Du hast dich nur einmal kurz an der Tischkante gestoßen und schon prangt an deinem Arm ein großer blauer Fleck. Der tut auch noch Tage später weh, obwohl das doch gar keine schlimme Verletzung war. In der Regel sind diese Blutergüsse aber nicht weiter dramatisch, nur nervig. Aber wieso bekommt man überhaupt die dunklen Beulen? Und können sie auch manchmal gefährlich sein? Das erklärt uns die Hämatologin Julia Wiederhold von der Hämatologisch-Onkologischen Praxis Altona HOPA.
Ein blauer Fleck, in der Fachsprache auch Hämatom genannt, ist ein Bluterguss unter der Haut. "Der entsteht, wenn kleine Gefäße kaputtgehen und Blut in das umliegende Gewebe sickert", erklärt Wiederhold. Nach kurzer Zeit gerinnt das Blut an dem Riss und verschließt ihn dadurch. Die typische Ursache für einen blauen Fleck ist eine stumpfe Verletzung wie eine Prellung oder eine Zerrung. Aber auch wenn an einer Stelle eine Quetschung oder ein starker Unterdruck auftritt (ja, die Rede ist hier vom Knutschfleck), können einzelne Gefäße reißen. "Das ausgelaufene Blut drückt dann gegen die Haut und umliegende Nerven, deshalb schwillt die Stelle an und schmerzt", erklärt Wiederhold.
Seine Farbe bekommt der Fleck übrigens von den verschiedenen Phasen, in denen er abgebaut wird. Zuerst verliert das eigentlich rote Blut den Sauerstoff und wird deshalb blau-lila. Nach einiger Zeit wandeln Enzyme das rote Hämoglobin in das grünliche Biliverdin und danach zum gelben Bilirubin um. Nach etwa zwei Wochen hat der Körper dann alles abgebaut und der Bluterguss ist verschwunden.
Einige Menschen neigen mehr zu Hämatomen als andere. Das kann zum Beispiel an der Hautfarbe oder dem Körperfettanteil liegen, denn bei dunklerer Haut oder weniger Unterhautfettgewebe sieht man die Blutergüsse nicht so leicht. Es kann aber auch an der individuellen Zusammensetzung deines Blutes liegen, vor allem an der Konsistenz. Eigentlich ganz logisch: Wenn das Blut dünnflüssiger ist, läuft mehr davon durch die kleinen Gefäßverletzungen aus und gerinnt langsamer. "Wie dick oder dünn das Blut ist, hängt einerseits von körpereigenen Faktoren, aber auch von der allgemeinen Lebensweise oder von bestimmten Medikamenten ab", sagt die Hämatologin. Schmerzmittel wie Aspirin können das Blut beispielsweise verdünnen.
Wenn du dir beim Sport oder im Alltag eine stumpfe Verletzung zugezogen hast, befolgst du am besten erst einmal die PECH-Regel:
Dadurch verhinderst du weitere Schäden und drosselst die Durchblutung an der verletzten Stelle. So kann weniger Blut aus dem Gefäß austreten und das Hämatom fällt kleiner aus.
"Ist der blaue Fleck aber einmal da, kann man wenig gegen ihn tun", so die Ärztin. Der Körper braucht dann einfach eine gewisse Zeit, um die Verletzung zu heilen und das Blut abzutransportieren. Es gibt nur einige medizinische Salben, die diesen Prozess ein wenig unterstützen können. Diese Sportsalben sollten Sportler kennen. Von Massagen, Wärme oder Bewegung rät Wiederhold dagegen ab: "Solche durchblutungsfördernden Maßnahmen führen nicht zu einer schnelleren Heilung, sondern verzögern sie sogar oft."
Du hast einen unschönen Bluterguss im Gesicht oder einen dicken Knutschfleck am Hals? Dann kannst du die Stelle mit Make-up abdecken. Aber schminke nicht einfach mit dem Puder deiner Freundin drauflos, sondern achte auf den richtigen Farbton. Eine ungewöhnlich braune Stelle am Hals ist nämlich genauso verräterisch wie der Knutschfleck selbst. Suche lieber in einer Drogerie nach einem sogenannten Concealer, dessen Ton ein kleines bisschen heller ist als deine Haut. Creme deine Haut erst mit einer Feuchtigkeitscreme ein und trage dann vorsichtig den Concealer auf. Verwische die Schminke danach, damit keine auffälligen Ränder zu sehen sind. Aber Vorsicht: Überschminke keine offenen Wunden, sonst kann sich die Stelle entzünden. Das sind die besten Make-up-Tipps für Männer.
Hast du einen schmerzhaften Bluterguss, kannst dich aber partout nicht erinnern, woher er kommt? Keine Sorge, in den allermeisten Fällen musst du dir auch dann keine Sorgen machen, wenn mal ein blauer Fleck ohne klare Ursache entsteht. "Hämatome an bestimmten Stellen oder in ungewöhnlicher Menge können allerdings auf ernsthaftere Probleme hinweisen", betont Wiederhold. Achte deshalb auf diese Warnsignale und sprich im Zweifelsfall mit einem/einer Ärzt:in:
Ein blauer Fleck ist meistens harmlos. Wenn du aber häufig Hämatome ohne erkennbare Ursache bekommst, du nach einer Verletzung Schwindel, Übelkeit oder Herzrasen spürst oder starke Schmerzen in dem Bereich hast, hol dir lieber frühzeitig ärztliche Hilfe.