Peer Feddersens Geschichte zieht sich über Jahre und ist wohl symptomatisch für junge Menschen, die die Belastungsfähigkeit ihren Körpers unbewusst ausreizen, bis die quasi Gesundheitsblase platzt. Peer erzählt: „Seit Ende der 80er lebte ich ein sehr ungesund, hab ordentlich getrunken und geraucht. Außer Kampf- und Tanzsport in den Teenager- und Zwanzigerjahren habe ich nie konsequent Sport getrieben. Trotzdem war ich immer eher dünn. Irgendwann machte mich dieser Lebensstil dann trotzdem leicht übergewichtig, mit 1,80 Meter etwa 85 Kilo und das bei kaum vorhandener Muskulatur.“
Die Blase platzte, als Peers Blutwerte aus dem Gleichgewicht gerieten. Sein Hausarzt mahnte den heute 44-Jährigen, seinen Lebensstil zu ändern: Alkohol-Konsum runterfahren, Rauchen aufgeben und Sport treiben. Also begann ich mitKrafttraining und Laufeinheiten.“ Nach kurzer Zeit lief er bereits Halbmarathondistanzen. „Ich wog zeitweise wieder unter 70 Kilo. Weil ich die Dinge gern selbst in die Hand nehme, wollte ich mich nicht auf Fitnesstrainer verlassen, sondern mich selbst bis zum Personaltrainer und Trainer für Sport-Rehabilitation ausbilden lassen. Nach der ersten Trainerlizenz kam der Übermut und ich brach mir bei fehlerhaft ausgeführten Kniebeugen mit knapp 80 Kilo buchstäblich das Kreuz.“ Die Diagnose für den ausgebildeten Bankkaufmann war hart, schwerer Bandscheibenvorfall, Bruch eines Wirbelbogens in der Lendenwirbelsäule und ein abgleitender Lendenwirbel. Peer wurde zum Pflegefall, konnte wochenlang weder sitzen noch laufen.
Verheerende Prognose
Das schlimmste für ihn war die verheerende Prognose: Stützkorsett, nie wieder mehr als eine Kiste Bier tragen. Personal-Trainer? Niemals!
Das wollte der Karlsruher nicht hinnehmen. Er schloss unter Schmerzen seine Fortbildungen ab, arbeitete in einem Reha-Studio und betreute Klienten vor allem mit Rückenproblemen. „In dieser Zeit lernte ich wahnsinnig viel über den Körper, das Skelett und die Muskeln. Und ich sammelte viel Praxis. Ich hatte Kontakt zu Kraftdreikämpfern und lernte meine Technik bei Grundübungen wie Kreuzheben, Kniebeugen etc. zu optimieren“, so Peer. Natürlich gab es auch Rückfälle. „Immer wieder hatte ich Bandscheibenprobleme oder Wirbel blockierten. Aber ich blieb dran."
Ziel erreicht!

Irgendwann gab Peer seinen Nebenberuf als Personal Trainer wieder auf, um mehr Zeit für sich und sein Training zu haben. Sein Ziel: 100 Kilo heben zu können! Also einiges mehr, als die Bierkiste, welche die Ärzte ihm noch nicht einmal zustehen wollten!“
Vor einigen Jahren war es dann soweit: Er stemmte sein Zielgewicht! „Als mein Orthopäde das hörte, klopfte er mir anerkennend auf die Schulter. Er hätte das zwar nicht für möglich gehalten, aber ich habe bewiesen, dass es geht.“ Doch es ging noch weiter, denn dann kamen die 150 Kilo im Kreuzheben und aktuell sind es sogar 180 Kilo. Sein Ziel hat Peer nun verdoppelt. „Die 200 Kilo steuere ich für Ende 2016 an.“ Laut Peer sind Kniebeugen mit 120 Kilo derzeit seine schwächste Übung (bei unter 80 passierte damals sein Unfall).
Das Laufen hat er allerdings vor rund 3 Jahren aufgegeben – die Hüfte meldete sich mit ersten Arthrose-Erscheinungen, für Läufer nicht unüblich. Seitdem sind der Kraftsport und sein Beruf sein Leben. „Ich wiege zwar wieder zwischen 82 und 85 Kilo, aber mit einer völlig anderen Körperzusammensetzung. Aus 15 Kilo Fett wurden 15 Kilo Muskeln. Ich habe die Topform meines Lebens, und das mit 44 Jahren!“ Es soll aber laut Peer noch weiter aufwärts gehen. „Hin und wieder helfe ich anderen mit ähnlichen Lebensverläufen, ihr Leben ebenfalls in den Griff zu bekommen. Das ist meine Erfolgsgeschichte.“