Dass wir in naher Zukunft alle nur noch Grillen, Maden & Co. statt Steak oder Schnitzel essen werden, geistert schon seit Jahren durch die Medien. Doch im Alltag ist der Food-Trend noch nicht angekommen – bis jetzt! Der Grund, warum wir im Supermarkt bisher noch keine Produkte aus Insekten finden konnten, ist ziemlich banal: Sie waren schlichtweg nicht zugelassen.
Das hat sich am 1. Januar 2018 offiziell geändert: Seitdem dürfen Insekten und daraus hergestellte Produkte in Deutschland vertrieben werden und zählen laut EU-Verordnung zu den sogenannten "Novel Foods", also neuartige Lebensmitteln.
Insektenburger erobert die Supermärkte
Im Hintergrund gab es aber natürlich schon zahlreiche Firmen, die an revolutionären, insektenhaltigen Produkten getüftelt haben und nun auf den Markt bringen. Der wohl heißeste Kandidat unter ihnen: der Insektenburger des Osnabrücker Startups Bugfoundation, den es seit April 2018 in vielen Rewe-Märkten deutschlandweit zu kaufen gibt. Hergestellt wird der aus gemahlenen Buffalowürmern und sieht (fast) aus wie ein ganz normaler Burger – Ekelfaktor gleich null.
Der Insektenburger, den die Gründer auch in der Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen" pitchten, findet man seit Februar 2019 übrigens auch auf der Speisekarte des Burger-Restaurants "Hans im Glück". Die Fast-Food-Kette ist damit Vorreiter in Sachen Insektenburger.
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So schmeckt das Burger-Patty aus Buffalowürmern
Wir haben den Insektenburger von Bugfoundation natürlich probiert und waren positiv überrascht. Wer beim Reinbeißen jedoch einen fleischähnlichen Geschmack erwartet, wird womöglich enttäuscht sein, denn der Burger ähnelt eher einer Art vegetarischem Bratling. "Mega gut gewürzt! Finde ich um Klassen besser als so manches Veggie-Patty", urteilte Testerin und Men’s-Health-Food-Redakteurin Kathleen, während Runner's-World-Kollege Urs die "besondere Geschmacksnote" positiv auffiel. Gewürzt mit Zwiebeln, Senf, Tomatenmark und Sojasoße kommt er auch ohne Ketchup geschmacklich gut aus.
Übrigens: Beine, Fühler & Co. finden sich im Burger nicht, hier wurde nur Insektenmehl verarbeitet.
Ähnlichkeit mit einem Burger aus Rindfleisch hat er allerdings im Hinblick auf die Inhaltsstoffe: Der Kaloriengehalt des Insektenburger ist unwesentlich höher, dafür liefert er viel weniger gesättigte (ungesunde) Fettsäuren. Ein paar Kohlenhydrate stecken zwar drin, dafür aber auch mehr Protein.
*TK-Patty American Burger von Blockhaus
Der neuartige Burger hat allerdings seinen Preis: 2 Patties à 98 Gramm kosten etwa 6 Euro. Zum Vergleich: Der American Burger von Blockhaus (4 Stück à 125 Gramm) kostet genauso viel.
3 Gründe, in Zukunft mehr Insekten zu essen
Es gibt viele gute Gründe, Insekten zukünftig in seinem Speiseplan zu integrieren:
1. Insekten sind gesund und sehr nahrhaft
Haben Sie schon einmal eine Kuh im Ganzen verspeist? Wahrscheinlich nicht, denn auf unseren Tellern landet meist nur das – im Vergleich zu den Organen – nährstoffarme Muskelfleisch. Insekten dagegen können Sie dagegen sozusagen mit Haut und Haaren verspeisen und nehmen so alle enthaltenen Nährstoffe auf. Zwischen den verschiedenen Insekten-Arten variieren die Nährwerte zwar, sie liegen aber im Schnitt über denen tierischer Produkte wie Fleisch, Eiern oder Milch.
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Getrocknete Insekten, so wie sie in Deutschland zu kaufen sind, haben einen Proteingehalt von durchschnittlich etwa 50 Prozent, der Fettgehalt liegt bei etwa 20 Prozent.

Dabei handelt es sich zumeist um die gesunden essenziellen Aminosäuren und ungesättigte Fettsäuren. "Der Rest entfällt auf Ballast- und Mineralstoffe sowie auf Vitamine. Kohlenhydrate spielen hier in der Regel keine große Rolle", sagt Dr. Nils Grabowski von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, der seit 2006 zu dem Thema forscht.
2. Insekten entlasten die Umwelt
Laut Schätzungen der Vereinten Nationen wird die Weltbevölkerung bis 2050 um ein Drittel zunehmen – 10 Milliarden Mäuler sind es dann auf der Erde, die gestopft werden wollen. Die Kaufkraft bei Fleischerzeugnissen soll bis dahin um bis zu 85 Prozent gewachsen sein. Um die steigende Nachfrage zu befriedigen, müssten noch mehr Weideflächen geschaffen, noch größere Mengen an Wasser und Futtermitteln eingesetzt werden. All das bedeutet auch mehr CO2 und mehr Kuhfladen voll mit Stickstoff- und Nitratverbindungen.
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Die Lösung: Insekten! Die sind nach 6 bis 8 Wochen verzehrfertig und haben eine höhere Futterverwertungs-Effizienz: Aus 2 Kilo Futter entsteht 1 Kilo Insektenmasse, für 1 Kilo Rindfleisch braucht im Gegensatz 8 Kilo Futter.
Auch der Wassereinsatz ist deutlich geringer: 22.000 Liter für 1 Kilo Rindfleisch stehen nur knapp 8 Litern für 1 Kilo Insekten gegenüber. Von Platzansprüchen und Treibhausgasen wollen wir jetzt gar nicht erst anfangen.
3. Insekten zu essen, ist gar nicht eklig
Europäern dreht es beim Anblick von Insekten auf dem Teller schon mal den Magen um. Dabei ist das einfach nur Gewöhnungssache. Was wir als lecker oder eklig empfinden, hängt von der Kultur und Erziehung ab, mit der wir aufwachsen. "Insekten werden in Europa hauptsächlich mit Schmutz und Krankheit assoziiert", erklärt Grabowski. "Sie gelten als unhygienisch, und wir lernen von klein auf, dass man so etwas nicht in den Mund nimmt."
Mögliche Zwischenlösung: die Insekten zu Mehl vermahlen und so das Gehirn austricksen. So machen es tatsächlich die meisten Hersteller von Krabbeltier-Produkten. Insekten zu essen, ist also gar nicht so eklig, denn die meisten Produkte enthalten gar keine ganzen Würmer, Grillenbeine oder -flügel.
Insektenprodukte im Geschmackstest
Noch nie Insekten im Regal entdeckt? Dann schauen Sie in Zukunft mal ganz genau hin, denn Insektenprodukte gibt es mittlerweile nicht nur online, sondern auch im Supermarkt und in Drogerien. Wir haben uns auf die Suche gemacht und uns für Sie durch Pasta, Riegel, Schokolade, Müsli, Shakes gefuttert.
Bio-Riegel, mit Grillenmehl, um 3 Euro pro Stück
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Der Riegel mit Apfel-Zimt Geschmack konnte alle Tester überzeugen. "Schmeckt lecker fruchtig, ähnlich wie ein Obstriegel", urteilte Testerin Susan. Positiv: Der salzige Schokoriegel fand etwas weniger Anklang. "Er ist ein bisschen zu trocken und könnte auch etwas mehr Süße vertragen", urteilten die Testesser.
250 Gramm, hergestellt mit Insektenpulver aus Buffalolarven, um 4 Euro » hier bestellen über amazon.de
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Geschmacklich unterscheiden sie sich nicht von normaler Pasta, der Insektenanteil von 10 Prozent sorgt aber für einen stolzen Preis. Hat geschmeckt!
3 a) Insekten-Granola
150 Gramm, mit gemahlenen Buffalowürmern um 7 Euro » hier bestellen über amazon.de
"Knusprig und wenig süß" wurde das Granola von unseren Testessern empfunden, wobei einige sich etwas mehr Süße wünschten, andere das aber durchaus positiv beurteilten. Apfel und Ahorn konnte man herausschmecken. Insgesamt gefiel das Granola, der Preis schlägt jedoch mit gerade mal 4 Prozent Wurmanteil heftig zu Buche.
3 b) Bug Break Insekten-Riegel
mit gefriergetrockneten Buffalowürmern, um 3 Euro » hier bestellen über amazon.de
Der Insektenriegel war trotz der ganzen Würmer ganz schnell weg und konnte alle Tester überzeugen. Sesam und Mandeln geben ihm einen angenehm nussigen Geschmack. Einziges Manko: Auf 100 Gramm enthält er 38,5 Gramm Zucker, wenn auch in Form von Isomaltulose, die keine Karies verursacht.
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3 c) Dschungelade
mit gerösteten Mehlwürmern, 50 Gramm um 5 Euro
Die Schokolade, dekoriert mit kleinen Würmchen, schmeckt wie ganz normale Vollmilchschokolade. "Die Würmer darauf sind zwar knusprig, aber mehr Dekoration als dass sie geschmacklich herausstechen würden. Erinnert an eine Schokolade mit Crunch“, urteilte Testerin Jana.
Grillen geröstet und gewürzt in verschiedenen Geschmacksrichtungen, 7 Gramm um 4,50 Euro
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Hier mussten sich unsere Tester ganz schön überwinden, sich die ganzen Grillen in den Mund zu stecken. Beim Geschmacksurteil gab es geteilte Meinungen: Während einige die Grillen als aromatisch und lecker beschrieben, hatten andere das Gefühl, eine ranzige Nuss erwischt zu haben. Ein höherer "Knusper-Faktor" wäre wünschenswert.
Aus Buffalowürmern, 500 Gramm um 30 Euro » hier bestellen über amazon.de
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Der Insekten-Proteinshake war schnell zubereitet und löste sich gut. Allerdings schmeckte er etwas krümelig und hatte eine salzige Note. Ein bisschen schlucken mussten wir hier beim Preis. Wer noch mehr Insekten-Power möchte, kann sich von Isaac Nutrition auch Insektenmehl zum Kochen und Backen kaufen.
mit Grillenmehl, um 2,50 Euro
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Die Riegel überzeugten nicht nur geschmacklich, sondern auch mit ihren gerade einmal 7 Zutaten: kein zugesetzter Zucker, stattdessen Trockenfrüchte, Nüsse, Grillenmehl, Gewürze. Je nach persönlichen Vorlieben hatte unter den Testern jeder einen anderen Favoriten, zum Beispiel Erdnussbutter und Zimt.
Insekten zu essen, kostet wirklich kaum Überwindung, denn in den meisten Produkten wurde lediglich Insektenmehl verwendet. Beine und Fühler – Fehlanzeige! Wer mag, kann sich ganze, getrocknete Heuschreckenn oder Mehlwürmer auch online bestellen und damit ein wenig "Dschungelcamp"- Feeling ins heimische Wohnzimmer holen. Ein proteinreicher Snack für den TV-Abend sind die Krabbeltiere allemal.