Wow, was für ein Brustkorb! Und erst die Schulterpartie… Der neue Kollege im Gym könnte es locker mit Hulk aufnehmen. Die Art und Weise, wie er trainiert, ähnelt dem Superhelden ebenfalls. Wie macht der das nur? "Es gibt Schätzungen, dass in Deutschland zwischen 400.000 bis 700.000 Personen regelmäßig anabole Steroide konsumieren", erklärt Prof. Dr. Patrick Rene Diel von der Abteilung Molekulare und Zelluläre Sportmedizin der Sporthochschule Köln. Der Experte leitete zahlreiche Studien zu Nutzung und Folgen von Anabolika. Wer denkt, die Zahl der Doping-Konsumenten sei enorm groß, sollte sich zunächst die Ergebnisse anschauen, die mit künstlichen Trainings-Boostern erzielt werden können – und zwar die Risiken und Nebenwirkungen. Dazu müssen Sie nicht Ihren Arzt oder Apotheker fragen, sondern können einfach weiter lesen.
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Was sind Anabolika?
Hier gibt es eine klare Definition: "Anabolika sind alle pharmakologischen Substanzen, die eine muskelaufbauende Wirkung haben", sagt der Biochemiker. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um anabole Steroide. "Das sind synthetische Abwandlungen des männlichen Geschlechtshormons Testosteron", so Diel. Aber es gibt auch andere Dopingmittel, die von ihren Eigenschaften her dem Adrenalin ähnlich sind. "Diese sogenannten Beta-2-Agonisten werden zum Beispiel als Asthmamittel eingesetzt und eine Nebenwirkung ist, dass sie die Proteinbiosynthese steigern", erklärt der Experte. Sie beschleunigen also den Muskelaufbau.
Der bekannteste Stoff ist Clenbuterol. Seinen zweifelhaften Ruhm errang er durch den illegalen Einsatz in der Kälbermast – und weil er 1992 bei der Profi-Leichtathletin Katrin Krabbe sowie 2010 beim Tour-de-France-Sieger Alberto Contador gefunden wurde. "Zudem gibt es eine Reihe neuer pharmakologischer Substanzen, die man ebenfalls alle als Anabolika bezeichnen kann. In der dopenden Sportszene werden aber bis heute die anabolen Steroide am häufigsten verwendet", betont der Wissenschaftler. Diels Aussage wird von einer Untersuchung des Zentrums für Präventive Dopingforschung an der SpoHo Köln unterstützt. Demnach sind 87 Prozent der vom deutschen Zoll sichergestellten "Appearance and performance enhancing drugs" (APEDs) anabole Steroide.

Wie wirkt ein Anabolikum?
Nach dem Vorbild der Natur. "Anabole Steroide schalten die Proteinbiosynthese in den Zellen und Geweben an", erklärt der Biologe. Es kommt also zu einer anabolen (= muskelaufbauenden) Wirkung. Der Doper nimmt in kürzester Zeit massiv an Muskelmasse zu, 3 bis 4 Kilo in 6 Wochen sind keine Seltenheit (zum Vergleich: für ein Muskel-Plus von 1 bis 1,5 Kilo braucht es in der Regel ein Jahr cleanes Training). Allerdings wächst die Masse nur (!), wenn der Konsument gleichzeitig ausreichend hart trainiert. Kein Problem, denn Anabolika machen obendrein willensstärker und aggressiver – auf den ersten Blick beste Voraussetzungen für den Einsatz von großen Hantelscheiben. Zudem verringert sich der Körperfettanteil und die Muskeln erholen sich nach einer Einheit schneller, als wenn der Trainierende ohne Stoff ans Werk gegangen wäre. Daher ist der Einsatz nicht nur im Kraftsport, sondern auch für den Ausdauer- und Mannschaftssport interessant. Was Sie zum Verständnis der Wirkung unbedingt wissen sollten: "Neben der anabolen Wirkung hat das natürliche Sexualhormon Testosteron eine zweite androgene Eigenschaft – die unter anderen die Spermienbildung und den Bartwuchs reguliert", so Diel.

Warum sind Anabolika so gefährlich?
Aber Anabolika haben doch nicht nur positive Wirkungen!? Richtig. Eigentlich überwiegen die negativen Folgen, daher sollten Sie unbedingt die Finger von dem Zeug lassen. "Damit der muskelaufbauender Effekt von anabolen Steroiden zum Tragen kommt, sind sehr hohe Dosen der Substanzen erforderlich – für den Giga-Bizeps muss der Trainierende Giga-Mengen einnehmen", sagt der Experte. Halten Sie sich fest: "Die Dosis, die ein Doper zum Muskelaufbau nimmt, ist in der Regel 100- bis 500-mal höher als für die pharmakologisch angewendete Therapie empfohlen", so der Biochemiker. Denken Sie vergleichsweise an eine Kopfschmerztablette. Laut Beipackzettel sind vielleicht 4 Stück pro Tag erlaubt. Als Doper würden Sie dann 400 bis 2.000 Tabletten einwerfen. Klar, daran würden Sie wahrscheinlich direkt sterben, aber bei anabolen Steroiden ist das eben nicht (gleich) der Fall.
Laut Diel lassen sich zwischen akuten, mittelfristigen und langfristigen Nebenwirkungen unterscheiden. Eine der akuten Konsequenzen kriegen die Doper wahrscheinlich gar nicht mit. Denn wer in hohen Dosen künstliches Testosteron zuführt, legt damit die körpereigene Produktion lahm. Und damit die Spermienproduktion im Hoden, die Gefahr einer ungewollten Vaterschaft ist damit so gut wie gebannt. Die Zeugungsunfähigkeit kann zwar nach Absetzen der anabolen Steroide teilweise rückgängig gemacht werden, teilweise aber eben auch nicht.

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Was sind die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen?
Deutlich zu spüren und zu sehen ist hingegen die Akne, die bei den meisten Konsumenten auftritt. Dicke Muskeln wie ein Ochse, aber im Gesicht aussehen wie ein pubertierendes Kälbchen? Ein fragwürdiges Schönheitsideal. Zudem können die Nasenhaare bis zum Boden wachsen und die Strähnen auf dem Kopf komplett ausfallen. "Mittel- und langfristig belasten hohe Dosen anaboler Steroide die Leber extrem, weil diese Hormone ja ebenfalls wieder abgebaut werden", so der Fachmann. Wenn Sie täglich 3 Flaschen Gin in sich reinschütten würden, wäre das ähnlich schlecht für die Zukunft Ihrer Leber. Noch schlimmer, um genau zu sein lebensbedrohlich, sieht es mit den Auswirkungen aufs Herz aus. "Das ist auch ein Muskel, der durch die anabolen Steroide mit einer Hypertrophie reagiert und zwar asymmetrisch", erläutert Diel. Und genau das ist gefährlich. Bestes Beispiel: Arnold Schwarzenegger hat bereits mehrere Herzklappen-OPs hinter sich. Durch die hohen Blutdruckschwankungen beim Gewichtheben ist das Herz sowieso schon stark gefordert. Kommt es aufgrund von anabolen Steroiden zusätzlich zu einer Vergrößerung, entstehen irreversible Schäden, die selbst nach Absetzen der Anabolika nicht mehr heilbar sind und Ihnen dann endgültig alle Lichter ausknipsen können. Vorab sind Entzugserscheinungen wie Depressionen, Schlafstörungen, sexuelle Unlust und Suizidgedanken keine Seltenheit.

Stimmt es, dass Männern durchs Doping Brüste wachsen?
Ja, das ist kein Ammenmärchen. Um zu verstehen warum, folgende Info vorab: Das männliche Geschlechtshormon Testosteron ist eng mit dem weiblichen Geschlechtshormon Östradiol verwandt. Sowohl beim Mann als auch bei der Frau kommen beide Hormone vor, die Gewichtung entscheidet über das Geschlecht. Frauen produzieren ebenfalls Testosteron, jedoch wird dieses zu 80 Prozent in Östradiol umgewandelt. Männer hingegen wandeln nur 20 Prozent um. Das kommt bei einem Mann, der 500-mal mehr Testosteron als normal im Blut hat, eine Menge zusammen. "Wer als Kerl Testosteron in Gelform zu sich nimmt, weist teilweise einen höheren Östrogenspiegel auf als eine Frau", sagt der Wissenschaftler. Kein Wunder also, dass einigen dopingaffinen Bodybuildern üppige Brüste wachsen. Weil das die wenigsten wollen und auch das Brustkrebsrisiko deutlich ansteigen lässt, versuchen Doper die Umwandlung des Testosterons durch bestimmte Medikamente zu unterbinden. Diese blocken das für die Umwandlung verantwortliche Enzym Aromatase. Es ist in der Szene üblich, mehr als eine Substanz gleichzeitig zu sich zu nehmen. Oft entscheidet die jeweilige Art der Trainingsphase über das was und wie viel. Laut dem Experten existiert hierzu Unmengen an Literatur, die sogenannten Black Books. Dort finden sich hochausgeklügelte Pläne, was der Konsument wann nimmt, wie er es kombiniert und wie er die Nebenwirkungen im Griff behält. "Wir hatten schon Studienteilnehmer, bei denen wir 9 verschiedene Substanzen im Blut nachweisen konnten", erzählt Diel.

In welcher Form werden Anabolika eingenommen?
Wahrscheinlich denken Sie jetzt an eine Spritze. Der Gedanke ist nicht falsch, aber unvollständig. "Manche Anabolika muss man spritzen, manche kann man oral nehmen, aber Testosteron lässt sich auch gut über die Haut aufnehmen", betont der Gutachter des Deutschen Bundestags zum Thema Gendoping. Sprich: Dopen kann man sich auch, wenn man sich mit sogenannten Testogel eincremt. "Das Gel wurde ursprünglich für ältere Männer entwickelt, die unter Testosteron-Mangel leiden", so der Experte. Eines von vielen Problemen ist, dass der Nutzer damit seine Partnerin ebenfalls mit männlichen Geschlechtshormonen versorgen kann, wenn das Zeug noch nicht richtig eingezogen ist. Kleidungsfreies Kuscheln reicht. "Meine Kollegen und ich wissen, dass in der Bodybuilder-Szene die Verwendung weit verbreitet ist", sagt Diel, "allerdings hat dieses Gel bei einem jungen, gesunden Mann mit ausreichend eigenem Testosteron sehr viele Nebenwirkungen." Der Grund, warum Testosteron eher gecremt oder gespritzt wird, ist einfach: Die Wirkung geht im Magen-Darm-Trakt verloren. Anabolika in Tablettenform wurden chemisch abgewandelt, um die Wirkung trotz Verdauung so hoch wie möglich zu halten.

Seit wann ist die Einnahme von Anabolika verboten?
Seit Ende 2015 gibt es in Deutschland ein Anti-Dopinggesetz, das die Einnahme von Anabolika zum strafrechtlichen Verstoß macht – wenn kein medizinischer Grund für den Konsum vorliegt. "Es war schon immer verboten, solche Substanzen zu verkaufen, denn sie fallen alle unters Arzneimittelgesetz", sagt der Biochemiker. Wer sich jedoch auf irgendeinem Weg eine Substanz verschafft und benutzt hatte, tat in der Vergangenheit nichts Strafbares. "Sportler, die es im Wettkampf genutzt hatten, wurden dementsprechend nicht als Straftäter verfolgt, sondern nur entsprechend der Regeln der Verbände sanktioniert", erklärt der Experte. Gerade der Nachweis von Testogel sei ein großes Problem, schließlich gilt es das künstliche Testosteron von dem körpereigenem zu unterscheiden – und die beiden Moleküle sind nahezu identisch. Es geht, jedoch nur mit großem Aufwand. Der Freizeitbereich bildet daher eine große Grauzone. Warum sollte man denjenigen kontrollieren, der sich zu seinem eigenen Vergnügen chemische Substanzen zuführt? Und wer sollte das sein? Gerät ein Doper jedoch mit einer Substanz in eine Polizeikontrolle, kann unter Umständen Strafanzeige gestellt werden.
Kann ich erkennen, ob jemand Anabolika nimmt?
Ja, und das meistens schon auf den ersten Blick: "Hat jemand einen gewaltigen Bizeps oder – noch auffälliger – einen riesigen Oberschenkel und stimmen die Proportionen und das Volumen der Muskeln nicht, können wir mit relativer Sicherheit sagen, das Doping im Spiel ist", erläutert der Experte. Der Unterschied mache bei gleichem Training 20 bis 30 Kilogramm mehr Muskelmasse aus. Sicherer ist die Bestimmung des Fettfreie-Masse-Indexes (FFMI). Dazu müssen Sie Ihren Körperfettanteil, Ihre Größe und Gewicht kennen. "Wenn das Verhältnis aus fettfreier Körpermasse zum Gesamtgewicht nicht stimmt, ergibt der FFMI für Männer einen Wert über 25, der physiologisch unmöglich ist," so Diel.

Wie kommen Hobbysportler überhaupt an solche Mittel?
Leider leichter als gedacht. "Sie brauchen zwar ein Rezept, aber das kriegen diese Sportler schon. Und es gibt natürlich Leute, die die Medikamente ohne Rezept weitergeben", sagt der Szenekenner. Zudem sind anabole Steroide ähnlich wie eine neue Trainingshose im Internet bestellbar. "Der Händler wird ihnen direkt aus China per Luftpost was ins Haus schicken", erzählt Diel mit ironischem Unterton. Selbst wenn der Zoll das Paket öffnet – was bei der Anzahl von Sendungen nicht jedes sein wird – findet er Substanzen, die als Naturprodukte der Traditionellen Chinesischen Medizin deklariert sind. "Auch wenn es in Wirklichkeit hochgradige anabole Steroide sind, muss erstmal eine chemische Analyse das auch beweisen", so der Professor.
Was sind die Vorteile sauber zu trainieren?
Der größte lautet: Sie bleiben gesund. Die zahlreichen Nebenwirkungen, die durch die Einnahme von Anabolika auftreten, bleiben Ihnen nämlich erspart. Zudem können Sie auf echte Erfolge stolz sein und sich einem fairen Wettbewerb stellen. Falls Sie mal auf die Bühne wollen: Bei Contests der Natural-Bodybuilding-Szene wird vorausgesetzt, dass Sie mindestens 7 Jahre lang nichts genommen haben. Andere Veranstalter setzen auf lebenslange Cleanheit. Getestet wird mit Blut- und Haaranalysen oder Urintests. Teilweise auch mit Lügendetektoren.
Fazit: Anabolika zerstören Ihren Körper
Bei Anabolika gibt es nur 1 Regel: Lassen Sie die Finger davon. Die Nebenwirkungen der künstlich hergestellten Testosteron-Varianten und anderer Substanzen wie Adrenalin-Nachbauten, übertreffen sämtliche Muskelzuwächse um ein Vielfaches. Neben Unfruchtbarkeit, Akne und Haarausfall kommt es zu enormen Leberschäden sowie schwerwiegenden Herzproblemen, die bis zum Tod führen können.

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