Gesprächs-Strategien
So werden Sie schlagfertig

Fallen Ihnen passende Antworten auch oft erst zu spät ein? Wir bringen verbale Spätzünder in rhetorische Top-Form
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Gehören Sie auch zu den Menschen, denen die besten Antworten immer erst Stunden später im Bett einfallen? Auf die Frechheit der Verkäuferin, auf den Angriff des Kollegen, auf den Witz zu Ihren Lasten am Stammtisch. Es gibt einfach Menschen, die immer den richtigen Spruch auf der Zunge haben. Aber das kann man lernen.

Wie Sie stärker kontern
Um überraschend zu kontern, müssen Sie vorgegebene Pfade des Denkens verlassen. Nur so kommen Sie innerhalb kürzester Zeit auf neue, verblüffende Antworten und Problemlösungen. Wie schnell Sie eine Antwort finden, hängt von Ihrer Kreativität ab - und die müssen Sie fordern. Folgende Techniken helfen dabei:

  1. Neue Denkprozesse erlernen: Der Trick besteht darin, Ihre Assoziationsfähigkeit zu steigern - das ist die Fähigkeit, zu einem Begriff ein passendes Bild im Gehirn aufzubauen. Übungsmethode: Bilden Sie aus fünf voneinander unabhängigen Schlagwörtern eine fantasievolle und zusammenhängende Kurzgeschichte. Ihr Gehirn lernt so, komplexer zu denken. Bei einer verbalen Attacke reagieren Sie später dann kreativ und flexibel.
  2. Verbessern Sie Ihre Sprachgewandtheit: Ein großer Wortschatz verkürzt die Reaktionszeit und hilft, schnell den passenden Ausdruck zu finden. Tipp: Suchen Sie für Ihre alltagssprachlichen Wörter nach sinnverwandten Begriffen - das müssen keine Fremdwörter sein. Wenn Sie bei diesem Rhetorik-Training mal nicht weiterkommen, genügt ein kurzer Blick in ein Synonym-Wörterbuch.
  3. Gesprächsinhalte richtig deuten: Die meisten Gespräche laufen auf der Sach- und auf der Beziehungsebene zugleich ab. So schwingen neben der reinen Information gleichzeitig immer auch die Gefühle der Gesprächspartner mit. Und die lassen Rückschlüsse auf Ihre Beziehung zu. Im Klartext bedeutet das für Sie: Sie müssen lernen, Kritik an Ihrer Arbeit von versteckten Angriffen auf Ihre Person zu unterscheiden. Also: War das jetzt freundlich, harmlos und konstruktiv oder aggressiv, persönlich und niveaulos? Auf Kritik reagieren Sie bestimmt und sachlich ("Sie liegen da leider falsch, was ich kurz beweisen möchte"), auf Provokationen antworten Sie überlegt und unberührt ("Es wäre schön, wenn Sie jetzt wieder über die Sache reden würden"). Sparen Sie sich beleidigende Konter, sonst eskaliert die Situation schnell.
  4. Auf Provokationen richtig reagieren: Natürlich können Sie versuchen, Ihren Gesprächsgegner mit verbaler Treffsicherheit zu übertrumpfen. Doch nicht immer ist diese ehrgeizige Methode erfolgreich. Abhängig von der Situation, müssen Sie die Taktik umstellen.
    A) Ruhe bewahren:: Da Provokationen - also persönliche Angriffe oder beleidigende Behauptungen - nur darauf abzielen, Sie zu verunsichern, sollten Sie Ihr Verhalten kontrollieren können. Bleiben Sie cool, souverän, sprechen Sie ruhig und argumentieren Sie sachbezogen. Nur dann erkennen Sie unlogische Argumentationen und entdecken unterschwellige Botschaften.
    B) Gefühle erkennen: Hinter ironischen und bissigen Bemerkung von Kollegen verbergen sich oft persönliche Gefühlsregungen wie Neid oder Konkurrenzdruck. Ergründen Sie durch eine kurze Nachfrage, ob Ihr Kollege vielleicht einen ganz allgemeinen, privaten Ärger am Hals hat. Nicht jeder Verdruss muss etwas mit Ihnen zu tun haben.
    C) Einfach ignorieren: Gar nicht zu antworten ist auch ein sehr aussagekräftiges Verhalten. In vielen Situationen hilft es, dumme Sprüche und provozierende Bemerkungen zu ignorieren und schweigend über sie hinwegzugehen. Sich nicht auf den aggressiven Stil Ihres Gesprächspartners einzulassen, spart Energie und Nerven. Darüber hinaus signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass man Sie nicht aus der Ruhe bringen kann.
    D) Motive ergründen: Hat sich Ihr Gegenüber in eine Provokationsphase hineingesteigert, sollten Sie in sachlichem Tonfall Nachfragen stellen. Fordern Sie ihn auf, konkrete Beispiele zu nennen. Nur so können Sie erfahren, ob persönliche Beweggründe hinter dem Angriff stecken. Erhalten Sie keine konstruktive Antwort, dann müssen Sie bei ärgerlichen Bemerkungen hartnäckig weiterfragen. Und zwar so lange, bis er aufgibt.
    E) Verallgemeinerungen zurückweisen: Wenn Ihr Kollege etwa behauptet: "Sie sind ja unmöglich", können Sie folgendermaßen antworten: "Wie meinen Sie das eigentlich? In welchen Situationen war ich denn unmöglich? Wann haben Sie das erste Mal gemerkt, dass ich so unmöglich bin?" Diese Frage-Strategie bringt Ihnen Zeit und fordert Ihren Gegner auf, seine Verallgemeinerung zu konkretisieren.
    F) Zustimmung signalisieren Einige Gesprächspartner lassen nur ihre Meinung gelten. Befinden Sie sich in einer Situation, in der Ihre Argumente sinnlos abgeschmettert werden, können Sie Ihrem Gegenüber auch bedingt auf seine Sicht der Dinge zustimmen. Mit der Ja-aber-Taktik stimmen Sie dabei lediglich einem Teil seiner Argumente zu. Gleichzeitig bringen Sie Ihrem Gesprächspartner auch eine auf den Inhalt seiner Aussage bezogene Wertschätzung entgegen. Das besänftigt ihn. Wer sich akzeptiert und verstanden fühlt, ist offen für andere Gedanken - das minimiert das Risiko einer weiteren Konfrontation.

Hier erfahren Sie, wie Sie sich schriftlich optimal ausdrücken. Auch für heikle Situationen im Büro haben wir Tipps parat. Und in diesem Artikel verraten wir Ihnen, was Sie neben verbalen Fertigkeiten zu einem Bewerbungsgespräch mitbringen sollten.

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 20.09.2023