Sie sind doch hohl im Kopf! Nein, das war keine Beleidigung, Sie haben tatsächlich mehrere Hohlräume im Schädelknochen. Diese Nasennebenhöhlen haben Sie bestimmt auch schon einmal gespürt, wenn Sie sich bei einer Erkältung nach vorne gebeugt haben und hinter der Stirn einen fiesen Druckschmerz spürten. Dann waren Ihre Nebenhöhlen verstopft und haben sich entzündet. Das kann schmerzhaft sein. Hier erfahren Sie, wie Ihre Nebenhöhlen auch bei diesem nasskalten Wetter frei bleiben.
"Die Nase mit den Nasennebenhöhlen ist Teil der Atemorgane. Ihre Aufgabe ist es, die Atemluft zu reinigen, zu erwärmen und zu befeuchten. Die Funktion der Nebenhöhlen selbst ist dagegen nicht ganz klar, das lufthaltige Höhlensystem macht den Schädel aber leichter. Außerdem spielen sie eine Rolle als Resonanzraum bei der Stimmgebung", beschreibt HNO-Arzt Dr. Stefan Tesche von der HNO-Praxis an der Oper in Hamburg.
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Die Nasennebenhöhlen sind luftgefüllte Aussackungen der Nasenhöhle, die um die Nase und hinter der Stirn sitzen. Sie sind über kleine Öffnungen, den sogenannten Ostien, mit der Nase verbunden. Die Schleimhaut an den Wänden transportiert Keime und Schmutz ab. Dabei wird ein Sekret produziert und auf sogenannten Flimmerzellen aus der Nebenhöhle in die Nase und von dort in den Rachen befördert.
Normalerweise reinigen sich die Nebenhöhlen konstant selbst. "Bei einem Virusinfekt schwellen jedoch die Schleimhäute in der Nase und manchmal auch an den Ostien an. So kann das Reinigungssekret nicht mehr aus den Nebenhöhlen abfließen. Das Resultat sind ein unangenehmer Kopfdruck und eine blockierte Nase", erklärt Tesche.
Auch wenn Sie eine Allergie wie Heuschnupfen haben und Ihre Nase ständig trieft, ist dieser Weg blockiert. Das Sekret sammelt sich dadurch in der Nebenhöhle und sie bekommen eine Nebenhöhlenentzündung, auch Sinusitis genannt. "Wenn die Nebenhöhle zu lange verstopft ist, können sich dort außerdem Bakterien vermehren und den Bereich zusätzlich infizieren", so der HNO-Arzt.
"60 bis 80 Prozent der Nebenhöhlenentzündungen entstehen durch einen vorherigen Virusinfekt", erklärt Tesche. Und der kann wiederum sehr ansteckend sein. Gerade in der Erkältungssaison sollten Sie deshalb darauf achten, Ihre Nebenhöhlen freizuhalten.
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Das Wichtigste bei einer akuten Sinusitis ist, die Nebenhöhlen freizubekommen, indem die Schleimhäute abschwellen und das Sekret abfließen kann. Diese Heilung schafft der Körper meistens allein, aber Sie können ihn unterstützen, indem Sie diese Tipps vom Arzt befolgen:
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Es gibt auch Hausmittel, die ebenfalls Hilfe versprechen:
"Zu der Wirksamkeit dieser Hausmittel gibt es aber keine verlässlichen Daten", erklärt Tesche. Wenn es Ihnen aber hilft und das Hausmittel sonst keine Nebenwirkungen hat, können Sie gerne darauf zurückgreifen.
Ihre Nebenhöhlen machen ständig Probleme oder der Infekt geht seit Monaten nicht weg? Dann können Sie Ihren Arzt fragen, ob eine OP helfen kann ist. "Eine Operation ist vor allem bei chronischen Verläufen oder sehr oft wiederkehrenden Nebenhöhleninfekten sinnvoll. Besonders gut sind die Erfolgschancen, wenn Engstellen der Abflusswege der Nasennebenhählen Ursache für das Problem sind, also die Ostia von sich aus zu eng ist", so der Arzt. Bei den minimalinvasiven Eingriffen über die Nasenlöcher werden diese Engstellen vergrößert. Bei chronischen Nebenhöhlenentzündungen mit Polypenbildung hilft eine OP dagegen selten wirklich langfristig. "Polypen sind eine Sonderform der Nasennebenhöhlenentzündung, die seit einigen Jahrzehnten stark erforscht wird", erklärt Tesche. Da hierbei aber die Schleimhaut selbst stärker erkrankt ist, kann man die Ursache schwerer behandeln und nicht einfach "wegoperieren".
"Die meisten akuten Nebenhöhlenentzündungen heilen ganz von selbst wieder aus, selten werden sie überhaupt chronisch", so der Experte. In Einzelfällen kann die Infektion aber auf die Augen oder die Hirnhaut übergreifen, dann bekommen Sie sehr starke Schmerzen in den Bereichen. In dem Fall müssen Sie sofort ins Krankenhaus und operiert werden!
Neben starken Schmerzen im dem Bereich gibt es ein weiteres Alarmsignal, auf das Ärzte achten: Nebenhöhlen sind in der Regel symmetrisch jeweils gesund oder entzündet. Ist aber eine Seite kerngesund, während die andere deutlich beeinträchtigt ist, deutet das darauf hin, dass ein Tumor vorliegt. "Krebs in den Nebenhöhlen ist extrem selten, es gibt aber Berufsgruppen wie Tischler und Schreiner, die viel Staub von Hartholz einatmen und ein höheres Risiko für bösartige Neubildungen haben", warnt Tesche. Am Anfang steht dabei oft ein einseitiger, teils blutiger Schnupfen. Auch in diesem Fall sollten Sie auf jeden Fall zum Arzt.
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Um die ein oder andere Erkältung in Ihrem Leben werden Sie wohl nicht herumkommen. Damit bei all dem Husten und Schniefen nicht auch noch Ihre Nebenhöhlen verstopfen, können Sie unsere Tipps befolgen. Dann sind Sie gegen die Erkältungssaison gewappnet.