ausflüge mit Kindern super geeignet – so verbindet man lernen und wandern", empfiehlt Bücheler. Das Wichtigste zum Schluss: Ein Wanderweg ist nur dann kindgerecht, wenn dein Kind das Tempo vorgibt.

Welche Wander-Ausrüstung brauche ich für die Familien-Wandertour?

Die richtige Ausrüstung ist beim Wandern das A und O. Hochwertige Schuhe vermeiden die Blasenbildung, eine gute Regenjacke schützt dich bei plötzlichen Wetterumbrüchen und so weiter und so fort – die Liste ist lang, besitzt aber volle Daseinsberechtigung! Hier kommt unsere ultimative Packliste:

Ein robuster Kinderrucksack gehört zu den Basics für jede Wanderung. Das Modell Waldfuchs 10 von Deuter hat ein Fassungsvermögen von 10 Litern und verfügt über gepolsterte Schulterträger. Coole Extras des Rucksacks sind die herausnehmbare Sitzmatte, das Nasswäschefach sowie der verstellbare Brustgurt.

Mit einer funktionalen Kindertrage kannst du dein Kind bereits vor Vollendung des 1. Lebensjahres mit auf Wanderungen nehmen. Die Kinderkraxe sollte einige Grundfunktionen erfüllen, darunter ein komfortabler Kindersitz, ein rückenschonendes Tragesystem, sowie zusätzlicher Stauraum.

Wer wandern möchte, braucht das richtige Schuhwerk, egal ob jung oder alt. Die Kinder-Wanderstiefel von Lowa sind wasserdicht und haben ein griffiges Sohlenprofil. Die Schuhe verfügen über einen guten Halt sowie ein robustes Außenmaterial.

Außerdem gehören auf eure Packliste:

  • Trinkflasche
  • Kinderfernglas
  • Schlafsack/Hüttenschlafsack
  • Stirnlampe
  • Regenjacke
  • Sonnencreme
  • Fleece
  • Funktionswäsche
  • Wandersocken
  • Erste-Hilfe-Set
  • Zip-Hose
  • Sonnenhut
  • Ausreichend Wasser und Verpflegung

Wie plane ich eine Wanderung mit Kindern am besten?

Bevor du mit der Planung anfängst, erinnere dich an Folgendes: Deine Kinder sollen Spaß am Wandern und der Begegnung mit der Natur haben – niemand soll einen neuen Schnelligkeitsrekord im Bergsteigen aufstellen. Wir haben euch die Planung einer Familienwanderung im Folgenden einmal demonstriert – jetzt müsst ihr die Planungsschritte nur noch auf euch übertragen.

  1. Wähle einen Ort anhand folgender Bedingungen: hohe Schönwetterwahrscheinlichkeit zur entsprechenden Jahreszeit, stressfreie Anfahrt, familiengerechte Unterkunft
  2. Stecke die Rahmenbedingungen - beim Wandern zählt: je früher, desto besser. Denn am Nachmittag steigt die Unwettergefahr und auch die Kräfte lassen im Laufe des Tages immer mehr nach. Im besten Fall startet ihr von einem Camper oder einer Unterkunft, in die ihr euch bei schlechtem Wetter zurückziehen könnt.
  3. Plane den Wanderweg zusätzlich mit einer Karte – das mag altmodisch klingen, jedoch senken ein paar Stunden bildschirmfreie Zeit das Stresslevel (abgesehen davon, dass es in vielen Bergregionen ohnehin kein Netz gibt).
  4. Berechne die ungefähre Laufzeit der Route mit Kindern. Wir empfehlen dir je nach Alter und Fitnesszustand deiner Kinder 50 bis 100 Prozent der empfohlenen Gehzeit für Erwachsene zusätzlich einzuplanen. Je jünger dein Kind ist, desto längere Pausen braucht es während der Tour. Wähle eine Route, die sich spontan verkürzen lässt. So kannst du flexibel auf äußerliche Umstände reagieren.
  5. Packe strukturiert nach der Packliste – rechne dabei 2 Liter Wasser pro Erwachsenen und 1 Liter pro Kind ein. Such nach einer Möglichkeit, Wasser nachzufüllen.

Ihr wollt morgens am Berg aufwachen und als Erste den Gipfel erreichen? Kein Problem – der Deutsche Alpenverein unterhält einige familienfreundliche Hütten, von denen aus der Weg zum Gipfel nur noch kurz ist.

Tipp: Haltet eure Erlebnisse mit der Kamera fest. Die meisten Handys reichen komplett für gute Qualität der Fotos aus. Später könnt ihr dann eine Auswahl der besten Fotos als Buch drucken (zB. bei Pixum oder Cewe)

Fazit: Beine in die Hand und los geht's!

Deine Kinder anfangs von einer gemeinsamen Wanderung zu überzeugen, mag mühsam sein – doch der Einsatz lohnt sich allemal. Eine Wanderung zahlt sich durch beeindruckende Panoramen aus und fördert bewiesenermaßen die Stressreduktion. Outdoor-Experte Ralf Bücheler ist vom Erfolg eurer Familienwanderung überzeugt: "Kinder haben anfangs oft keine Lust auf Wanderausflüge, doch wenn sie mal unterwegs sind, macht ihnen das Gipfelsteigen großen Spaß!". Also worauf wartest du noch: Plane jetzt deine Wandertour mit der ganzen Familie, Gründe dafür gibt es schließlich genügend.