"Schnarchen entsteht durch Schwingungen im Bereich des Zungengrunds und des Gaumensegels, da sich die Muskulatur des Nasenrachenraums im Schlaf entspannt", sagt Schlafmediziner Dr. Holger Hein aus Reinbeck. Während bei Frauen weibliche Geschlechtshormone dafür sorgen, dass die Schleimhäute im Gaumen- und Rachenbereich elastischer sind, ist diese Region bei Männern in der Regel stärker verhärtet, was die Schnarchgeräusche intensiviert – ebenso wie eine nach hinten fallende Zunge.
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Auch eine behinderte Nasenatmung, verursacht beispielsweise durch Schnupfen, kann das Schnarchen auslösen. Rückenlagen, mehr als 20 Prozent Übergewicht und hoher abendlicher Alkoholkonsum verstärken den Effekt, so Hein. Eine skandinavische Studie liefert einen bislang unbekannten Grund für das nächtliche Sägen: Danach steigt das Risiko, später einmal regelmäßig zu schnarchen, um mehr als ein Viertel, wenn man als Baby Kontakt zu Hunden hatte. Krankheiten wie Lungen- und Mittelohrentzündungen erhöhen das Risiko ebenfalls signifikant, so die Mediziner der Unis Umeå und Uppsala.
Zudem widersprechen die Studienergebnisse früheren Erkenntnissen, wonach rauchende Mütter den Risikofaktor ebenfalls erhöhen würden. Lediglich junge Mütter steigern die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann später schnarcht. Für die Studie hatten die Mediziner 22.000 Erwachsene in Schweden, Norwegen, Island, Dänemark und Estland nach Atemwegsproblemen und Umweltfaktoren während der Kindheit befragt. Knapp ein Fünftel davon hat angegeben, regelmäßig und laut zu schnarchen. Gut zu wissen: Zwischen 30 und 60 Prozent aller Männer schnarchen, wobei der Anteil der Schnarcher mit zunehmendem Alter ansteigt. Erst nach dem 70. Lebensjahr nimmt die Neigung zu schnarchen wieder ab.
Gehörst du zu denjenigen, die nachts ganze Wälder abholzen? Dann ist es wichtig herauszufinden, ob du "nur" schnarchst oder nachts auch Atempausen hast. Denn das Schnarchen kann ein Symptom der sogenannten Schlafapnoe sein, die aufgrund der nächtlichen Atemaussetzer zu erhöhter Müdigkeit am Tag und Konzentrationsschwäche führt. Dadurch entsteht eine erhöhte Unfallgefahr, beispielsweise hinterm Lenkrad. Lass den Verdacht auf Schlafapnoe von einem Arzt abklären: Er kann im Schlaflabor oder mittels eines ambulant verwendbaren Messgeräts herausfinden, ob eine Schlafapnoe hinter deinem Schnarchen steckt. Dies ist bei etwa vier Prozent aller Männer im mittleren Alter der Fall.
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Untersuchungen zeigen, dass Anti-Schnarch-Hilfen wie Nasenpflaster, Nasenbügel, Lichtbrillen oder Kinnbinden meist nicht sehr wirksam sind. Durch eine nur nachts zu tragende Oberkieferschiene kann man versuchen, den Unterkiefer sowie die Zunge nach vorn zu ziehen und damit das nächtliche Sägen zu mindern. Auch Operationen am Gaumensegel können von den lästigen Schnarchgeräuschen befreien. Vor einer OP sollte aber sichergestellt sein, dass keine Atempausen auftreten und damit eine Schlafapnoe vorliegt.
Bevor du dich unters Messer legst, solltest du außerdem zunächst folgende sanfte Maßnahmen gegen das Schnarchen ausprobieren:
Weitere Tipps findest du im Netz, beispielsweise bei der Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Deren Website bietet sehr ausführliche, hilfreiche Ratgeber, Termine und Adressen von Schlaflaboren: www.uni-marburg.de/sleep/dgsm. Ebenfalls zu empfehlen ist die Online-Präsenz der Deutschen Akademie für Gesundheit und Schlaf. Hier gibt es verständliche Patienteninformationen, Veranstaltungen und Literaturempfehlungen: www.dags.de
Schrittmacher für Herz oder Gehirn sind bekannt. Dass es auch einen für die Zunge gibt, dürfte all diejenigen interessieren, die schnarchen. Forscher der Berliner Charité haben erstmals einen Schrittmacher implantiert, der den Zungenmuskel stimuliert und damit dem Schnarchen einen Riegel vorschiebt, da der Auslöser der nervigen Schnarchgeräusche effektiv bekämpft wird.
Der sogenannte Neurostimulator, der etwas kleiner ist als eine Streichholzschachtel, wird wie ein Herzschrittmacher unterhalb des Schlüsselbeines implantiert. Er überwacht die Bewegungen des Zwerchfells und die Atemfrequenz. Zieht sich das Zwerchfell beim Einatmen zusammen, sendet der Schrittmacher einen schwachen elektrischen Impuls an einen Nerv unterhalb der Zunge. Mit der Folge, dass die Zunge nicht erschlafft, die Luftröhre nicht blockiert wird und man ruhig und vor allem geräuschlos weiterschlafen kann.
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Doch es geht auch ohne OP! Diese Übungen zur Kräftigung der Gaumenmuskulatur, die du regelmäßig kurz vor dem Einschlafen ausführen solltest, helfen gegen das Schnarchen:
Extra-Tipp: Lerne Didgeridoo zu spielen! Wer regelmäßig in das traditionelle australische Instrument bläst, schnarcht weniger, besagt eine Schweizer Studie. Zudem komme es seltener zu nächtlichen Atemaussetzern, der sogenannten obstruktiven Schlafapnoe. Das liegt offenbar am Training der Muskeln, die für die Beherrschung des Instruments nötig sind: Das Spielen des Didgeridoos führt vermutlich zu einer Stärkung der Muskulatur der oberen Atemwege, so die Forscher der Zürcher Höhenklinik Wald.
Für die Studie mussten Freiwillige, die an Schlafapnoe leiden, täglich zum Didgeridoo-Unterricht. Eine andere Gruppe mit den gleichen Problemen nahm hingegen nicht am Musikunterricht teil. Das Ergebnis: Die Didgeridoo-Spieler schnarchten seltener und hatten weniger nächtliche Atemaussetzer, berichten die Wissenschaftler.
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Heftiges Schnarchen hat schon zu so manchem Beziehungsstreit geführt. Doch getrennte Schlafzimmer oder gar eine Scheidung müssen nicht die Folge der nächtlichen Sägearbeiten sein. Lass einen Arzt abklären, welche Ursache hinter deinem Schnarchen steckt und ergreife die empfohlenen Gegenmaßnahmen. So können du und deine Partnerin schon bald wieder in Ruhe durchschlafen. Lärm gibt es dann nur noch aus anderen Gründen im Schlafzimmer.