Der Tag ist einfach zu kurz, der Stress zu groß, die Arbeitszeit zu lang. Und es wartet noch die Familie sehnsüchtig auf Sie. Wie kann man all dem gerecht werden? Wir haben ein paar Anregungen, wie Sie die Zeit sinnvoller einteilen. Was auch Ihnen nutzt, denn Studien von Familienforschern zeigen: Berufstätige Männer, die zugleich engagierte Väter sind, fühlen sich seelisch und körperlich wohler und sind gesünder als andere Männer.
Gehen sie mal wieder zur Schule
Wussten Sie, dass Kids, deren Väter öfter die Schule (der Kinder) besuchen, bessere Noten schreiben? Also setzen Sie sich wieder auf die kleinen, harten Holzstühle, beim Elternabend oder einer Theateraufführung. Oder fahren Sie zu einem Match der Schulmannschaft – drei- bis viermal pro Jahr gilt schon als "öfter". Sie werden garantiert nicht nach Latein-Konjugationen gefragt.
Es gibt noch einen Grund für etwas schulischen Einsatz: "Lehrer kommunizieren eher mit Eltern, die sie persönlich kennen", weiß Professor Maureen Black von der Fakultät für Kinderheilkunde an der US-Universität Maryland. So erhält man viel früher ein Feedback, wenn sich eine Problemstellung aufbauen sollte.
Kultivieren Sie die Kurzkonversation
Sie haben es eilig und müssen sich schnell noch rasieren, da kommt Ihr Sohn an und hat tausend Fragen. Natürlich können Sie die nicht alle beantworten ("Warum hast du einen Bart?", "Warum ist Wasser nass?"). Sie sollten ihn aber nicht aus dem Bad verbannen, sondern ihn lieber auf den Badewannenrand pflanzen und zuhören, denn Erziehungsexperten wie der Buchautor Dr. Robert Frank sagen, dass spontane Kontakte die Vater-Kind-Beziehung mehr stärken können als lange geplante Aktivitäten.
Der Hintergrund: Kinder können nicht warten, bis die Zeit für sie gekommen ist, da sie mental noch nicht fähig sind, auf einen Zeitpunkt hin zu planen. Dinge, die ihnen auf dem Herzen liegen, erzählen sie oft nebenbei und eben nicht zu der Zeit, in der sich Erwachsene vornehmen, ganz für sie da zu sein. Verzichten Sie also nie auf die kleinen Fünf-Minuten-Pläuschchen nebenbei. Dr. Frank rät, möglichst viel zuzuhören, wenn Kinder von sich erzählen. Kinder, die aufmerksames Zuhören von den Eltern lernen, lauschen im Gegenzug auch deren pädagogischen Ausführungen bereitwilliger.
Etwas komplizierter wird die Sache, wenn Sie einen Teenager im Fond haben, der einfach nichts von sich erzählt. Der Ausweg: Fahren Sie gleich noch den besten Freund oder die liebste Freundin mit nach Hause, denn untereinander sind Teenies offener.
Abwechslung: Bleiben Sie flexibel

Wer immer stoisch den gleichen Tagesrhythmus fährt, vernachlässigt seine Familie. Seien Sie überraschend und vor allem kein Spielverderber
Abwechslung bringt's
Sie haben wenig Zeit und können nicht zu jedem Event Ihrer Sprösslinge kommen? Versuchen Sie in diesem Fall, bei unterschiedlichen Anlässen mit dabei zu sein. Wenn Sie immer nur die Fußballturniere Ihrer Tochter besuchen, kommt als Botschaft wahrscheinlich: "Meinem Papa ist nur mein Fußball wichtig." Also rotieren Sie in Ihrer Aufmerksamkeit für die Aktivitäten.
Diversifizierung des (Daddy-) Jobs
Viele Väter freuen sich, wenn sie ein paar feste Aufgaben übernehmen können, mehr geht meistens nicht. Auch wenn Sie sich begeistert und stolz als hauptamtlicher Bademeister oder Nachtgeschichten-Erzähler ins Zeug legen: Diese Rollen sind zu klein für Sie, und das Besondere daran nutzt sich schnell ab, insgesamt haben diese Aktivitäten wenig Bedeutung und Sie wenig Einfluss. Kommen Sie zum Beispiel zum langen Mittagessen nach Hause und bleiben lieber dafür abends länger im Job. Dann können Sie mit den Kindern spielen, wenn die energiegeladen sind, statt abends nur noch den Lumpensammler für kleine Quengler zu spielen.
Seien Sie kein Spielverderber
Was würden Sie antworten, wenn man fragt, ob Sie selbst einen guten Vater hatten? An der Universität von Alabama fanden Forscher heraus, dass das Urteil heutiger Erwachsener über ihre Väter zu einem großen Teil davon abhängt, wie viel die Väter früher mit ihnen gespielt haben. Also: Burgen bauen und den Fußball raus in der Zeit, in der Sie für den Nachwuchs da sind. Und wenn Sie mal gemeinsam im Stadion sind, erklären Sie Anton oder Tonia genau, was da passiert. Sonst färbt die eigene Begeisterung nie ab (das ist bei Frauen übrigens auch so). Wer nicht versteht, was passiert, steht auch nicht auf das, was passiert.
Laufend ein Vorbild
"Mehr Zeit für die Familie" lautet die Forderung. Sollen Sie jetzt auch noch den Sport aufgeben? Nein, denn diese Aktivität hat eine Vorbildfunktion. Kinderärztin Maureen Black meint: "Natürlich fängt ein Fünfjähriger nicht ebenfalls an loszutraben, wenn sein Daddy morgens joggen geht, aber später wird Ihr Sohn mit größerer Wahrscheinlichkeit gesund leben und sportlich aktiv sein, wenn Sie das vorexerzieren." Die liebe Familie ist also keine Ausrede, wenn Sie mal keine Lust haben.
Termintreue: Seien Sie auch als Vater verlässlich

Wer zu Hause ebenso termintreu, pünktlich und verlässlich ist, wird mit einer glücklichen Familie belohnt. Und das wirkt sich wiederum positiv auf die berufliche Leistungsfähigkeit aus
Virtuelle Vaterschaft
Na ja, zumindest sollten Sie die Elternschaft per Funk dann ausprobieren, wenn Sie einmal längere Zeit nicht zu Hause sind: Schreiben Sie ab und zu ein SMS (wozu bezahlen Sie schließlich das Handy Ihrer Tochter …), eine E-Mail oder ein Gute-Nacht-Fax aus dem Hotel, um auf einer Geschäftsreise Kontakt zu den Ihrigen zu halten. "Wenn man für ein paar Tage abwesend ist, verliert man schnell das Gefühl für die alltäglichen Dinge in der Familie", sagt Experte Frank. Fragen Sie nach kleinen Begebenheiten, zum Beispiel der Klassenarbeit, dem Kindergeburtstag oder dem Besuch auf dem Abenteuerspielplatz. So weiß Ihr Kind, wie wichtig Sie sein (Er-)Leben finden.
Holen Sie sich einen Babysitter
Die Zeit, die Sie mit Ihrer Frau allein verbringen, ist schön, wichtig und gut – auch für die Kinder. Die spüren Spannungen in der Elternbeziehung sehr genau und schreiben sich im Streitfall sogar oft die Schuld daran selbst zu. "Für die Kinder ist es sehr wichtig, dass die Eltern sich lieben", erklärt Black. Darum sollten Sie die Liebesbeziehung zur Mutter Ihrer Kinder gut pflegen, zum Beispiel mit regelmäßigen Abenden (nur außer Haus) oder Wochenendtrips zu zweit.
Liebevolle Zeit zu dritt oder viert zählt da nichts, denn dann sind Sie in der Hauptsache Eltern und nicht Liebespaar. Vergleichen Sie, wie viel Zeit Sie vor den Kindern einfach nur zu zweit und interessiert aneinander verbrachten, und holen Sie sich einen kleinen Teil davon zurück. Natürlich tun auch die Stunden, die Sie mit den Kindern verbringen, der Liebe gut, sagen Forscher. Es gilt: Je mehr sich Väter um ihre Kinder kümmern, desto mehr profitiert die Partnerschaft der Eltern.
Leben in Balance
Die Forscherin Arlie Russell Hochschild vom Center for Working Families an der Universität von Kalifornien und Autorin von "Keine Zeit. Wenn die Firma zum Zuhause wird" (Verlag Leske + Budrich) fand heraus, dass das Wollen und das Tun beim zeitlichen Engagement weit auseinander klaffen. Die meisten Menschen, die behaupten, dass bei ihnen die Familie an erster Stelle stehe, handeln in Wahrheit nicht entsprechend. Um diese Entwickung zu vermeiden, rät Hannelore Fritz in ihrem Buch "Besser leben mit Work-Life-Balance" (Eichborn), einmal wöchentlich auszurechnen, wie viel Zeit man wirklich für Job, Schlafen, Gesundheit, Familie und für sich selbst verbraucht. Dann sollte man überlegen, ob diese Aufteilung auch wirklich den eigenen Wünschen entspricht.
Zu Hause sollten Sie ganz für die Familie da sein und abschalten. Das klingt einfach, aber wir alle wissen, wie schwer das ist, wenn am nächsten Tag wichtige Meetings anstehen. "Wer nicht abschalten kann, dem gelingt die notwendige Abgrenzung zwischen den Bereichen nicht", warnt Ursula Nuber von der Zeitschrift "Psychologie heute".
Nichts geht über Termintreue
Termine mit Familienmitgliedern sollten Ihnen genauso wichtig sein wie Arbeitstermine, auch wenn man sie leichter nachholen kann. Klar, Sie können auch an einem anderen Tag mit Ihrer Frau oder Tochter ins Kino, aber die Enttäuschung und der Eindruck, dass sie Ihnen nicht wichtig genug seien, ist gerade bei Kindern, die noch sehr emotional und wenig logisch denken, nicht leicht zu verscheuchen.