Legale Aufputschmittel
Das Doping-ABC

Schneller, höher, weiter? Legale Leistunghilfen aus dem Chemielabor im Check
Leckeres Doping: Die Natur liefert reichlich legale Leistungsverstärker. Aber sind auch alle gesund?
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Backpulver (Natriumhydrogencarbonat) soll Muskeln zu Ausdauer verhelfen, deren Säuregehalt durch die Belastung stark steigt. Die Säure wird im Blut durch 3 bis 4 Teelöffel Backpulver zwar tatsächlich neutralisiert, doch mehr Leistung brachte nur jeder zweite untersuchte Sportler. Ungeeignet ist Backpulver für Ausdauersport: Der niedrige Säuregehalt des Blutes behindert den Sauerstofftransport zu den Muskeln.

Guarana ist in Südamerika vor allem als Aphrodisiakum bekannt. Die Früchte der Schlingpflanze enthalten hochdosiertes Koffein und stärken den Kreislauf. Sexuell stimulierend soll Guarana in einer Dosis von 50 Milligramm wirken. Die sportliche Leistung lässt sich nur mit viel höheren Mengen steigern – und die gelten als Dopingmittel.

Hydroxymethylbuttersäure (HMB) gilt bei US-Kraftsportlern als Geheimtipp zum Muskelaufbau. HMB ist ein natürliches Produkt des Fettstoffwechsels. Aktive Sportler, die HMB einnahmen, legten in vier Wochen doppelt soviel Muskeln zu und verloren mehr als die dreifache Menge Körperfett als eine Vergleichsgruppe, ergab eine Studie der Iowa State University. Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet, Bestätigung durch Folgestudien ist also nötig.

Blütenpollen gelten unter Läufern als Geheimtip für schnellere Erholung und höhere Leistungsfähigkeit. Begründung: Blütenpollen enthalten 13 Vitamine, 16 Mineralstoffe und 107 Enzyme bzw. Coenzyme. Trotz einer von „Experten“ empfohlenen Tagesration von acht Gramm sind positive Effekte kaum nachweisbar.

Koffein erhöht die mentale Fitness, indem es die Produktion des Hormons Noradrenalin anregt. Auch Sportlern hilft Koffein, indem es Müdigkeit vertreibt, den Fettstoffwechsel aktiviert und so die Energiespeicher in den Muskeln schont. Doch schon ab vier bis fünf Tassen Kaffee können dopingrelevante Koffeinkonzentrationen im Urin erreicht werden. Da Koffein stark harntreibend wirkt, ist es nichts für Ausdauersportler. Wird nicht ausreichend getrunken, bleibt die Leistung auf der Strecke.

Kreatin: Der normale Tagesbedarf liegt bei zwei Gramm; die Hälfte steckt in der Nahrung (vor allem in Fleisch und Fisch), den Rest produziert der Körper in Leber, Bauchspeicheldrüse und Niere selbst. Eine Studie der Uni Münster zeigt, dass Kreatin die Leistung bei kurzen, intensiven Muskelbelastungen verbessert. Für Ausdauersportler hat Kreatin dagegen nichts zu bieten. Vor hohen Dosen (über 20 Gramm täglich) oder Dauereinnahme (länger als vier bis fünf Tage) wird allerdings gewarnt Die Verletzungsgefahr würde bei hoher Dosis stark ansteigen. Tabletten aus der Apotheke sind im Zweifelsfall erste Wahl.

L-Carnitin ist am Transport energiereicher Fettsäuren in der Zelle beteiligt und stimuliert das Immunsystem. Der Körper stellt es selbst ausreichend her. Wer mit der Nahrung mehr zuführt (besonders viel steckt in Lammfleisch), kann seine körperliche Leistung kaum verbessern, so eine Studie von Dr. Lothar Rokitzki aus Heppenheim. Ausnahme: Ausdauersportler, die mehr als sechzig Kilometer in der Woche laufen.

Taurin ist stark umstritten. Während das Institut für Sporternährung keine Wirkung fand, ergab eine Studie des Instituts für Sport, Medizin und Ernährung, daß Taurin die Konzentration der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin senkt und die Regenerationsphase verkürzt. Sportler hielten bei Höchstbelastungen bis zu 25 Prozent länger durch. Auch diese Tests müssen wiederholt und bestätigt werden.

Testosteron und andere Hormone werden auf dem Schwarzmarkt hoch gehandelt: Sogenannte anabole Steroide imitieren im Körper die Wirkung des männlichen Sexualhormons Testosteron. Folge: die Muskeln wachsen, man wird aggressiver. Fatale Nebenwirkung des Dopings: Leberschäden, Akne, Haarausfall, erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 20.09.2023