Passt ganz gut oder passt perfekt – darüber entscheiden bei einem Anzug oft nur ein paar Millimeter. Und wer die Passform nicht dem Zufall überlassen will, nimmt diese Millimeter ernst. Zu weit, zu eng, zu lang oder zu kurz, das ist aber nicht nur eine Frage des Aussehens, ein exakter Sitz hat auch viel mit Tragekomfort zu tun. Fünf Millimeter zu viel Weite am Hosenbund, und die Hose beginnt schon zu rutschen, wenn du nur das Schlüsselbund in die Tasche steckst. Fünf Millimeter zu wenig, und der Bund kann sich schon unangenehm bemerkbar machen – vor allem nach dem Essen.
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Solche Feinheiten werden zwar oft gar nicht bewusst wahrgenommen, sie führen aber dazu, dass ein Anzug häufiger als ein anderer im Schrank hängen bleibt. Das ist schade ums Geld und schade um den Anzug, denn mit ein paar Änderungen könnte auch er zu deinen Favoriten gehören.
Ob und welche Änderungen nötig sind, musst du selbst entscheiden. Verkäufer sind selten objektive Berater, denn sie wollen vor allem Umsatz machen. Stell zuerst einmal sicher, dass du von der richtigen Konfektionsgröße ausgehst. Du kennst deine nicht? Zum Glück lässt sie sich ganz einfach herausfinden. Die alt bekannte Formel lautet: Brustumfang geteilt durch zwei ergibt die Konfektionsgröße, also zum Beispiel 108 : 2 = Größe 54.
Am Bund sollte sie so eng sitzen, dass sie auch ohne Gürtel hält, und so locker, dass du dich nicht eingeengt fühlst. Niemals ein Kleidungsstück um mehr als eine Größe ändern! Denn dann stimmt die Position der Taschen nicht mehr, am Gesäß liegen sie zu dicht zusammen oder zu weit auseinander, an den Seiten zu weit vorne oder hinten.
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Ganz wichtig für den Gesamtlook des Anzugs ist die Weite des Hosenbeins. Änderungen werden unten am Saum abgemessen, deshalb ist bei Arbeiten an der Beinweite oft von der sogenannten Fußweite die Rede. Bei einer schmalen Röhrenhose ohne Bundfalten (Größe 50) beträgt die Fußweite etwa 19 bis 20 Zentimeter, bei einer Hose mit Bundfalten etwa 22 bis 25 Zentimeter. Achtung: Der Schneider legt das Maßband komplett um das Hosenbein, deshalb gibt er die Fußweite mit doppeltem Wert an.
Die Fußweite lässt du am besten zusammen mit der Gesamtlänge ändern, beziehungsweise wenn du den Saum umnähen lässt – hochwertige Hosen sind unten sowieso noch nicht "gefinished", wenn sie in den Verkauf kommen, damit die Länge exakt auf den Kunden abgestimmt werden kann. Falls du dir nicht sicher bist, ob du Umschläge willst: Lieber erst mal mit Umschlag ordern, dann kannst du ihn später immer noch wegnehmen lassen.
Auf das sogenannte Stoßband am Saum verzichtest du am besten ganz, es sei denn, der Anzughersteller hat gleich ein weiches Stoffband in der passenden Farbe mitgeliefert. Wenn ja, findet es sich zusammen mit den Reserveknöpfen in der Gesäßtasche. Die meisten Hosenänderungen gehen schnell und kosten nicht viel.
Beim Sakko muss der exakte Sitz in der Regel etwas teurer erkauft werden. Deshalb sollte die Jacke von vornherein so gut wie möglich passen. Vor allem die Gesamtlänge muss stimmen, weil die Position der Taschen und Knopflöcher in Relation zur Sakkolänge festgelegt wird. Würde man sie ändern, säßen Taschen und Knöpfe plötzlich zu hoch oder zu niedrig.
Checke beim Sakko als Erstes immer die Passform an Kragen, Rücken und Schultern. Der Kragen sollte sich dicht an den Hals schmiegen, denn Änderungen am Kragen sind kompliziert. Dieser Grundsatz gilt nur dann nicht, wenn es um die Entfernung der Nackenfalte geht. Gemeint ist, dass sich der Stoff unterhalb des Kragens waagerecht nach oben schiebt und eine Querfalte bildet. Dieses Problem tritt vergleichsweise häufig auf und lässt sich leicht beheben.
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Über dem Rücken muss der Stoff glatt anliegen, nur hinter den Armen sollte eine kleine Falte sichtbar sein. Das ist die Stoffreserve oder Bewegungsfalte, ohne die man die Arme nicht nach vorne bewegen könnte. Ansonsten darf sich das Sakko an der Rückseite nicht in Längsfalten legen, wenn doch, muss an der Rückenmittelnaht überschüssiger Stoff entfernt werden. Bei einfarbigen Anzügen geht das problemlos, Dessins können dagegen nach einer solchen Änderung unschön zusammenlaufen. Wähle in solchen Fällen lieber einen anderen Schnitt. Das empfiehlt sich auch bei Schrägfalten unter den Achseln, sie deuten auf fallende Schultern hin.
Zum Schluss überprüfst du das Sakko in der Frontalansicht. Dazu schließt du es und zupfst leicht am Knopf. Wenn es zwei bis drei Zentimeter nach vorne schwingt, stimmt die Taillenweite, lässt es sich weiter nach vorne ziehen, ist es zu weit. Wenn du das ändern lassen willst, wird an den Seitennähten etwas Stoff herausgenommen. Es sitzt genau richtig, wenn du das Sakko mühelos schließen kannst und du dich nicht eingeengt fühlst. Wenn es über dem Bauch spannt und die Seitenschlitze aufklaffen, solltest du dir ein anderes Sakko kaufen.
Der letzte Programmpunkt des Passformchecks sind die Ärmel. Die richtige Ärmellänge ist eine wesentliche Voraussetzung für einen guten Gesamteindruck der Jacke. Enden die Ärmel an den Knöcheln, sieht das Sakko automatisch zu groß aus, sind sie zu kurz, wirkt es zu klein. Beim Durchschnittsanzug geht das Kürzen oder Längen ganz leicht, denn die Knöpfe am Handgelenk sind nur Attrappe. Der Änderungsschneider macht sie einfach ab, kürzt oder verlängert und näht sie an der neuen Stelle wieder an.
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Bei Anzügen mit aufknöpfbaren Ärmeln geht das natürlich nicht, denn die Knopflöcher lassen sich nicht verschieben. Wenn du Glück hast, sind von vier Knopflöchern nur die unteren beiden echt, die anderen Attrappen – in diesem Fall lässt sich der Ärmel am Saum um bis zu drei Zentimeter verlängern und etwa 1,5 Zentimeter kürzen. Sonst wird der Ärmel komplett herausgenommen und an der Schulter gekürzt oder gelängt. Das geht aber nur bei einfarbigen oder längs gestreiften Stoffen und niemals bei Karodesigns.
Zu den Änderungen des Ärmels gehört im weiteren Sinne auch die Änderung des Armlochs. Sie wird fällig, wenn das Sakko unter den Achseln kneift, es in allen anderen Punkten aber perfekt passt und deshalb der Griff zu einem anderen Modell oder einer anderen Größe nicht infrage kommt. Als Erstes werden dafür die Ärmel herausgenommen und die Armlöcher vergrößert. Dann müssen die Ärmel passend zum neuen Armloch geändert und zum Schluss wieder ordentlich eingesetzt werden. So etwas können nur richtige Herrenschneider, und die lassen sich diese Operation auch entsprechend gut bezahlen.
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Das Wichtigste an einem Anzug ist seine Passform. Je besser Sakko und Hose sitzen, umso edler sieht dein gesamter Look aus. Ein paar Zentimeter können einen sehr großen Unterschied machen. Nimm dir also Zeit, wenn du deinen neuen Anzug auf dich anpassen lässt.