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So schützen Sie sich vor Geschlechtskrankheiten George Rudy / Shutterstock.com

Geschlechtskrankheiten: Was du wissen musst

Geschlechtskrankheiten Das sind die gefährlichsten sexuell übertragbaren Infektionen

Das sind die 8 häufigsten Geschlechtskrankheiten, die jeden sexuell aktiven Mann treffen können. Woran du sie erkennst und wie du dich schützt

In diesem Artikel:

Geschlechtskrankheiten können jeden erwischen, der ein Liebesleben hat. Unsere Experten erklären, wie man sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt, und wie du eine mögliche Infektion früh erkennen und behandeln kannst.

Was sind Geschlechtskrankheiten?

Geschlechtskrankheiten werden genauer als "sexuell übertragbare Infektionen" (Sexual transmitted Infections, kurz: STI) bezeichnet. Der Überbegriff steht für Infektionen, mit denen du dich beim Sex anstecken kannst. Da die Symptome der Infektionen oft schwer erkennbar sind, werden sie häufig unwissentlich weitergeben. Doch keine Sorge: Die meisten STI sind mit Medikamenten behandelbar und hinterlassen keine bleibenden Schäden, sofern sie rechtzeitig erkannt werden. Leider sind STIs immer noch ein Tabuthema. Niemand spricht gerne über Jucken oder Ausschlag im Schritt, weswegen mit der Behandlung oft zu spät eingesetzt wird und so Folgeschäden drohen. 

Tipp vorab: Ein Kondom hilft gegen die allermeisten Geschlechtskrankheiten.

Wie kann man eine Geschlechtskrankheit bekommen?

Sexuell übertragbare Krankheiten gibt auf der ganzen Welt, einige sind in bestimmten Regionen mehr verbreitet als in anderen. Ausgelöst werden sie durch Bakterien, Viren oder Pilze. Wer wechselnde Geschlechtspartner hat, läuft höhere Gefahr, eine sexuell übertragbare Infektion zu bekommen, als Menschen mit festem Sexualpartner. Ungeschützter Sex birgt immer ein Risiko. Die Weltgesundheitsorganisation WHO ermittelte, dass sich täglich 1 Millionen Menschen neu anstecken. Allein mit Genitalherpes sind weltweit 500 Millionen Menschen infiziert. Wie genau eine Infektion beim Sex übertragen wird, hängt von der Art der Krankheit ab. Mögliche Ansteckungswege sind:

  • Küssen
  • Oralsex
  • Vaginalsex
  • Analsex
  • Petting
Wie werden Geschlechtskrankheiten übertragen?
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Orale Übertragung: Auch beim Küssen kann man sich anstecken

Wie kommen Erreger von Geschlechtskrankheiten in den Körper?

Die Erreger gelangen entweder per Körperflüssigkeit oder durch krankhafte Hautveränderungen über die feuchtwarmen Schleimhäute in den Körper. Die sind nämlich ein idealer Nährboden für die Erreger. Sie sitzen an: Mund, Auge, Eichel, After, Harnröhre, Schamlippen. Übrigens: Auch infiziertes Sexspielzeug kann Überträger sein. Deswegen solltest du unbedingt auf die Hygiene achten.

Wie gefährlich sind Geschlechtskrankheiten?

Ganz abgesehen davon, dass eine STI deine Mitmenschen gefährdet, kann eine nicht oder zu spät erkannte Krankheit auch für dich lebensbedrohlich sein. Unfruchtbarkeit, Krebs und chronische Erkrankungen können die Folge sein. Da eine bestehende Infektion außerdem die Schleimhäute beschädigt, tragen Infizierte ein höheres Risiko, sich zusätzlich mit einer weiteren Krankheit anzustecken.

Welche Krankheiten gibt es und woran erkenne ich sie?

Ein Interview mit Prof. Dr. Hartmut Porst, Facharzt für Urologie in Hamburg, gibt Aufschlüsse:

Das Kondom hat dich im Stich gelassen, als du es am dringendsten brauchtest? Und jetzt fürchtest du, dich mit einer Geschlechtskrankheit infiziert zu haben? Tipp zur Sofort-Hilfe: "Es kann helfen, zu urinieren, so werden Erreger aus der Harnröhre gespült", sagt Prof. Dr. Porst. Spül deinen Penis ab, reibe aber nicht daran. Sonst treibst du mögliche Erreger in kleine Wunden.

Symptome: Wenn es die Bakterien oder Viren doch geschafft haben, dich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit zu infizieren, ist die gute Nachricht: Du wirst die Infektion mit hoher Wahrscheinlichkeit erkennen. Bis auf HPV und HIV machen sich die meisten Geschlechtskrankheiten durch Brennen in der Harnröhre und Ausfluss bemerkbar, Herpes durch Bläschen und Geschwüre. "Dann sollte man sofort zum Urologen gehen und sich testen lassen", so Porst.

Wenn die Symptome wieder verschwinden, ist das leider kein Zeichen von Heilung. "Die Infektion kann weitergehen und wenn man sie verschleppt, kann es zu Folgeschäden kommen", sagt der Urologe. Und die willst du lieber nicht erleben: "Eine Entzündung der Harnröhre kann dazu führen, dass sie sich verengt und man Probleme beim Wasserlassen bekommt", so Porst. Mit einer aufwendigen Operation muss sie dann wieder geweitet werden. Außerdem kann es zu Nebenhodenentzündungen kommen, die im schlimmsten Fall sogar zu Unfruchtbarkeit führen. Zudem können die Erreger ins Blut übergehen und Gelenkerkrankungen verursachen. Deshalb: Lass dich mit Symptomen unbedingt untersuchen.

Die Symptome einer Geschlechtskrankheit
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Brennen beim Wasserlassen kann auf eine Infektion hindeuten

Untersuchung: "Der Urologe macht einen Harnröhrenabstrich oder prüft das Ejakulat", so Porst. Beim Harnröhrenabstrich wird eine Art Wattestäbchen in die Harnröhre geschoben und im Labor untersucht. Es kommen oft Mischinfektionen vor. Heißt: Hast du dir eine eingefangen, ist die nächste auch nicht weit. "Die Schleimhäute sind dann verletzlicher und damit anfälliger für Infektionen", erklärt der Urologe. Deshalb rät er: "Mann sollte nach 3 Monaten unbedingt auch einen Test auf HIV und Hepatitis machen." Erst nach dieser Zeit kann eine Erkrankung festgestellt werden.

Und was kostet so ein Test? Die Kosten übernehmen die Krankenkassen, wenn Symptome vorliegen. Den HIV-Test zahlt man selbst. Er kostet 10 bis 25 Euro.

Behandlung: "Die meisten Geschlechtskrankheiten sind mit Antibiotika behandelbar und heilbar, mit Ausnahme der durch Viren übertragenen Krankheiten wie HPV, Herpes und HIV/AIDS", so Porst. Sofern der zeitnah kontaktierte Arzt eine Ansteckung mit HIV für möglich hält, wird allen gesetzlich Versicherten eine PEP (Postexpositionsprophylaxe) kostenfrei angeboten. Eine Rückerstattung der Kosten durch den Versicherten findet nicht statt. Die PEP kann daher eine sehr sinnvolle Behandlungsmethode sein, über die sich jeder Patient beraten lassen sollte. Heilbar ist HIV nicht, aber: "HIV-Patienten haben heute eine nahezu normale Lebenserwartung.“ Die Behandlung der übrigen Geschlechtskrankheiten dauert durchschnittlich 7 bis 10 Tage. "Zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten zählen Mykoplasmen, Ureaplasmen, Chlamydien, HPV und Herpes", so Porst.

Du denkst, einmal und nie wieder? Leider nicht. "Gegen Geschlechtskrankheiten entwickelt man keine Immunität", erklärt der Urologe. Und noch eine schlechte Nachricht: "Während der Behandlung sollte man keinen Sex haben und die Partnerin auf jeden Fall über die Infektion informieren". Du befürchtest, eine Beziehungskrise heraufzubeschwören? Der Urologe weiß, wie du sie beruhigen kannst: "Chlamydien und Mykoplasmen beispielsweise kann man sich auch im Whirlpool holen", so der Experte. Auch unhygienische öffentliche Toiletten können ein Übertragungsort sein. Und damit deine Partnerin nicht als nächstes dich wieder ansteckt, sollte sie mitbehandelt werden.

Vorsorge: "Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich beim Sex mit gewerblichen Damen ansteckt, ist viel höher als bei einem One-Night-Stand". Deshalb gilt besonders im Rotlichtmilieu: Kondom verwenden. Um vor Infektionen sicher zu sein, solltest du auch beim Oralverkehr verhüten. Mit einem Lecktuch aus Latex oder einem aufgeschnittenen Kondom auf der Vagina schützt du dich.

Das sind die häufigsten Geschlechtskrankheiten

Laut der Weltgesundheitsorganisation gibt es rund 30 verschiedene Bakterien, Viren und Parasiten, die Infektionen auslösen können. In der folgenden Liste sind die häufigsten in Europa auftretenden sexuell übertragbaren Krankheiten aufgeführt.

Häufige Geschlechtskrankheit #1: Pilze (Mykosen)

Zwar sind Frauen viel öfter von Pilzerkrankungen betroffen, aber auch 10 bis 20 % aller Männer leiden an einer Pilzinfektion am Penis.
Symptome: Juckreiz, trockener, roter Ausschlag in der warm-feuchten Falte zwischen Hodensack und Oberschenkel. Später auch offene, wunde Hautstellen, aus denen Flüssigkeit austritt; Krustenbildung.
Ansteckung: Bösewicht ist der Hefepilz Candida albicans, der bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen wird.
Behandlung: "Sorgfältiges Waschen und gründliches Abtrocknen sowie Puder und Pilzsalben, in hartnäckigen Fällen Tabletten, sind die geeignete Behandlung", empfiehlt Dr. Haydar Karatepe vom Sexualmedizinischen Zentrum in Frankfurt am Main.

AIDS-Statistik
In den 70ern ließ die Pille das Kondom alt aussehen: Die Zahl der Syphilisfälle stieg. Im Zuge der Aids-Aufklärung holte das Kondom wieder auf. Seit einigen Jahren steigt jedoch die Zahl der Infektionen parallel zur Kondom-Müdigkeit wieder

Häufige Geschlechtskrankheit #2: Syphilis (auch: Lues, harter Schanker)

Früher wurde sie auch die Franzosenkrankheit genannt. Am häufigsten betroffen sind Männer zwischen 30 und 40 Jahren, oft durch gleichgeschlechtlichen Sex.
Symptome: Das Bakterium dringt vor allem über Schleimhäute ein, also an den Genitalien, am After und im Mund. Dort entsteht etwa 3 Wochen nach der Ansteckung ein verhärtetes Geschwür und der benachbarte Lymphknoten schwillt an. Schmerzen treten in Stadium I meist nicht auf. Unbehandelt greift die Krankheit innerhalb von einigen Wochen bis Monaten auf den gesamten Körper über (Stadium II). Es können Gliederschmerzen, Unwohlsein wie bei einer Grippe und Ausschläge auftreten, die oft als Allergien fehlgedeutet werden. "Die Symptome müssen jedoch nicht auftreten", sagt Dr. Eva Thoma-Greber, Spezialistin für sexuell übertragbare Krankheiten an der Hautklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. In Stadium III greifen die Erreger das Nervensystem an, was zu neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen und Lähmungserscheinungen bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen führen kann.

Ansteckung: Durch Hautkontakte zu den Geschwüren, die auch innerhalb von Vagina oder Rektum liegen können, und vor allem im Stadium II über Sperma, Scheidenflüssigkeit und Speichel. Kondome schützen weitgehend. Eine Ansteckung über andere Wege als durch Körperkontakt (etwa ein gemeinsames Handtuch) ist extrem unwahrscheinlich. 
Behandlung: Ob eine Infektion vorliegt, kann der Hausarzt mit einer Blutprobe feststellen. "Syphilis spricht gut auf Penicillin an", sagt Thoma-Greber. Die Behandlung dauert 2 bis 3 Wochen. Das Antibiotikum wird meist gespritzt, mitunter täglich.
Sonst noch was? Bis zum Abschluss der Behandlung darfst du keinen Sex haben. Der Arzt muss die Krankheit dem Gesundheitsamt (anonym) melden. Warne deine Sexualpartner. Schwangere müssen frühzeitig mit einer Therapie beginnen, um ihr Kind zu retten. Thoma-Greber: "Es kann im ungünstigsten Fall zu einer Totgeburt kommen."

Häufige Geschlechtskrankheit #3: Trichomonaden

Die Trichomonaden-Infektion ist eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten. Weltweit stecken sich laut Schätzungen der WHO jährlich rund 170 Millionen Menschen mit Trichomonaden an. Männer sind wesentlich seltener betroffen als Frauen.
Symptome: Verursachen milchigen Ausfluss aus der Harnröhre, Ziehen und Jucken am Penis, Nässen, Brennen, Entzündungen der Eichel und der Prostata. Hygiene mindert das Ansteckungsrisiko. Sind die Symptome schon da, hilft eine recht unproblematische Behandlung mit Medikamenten.
Ansteckung: Ausgelöst wird die Trichomonaden-Infektion durch den Parasiten Trichomonas vaginalis. Dieser siedelt sich gern im feuchtwarmen Klima der Vagina an und wird bei ungeschütztem Sex auf den Partner übertragen. 
Behandlung: Die Infektion wird in der Regel mit einer 1-wöchigen Antibiotika-Behandlung geheilt. Um sich vor erneuter gegenseitiger Ansteckung zu schützen, sollte der Partner sich ebenfalls der Tablettenbehandlung unterziehen.

Häufige Geschlechtskrankheit #4: Chlamydien und Mycoplasmen

Die Chlamydien-Infektion ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Junge Frauen sind anatomisch bedingt besonders von einer Infektion mit Chlamydien gefährdet, da sich bei ihnen der Muttermund leichter infizieren kann.

Besonders junge Frauen sind von Chlamydien betroffen
Dmitri Ma / Shutterstock.com
Junge Frauen sind, anatmoisch bedingt, anfällig für Chlamydien

Symptome: Großer Harndrang und schmerzhaftes Harnlassen, schleimig-gelblicher Ausfluss und morgens verklebter Harnröhrenausgang. Die Infektion verschwindet in etwa 50 % der Fälle von selbst. Wenn sie es nicht tut, kommt’s zu schmerzhaften Unterleibsentzündungen und Unfruchtbarkeit wegen Verletzungen am Samenleiter. 
Ansteckung: Die Ansteckung erfolgt über Genitalsekrete. Die Ausbreitung von Chlamydien nimmt zu. Bei einer Studie mit mehr als 5000 Patientinnen waren rund 4 % infiziert, bei Frauen, die Kontakt mit 3 bis 5 Partnern in den letzten 5 Jahren hatten, sogar 9 %. Eine infizierte Schwangere kann die Chlamydien bei der Geburt auch auf das Neugeborene übertragen.
Behandlung: Die Infektion wird mit Antibiotika behandelt. Je nach Präparat erfolgt eine einmalige oder eine bis zu 2-wöchige Einnahme.
Sonst noch was? Weil sich in Deutschland pro Jahr schätzungsweise rund 300.000 Frauen mit Chlamydien infizieren und etwa ein Drittel davon aufgrund einer Chlamydien-Infektion unfruchtbar werden, ist es für Frauen empfehlenswert, einmal im Jahr beim Frauenarzt einen Chlamydien-Test durchführen zu lassen.

Häufige Geschlechtskrankheit #5: Feigwarzen

Neben Herpes Genitalis und Chlamydien gehören die Genitalwarzen, im Fachjargon Kondylome genannt, zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Vorwiegend Menschen zwischen 20 und 25 Jahren sind von der Viruserkrankung im Genital- und Analbereich betroffen. Die für Feigwarzen ursächlichen humanen Papillomaviren (HPV) erhöhen bei Frauen das Risiko für Gebärmutterhalskrebs.
Symptome: Zu erkennen an kleinen, weichen, schmerzlosen, rosa Warzenansammlungen auf der Vorhaut, an der Harnröhre, am Penisschaft oder am After. Bei Frauen treten die Warzen außerdem an den Schamlippen und am Scheideneingang auf.
Ansteckung: Ausgelöst werden Feigwarzen in der Regel durch sogenannte humane Papillomaviren (HPV), die in der Regel bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen werden.
Behandlung: "Es gibt eine einfache, schmerzlose Methode, Feigwarzen zu behandeln, und zwar mit einer Salbe mit dem Wirkstoff Imiquimod. Sie stärkt die lokale Abwehr. Sie muss nur 3-mal wöchentlich aufgetragen werden, ruft keine Rötungen und Brennen hervor, ist effektiver als die bisherigen Verfahren", erklärt Professor Karatepe. Alternativen: flüssiger Stickstoff, Laser und Chirurgie.

Häufige Geschlechtskrankheit #6: Herpes

Sie ist eine der weltweit am häufigsten übertragenen Infektionskrankheit.
Symptome: Herpes Typ I (früher auch als labialis bezeichnet) kommt normalerweise an den Lippen, Typ II (genitalis) im Intimbereich vor. "Heute weiß man, dass beide Herpes-Arten auch an jeweils beiden Stellen auftreten können", erläutert Dr. Eva Thoma-Greber. Auch die Symptome sind gleich: kleine Bläschen sowie ein brennender und stechender Schmerz an den betroffenen Stellen. Im Genitalbereich werden die Bläschen oft sehr schnell aufgerieben.
Ansteckung: Laut Schätzungen sind bis zu 90 % der Bevölkerung mit Herpes infiziert. Bei manchen bricht die Krankheit nie aus, bei anderen immer wieder. Die Infektion erfolgt über Hautkontakt zu den akut befallenen Stellen. Kondome schützen nicht zuverlässig. Eine Ansteckung über Gläser oder Bestecke kann nicht völlig ausgeschlossen werden.
Behandlung: Bei begrenztem Lippenherpes reicht es oft, eine desinfizierende Salbe oder eine mit dem Wirkstoff Aciclovir aufzutragen. Bei häufigem oder großflächigerem Ausbruch muss die Substanz innerlich angewendet werden. Zusätzlich wird die befallene Region antiseptisch behandelt, um eine bakterielle Zweitinfektion zu vermeiden. Wenn es dich erwischt, solltest du – wie übrigens bei jeder sexuell übertragbaren Krankheit – den Arzt um die Fahndung nach anderen Geschlechtskrankheiten bitten, falls er es nicht ohnehin selbst vorschlägt. Unter Experten gilt: Eine kommt selten allein.
Sonst noch was? Ganz wird man die Herpesviren niemals los; immer, wenn das Immunsystem angeschlagen ist, können die Bläschen wiederkommen. Manchmal reicht ein Sonnenbrand. Sobald das charakteristische Kribbeln auftritt, sind Küssen und Sex verboten, auch mit Kondomen.

Häufige Geschlechtskrankheit #7: Gonorrhöe (auch: Tripper)

Der Tripper gilt als extrem ansteckend. Laut Schätzungen infizieren sich jedes Jahr 60 Millionen Menschen weltweit mit dem Erreger – Männer und Frauen gleichermaßen.
Symptome: 2 bis 5 Tage nach der Ansteckung mit Gonokokken tropft aus dem Penis eine gelb-weiße Flüssigkeit, und beim Pinkeln brennt es. Auch bei der Frau kann eitriger Ausfluss auftreten, das fällt aber oft weniger auf. Unbehandelt verschwindet dieser Fluor nach einigen Wochen wieder, die Infektion "steigt auf" und befällt beim Mann Prostata und Nebenhoden. Dann ist Tripper schwer zu diagnostizieren. Man kann sich auch anal sowie oral anstecken. Bei analer Gonorrhöe sind die Symptome wenig typisch, in vielen Fällen wird zunächst ein Ekzem vermutet. Von der oralen Gonorrhöe merkt ein Betroffener kaum etwas, sie ist aber trotzdem ansteckend.

Kondome schützen vor Infektionen
Patrick Foto / Shutterstock.com
Nur Kondome schützen Sie zuverlässig vor sexuell übertragbaren Krankheiten

Ansteckung: Durch intime Kontakte. Kondome schützen zuverlässig. Eine Ansteckung über gemeinsame Handtücher oder Klobrillen ist äußerst selten, aber denkbar.
Behandlung: Bei Verdacht auf Tripper wird ein Abstrich gemacht. Als Therapie bei der unkomplizierten frühen Form reicht zumeist die einmalige Gabe von Antibiotika.
Sonst noch was? Bis zur Heilung abstinent bleiben und die Sexualpartner informieren. Außerdem solltest du unbedingt nach vier bis zehn Tagen eine Kontrolluntersuchung machen lassen, denn die Erreger können gegen das Medikament resistent sein.

Häufige Geschlechtskrankheit #8: Hepatitis B

Rund 5 bis 8 % der Deutschen sind schon einmal an einer durch den Hepatitis-B-Virus ausgelösten Leberentzündung erkrankt. Bei jedem zehnten Betroffenen entwickelt sich die Infektion zu einer chronischen Krankheit.
Symptome: Die grippeähnlichen Anzeichen treten spätestens 6 Monate nach einer Ansteckung auf. Zu den Anzeichen von Hepatitis gehören unter anderem Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit, Durchfall, Appetitlosigkeit und Gelbsucht.
Ansteckung: Die Hepatitis-Viren befinden sich in allen Körperflüssigkeiten, die beim Sex ausgetauscht werden.
Behandlung: In den meisten Fällen heilt die Erkrankung von selbst aus. Ärzte verordnen in der Regel Bettruhe. Chronische Infektionen werden medikamentös behandelt.
Sonst noch was? Wirklichen Schutz gegen die Hepatitis-Infektion bietet eine Impfung.

Häufige Geschlechtskrankheit #9: Aids / HIV

Die Immunschwächekrankheit Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome) ist die gefährlichste sexuell übertragbare Infektionskrankheit.
Symptome: 3 bis 8 Wochen nach der Ansteckung können Fieber, Durchfall, Hautausschläge, grippale Beschwerden und auch Lymphknotenschwellungen auftreten. Die eigentliche Krankheit bricht erst Jahre später aus. Dann ist das Immunsystem durch das HI-Virus so weit geschwächt, dass Infektionen aller Art sowie bestimmte Krebsarten wie das Kaposi-Sarkom leichtes Spiel haben. Erstes Anzeichen ist oft eine Pilzerkrankung des Mundes (Soor).
Ansteckung: Durch Scheidenflüssigkeit, Sperma, Blut. Kondome schützen vor HIV. Am gefährlichsten ist ungeschützter Analsex, weil dabei oft kleine Verletzungen entstehen, über die das Virus den Körper entern kann. Auch Oralsex ist nicht ungefährlich und kann zu Aids führen. Ansteckung beim Küssen oder über gemeinsam benutztes Besteck ist nicht möglich, durch infiziertes Sexspielzeug, Rasierklingen und ärztliche Instrumente dagegen schon.

Ungefährlich: der Stich einer Mücke, die zuvor an einem Infizierten gesaugt hat. "Das Virus kann sich in Mückenzellen nicht vermehren, da diesen der entsprechende Rezeptor fehlt", sagt Professor Lutz Gürtler von der Uni Greifswald. "Sie am Stechrüssel haftende Blutmenge reicht nicht aus für eine Infektion."

Behandlung: Ab der zweiten Woche nach der Ansteckung lassen sich Antikörper im Blut aufspüren. Sicher ausschließen kann man eine Infektion erst nach 3 Monaten. Der Test wird wiederholt, um Falschdiagnosen auszuschließen. Wer HIV-positiv ist, kann sofort mit der Medikamenten- Einnahme beginnen, muss es aber nicht. "Das hängt vom Zustand des Patienten ab", so Thoma-Greber. Um diesen einzuschätzen, ermittelt der Arzt mindestens alle 3 Monate die Viruslast und die Zahl der CD4-Zellen im Blut. Das sind die Immunzellen, die von den HI-Viren zerstört werden. Die Therapie umfasst immer 3 oder 4 Präparate, die die Viren in Schach halten. Welche Kombination ausgewählt wird, hängt davon ab, wie sie der Patient verträgt und ob sie bei ihm wirkt. Die Tabletten müssen zeitgenau eingenommen werden (alle 8 bis 12 Stunden) – sonst ist die Wirkstoff-Konzentration zeitweise zu gering, und die Erreger können resistent werden.

Eine Harvard-Studie unter Aids-Forschern hat für Aufsehen gesorgt. Danach schien das Immunsystem die Viren aus eigener Kraft in Schach halten zu können, wenn die Patienten innerhalb der ersten 180 Tage nach der Infektion eine hochaktive antivirale Behandlung (HAART) bekamen. Das Resultat gilt aber noch nicht als vollständig gesichert.

So überträgt sich Aids
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Bereits 2 Wochen nach einer Ansteckung mit Aids finden sich Antikörper im Blut

Sonst noch was? "Wenn man HI-Viren ausgesetzt war, scheint die sofortige Medikamenten-Einnahme das Ansteckungsrisiko deutlich zu verringern. Darauf deuten Erfahrungen mit medizinischem Personal hin, wenn sich jemand beispielsweise mit einem kontaminierten ärztlichen Instrument geschnitten hatte", sagt Thoma-Greber. Wer einen infizierten Partner hat, sollte sich vom Arzt über die Postexpositionsprophylaxe (PEP) beraten lassen – falls zum Beispiel mal ein Kondom reißt. Aber: Die bloße Angst nach einem One-Night-Stand genügt nicht für ein Rezept. Außerdem hat das Ganze auch schwere Nebenwirkungen.

Wie kann ich mich vor Geschlechtskrankheiten schützen?

Die verlässlichste Methode, um sich gegen Geschlechtskrankheiten zu schützen, ist den Wechsel der Geschlechtspartner so gering wie möglich zu halten. Ein Kondom schützt bei jedem Sex vor Erregern. Eine gute Intimhygiene kann das Risiko für Schmierinfektionen verringern. Gegen Hepatitis A und B und humane Papillomaviren (HPV) kannst du dich impfen lassen. Wenn du bei einer Partnerin Warzen oder Bläschen erkennen, meide den sexuellen Kontakt – auch Oralsex!

Habe ich mich angesteckt?

Weil die Symptome einer sexuell übertragbaren Infektion oft schwierig zu erkennen sind und sogar nach einigen Tagen nach der Ansteckung verschwinden, obwohl die Infektion noch da ist, ist es ratsam, beim kleinsten Anzeichen sofort zu einem Arzt zu gehen. Dann riskierst du keine Folgeschäden und Ansteckung anderer. Im besten Fall zu einem Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten oder einem Urologen. Frauen können auch den Frauenarzt aufsuchen. Außerdem besteht bei vielen Gesundheitsämtern die Möglichkeit, sich anonym auf eine STI testen zu lassen.

Diese Symptome sind verdächtig
Wenn du folgende Beschweren hast, solltest du nicht länger warten und den Arzt aufsuchen:

  • Brennen beim Wasserlassen
  • Hautveränderungen wie Warzen, Bläschen oder Ausschlag
  • Jucken im Genitalbereich und am After
  • ungewohnter weißer oder unangenehm riechender Ausfluss aus dem Penis oder Anus 
  • Schmerzen im Unterbauch, Penis oder Hoden

Manchmal gehen allgemeine Krankheitszeichen wie Fieber, geschwollene Lymphknoten, Müdigkeit, Halsschmerzen und Appetitlosigkeit mit der Infektion einher.

Wie untersucht der Arzt?
Die Untersuchung beim Arzt ist nicht schlimm und erledigt der Spezialist routiniert. Die wichtigsten Diagnoseverfahren sind:

  • Blutuntersuchung
  • Urinuntersuchung
  • Abstrich von Scheide, Harnröhre, Rachen oder Po
  • Blickdiagnose

Die Kosten übernehmen die Krankenkassen in der Regel dann, wenn Beschwerden oder ein konkreter Verdacht auf eine STI vorliegen – auch, wenn beim Partner oder der Partnerin eine sexuell übertragbare Krankheit bekannt ist.

Fazit: Kondome nie vergessen!

Man kann es nicht oft genug sagen: Um sich vor Geschlechtskrankheiten zu schützen, solltest du jederzeit ein Kondom tragen. Wer häufig wechselnde Geschlechtspartner hat, sollte noch vorsichtiger bei der Verhütung und der Hygiene sein. Geh beim kleinsten Anzeichen einer Infektion sofort zum Arzt, um dich selbst und deine Partnerin zu schützen.

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