"Hast du dieses Jahr auch so viele Mückenstiche?" Vielen dürfte es in den vergangenen Wochen so vorgekommen sein, als leide Deutschland unter einer regelrechten Mückenplage. Stimmt das?
Teils-teils. Generell gibt Doreen Werner vom Leibnitz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung zwar Entwarnung: "Wir haben keine Mückenplage." Dass wir dennoch das Gefühl haben, momentan mit besonders vielen Mückenstichen zu kämpfen, liege eher daran, dass die beiden sehr trockenen und warmen Vorjahre ungünstig für die Vermehrung der Blutsauger war, so die Biologin. 2021 dagegen sei ein "ganz normales Mückenjahr."
Ein normales, aber aus Mückensicht auch gutes Jahr, muss man ergänzen. Denn durch die regenreichen Monate April und Mai in diesem Jahr haben sich die Wald- und Wiesenmücken optimal vermehren können. Auch der Brut der Hausmücke, die Wärme zur Vermehrung braucht, reichte die kurzen Hitzeperioden in diesem Sommer bisher aus.
Anders sieht es jedoch in den Flutkatastrophen-Gebieten aus. Dort kommen zur Wald- und Wiesen- und der Hausmücke 2021 noch die Überflutungsmücken. Werner: "Einige Regionen haben durch alle drei Faktoren zusammen jetzt tatsächlich ein erhöhtes Mückenaufkommen."
Um das herauszufinden, haben wir die 6 gängigsten Methoden zur Mückenabwehr – mit und ohne Chemie – von Experten erklären und bewerten lassen:
1. Elektrische Mückenlampen
Elektrische Mückenvernichter eliminieren Mücken mit großer Hitze. "Licht lockt Insekten in eine Falle, und wenn sie dort hineinfliegen, verbrennen sie in der Hitze", erklärt Boris Gnielka, Ausrüstungs-Experte beim Magazin "Outdoor“. Durch ein Gitter gelangen die Insekten zur Licht- und Hitzequelle, gleichzeitig schützt es uns, falls wir zu Nahe an die Stromquelle geraten sollten.
Fazit: Wo Licht hinkommt, zieht die Lampe Insekten effektiv an. Dafür ist aber Strom nötig und deshalb vor allem für Terrassen oder Campingplatz geeignet. Positiv ist, dass Lampen ohne Chemie auskommen und auch keinen fiesen Geruch verbreiten. Nachteil: Nicht nur Mücken werden von dem Licht angezogen. Und wer in die Falle gerät, stirbt. Nicht jeder kann das mit seinem Gewissen in Zeiten des zunehmenden Insektensterbens vereinbaren.
Unsere Empfehlungen:
2. Spiralen mit Duftstoff zur Mückenabwehr
"Solche Spiralen sondern einen mit Duftstoff versetzten Rauch ab, der Mücken vertreiben soll – dafür muss der Rauch aber erst einmal die Mücken erreichen", erklärt Gnielka skeptisch.
Fazit: Der Duftstoff wirkt gut – wenn der Wind richtig steht. Doch Vorsicht: Der Rauch kann bei manchen Menschen auch eine allergische Reaktion auslösen.
Unsere Empfehlungen:
3. Netze, die Mücken aussperren
Ein intaktes, feinmaschiges Netz lässt keine Insekten an dich heran und sorgt so für ruhige Nächte. "Vorsicht beim Öffnen! Da kommen gerne mal Mücken mit rein“, weiß Expert Gnielka aus Erfahrung.
Fazit: Ist nur über dem Bett und vor Fenstern wirklich sinnvoll, so Gnielka. Aber: Richtig angebracht ist es die effizienteste und tierfreundlichste Lösung.
Unsere Empfehlungen:
4. Armbänder als Mücken-Schreck
Die Hersteller versprechen, dass ätherische Öle bzw. Chemikalien im Band freigesetzt werden und sich die Insekten deswegen gar nicht erst in deine Nähe trauen.
Fazit: Wirkungslos, meint der Outdoorexperte: "Die Dosis ist zu gering, als dass Insekten vertrieben würden – meist setzen sie sich sogar direkt neben das Band."
Wenn du es dennoch einmal ausprobieren willst, unser Tipp:
5. Instektensprays gegen Mücken
Die meisten Insektensprays sind so genannte Repellents, deren Geruch abstoßend auf Insekten wie Mücken wirkt und sie vertreibt, ohne ihnen zu schaden. Viele dieser chemischen Insektenabwehrmittel enthalten Diethyltoluamid, kurz DEET. "Zugelassen ist dieser Stoff bis zu einer Konzentration von maximal 50 Prozent", erklärt Gnielka.
Alternativ steckt oft Icarnidin in vielen Mücken-Abwehr-Sprays, ebenfalls ein chemischer Stoff, der den Körpergeruch des Menschen überdeckt und laut Stiftung Warentest hautverträglicher ist und die Schleimhäute weniger reizen soll, dafür aber weniger lange wirksam ist. Zudem gibt es auch immer mehr Anti-Mücken-Sprays auf dem Markt, die ohne Chemie funktionieren sollen.
Fazit: Je höher die Konzentration an DEET, desto länger und besser wirkt der Schutz. DEET und Icaridin können jedoch die Augen reizen, Allergien auslösen und sollten von Schwangeren, Stillenden und Kleinkindern unter 2 Jahren nicht angewandt werden. Wer allergisch reagiert, sollte es mit Mitteln ohne Chemie versuchen. Aber: "Natürlicher Schutz wirkt meist nicht so gut", sagt Outdoorexperte Gnielka.
Unsere Empfehlungen:
6. Mücken-Fallen
Hier hält der Duftstoff nervige Insekten nicht ab, sondern lockt sie an. Mücken-Fallen bezeichnen sich selbst meist als "umweltschonend", weil sie ohne Insektizide auskommen. Aber: Aus so einer Falle gibt’s kein Entrinnen, die Mücken sterben qualvoll.
Fazit: "Der Duftstoff funktioniert – aber nur, wenn die Falle unmittelbar in der Nähe steht", so der Experte. Nebeneffekt: Auch nützliche Insekten tappen dort hinein. In Malaria-Gebieten und an Orten, wo die Tigermücke und das Dengue-Fieber verbreitet ist, mögen insektentötende Fallen ihre Berechtigung haben, aber kaum in in unseren Breiten.
Beispiel für eine Duft-Mücken-Falle:
Apropos Mückenfalle: Du kannst auch ganz offiziell als Mückenjäger tätig werden und dich auf mueckenatlas.com registrieren. Hier werden Freiwillige gesucht, die Stechmücken für die Forschung fangen und an das Leibnitz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung senden – alles im Namen der Wissenschaft.