Body-Positivity, Inklusion und Körperakzeptanz
Diese Männer sind wahre Vorbilder

Stärke hat unterschiedliche Formen. Egal, ob schlaffe Haut, Dellen am Hintern oder Hüftspeck: Diese Männer haben das Gleichgewicht zwischen äußerem Anspruch und innerer Zufriedenheit gefunden. 4 sehr inspirierende Porträts
Diese Männer stehen für Body-Positivity, Inklusion und Körperakzeptanz
Foto: Celeste Sloman
In diesem Artikel:
  • Es ist okay, sich mehr für sein Inneres zu interessieren als für sein Äußeres
  • Es ist okay, sich um seinen Körper zu kümmern
  • "Ich liebe es, stark zu sein", Jim Arrington (90)
  • "Dein Körper ist nicht falsch, die gesellschaftlichen Erwartungen sind krass.", Ilya Parker (43)
  • "Das Gym ist ein Ort, dem ich vertrauen kann", Bari Glassman (31)
  • "Ich bin nicht mehr gewaltig und fett – ich bin gewaltig sexy", Martinus Evans (36)

So unterschiedlich diese Männer auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie lassen sich von nichts ausbremsen. Sie gehen ins Gym und ins Schwimmbad. Und im Sommer spazieren sie stolz am Strand entlang. Sie wissen, dass man in mehr als einer Hinsicht stark sein kann.

Es ist okay, sich mehr für sein Inneres zu interessieren als für sein Äußeres

Sein Bestes zu geben, Muskeln und Kraft aufzubauen, daran ist nichts falsch. Aber Stärke kann viele unterschiedliche Formen haben. Das ist die Botschaft, die dir diese Männer vermitteln wollen. Darum haben sie für uns ihre Hüllen fallen lassen, und das gleich in doppelter Hinsicht. Ob Bodybuilder Jim Arrington, der mit 90 immer noch täglich Gewichte stemmt, oder Martinus Evans, ein 158 Kilogramm schwerer Marathonläufer, keiner von ihnen predigt, dass man seinen Körper zwangsläufig so akzeptieren müsse, wie er ist. Sie sagen, dass es in Ordnung ist, wenn du willst, dass dein Körper anders aussieht. Wichtig ist nur, dass allein du entscheidest, wie er aussehen soll. Es ist okay, sich mehr dafür zu interessieren, wie dein Inneres funktioniert, als darum, wie dein Äußeres aussieht. Es ist okay, wenn du dich mehr um die Wände deiner Herzgefäße kümmerst als etwa um die Definition deiner Bauchmuskeln (es ist auch okay, sich um beides zu kümmern).

Es ist okay, sich um seinen Körper zu kümmern

Im Buddhismus gibt es ein Konzept, das "großer Geist" genannt wird. Das bedeutet, dass man den Blickwinkel so lange erweitert, bis man fundierte Entscheidungen treffen kann. Wenn es um Gesundheit geht, bedeutet das, deinen Blutdruck als das zu betrachten, was er ist. Gleiches gilt für deine Muskeln, dein Herz, dein Gewicht. Wie du dich fühlst, wenn du morgens aufstehst. Es bedeutet zu wissen, was diese Dinge für dich bedeuten. Sie sind nicht von Natur aus gut oder schlecht. Sie sind einfach so, wie sie sind. Man kann sie ändern, aber es geht nicht darum, ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder irgendwie auszusehen.

"Ich liebe es, stark zu sein", Jim Arrington (90)

US-Bodybuilder aus Los Angeles, der seit 1947 trainiert

Jim Arrington (90): US-Bodybuilder aus Los Angeles, der seit 1947 trainiert
Celeste Sloman
Jim Arrington (90): US-Bodybuilder aus Los Angeles, der seit 1947 trainiert

"Als ich etwa 14 Jahre alt war, sah ich in der Drogerie dieses Muskel-Magazin und konnte es kaum glauben: Sogar deren Unterarme waren riesengroß! Mein Vater besaß ein paar Stahlkugeln, die jeweils etwa 1,4 Kilo wogen. Ich begann mit ihnen zu trainieren. Mein Ziel war es, Mr. America zu werden. Aber nach 5 Jahren merkte ich, dass ich nicht wirklich die Gene dazu hatte. Das Geheimnis des Bodybuildings verriet mir Ken Waller, Mr. Universum 1975. Er riet mir, ich solle das tun, was für mich funktioniert. Na, vielen Dank auch, dachte ich. Aber im Grunde genommen ist es genau das, was man tun muss: ein wenig experimentieren, um dadurch herauszufinden, was für einen funktioniert. In meinem Alter ist der Körper noch anfälliger. In den letzten 5 Jahren hat sich mein linker Bizeps gelöst und im rechten hatte ich einen Riss. So etwas ist entmutigend, aber es ist so wichtig weiterzukämpfen. Also bin ich in die IFBB Pro League Legion Master Reno eingestiegen und trainiere im Gold’s Gym in Venice. Ich sehe da eine Menge Körper, und wenn ich mich mit ihnen vergleiche, bin ich ein Nichts. Aber diese Leute respektieren mich dafür, dass ich täglich dort hingehe, dass ich so bin, wie ich bin, und dass ich so alt bin, wie ich nun einmal bin."

Du möchtest auch im Alter starke Muskeln als Voraussetzung für einen gesunden Körper? Dann lad dir unseren Trainingsplan für den Muskelaufbau ab 50 herunter:

Dein Trainingsplan
Trainingsplan
Muskelaufbau für Männer ab 50
Muskelaufbau Ü50
  • Mit 25% Ernährungscoaching-Rabatt-Gutschein
  • Trainingsplan
  • Kurzhanteln, Trainingsbank, Miniband & Widerstandband nötig
  • 4 verschiedene Workouts + Warm-up
  • 27 Übungen in Bild und Video
mehr Infos
alle Pläne
nur14,90

Du bist bereits Kunde? Dann logge dich hier ein.

Nach erfolgreicher Zahlung erhältst du eine E-Mail mit einem Download-Link. Solltest du Fragen haben, sende eine Nachricht an fitness-shop@motorpresse.de.

"Dein Körper ist nicht falsch, die gesellschaftlichen Erwartungen sind krass.", Ilya Parker (43)

US-Aktivist für Fitness-Inklusion aus High Point

Ilya Parker (43): US-Aktivist für Fitness-Inklusion aus High Point
Celeste Sloman
Ilya Parker (43): US-Aktivist für Fitness-Inklusion aus High Point

"Mit Ende 20 beschloss ich, eine Geschlechtsangleichung vornehmen zu lassen, und zu der Zeit begann ich mit Sport. Da ich in einem ländlichen, konservativen Bundesstaat lebe, gab es nur sehr wenige Ärzte, die Trans-Patienten versorgen konnten – und wollten. Mein Arzt sagte mir, ich müsse abnehmen, obwohl dies nicht auf einer medizinischen Diagnose beruhte. Auch die Trainer, mit denen ich sprach, unterstützten mich nicht. Sie sagten Dinge wie: 'Du wirst immer eine Frau sein, du bist einfach nur fett.' Also beschloss ich, dass ich es mit meinem Know-how als Physiotherapeut auch allein packen könnte, und gründete 2014 einen mobilen Personal-Training-Service. Mein Ziel war es, die Fitness-Welt für transmaskuline Menschen neu zu gestalten. Und daraus entwickelte sich Decolonizing Fitness, ein Ressourcen-Zentrum für Menschen, die zum ersten Mal mit dem Training beginnen. Ich versuche den Leuten zu zeigen, dass es die Welt ist, die uns runterzieht. Es ist nicht so, dass du irgendetwas verkehrt machst oder dein Körper falsch ist. Die gesellschaftlichen Erwartungen, wie ein Körper aussehen und wie er sich bewegen sollte, sind krass, einschließlich der Annahmen, die auf ethnischer Zugehörigkeit, Körperbau und dem Geschlecht basieren. Ich bin mit meinem Körper im Reinen, weil ich weiß, wie ich andere unterstützen kann."

"Das Gym ist ein Ort, dem ich vertrauen kann", Bari Glassman (31)

Transidenter Food-und-Fitness-Fürsprecher aus Exton, USA

Bari Glassman (31): transidenter Food-und-Fitness-Fürsprecher aus Exton, USA
Celeste Sloman
Bari Glassman (31): transidenter Food-und-Fitness-Fürsprecher aus Exton, USA

"Als ich 21 war, erkannte ich, dass ich ein Mann bin, der im falschen Körper geboren worden ist. Nachdem ich mit meiner Transition begonnen hatte, fing ich damit an, mehr Muskeln aufzubauen und mir einen Körper zu schaffen, in dem ich mich wohler fühlte. Meine Brüste haben mich sehr verunsichert. Wenn ich ins Gym ging, trug ich stets mehrere Shirts übereinander. Ich hatte nie besonders große Brüste, aber sie haben beim Bankdrücken schon gestört. Vorletztes Jahr konnte ich sie dann endlich chirurgisch entfernen lassen. Die Narben sind groß, allerdings erfüllen sie mich auch mit hoher Wertschätzung für das, was mein Körper für mich getan hat.

In den sozialen Medien dreht sich alles um Vergleiche. Wie jeder andere tappe auch ich in diese Falle. Aber nachdem ich die Trans-Community online kennengelernt habe, stelle ich fest, dass es dort nicht darum geht, wer besser ist. Ich liebe es zu trainieren. Das Gym ist ein Ort, dem ich vertrauen kann. Ich liebe es, dass eine 5-Kilo-Hantel stets 5 Kilo wiegen wird, darauf ist Verlass. Wir sollten unsere Körper nicht dazu zwingen, perfekt zu sein. Wir sollten daran arbeiten, Frieden in uns selbst zu finden. Das ist für mich wahre Perfektion."

"Ich bin nicht mehr gewaltig und fett – ich bin gewaltig sexy", Martinus Evans (36)

Marathoni aus Detroit mit eigenem Blog ("300 pounds and running")

Martinus Evans (36): Marathoni aus Detroit mit eigenem Blog ("300 pounds and running")
Celeste Sloman
Martinus Evans (36): Marathoni aus Detroit mit eigenem Blog ("300 pounds and running")

"Mein Leben lang musste ich kämpfen. Von dem Moment an, als mir ein Mädchen in der Schule sagte, meine Titten seien größer als ihre. Dick zu sein war scheiße. Erst als ich anfing, Football zu spielen, wurde mein Körper plötzlich zum Vorteil. Aber wenn ich mein Shirt auszog, fühlte ich mich immer noch unwohl. Tief in mir drin glaubte ich, fett zu sein bedeute wertlos zu sein. Als ich 182 Kilo wog, suchte ich wegen einer Hüftverletzung den Arzt auf. Der sagte, ich müsse mit Laufen anfangen und abnehmen, sonst würde ich sterben. Als ich ihm sagte, dass ich einen Marathon laufen will, lachte er. Ich trainierte 16 Wochen lang und lief im Oktober 2013 den Detroit-Marathon. Im Ziel war ich voller Euphorie, fühlte mich unbesiegbar und wurde mir der Stärke meines Körpers bewusst. Jahre später streamte ich eine meiner Trainingssessions auf dem Laufband live auf Facebook. Ich war verschwitzt, also zog ich mein Shirt aus. Die Leute flippten aus. Ich überquerte quasi wieder eine Ziellinie und begann, meinen Körper nicht mehr als etwas Ekliges, sondern als etwas Schönes zu sehen.

Für andere sind mein Gewicht und mein Körper mit meiner Identität verbunden. Für mich ist meine Identität mit dem Laufen verbunden – und damit, Menschen, denen man sagt, dass sie etwas nicht können, zu inspirieren, ihnen zu zeigen: Doch, ihr könnt es!"

Die aktuelle Ausgabe
10 / 2023

Erscheinungsdatum 20.09.2023