Es gibt neue Leitlinien der Deutsche Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdruckes. Bisher galt ein Mensch als krank, sobald seine Blutdruckwerte bei 140/90 mmHg* oder höher lagen. Als normal gelten die Werte im Bereich von 120/80 mmHg.
Doch jetzt ist klar, dass Leute mit scheinbar unauffälligen 130/85 mmHg bereits stark gefährdet sind – hunderttausende von künftigen Bluthochdruck-Patienten ahnen noch nichts vom drohenden Gefäßkollaps. Und möglicherweise sind Sie einer davon.
Höchste Alarmstufe herrscht schon, wenn einer der beiden Blutdruck-Teilwerte erreicht ist – entweder 130 oder 85. Die erste, höhere Zahl ist der systolische Wert. Er wird gemessen, wenn die Herzkammer sich kontrahiert und mit voller Kraft Blut in den Kreislauf pumpt. Den zweiten, diastolischen Wert misst der Arzt, wenn der Herzmuskel erschlafft.
Neue Empfehlungen in den USA gehen sogar so weit, systolische Werte zwischen 120 und 139 sowie diastolische Werte zwischen 80 und 89 als Prehypertension (also Vorstufe zum Bluthochdruck) zu bewerten. 23 Millionen Männer, die sich bislang in Sicherheit wähnten, haben mit einem Mal ein echtes Gesundheitsproblem.
Herz-Kreislauf: Ursachen von Bluthochdruck

Um leben zu können, ist ein gewisser Druck in den Arterien ist unerlässlich. Hier erfahren Sie, wie der Überdruck in Ihren Adern entsteht. Ohne Druck würde sich das Blut niemals durch ein 100.000 Kilometer langes Röhrensystem aus Arterien und Venen bewegen. Erst recht würde nie ein Tropfen Blut das Gehirn erreichen, denn die Flüssigkeit könnte die Schwerkraft nicht überwinden.
Um Druck zu erzeugen, benötigt der Körper außer dem Herzen auch reichlich Muskelzellen, die ihre Arbeit in den Gefäßwänden der Arterien verrichten. Wenn das Gehirn einen zu niedrigen Blutdruck registriert, dann gibt es den Befehl an das Herz, die Pumpleistung zu erhöhen, oder es veranlasst eine höhere Anspannung der Gefäßmuskulatur. Oder es macht beides.
Die körpereigene Blutdruckregulation ist ein geniales System – das aber leider idiotisch einfach zu manipulieren ist. Essen Sie eine Tüte gesalzene Chips, werden die Nieren mehr Wasser zurückhalten, um das zusätzlich aufgenommene Salz zu verdünnen. Das Flüssigkeitsvolumen im Körper steigt.
Oder essen Sie sich ein Kesselchen an, so hat das Herz keine andere Wahl, als Mehrarbeit zu verrichten. Oder verstopfen Sie Ihre Arterien durch schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung, muss Ihr Herz stärker pumpen. Beruflicher Stress wiederum versetzt Herz und Gefäße in ständige Alarmbereitschaft. In all diesen Fällen ist das Endergebnis das gleiche: Bluthochdruck.
Im Gegensatz zu einer Dampflokomotive besitzen Sie kein Ventil, um den Überdruck herauszupfeifen. Kleine Gefäße – zum Beispiel im Gehirn – können durch die Druckbelastung platzen und einen Schlaganfall verursachen. Oder der hohe Druck beschädigt kleine Arterien, und an den Schädigungsstellen setzen sich Ablagerungen fest, die wiederum den Blutfluss behindern.
Bluthochdruck erhöht außerdem den Verschleiß der Gefäße. Mit den Jahren werden die Gefäßwände dicker und steifer. Das verringert die Pumpeffizienz des Herzens. Am Ende fließt alles Blut, das herausgepumpt wird, sogleich wieder ins Herz zurück. Der Kreislauf steht still, Sie kippen um, und der Leichenbeschauer schreibt Herzversagen auf den Totenschein.
Dem Gefässtod vorbeugen: Die Druckmacher

Alle Maßnahmen, die Sie gegen hohen Blutdruck in die Wege leiten, werden nur dann langfristig von Erfolg gekrönt sein, wenn Sie gleichzeitig die beiden größten Risikofaktoren im Griff haben: Rauchen und Übergewicht
Mal abgesehen davon, dass Zigarettenrauch den Lungen einen erheblichen Schaden zufügt, lässt das Nikotin Ihre Herzfrequenz ansteigen und sorgt für eine Verengung der Blutgefäße – und kann dadurch den Blutdruck in gefährliche Bereiche katapultieren.
Unnötiges Körperfett hängt nicht einfach so an Ihnen herum, sondern erfordert eine eigene Blutversorgung und erweitert so Ihr ohnehin schwer schuftendes Blutgefäßsystem um einige Kilometer zusätzliche kleine Arterien und Venen.
Das bedeutet, das Herz muss mit jedem Schlag zusätzliche Hindernisse überwinden und zusätzlichen Druck aufbauen, um dieses lästige Gewebe am Leben zu erhalten. Sobald Sie zehn Pfund Körpergewicht abschütteln, sinkt Ihr Blutdruck um zirka 5 mmHg. Dadurch sinkt nebenbei das Schlaganfallrisiko um 42 Prozent.
Weitere Risikofaktoren sind zu hohe Blutfettwerte und Zuckerkrankheit. Wer drei Risikofaktoren und gleichzeitig bereits einen nachweisbaren Schaden an Herz oder Blutgefäßen aufweist, erleidet mit 20- bis 30-prozentiger Wahrscheinlichkeit in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Dem Gefässtod vorbeugen: Druck ablassen
Lassen Sie es nicht so weit kommen, dass es ernst wird. Beginnen Sie jetzt sofort mit Gegenmaßnahmen, die Sie problemlos in Ihren Tagesplan integrieren können!
7.45 Uhr: Ein Shake am Morgen vertreibt alle Sorgen Nachdem Sie eine Runde durch den Wald gelaufen sind, gießen Sie sich einen schönen Bananen-Shake hinter die Binde. Denn Bananen enthalten extrem wenig Natrium – nur 1 mg pro 100 g Frucht– dafür aber reichlich Kalium (382 mg pro 100 g).
In einer Studie stellten amerikanische Wissenschaftler fest, dass Menschen, die unter einer Vorstufe von Bluthochdruck leiden, durch vermehrte Kaliumaufnahme ihren systolischen Wert um 2,5 mmHg senken konnten, den diastolischen Wert um 1,6 mmHg. Kalium hilft dabei, überschüssiges Natrium aus dem Blutkreislauf zu entfernen, und sorgt auf diese Weise für eine Erweiterung der Gefäße.

Beruflicher Stress belastet nicht nur Ihren Kopf, sondern verstopft auch das Gefäßsystem. „Fortwährender Stress über einen längeren Zeitraum verschiebt den Blutdruck auf ein höheres Niveau“, sagt Dr. Rollin McCraty, Forschungsleiter am HeartMath Institut in Kalifornien.
Sein Ratschlag: Ziehen Sie sich in Ihr Bürozimmer zurück – falls Sie in einem Großraumbüro arbeiten, suchen Sie einfach die Toilette auf. Setzen Sie sich hin und konzentrieren Sie sich für zehn Sekunden allein auf den Raum um Ihren Kopf herum: Atmen Sie dabei tief ein und aus und ersetzen Sie quälende Gedanken an negative Erlebnisse durch erfreuliche Erinnerungen aus der Vergangenheit.
„Wiederholen Sie diese Übung fünf- bis zehnmal täglich, an fünf Tagen in der Woche, um ein Absinken des Blutdrucks zu erzielen“, empfiehlt McCraty. Einer amerikanischen Studie zufolge sinkt der systolische Druck dadurch im Durchschnitt um 10 mmHg, der diastolische um 6 mmHg.
12.00 Uhr: Schluss mit Schinken und Gurken Eine einzige Scheibe geräucherter Schinken überschwemmt Ihre Blutgefäße mit 340 mg Natrium – das ist mehr als die Menge, die im Salz einer ganzen Brezel enthalten ist. Verzichten Sie deswegen beim Mittagessen auf Schinkenbaguettes, Salamipizza oder ähnliche Fleischsnacks.
Einer aktuellen Studie zufolge senkt eine Reduktion der gesamten täglichen Natriumaufnahme von 3300 mg auf 1500 mg bei leicht hypertonen Menschen den systolischen Blutdruck um 6 mmHg und den diastolischen Blutdruck um 3 mmHg.
Wenn Sie auf Fleischwaren nicht ganz verzichten möchten, dann wählen Sie einen Imbiss mit Putenbrust (enthält 97 Prozent weniger Natrium als der Schinken) oder magerer Leberwurst (71 Prozent weniger Natrium). Eventuell angebotene Gewürzgurken lassen Sie besser liegen. Eine dicke Gurke schlägt mit 410 mg Natrium ein.
Als Faustregel gilt: Nahrungsmittel aus der Dose oder aus dem Einmachglas strotzen vor Natrium. Normalerweise wird bei der Verarbeitung Kochsalz (Natriumchlorid) hinzugefügt.
Dem Gefässtod vorbeugen: Später Schutz
Den Tag haben Sie und Ihr Blutdruck gut überstanden. So verhalten Sie sich auch am Abend richtig
18.00 Uhr: Ausdauerlifting statt Bodybuilding Sie gehören zu jenen Männern, die beim Workout immer alles geben – die sich grenzwertige Gewichte auf die Stange schrauben und sich beim Laufen am Ende fast übergeben müssen? Dann sollten Sie etwas kürzer treten, wenn Ihr Blutdruck auffällige Werte erreicht.
Ein regelmäßiges moderates Workout-Programm reduziert einer Studie zufolge den Blutdruck um 3,8/2,6 mmHg (systolisch/diastolisch). „Ich empfehle diesen Leuten, im Bereich von 70 bis 85 Prozent der maximalen Herzfrequenz zu trainieren, um einen optimalen Effekt auf den Blutdruck zu erzielen“, sagt Dr. Michael Clark, Präventionsspezialist an der Cooper-Klinik in Dallas.
Schnelles Walking oder Laufen mit einem Schnitt von 5:15 Minuten pro Kilometer sind ideal. Im Kraftraum empfiehlt Dr. Clark so genanntes Ausdauer-Lifting. Drei Sätze mit zehn bis zwölf Wiederholungen bei 70 Prozent der Maximalkraft bringen Sie auf direktem Weg in den herzgesunden Bereich.
Das komplette Sportprogramm für eine Woche besteht aus je einem Tag Laufen, Schwimmen und Radfahren sowie jeweils ein oder zwei Tagen für Walking und Krafttraining. Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt für junge Betroffene mit einem grenzwertigen Blutdruck außerdem die Mannschaftssportarten Fußball, Handball, Basketball und Volleyball.
19.45 Uhr: Sesam, ich trinke Dich Indische Forscher stellten fest, dass der Blutdruck hypertoner Patienten, die nur noch Sesamöl an Stelle anderer Öle in der Küche verwendeten, von durchschnittlich 166/101 mmHg in nur zwei Monaten auf einen Mittelwert von 134/85 sank – ein phänomenales Ergebnis.
Der Grund liegt möglicherweise in mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die 44 Prozent des Sesamöls ausmachen, aber beispielsweise nur 9 Prozent von Olivenöl. Zusätzlich enthalten ist der Pflanzenstoff Sesamin, der die Aufnahme und Synthese von Cholesterin hemmt. Sesamöl eignet sich besonders gut für Salatsaucen und Fleischmarinaden.
22.30 Uhr: Nach zwei Runden Handtuch werfen Es gibt Fälle von Bluthochdruck, die ausschließlich durch Alkoholkonsum verursacht werden. Deswegen sollte der zweite Drink eines Abends auch Ihr letzter sein. In einer Studie stellten US-Wissenschaftler fest, dass ein oder zwei Gläschen am Tag den Blutdruck leicht senken. Drei oder mehr ließen den Druck allerdings um 10 mmHg (systolisch) beziehungsweise 4 mmHg (diastolisch) emporschnellen.
Es macht an sich keinen Unterschied, in welcher Form man den Alkohol zu sich nimmt. Men’s Health empfiehlt im Zweifelsfall einen Harvey Wallbanger. Dazu geben Sie 4 cl Wodka und 12 cl Orangensaft zusammen mit viel Eis in ein Longdrinkglas. Dann lassen Sie 2 cl Galliano (italienischer Kräuterlikör) vorsichtig aufschwimmen.
Der Vorteil dieses Cocktails ist: Orangensaft ist eine der besten Kaliumquellen und hilft deswegen, Ihren Blutdruck im gesunden Bereich zu halten. Außerdem schmeckt er gut.
Dem Gefässtod vorbeugen: Blutdruck richtig messen

Um festzustellen, ob man Bluthochdruck hat, muss man ihn korrekt messen können. Wir sagen Ihnen wie
Blutdruck-Messgeräte gibt es in zahlreichen Ausführungen. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Gerät zu Hause die richtigen Werte ermittelt, dann vergleichen Sie das Ergebnis am besten mit dem eines Quecksilbersphygmomanometers. Dieses klassische Blutdruck-Messgerät, das Sie von Arztbesuchen kennen, misst den Druck am genausten – vorausgesetzt, folgende Bedingungen sind erfüllt:
- Messung auf Höhe des Herzens: Entspricht der Mitte des Brustbeinknochens.
- Arm mit dem höheren Druck wählen: Sofern bei Ihnen die Werte des linken und des rechten Armes voneinander abweichen.
- Manschette mit richtiger Größe: Bei einem Oberarm-Umfang von 33 bis 41 cm benötigen Sie zum Beispiel eine 15 mal 30 cm große Manschette. Ist diese zu eng, liegt der Messwert zu hoch – und umgekehrt.
- Messung nach fünf Minuten Ruhe: Einflüsse wie Lärm, Stress, Sport, Alkohol und Zigaretten verfälschen den Messwert.
- Keine Weißkittel-Hypertonie: Bei manchen Patienten lässt schon der bloße Anblick eines Arztes den Blutdruck emporschnellen. Ob das bei Ihnen der Fall ist, checken Sie durch mehrfache Wiederholung der Messung oder Kontrolle zu Hause.
- Validiertes Messgerät: Die Deutsche Hochdruckliga (und internationale Organisationen) vergeben Prüfsiegel. Geprüfte Geräte messen besonders genau.
Dem Gefässtod vorbeugen: Ventile

Den Blutdruck mit Hilfe von Medikamenten irgendwie zu senken, ist an sich keine Kunst. Wichtig ist allerdings eine maßgeschneiderte Behandlung.
Dies sind die wichtigsten Mittel gegen Hypertonie:
- Betablocker: Blockieren Nervensignale, die den Befehl zur Blutdruckerhöhung geben. Geeignet für junge Menschen, Patienten nach Herzinfarkt, mit zu hoher Herzfrequenz oder bei Angina pectoris.
- Diuretika: Sorgen dafür, dass die Nieren mehr Urin ausscheiden. Das Flüssigkeitsvolumen im Körper sinkt, und dadurch auch der Blutdruck. Geeignet für ältere Menschen, Übergewichtige, bei Herzschwäche oder Nierenversagen.
- Calcium-Antagonisten: Erweitern die Blutgefäße. Ideal für ältere Menschen, Patienten mit koronarer Herzkrankheit oder zu hoher Herzfrequenz.
- ACE-Hemmer (ACE = Angiotensin Converting Enzyme): Erweitern Arterien. Besonders für junge Menschen, nach Herzinfarkt, bei Nierener- krankungen, Diabetes oder Potenzproblemen.
- Angiotensin-II-Antagonisten: Wirkung so ähnlich wie bei ACE-Hemmern, aber häufig mit weniger Nebenwirkungen.
- Alphablocker: Erweitern ebenfalls die Blutgefäße, aber auf andere Art. Besonders vielversprechend bei Menschen mit Atemwegserkrankungen.