Vasektomie: Das sind die wichtigsten Fakten

Sterilisation des Mannes
Das sollte jeder Mann über die Vasektomie wissen

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Zuletzt aktualisiert am 05.12.2019
Kleiner Schnitt, große Wirkung: Was du über das Thema Sterilisation des Mannes wissen solltest
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Verhütung ist längst keine reine Frauensache mehr. In einer gleichberechtigten Beziehung entscheiden verantwortungsbewusste Kerle mit, wie verhütet wird. Wer mit der Familienplanung abgeschlossen hat oder definitiv weiß, dass er keine eigenen Kinder möchte, für den könnte eine Vasektomie, also die Sterilisation des Mannes, infrage kommen. Wir haben hier für dich alle Fakten und wichtigen Informationen zum Thema Vasektomie gesammelt.

Was ist eine Vasektomie?

Die Sterilisation des Mannes ist eine äußerst sichere Verhütungsmethode: In einer kurzen Operation, der sogenannten Vasektomie, werden die Samenleiter durchtrennt. Die Produktion der Spermien geht danach im Hoden zwar weiter, jedoch gelangen keine Spermien mehr ins Ejakulat – also in die Samenflüssigkeit. Auf diese Weise kann durch eine Vasektomie eine Schwangerschaft vermieden werden. Das müssen Männer über ihr Sperma wissen.

Im Vergleich zur Sterilisation bei Frauen – der sogenannten Tubenligatur, bei der die Eileiter durchgeschnitten beziehungsweise abgebunden werden – ist die Sterilisation bei Männern weitaus unkomplizierter und risikoärmer, da die Samenleiter in einer ambulanten Operation durchtrennt werden. Bei Frauen wird der Eingriff hingegen unter Vollnarkose durchgeführt und erfordert eine komplexe Bauch-Operation.

Eine Vasektomie ist die sicherste Verhütungsmethode
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Beeinflusst eine Vasektomie die Sexualität?

Die Vasektomie ermöglicht dir und deiner Partnerin unbeschwerten Sex und bietet eine schnelle, wirksame und dauerhafte Art der Geburtenkontrolle. Auf die Sexualität selbst hat die Vasektomie keinerlei Einfluss, das Gefühl bei der Ejakulation bleibt voll erhalten. Deine Lust auf Sex, deine Erektionsfähigkeit und die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron bleiben wie sie sind. Auch in Geruch, Aussehen und Konsistenz deines Ejakulats wirst du keinen Unterschied feststellen – nach einer Vasektomie fehlen darin lediglich die Spermien. Und keine Angst vor einem "Samenstau": Die weiterhin gebildeten, aber nicht weitergeleiteten Samen werden vom Körper natürlich abgebaut. Jedoch sollte man nach der OP eine Abstinenz von einem Monat einplanen.

Welche Sterilisations-Methoden gibt es?

Eine Vasektomie lässt sich mit traditionellem Skalpellschnitt, mit Laser oder ganz ohne Skalpell durchführen:

Gewöhnliche Vasektomie mit Skalpell oder Laser: Bei der klassischen Vasektomie handelt es sich um eine ambulante Operation, die in 10 bis 20 Minuten abgeschlossen ist. Zunächst wird die Leistengegend sowie der Hodensack lokal betäubt, eine Vollnarkose ist ebenfalls möglich. Der Samenleiter wird dann durch einen kleinen Einschnitt in den Hodensack hervorgeholt. Ein Teil des Samenleiters, zirka ein bis drei Zentimeter, werden nun entfernt und die beiden Enden verödet. Die verödeten Samenleiter werden nun in verschiedene Höhlen des Hodensacks gelagert, sodass sie nicht spontan wieder zusammenwachsen können. Selbstauflösende Fäden verschließen den Schnitt.

Non-Skalpell-Vasektomie: Hierbei handelt es sich um dieselbe Methode. Der Schnitt ist dabei jedoch so klein, dass keine Nähte verwendet werden. Hier genügt ein einfaches Pflaster als Verband und es bleiben nur minimale Einschnittsnarben erhalten.

Bei einer Vasektomie werden die Samenleiter durchtrennt
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Ist eine Sterilisation ohne OP möglich?

Eine neue Art der Sterilisation könnte allerdings beide OP-Varianten schon bald überflüssig machen: Per Ultraschall wird in einer neuen Methode der Samenleiter erhitzt und zusammengeschmolzen. Entwickelt hat das Verfahren, das noch nicht einmal von einem Chirurgen ausgeführt werden muss, der Amerikaner Nathaniel Fried zusammen mit seinen Kollegen von der Johns-Hopkins-Schule für Medizin in Baltimore.

Bei dieser Technik erfühlt der Arzt die Samenleiter im Hodensack und hält sie mit einer Klammer fest. In die Klammer ist ein Ultraschall-Leiter eingebaut, der die Wellen durch die Haut des Hodensacks auf den Samenleiter fokussiert. Innerhalb von 20 bis 50 Sekunden erhitzen die Schallwellen den Leiter auf 50 Grad Celsius und schmelzen so die Zellen zusammen. An der Oberfläche wird die Klammer währenddessen durch einen Wasserballon gekühlt. Die Zellen im Samenleiter sterben ab und verstopfen den Durchgang für die Samen. An Hunden hat Fried seine Methode schon ausprobiert. Aber bevor auch Männer damit ihrer Fruchtbarkeit ein Ende setzen können, muss er noch beweisen, dass die Methode 100 Prozent sicher ist und dass bei der Anwendung durch die hohe Temperatur kein Schaden an der Haut des Hodensacks entsteht.

Mit dieser einfachen und schnellen Methode der Ultraschall-Sterilisation möchte Fried mehr Männer animieren, die Verhütung selbst in die Hand zu nehmen. Außerdem wäre "die Ultraschall-Sterilisation besonders in Entwicklungsländern nützlich, wo nicht immer ein Chirurg und ein Krankenhaus in der Nähe sind", sagt Fried.

Noch Zukunftsmusik ist auch eine reversible Operation an Stelle einer Vasektomie. Simpel dargestellt wird es eines Tags eventuell möglich, eine Art Schalter zwischen den Samenleiter zu legen, den man an- und ausschaltet, je nachdem, ob man Kinder haben möchte oder nicht. Auch zu einer Injektion eines Polymers wird geforscht, der den Samenleiter verstopft und bei erneutem Kinderwunsch aufgelöst werden kann. "Diese Methoden könnten in Zukunft gegebenenfalls kommen, noch gibt es aber keine Zulassung", sag Dr. Frank Sommer, Universitäts-Professor für Männergesundheit am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf und Präsident der DGMG (Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit).

Welche Vor- und Nachteile hat eine Vasektomie?

Die Sterilisation zählt zu den sichersten Verhütungsmethoden, die ein Mann anwenden kann. Sie hat einen Pearl Index von 0,1 – das bedeutet, dass nach einer Vasektomie pro Jahr nur eine von 1000 Frauen ungewollt schwanger wird. Somit ist die Vasektomie sogar eine sicherere Methode zur Verhütung als die Pille, denn diese weist einen Pearl Index von 0,1 bis 0,9 auf. Nach der Operation kann es allerdings noch mehrere Monate dauern, bis der Mann wirklich unfruchtbar ist, denn nach einer Vasektomie befinden sich noch viele Spermien im den oberen Abschnitten des Samenleiters.

In jedem Fall sollte eine Nachkontrolle beim Arzt durchgeführt werden. Dieser kann dann ermitteln, ob alle Spermien ausgeschieden wurden oder ob eine Rekanalisierung, also eine spontane Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit, stattgefunden hat. Dies ist allerdings bei nur bei einem von 1000 Männern der Fall.

Tipp: Verhüte unbedingt mindestens drei Monate lang nach der Vasektomie mit Kondomen, um eine mögliche Schwangerschaft auszuschließen und warte ab, was die Nachkontrolle ergibt.

Nebenwirkungen nach einer Vasektomie sind sehr selten. "Man wird weder dick noch geht die Lust zurück", erklärt Dr. Sommer. Seine Empfehlung: Wer sich für eine Vasektomie entscheidet, sollte sich per Skalpell operieren lassen. "Bei der Non-Scalpel-Vasektomie riskiert man Hautrisse im Hoden", so Sommer. Nur ganz selten kommt es nach einer Vasektomie zu einer psychisch bedingten Potenzstörung.

Wie bei jedem anderen chirurgischen Eingriff bleibt auch bei der Vasektomie ein kleines Restrisiko: In ein bis zwei Prozent der Fälle kommt es zu Blutungen oder Infektionen. Etwa 5 Prozent der Männer klagen nach der Operation längerfristig über Folgeschmerzen an den entscheidenden Stellen.

Eine Vasektomie kann man rückgängig machen, doch eine Refertilisierung ist ein größerer Eingriff und auch teurer als eine Sterilisation
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Lässt sich eine Sterilisation rückgängig machen?

Wer mit dem Gedanken spielt, sich sterilisieren zu lassen, sollte sich umfassend informieren und die Vor- und Nachteile der Vasektomie gut gegeneinander abwägen. Denn eine Umkehrung des Eingriffs ist zwar grundsätzlich möglich, aber teuer und aufwendig. In diesem Fall wird eine erneute Operation erforderlich. Daran erkennst du, ob dein Sperma gesund ist.

Bei der End-zu-End-Anastomose werden die zwei freien Enden der Samenleiter wieder zusammengenäht. Ob die OP erfolgreich war, wird drei Monate später durch ein Spermiogramm geprüft. Entscheidend ist vor allem, wann die Vasektomie stattgefunden hat: Liegt die "Verschlusszeit" erst etwa drei Jahre zurück, sind nach der Umkehrungs-OP bis zu 97 Prozent der Männer wieder zeugungsfähig und in 76 von 100 Fällen werden ihre Partnerinnen schwanger.

Wird die Refertilisierung nach 8 Jahren durchgeführt, sind etwa 88 Prozent wieder fruchtbar, wovon 53 Prozent ein Kind zeugen. Generell ist dieser Eingriff mit wenigen Komplikationen verbunden und der natürliche Fruchtbarkeitsstatus kann in hohem Maße wiederhergestellt werden. Eine Geld-zurück-Garantie gibt’s aber natürlich trotzdem nicht! Überraschend: Relativ viele Männer bereuen ihre Vasektomie. "Bis zu zehn Prozent der sterilisierten Männer haben den Wunsch, diesen Eingriff wieder rückgängig zu machen", sagt Urologe Dr. Johan Denil aus Köln.

Drohen Erektionsstörungen nach einer Vasektomie?

Sollte das der Fall sein, wende dich an deinen Arzt. Dieser kann dann feststellen, ob dein Problem psychisch oder organisch bedingt ist. Manche Männer fühlen sich nach einer Vasektomie nicht mehr wie ein "richtiger Mann". In der Regel gibt es jedoch keinen Zusammenhang zwischen einer Vasektomie und Erektionsproblemen. "Trotzdem treten bei rund sieben Prozent der vasektomierten Männer nach dem Eingriff Erektionsschwäche auf", sagt Dr. Sommer. So verbesserst du deine Erektion.

Wenn das bei dir auftritt, solltest du bei deinem Arzt eine sogenannte Doppler-Durex-Sonographie durchführen lassen. "Dies ist eine entsprechende Ultraschalluntersuchung, die zeigt, wie gut die Durchblutung im Penis ist und wie gut das Blut im Penis gehalten wird", so der Experte. Mittels einer Biothesiometrie können zudem bei Bedarf auch die Nerven untersucht werden. Frage deinen Arzt vorab, ob er solche Untersuchungen durchführen kann.

Erektionsstörungen nach einer Vasektomie sind sehr selten und haben fast immer psychische Ursachen
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Wie hoch sind die Kosten einer Vasektomie?

"Eine Sterilisation wird meistens ambulant vom Urologen, gelegentlich vom Chirurgen durchgeführt", weiß Professor Hartmut Porst, Facharzt für Urologie in Hamburg, "In der Regel unter lokaler Betäubung, auf Wunsch auch unter Kurznarkose." Da die Sterilisation meistens einen nicht-medizinischen Grund hat und damit eine persönliche Entscheidung des Patienten ist, sind die Kosten selbst zu tragen. Diese belaufen sich in der Regel auf zwischen 400 und 500 Euro. Die Beratung, Nachkontrolle sowie Spermiogramm-Kontrollen sind im Preis mitenthalten.

Eine Umkehr einer Sterilisation, auch Vasovasostomie oder Refertilisierung genannt, ist wesentlich teurer. Diese Operation erfolgt immer unter Vollnarkose, dauert zwischen zwei und vier Stunden und kostet zwischen 2000 und 5000 Euro, da dieser Eingriff wesentlich aufwendiger als die Vasektomie selbst ist. Das sind die häufigsten Penis-OPs.

Podcast-Tipp: Auch bei den "Echten Papas" wurde das Thema Vasektomie schon besprochen, hier findest du das Gespräch:

Für wen ist eine Sterilisation die richtige Entscheidung?

Auch wenn die Vasektomie grundsätzlich umkehrbar ist, sollte die Entscheidung für eine Sterilisation endgültig getroffen werden. Dieser Eingriff kommt deshalb insbesondere für all diejenigen infrage, die keine weiteren Kinder mehr wollen oder sich hundertprozentig sicher sind, auch unter anderen Lebensumständen oder mit einer neuen Partnerin keinen Nachwuchs zu wünschen. Vielleicht, weil du nach drei Kids weißt, dass keine weiteren mehr dazukommen sollen, weil du dich zu alt für (weitere) Kinder fühlst oder weil eigene Kinder für dich grundsätzlich nicht infrage kommen – etwa, weil die Gefahr eines Gendefekts zu hoch ist oder eine Schwangerschaft für deine Partnerin ein zu großes Risiko darstellen würde.

Wichtig: Der Patient sollte nicht nur körperlich, sondern auch psychisch für eine Vasektomie bereit sein. Denn es kommt immer wieder vor, dass Männer darunter leiden, dass sie nach der Operation zeugungsunfähig sind – selbst wenn die Entscheidung dafür bewusst getroffen wurde.

Laut dem Vasektomie-Informationsportal sind Männer, die eine Vasektomie durchführen lassen, meist über 30 Jahre alt, seit Längerem in einer festen Partnerschaft oder Ehe und bereits Vater von einem oder mehreren Kindern. Lass dich in jedem Fall vor dem Eingriff umfassend von einem Facharzt beraten. Urologen, die Vasektomien durchführen, findest du zum Beispiel im Urologenprotal.

Eine Vasektomie ist die sicherste aller Verhütungsmethoden und medizinisch eher ein kleiner Eingriff – wenn auch mit großen Folgen. Aber: Bei häufig wechselnden Partnerinnen solltest du auch trotz Sterilisation zum Schutz vor Geschlechtskrankheiten nicht auf ein Kondom verzichten.