Darum solltest du deine Smartwatch nachts NICHT tragen

Schlafkiller Smartwatch
Darum solltest du deine Smartwatch nachts NICHT tragen

ArtikeldatumVeröffentlicht am 18.11.2025
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Businessman sleeping on bed.
Foto: GettyImages.de/Guido Mieth

Du trackst deine Workouts, deine Makronährstoffe und natürlich auch deinen Schlaf. Das Versprechen deiner Smartwatch klingt verlockend: detaillierte Datenanalysen für bessere Regeneration und gesteigerte Leistungsfähigkeit. Doch was, wenn dieser nächtliche Begleiter genau das Gegenteil bewirkt?

Orthosomnie – wenn Daten deinen Schlaf sabotieren

Der Begriff "Orthosomnie" beschreibt die zwanghafte Besessenheit, einen "perfekten" Schlaf zu erreichen - angetrieben durch die Daten von Schlaftrackern. Schlafforscherin Christine Blume von der Universität Basel bringt das Kernproblem auf den Punkt: Nutzer beginnen, den objektiven Daten ihres Trackers mehr zu vertrauen als ihrem eigenen Körpergefühl, wie sie in einem Interview mit Psychologie Heute erklärt.

Du wachst auf, fühlst dich ausgeruht, doch ein Blick auf die Uhr zeigt einen ernüchternden "Schlafscore" von nur 70 von 100 Punkten. Laut App war dein Tiefschlafanteil zu gering. Anstatt energiegeladen in den Tag zu starten, grübelst du: "Was habe ich falsch gemacht?" Dieser durch Daten induzierte Stress kann den gesamten Tag beeinträchtigen.

Das Problem: Smartwatches messen nicht deinen Schlaf – sie schätzen ihn. Ohne Zugang zu deinen Hirnströmen nutzen sie nur Bewegungen und Herzfrequenz als Hilfsgrößen. Studien vom Brigham and Women's Hospital und einer koreanischen Multicenter-Studie zeigen, dass die Genauigkeit bei der Schlafphasenerkennung erheblich schwankt: Während die Geräte Schlaf von Wachsein gut unterscheiden können (über 95 % Genauigkeit), liegt die Trefferquote bei der Unterscheidung von Tief- und REM-Schlaf nur zwischen 50 bis 86 % im Vergleich zur Polysomnographie im Schlaflabor.

Licht und Vibrationen stören deine Nachtruhe

Unser Schlaf-Wach-Rhythmus wird maßgeblich durch Licht gesteuert. Speziell blaues Licht im Bereich von 490 nm signalisiert dem Gehirn: "Bleib wach!" Als Reaktion wird die Produktion von Melatonin, dem zentralen Schlafhormon, aktiv unterdrückt.

Selbst ein kurzes Aufleuchten des Smartwatch-Displays – durch eine Benachrichtigung oder unbewusste Bewegung – genügt, um diesen Prozess auszulösen. Das kann das Einschlafen verzögern und die innere Uhr durcheinanderbringen.

Zusätzlich störend: Jede Vibration führt zu sogenannten "Micro-Arousals" – extrem kurze Weckreaktionen des Gehirns. Du wachst vielleicht nicht bewusst auf, aber dein Gehirn wird aus den tiefen, erholsamen Schlafstadien gerissen. Die Folge: fragmentierter, nicht-erholsamer Schlaf.

Melancholy mood, mental health. Life problems.
GettyImages.de/Riska

Hautprobleme durch nächtliches Tragen

Unter dem Armband deiner Smartwatch entsteht nachts ein feucht-warmes Mikroklima – der ideale Nährboden für Bakterien und Pilze. Die Kombination aus engem Armband, Körperwärme und nächtlichem Schweiß führt häufig zu:

  • Irritative Kontaktdermatitis: Dies ist eine Hautreaktion auf mechanische Reibung und eingeschlossene Feuchtigkeit, die zu Rötungen, Juckreiz und Pusteln führt.
  • Allergische Reaktionen: Nickel im Uhrengehäuse oder Chemikalien in den Armbändern können bei empfindlichen Personen allergische Hautreaktionen auslösen.

Ein juckendes, brennendes Handgelenk ist kaum die richtige Voraussetzung für erholsame Nächte.

So schläfst du ohne Smartwatch besser

Die effektivsten Methoden für besseren Schlaf kosten nichts und erfordern keine App:

Etabliere einen "digitalen Sonnenuntergang": Lege 60 bis 90 Minuten vor dem Schlafengehen alle Bildschirme weg – auch die Smartwatch. Nutze diese Zeit für:

  • Ein echtes Buch lesen
  • Entspannungsübungen oder die 4-7-8-Atemtechnik (4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden Luft anhalten, 8 Sekunden ausatmen)
  • Warme Dusche oder leichtes Stretching

Alternative Weckmethoden:

  • Klassischer Wecker: Ermöglicht es, das Smartphone komplett aus dem Schlafzimmer zu verbannen
  • Lichtwecker: Simuliert einen natürlichen Sonnenaufgang und unterstützt den körpereigenen Aufwachzyklus
  • Smarte Lösungen ohne Körperkontakt: Wecker-Apps, die erst nach dem Lösen von Matheaufgaben oder dem Scannen eines QR-Codes aufhören zu klingeln, oder programmierbare LED-Birnen

FAQ: Die häufigsten Fragen zum nächtlichen Smartwatch-Verzicht

Fazit