Die Heuschnupfensaison läuft an und mit ihr die Nasen geplagter Allergiker. Bei knapp einem Drittel der Deutschen zwischen 18 und 79 Jahren ist mittlerweile irgendeine Allergie ärztlich festgestellt worden, am häufigsten Heuschnupfen, informiert der Allergieinformationsdienst. Deshalb tüfteln Wissenschaftler:innen an immer neuen Medikamenten, Methoden und Tools, um die Heuschnupfen-Symptome zu lindern. Wenn du betroffen bist, solltest du diese Vorgehensweisen gegen Pollenallergien kennen, die wir dir hier vorstellen.
Wichtig: Auf Outdoor-Workouts solltest du bei starkem Pollenflug verzichten. Bei unseren Trainingsplänen kannst du ganz easy deinen Wunsch-Trainingsort auswählen und so dein Workout nach drinnen verlegen:
Ist die Pollenallergie-Zeit länger und intensiver geworden ist?
Niesen, juckende Augen, Atembeschwerden – du könntest schwören, die Symptome waren noch nie so heftig wie in dieser Saison. Wahrscheinlich hast du recht, denn laut Umweltbundesamt blühen Erle, Birke und Haselnuss immer früher und produzieren noch mehr Pollen.
Mittlerweile ist es so, dass Pollenflug praktisch das ganze Jahr über stattfindet: Im November fliegen die letzten Gräser- und Brennnesselpollen durch die Luft, im Dezember tauchen dann bereits die ersten Haselnusspollen der neuen Saison auf. Schuld ist unter anderem der Klimawandel: Er verschafft den allergieauslösenden Pflanzenstoffen einen nie dagewesenen Boom.
Seit 1990 ist die Pollenmenge um 21 Prozent gestiegen. "Ich arbeite seit mehr als 10 Jahren als Allergologin, und jedes Jahr scheint das schlimmste aller Zeiten zu sein", bestätigt die US-Professorin Caroline Sokol von der Harvard Medical School in Boston. "Außerdem reagiert der Körper jedes Jahr stärker auf dieselben Allergene, was die Symptome zusätzlich verschlimmert."
Woran erkenne ich Heuschnupfen?
Bei wem in diesem Frühjahr plötzlich vermehrt die Nase läuft, der hat die Wahl: Man hat sich erkältet, Coronaviren haben einen doch noch erwischt oder man reagiert auf Allergene aus der Natur, Birkenpollen beispielsweise.
Ob dein Immunsystem gerade allergisch auf Pollen reagiert, erkennst du daran, dass deine Nase läuft und das Sekret sehr dünnflüssig ist, deine Nasenschleimhäute anschwellen, du häufig niesen musst, kratzende Halsschmerzen entwickelst und die Symptome draußen schlimmer sind als drinnen. Auch sind geschwollene Augen und Reizhusten bei Covid-19 und klassischen Erkältungen eher selten.
Was hilft gegen Heuschnupfen und Pollenallergie?
Die besten 7 Ansätze, um das Problem an der Wurzel zu packen, stellen wir hier vor:
1. Auf eine Allergie testen lassen
Manchmal ist es schwierig, die Symptome einer Virusinfektion, etwa einer Covid-Erkrankung oder einer Erkältung, von Merkmalen einer allergischen Rhinitis zu unterscheiden – das ist ein allergiebedingter Schnupfen. In beiden Fällen kommt es nämlich zur Entzündung der Nasenschleimhaut. Wer dabei auf Nummer sicher gehen will, sollte ärztlichen Rat einholen und sich untersuchen lassen.
2. Vorbeugen statt dauernd niesen
"Es ist deutlich leichter, eine Allergie zu verhindern, als sie zu behandeln, wenn sie schon ausgebrochen ist", sagt Sokol. Wenn die Immunreaktion des Körpers in Gang gekommen ist, verschlimmern sich die Symptome, weil ein heftiger, obgleich sinnloser Abwehrkampf in der Schleimhaut stattfindet. Der Körper geht dabei auf die Pollen los, als wären sie Krankheitserreger. Weshalb das so ist, hat man bisher nicht vollständig klären können. Sicher ist lediglich: Manche Menschen neigen zu Überempfindlichkeit, andere sind widerstandsfähiger.
3. Den Allergieauslösern die Tür vor der Nase zuschlagen
Pollen kann man zwar kaum komplett aus dem Weg gehen, denn sie können kilometerweit fliegen und es gibt sie in Deutschland nahezu überall, in mehr oder weniger starker Konzentration. Die Belastung lässt sich durch verschiedene Strategien jedoch reduzieren. Dazu gehört:
- Die Kleidung abends außerhalb des Schlafzimmers auszuziehen.
- Die Haare zu waschen, bevor man ins Bett geht.
- Lüfte deine Wohnung morgens zwischen 6 und 8 Uhr, dann ist der Pollenflug in der Regel noch gering.
4. Antihistaminika anwenden
Mit Antihistaminika lassen sich Heuschnupfen-Attacken zumeist gut behandeln. Sie blockieren die Wirkung des körpereigenen Botenstoffes Histamin. Dieser spielt bei allergischen Reaktionen eine Schlüsselrolle. Seine Freisetzung führt etwa dazu, dass Schleimhäute anschwellen und die Haut juckt.
Frühere Antihistaminika riefen als Nebenwirkung oft Müdigkeit hervor. Bei Präparaten der neueren Generation ist dies kaum der Fall. Je nachdem, wo es schnieft oder juckt, kann man Antihistaminika als Nasenspray, Tabletten oder Augentropfen nutzen. Wenn man zum ersten Mal von Heuschnupfen betroffen ist oder lediglich moderate Symptome hat, kann sich der Versuch lohnen, das Ganze mit einem rezeptfreien Antihistaminikum zu behandeln. Zu deren Wirkstoffen zählen Cetirizin und Levocetirizin, Loratadin und Desloratadin. Bei schlimmen Beschwerden ist ein ärztliches Rezept nötig, für Wirkstoffe wie Ebastin, Fexofenadin oder Rupatadin.
5. Den Feind zum Freund machen
Soforthilfe ist ja etwas Feines, aber es ist nicht der Heilige Gral der Allergologie, Rotznasen kurzfristig zu stoppen, sondern die Allergie an sich loszuwerden, am besten für alle Zeit. Zu dem Zweck gibt es die Hyposensibilisierung, die auch spezifische Immuntherapie (SIT) genannt wird. Dabei wird der Körper ohne Unterbrechung mit allergieauslösenden Pollenbestandteilen zugeballert, sodass er sich an deren Anwesenheit gewöhnt und in der Folge das Immunsystem weniger vehement auf sie reagiert.
SIT existiert in 2 Varianten. Entweder werden von ärztlichem Fachpersonal Spritzen verabreicht, damit der Extrakt direkt in die Haut gelangt. Oder – und das ist die neuere Methode – man muss nicht so häufig in ärztliche Behandlung, sondern tröpfelt sich eine allergenhaltige Flüssigkeit unter die Zunge beziehungsweise nimmt entsprechende Tabletten. In der ersten Saison ist bereits eine Besserung zu spüren, und nach 3 Jahren sollen die Heuschnupfen-Beschwerden zu 85 Prozent beseitigt sein.
6. Entzündungen entgegenwirken
Wenn die Antihistaminika nicht den gewünschten Erfolg bringen, kann man auch eine Behandlung mit Kortikoiden versuchen. Diese ähneln dem entzündungshemmenden Hormon Kortison. Auch hier gibt es Mittel, die rezeptfrei erhältlich sind, insbesondere Nasensprays mit einer relativ niedrigen Konzentration an Wirkstoffen wie Mometason, Fluticason und Beclometason. In schwereren Fällen wendet man diese ein paar Tage vor einem erwarteten Pollenflug an. Nächste Eskalationsstufe: verschreibungspflichtige Kortisontabletten, die etwa Prednison oder Prednisolon als Wirkstoffe enthalten.
7. Hausmittel & Tools gegen Heuschnupfen auslösende Pollen ausprobieren
- Sonnenbrillen und Masken: Draußen ist eine Sonnenbrille, die um die Augen herum so gut wie möglich abschließt, sowie Mund-Nasen-Masken hilfreich, damit nicht so viele Pollen in die Augen und die Atemwege gelangen. Seit der Coronapandemie wirkt man mit den Letzteren auch nicht mehr wie ein Alien.
- Nasenfilter: Das Anti-Pollen-Filtersystem Best Breath zum Beispiel besteht aus einem Filterträger aus medizinischem Silikon (in drei Größen erhältlich), den man sich in die Nasenlöcher schiebt und der auch beim Sport nicht herausfallen soll. Darin steckt man einen auswechselbaren Filter, der Partikel und Allergene von 20 bis 60 Mikrometer aus der Atemluft herauszufiltern vermag (also keine Viren oder Bakterien). Ähnlich funktioniert auch der Nasenfilter von WoodyKnows.
- Nasendusche: Nach einem Aufenthalt im Freien macht es Sinn, die Nase mit isotonischer Kochsalzlösung zu spülen. So eine Lösung kann man sich aus Leitungswasser und einer Prise Salz selbst anmischen oder fertig kaufen. Durch die Spülung werden die Schleimhäute von Pollen oder anderen Allergieauslösern sehr gut befreit und können dadurch Heuschnupfen-Symptome lindern. Spülen kannst du mit der hohlen Hand oder mit einer Nasendusche. Wichtig: Wenn die Nasenschleimhäute bereits angeschwollen sind, solltest du vor der Nasendusche ein abschwellendes Nasenspray benutzen, sonst kann die Flüssigkeit der Nasenspülung nicht optimal abfließen.
- Luftbefeuchter und -reiniger: Sie sind durchaus wirksame Mittel gegen die Pollenbelastung in Innenräumen, wenn auch nicht alleiniges Allheilmittel, d.h. die meisten Pollenallergiker werden um Medikamente trotzdem nicht herumkommen. Die Konsolen (z.B. von Philips) lindern mit feuchter Luft und Filtersystemen Heuschnupfensymptome wie Husten und juckende Augen. Viele Hersteller versprechen, bis zu 99 % der in der Raumluft enthaltenen Pollen entfernen zu können. Achte bei der Anschaffung darauf, dass die Leistung des Geräts die Raumgröße deines (Schlaf-) Zimmers abdecken kann, da gibt es große Unterschiede. Auch sollte es so leise arbeiten, dass du es nachts laufen lassen kannst.
Wen tränende Augen, eine tropfende Nase und ein kratzender Hals plagen, sollte zunächst Hausmitteln eine Chance geben. Bestenfalls wirst du schon aktiv, bevor die ersten Symptome einsetzen. Langfristig jedoch solltest du bei regelmäßigen, heftigen Heuschnupfen-Attacken eine:n Allergolog:in aufsuchen, damit sich aus dem Heuschnupfen keine Bronchitis oder ein Asthma entwickelt.