Reisebericht: Sporturlaub auf Mauritius

Sport-Test
Sporturlaub auf der Trauminsel Mauritius

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Sporturlaub auf der Trauminsel Mauritius

Traumreiseziel Mauritius im Sport-Test
Foto: Marco Demuth

Langsam tropft mir der Schweiß von der Stirn in den weißen, makellosen Sand. Noch einmal 20 Liegestütze. Mein Blick schweift vom türkisblauen Meer nach links. Dort cremt sich gerade eine Frau die Beine mit Sonnenschutz ein. In diesem Moment ermahnt mich die durchdringende Stimme von Fitness-Coach Didier: „Up, up, up! Let’s go!“ Es geht im Dauerlauf um die kleine Halbinsel der großzügigen Hotelanlage an der Nordostküste von Mauritius – jetzt bereits das dritte Mal. Vorbei an Kokosnusspalmen, spazierenden Pärchen und der Cocktailbar, an der sich einige Gäste am frühen Abend schon mit einem Sundowner zurücklehnen. Für mich geht’s auch nach unten, für Linien-Sprints auf alle Vieren.

Action-Sport im Honeymoon-Hotel?

Am Ende der Stunde habe ich Probleme, meine Wasserflasche zu halten. Denn das abendliche Football-Workout von Coach Didier Zama hat es in sich. Liegestütze, Burpees, Dips, Kniebeugen, Side-Steps, Sprünge über Pelonen und zur Erholung ein kurzer Sprint am Strand. Unter einem Aufenthalt im Paradies würde man sich eigentlich etwas anderes vorstellen. Was mache ich überhaupt hier? Für Liegestütze muss man schließlich nicht um die halbe Welt fliegen. Stimmt. Dafür nicht. Mauritius wirbt andererseits neuerdings nicht nur mit weißen Stränden und türkisblauem Wasser, sondern auch mit einem vielseitigen Sportangebot, zu Wasser, auf dem Lande und in der Luft. Action-Sport mitten zwischen Honeymoon-Hotels und Luxus-Resorts? Das mag ich nicht so recht glauben. Höchste Zeit es auszuprobieren.

Bereits der Weg nach Mauritius ist sportlich. Die Distanz ist nicht zu unterschätzen. Mauritius liegt im südwestlichen Indischen Ozean etwa 800 Kilometer von Madagaskar und zirka 1000 Kilometer von Afrika entfernt. Es gibt zwar einige Direktflüge von Deutschland, die meisten Besucher kommen aber mit dem einen oder anderen Zwischenstopp hier an. Auch für mich geht’s erst einmal 11 Stunden nach Johannesburg, Südafrika.

September ideal für Sportaktivitäten

Genug Zeit, noch einmal meinen Plan durchzugehen: In 5 Tagen, so viel Sport zu machen wie möglich. Beste Reisezeit für mein Vorhaben: die Nebensaison, zum Beispiel im September. In dieser Zeit sind viele der Hotels und Unterkünfte auf der Trauminsel im Indischen Ozean günstiger, es ist weniger los und die Temperaturen sind mit 17-25 Grad für alle möglichen Sportaktivitäten ideal. Nach einem Nachtflug lasse ich am Flughafen in Johannesburg die Afrika-Safari-Urlauber (gut zu erkennen an beigen Hosen, beigen Hemden und beigen Hüten) hinter mir und steige in die nächste Maschine Richtung Mauritius. Und nach knapp 4 Stunden kann ich sie auch schon sehen: ein großer grüner Fleck taucht mitten im Indischen Ozean auf. Ich bin erstaunt, wie groß und hügelig Mauritius ist. Die 1865 Quadratkilometer große Insel vulkanischen Ursprungs ist 64 Kilometer lang, 55 Kilometer breit. Selbst der Flughafen mit dem ewig langen Namen Sir Seewoosagur Ramgoolam International Airport (benannt nach dem ersten Premierminister von Mauritius) ist riesig, 2013 für etwa 4 Millionen Reisende jährlich eröffnet. Jetzt ist er menschenleer. Glück für mich. Flugs bin ich durch die Passkontrolle, schnell noch Geld getauscht (auf Mauritius zahlt man in Rupien, 40 Rupien sind etwa 1 Euro) und ab in den Bus.

Trauminsel aus scharfkantigem Zuckerrohr
Ob Mauritius den Beinamen Trauminsel zu Recht trägt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mit etwa 1,2 Millionen Einwohnern ist sie recht dicht bevölkert. Und nicht nur das. Überall, wo ich hinschaue, sehe ich Zuckerrohr. Rechts, links, die Felder reichen bis zum Horizont. Kein Wunder. Die Hälfte der Landesfläche von Mauritius ist mit Zuckerrohr bedeckt. Die Zuckerrohrindustrie ist immer noch einer der wichtigsten Industriezweige. Hinzu kommt, dass die Niederländer die Insel im 17. Jahrhundert fast komplett abgeholzt haben. Das sieht auch heute nicht gerade traumhaft aus. Nicht einmal für einen Toilettenstopp sollen sich die Zuckerrohrfelder eignen, wie mir Guide Minta ungefragt versichert: „Geh nie zum Pinkeln ins Zuckerrohr. Zack ist der kleine Georg weg. So scharfkantig sind die Blätter!“ Werde ich mir merken.

Chamarel - ein Paradies ohne Strand
Zweifel und Müdigkeit sind allerdings wie weggeblasen, als ich meine erste Unterkunft erreiche. Mitten im bergigen Dschungel der Region um Chamarel im Südwesten der Insel liegt dieLakaz Chamarel Lodge, eine 10 Hektar große Anlage mit nur 20 Bungalows, die versteckt in den angrenzenden Hügeln liegen. Schon die Bar, Lounge und der angrenzende Garten, in dem ich einen Willkommensdrink und ein kühles Handtuch (gibt’s zu jeder Gelegenheit auf der Insel) gereicht bekomme, hauen mich um. Ein Paradies – zwar ohne Strand, aber perfekt zum Entspannen! Wer kann hier an Sport denken? Zumal jeder Bungalow größer ist als meine Wohnung, einen eigenen Pool und einen Ausblick wahlweise in den traumhaften Garten oder über die Insel und den Ozean hat. Hier möchte man so schnell nicht wieder raus. Ich gehe trotzdem zum Abendessen... und verlaufe mich natürlich auf dem riesigen Gelände. Egal. Jedenfalls werde ich nicht die Lobby anrufen, um mich per Golfwagen abholen zu lassen. Ein echter Kerl findet immer noch selbst seinen Weg. 10 Minuten später sitze ich am Tisch mit Hotelmanager Warren, der ganz begeistert ist von unserer Idee, nicht faul am Pool rumzuliegen. So begeistert, dass er so viele Aktivitäten – so es sein Zeitplan erlaubt – mitmachen will. Das nenne ich die richtige Einstellung.